Peter Schiff, Europacmetals.com, 03.09.2013

Der Sommer ist für die Edelmetalle traditionell eine schwache Jahreszeit, aber dieser Sommer begann mit einer echten Schlappe. In der letzten Juniwoche fielen Gold und Silber auf 2-Jahrestiefs in Höhe von USD 1.192 bzw. USD 18,61 pro Unze.

Zum Glück sind die Edelmetalle – nachdem sie ein wenig auf diesen Tiefstständen vor sich hindümpelten – nun wieder im Rennen. Gold konnte eine Rally von 20% und Silber von 32% hinlegen. Und diese bemerkenswerte Kursentwicklung setzt sich gegenwärtig weiter fort, und das obwohl die US-Notenbank nach wie vor mit einer Straffung ihrer Geldpolitik droht.

Die Short-Verkäufer sind erschöpft, was gemeinsam mit der schier unersättlichen weltweiten Goldnachfrage in einem recht volatilen Jahr nun doch noch für eine aufregende Entwicklung gesorgt hat.

Zurück in die Zukunft

In meinem letzten Goldartikel ging ich der Frage nach, wie wahrscheinlich es ist, dass es am Gold-Futures-Markt zu einem Short-Squeeze kommt. Da die auf Rekordniveaus notierenden Short-Positionen mit einem steigenden Goldpreis konfrontiert waren, ging ich davon aus, dass die Short-Verkäufer ihre Wetten eindecken müssten, indem sie die Kontrakte, bei denen sie short waren, zurückkaufen – und indem sie das tun, wird der Goldpreis in die Höhe getrieben.

Und obwohl ein vollumfänglicher Short-Squeeze bisher ausgeblieben ist und sich erst noch entwickeln muss, haben die Spekulanten ihre Shortpositionen bereits aufgegeben. In den ersten drei Augustwochen haben die Futures-Spekulanten ihre Netto-Longpositionen ausgebaut, und bis zum 20.08.2013 wurden die Netto-Longpositionen auf den Konten der Geldverwalter auf das höchste Niveau seit Februar aufgestockt. Der Futures-Markt hat einen so massiven Kurswechsel vorgenommen, dass die Brutto-Shortpositionen in der dritten Augustwoche auf ihren niedrigsten Stand seit April dieses Jahres fielen.

Das ist in der Tat eine ordentliche Trendwende – und das während einer Phase im Jahr, die gewöhnlich von den Bären dominiert wird. Und genauso wie ich es vorhersagte, trug diese Kehrtwende am Futures-Markt wahrscheinlich bedeutend zum Wiedererstarken von Gold bei.

Noch wichtiger als die Entwicklungen am Gold-Futures-Markt ist aber die anhaltende weltweite Goldnachfrage.

Atemberaubende Nachfrage nach physischem Gold

Während sich die westlichen Anleger noch nicht im Klaren darüber sind, ob Gold weiterhin ein guter Kauf ist, erachten die Anleger Asiens und der Schwellenmärkte diese niedrigen Preise als beispiellose Kaufgelegenheit und haben sich auf das Metall gestürzt. Da die aktuellen Daten zur physischen Edelmetallnachfrage so überwältigend sind, dürfte es Sinn machen, hier einfach ein paar wenige Highlights des zweiten Quartals 2013 aufzulisten:

  • Im zweiten Quartal 2013 wurde weltweit 53% mehr physisches Gold gekauft als im Vergleichszeitraum des Jahres 2012.
  • Die weltweite Nachfrage nach Goldschmuck ist im Vorjahresvergleich um 37% gestiegen.
  • Die weltweite Nachfrage nach Münzen und Barren kletterte auf einen Quartalsrekord von über 500 Tonnen.
  • Die weltweiten Zentralbanken haben ihre Nettogoldreserven nun bereits das zehnte Quartal in Folge ausgebaut.

Und diejenigen, die die Wirtschaftsentwicklung der Schwellenländer mitverfolgen, dürften diese Zahlen kaum überraschen. Die Indische Rupie ist in der letzten Augustwoche auf ein Rekordtief gesunken, während die südamerikanischen Länder derzeit unter einer tragisch hohen Inflation zu leiden haben. Besonders die brasilianische Währung wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen; sie fiel bei einer offiziellen staatlichen Inflationsrate von 6,15% auf ein 4-Jahrestief.

Vielleicht sind diese Fakten ja auch der Grund dafür, dass die Shortpositionen abgebaut werden – vielleicht waren es aber auch die Meldungen, dass ausländische Investoren im Juni das Rekordniveau von USD 40,8 Milliarden an US-Staatsanleihen abverkauft hatten.

Aber die US-Staatsanleihen waren nicht die einzigen US-amerikanischen Vermögenswerte, die auf den Markt flogen – die Zentralbanken von Indien, Indonesien und Südafrika haben diesen Sommer auch Dollarreserven abverkauft.

Vermeintlicher Gegenwind

Der stärkste Gegenwind, der der robusten physischen Goldnachfrage entgegenbläst, ist die lächerliche Auffassung, dass es eine Wirtschaftserholung gäbe, sowie die Drohung der US-Notenbank, die Geldpolitik zu straffen und die quantitativen Lockerungsmaßnahmen zurückzufahren. Ich bin einfach nur erstaunt darüber, dass die Finanzmedien diese Story nach so vielen Jahren immer noch völlig unterhinterfragt schlucken.

Die Medien ignorieren bequemerweise all die Daten, die die Behauptungen der Regierung, es gäbe eine Erholung, untergraben würden. So sind beispielsweise die Auftragseingänge für langlebige Güter im Juli um 7,3% eingebrochen – das ist er stärkte Rückgang seit August 2012. Langlebige Güter sind Güter, die länger als drei Jahre halten – also beispielsweise Flugzeuge, Autos, Gefrierschränke – und somit ein guter Stellvertreter für das wirtschaftliche Wohlergehen sind.

Anstatt sich mit diesem beunruhigenden Trend auseinanderzusetzen, konzentrieren sich die Medien lieber auf die sich angeblich aufhellenden Arbeitslosenstatistiken. Das macht aber nur Sinn, wenn man die Tatsache ignoriert, dass die Teilzeitjobs zunehmen, während die Vollzeitarbeitsplätze verschwinden – von den untertriebenen offiziellen Inflationsstatistiken und den aufgebauschten BIP-Wachstumszahlen (die ich kürzlich erst widerlegte) ganz zu schweigen.

Und dann wedeln die „Experten“ mit diesen fingierten Statistiken herum und erklären, dass die US-Notenbank nun allen Grund dazu hat, noch diesen Monat mit einer geldpolitischen Straffung zu beginnen. Und diese Tatsache soll dann auch noch extrem bärisch für Gold sein.

Eine Win-win-Situation für Gold

Was die Medienanalysten auslassen, ist, dass Gold so oder so profitieren wird, ganz gleich, was die US-Notenbank als nächstes tun wird.

Sollten die quantitativen Lockerungsmaßnahmen weiter anhalten – worauf ich tippe –, wird die Inflation weiterhin zulegen, und dann werden die Anleger harte Vermögenswerte als sichere Häfen benötigen.

Und selbst wenn die US-Notenbank noch vor Ende dieses Jahres eine geldpolitische Straffung durchführt, wird das daraufhin einsetzende Massaker am Anleihemarkt zu einer Lähmung des Eigenheimmarkts und der Wirtschaft ganz allgemein führen, was die Fed zu einem Kurswechsel zwingen würde. Eine Kehrtwende bei der Straffung wird zur Folge haben, dass die US-Notenbank vor den Märkten ihr Gesicht verliert, da dann endgültig vor aller Augen sichtbar wird, auf welch wackeligen Beinen die vermeintliche Wirtschaftserholung tatsächlich steht.

Die westlichen Wirtschaften vollführen einen gefährlichen Balanceakt, der auf dem weltweiten Vertrauen in den US-Dollar beruht. Doch der US-Dollar ist heutzutage wie ein großes Schneeballsystem aufgebaut – das Vertrauen der Anleger wird missbraucht, um Dollars zu drucken und die Wirtschaftsprobleme zu übertünchen, wodurch das Vertrauen der Anleger am Leben gehalten wird. Es ist genau wie bei Bernie Madoff: Kommt Strom an neuen Geldern erst einmal zum Erliegen – und er schwächt sich gegenwärtig ja bereits ab –, wird das ganze Konstrukt spektakulär in sich zusammenbrechen.

Der Ausblick für Gold ist sehr stark, während wir uns nun in Richtung des letzten Quartals des Jahres aufmachen. Die physische Goldnachfrage ist im Herbst traditionell sehr gut, was die bisher bereits atemberaubenden Nachfragedaten des Jahres 2013 nur noch stützen dürfte.

Noch wichtiger: Der Balanceakt der Wirtschaft, der derzeit noch vom irrigen Vertrauen in den Dollar gestützt wird, gerät jetzt ins Wanken. Schon bald wird man sich an die aktuellen Schnäppchenpreise des physischen Metalls als einen lange verlorengegangenen Traum zurückerinnern. All jene, die sich weigern, an diesem Rennen teilzunehmen, werden dann das Nachsehen haben.

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