Hat der Goldpreis sein Tief bereits ausgebildet? Charles Oliver, der leitende Portfolio-Manager bei Sprott Asset Management, glaubt, dass die Fundamentaldaten dafür sprechen, dass Gold nach seiner Trendwende wieder steigt – und im nächsten Jahr wohlmöglich auf über USD 2.000 pro Unze klettern könnte. In diesem Interview mit The Gold Report erklärt Oliver seinen Ausblick und spricht darüber, warum er derzeit auch geringkapitalisierte Minenbetreiber in sein Portfolio nimmt.

Brian Sylvester, The Gold Report, 23.09.2013

The Gold Report: Charles, Sie glauben, dass Gold sein Tief ausgebildet hat und das gelbe Metall Ende dieses Jahres wesentlich höher aus dem Handel gehen wird, als es heute notiert. Sie und andere bei Sprott haben nie aufgehört an Gold zu glauben, während andere den Goldmarkt en masse verlassen haben. Bitte erklären Sie unseren Lesern, warum Sie der Auffassung sind, dass dieser Glaube am Ende belohnt werden wird.

Charles Oliver: Wir haben diesen Sommer am Markt einige positive Zeichen gesehen. Es sieht so aus, als hätte die Bodenbildung von Gold nun schon vor einiger Zeit stattgefunden. Die Bewertungen sind unglaublich billig. Es gibt nach wie vor die anhaltende Entwertung der Währungen, was die ganze Zeit über eine Triebkraft war. Es wird darüber gesprochen, die quantitativen Lockerungsmaßnahmen zurückzufahren, aber die Regierung setzt ihre aggressiven Gelddruckmaßnahmen weiter fort.

Während des jüngsten Abwärtsschwungs im Goldmarkt waren in Regionen wie Asien signifikante Käufe zu beobachten. Die Chinesen und andere kaufen nach wie vor Gold und Silber, wenn die Preise zurückgehen – was wir ja im Frühjahr sahen –  und auch während die Aktien steigen.

Aus fundamentaler Sicht sieht für Gold alles sehr gut aus. Der Goldpreisrückgang vom Hoch von USD 1.921 pro Unze auf USD 1.180 pro Unze erinnert an die Entwicklung von 1974 bis 1976. Während dieser Phase gab es einen großen Preisrücksetzer von fast 50% im Goldmarkt, dem daraufhin ein Anstieg von USD 100 pro Unze im Jahr 1976 auf USD 850 pro Unze im Jahr 1980 folgte.

TGR: Sie stehen jetzt kurz davor, eine Marketing-Tour anzutreten und einige potentielle Projekte zu besichtigen. Glauben Sie, dass die Gründe, die wir gerade eben besprochen haben, an den Mann gebracht werden können?

CO: Auf alle Fälle. Einer der Gründe, warum ich im letzten Jahr nicht sonderlich viel Marketing gemacht hatte, war, weil es für das Marketing eine entsetzliche Zeit war. Die Leute wollten nichts über Gold hören, weil der Preis fiel. Es ist sehr schwer, Menschen zum Kauf zu bewegen, wenn sie verängstigt sind. Dies vorausgeschickt, möchte ich hier aber anmerken, dass genau diese Phasen oftmals die besten Möglichkeiten bieten. Ich bin der Meinung, dass es gut ist, nach draußen zu gehen und sich unseren Anlegern zu stellen und ihnen zu sagen, warum sie an ihren Positionen festhalten sollten, wenn sie Zweifel haben, oder, falls sie keine Zweifel haben, warum sie eine Position aufbauen sollten.

TGR: Glauben Sie immer noch, dass Gold in absehbarer Zukunft über die Marke von USD 2.000 pro Unze klettern wird?

CO: Ich bin fest davon überzeugt, dass Gold über USD 2.000 pro Unze steigen wird. Die einzige Frage ist, wann es soweit sein wird. Innerhalb der Sprott-Organisation gibt es einige Prognosen, dass Gold in den nächsten zwölf Monaten über die Marke von USD 2.000 pro Unze steigen könnte. Es gibt echte Gründe, die untermauern, warum das passieren könnte. Ich weiß nicht, ob es so kommen wird. Das Timing gehört zu den am schwersten einschätzbaren Dingen.

Trotzdem hat der Goldpreisrückgang angesichts der massiven quantitativen Lockerungsmaßnahmen überhaupt keinen Sinn gemacht. Es ist nur eine Frage der Zeit.

TGR: Bei Silber waren Sie in der Vergangenheit ja sogar noch bullischer als bei Gold. Hat sich daran etwas geändert?

CO: Nein, daran hat sich nicht geändert. Ich rechne damit, dass der Silberpreis den Goldpreis in den kommenden fünf Jahren in den Schatten stellen wird. Während der letzten 2.000 Jahre lag das Gold/Silber-Verhältnis in 90% aller Fälle bei 1:16. Das bedeutet, dass, würde Gold bei USD 1.600 pro Unze notieren, und wir sind ja nicht allzu weit davon entfernt, Silber wahrscheinlich bei USD 100 pro Unze liegen würde.

Der aktuelle Silberpreis müsste also um mehr als das Vierfache steigen, um zu dieser historischen Norm zu gelangen. Das letzte Mal, als diese Norm erreicht wurde, war 1980, als Silber die Marke von USD 50 pro Unze erreichte und Gold mit USD 850 pro Unze gehandelt wurde oder einem Gold/Silber-Verhältnis von 1:17.

TGR: Glauben Sie, dass wir das wiedersehen werden?

CO: Es wird in diese Richtung gehen. Ob wir nun tatsächlich 1:17 sehen werden – ob es über dieses Ziel hinausschießen wird oder nicht –, hängt von einer Vielzahl unterschiedlicher Dinge ab. Aber das aktuelle Gold/Silber-Verhältnis liegt ja eher im Bereich von 1:60.

TGR: Wie ist die Sprott-Position im Hinblick auf die Platinmetalle?

CO: Bei den Platinmetallen sind wir bullisch. Die Fundamentaldaten sind sehr vorteilhaft. Die Angebotsseite ist stark. Der überwiegende Teil der Platin- und Palladium-Versorgung kommt aus Südafrika, wo derzeit jede Menge Streiks, Unruhen und Herausforderungen zu beobachten sind. Ja es wird sogar über Minenschließungen gesprochen.

Die Nachfrageseite ist ebenfalls stark. Einer der entscheidenden Anwendungsbereiche für diese Metalle sind Katalysatoren in Autos, um die Luftverschmutzung zu reduzieren. Ich war jüngst in Peking, und da gab es eine riesige Menge an Smog. Die chinesische Regierung hat einen Plan bekanntgegeben, um die Emissionsstandards anzuheben, was bedeutet, dass jedes Auto, das verkauft wird, mehr Platin oder Palladium benötigt.

Hier kommt noch hinzu, dass das Wachstum bei den chinesischen Autobesitzern in den letzten 20 Jahren von rund 1 Millionen Autos pro Jahr auf rund 10 Millionen Autos pro Jahr um das Zehnfache gestiegen ist und es auch weiterhin aggressiv steigt. Die Angebots-Nachfrage-Seite dieser Gleichung sieht also sehr positiv aus.

TGR: Sie beschreiben hier etwas als Möglichkeit, das andere als problematisch und zu riskant erachten. In welche Kategorie fällt bei Ihnen das Thema mit den Arbeitern in Südafrika?

CO: Es ist sehr schwierig, die aktuelle Entwicklung in Südafrika zu erfassen. Ich habe zurzeit überhaupt keine Investments bei den Platin- oder Palladium-Minen in Südafrika, so wie es in der Vergangenheit der Fall war. Ich habe Angst vor den Ereignissen, die sich dort entwickeln könnten, und vor den Auswirkungen, die das auf die Unternehmen haben könnte. Ich ziehe es vor, in physische Metalle oder eine begrenzte Zahl an Unternehmen außerhalb Afrikas zu investieren.

TGR: Gibt es neue Unternehmen, mit denen Sprott zusammenarbeitet, von denen unsere Leser wissen sollten?

CO: Ich halte immer nach neuen Unternehmen Ausschau. Fakt ist, dass ich mich während der nächsten paar Wochen mit vielen neuen Unternehmen treffen werde. Und solange sie keine Bestandsposition in unserem Portfolio sind, kann ich leider auch nicht darüber sprechen, um welche Unternehmen es sich handelt. Das ist geheimes Zeug!

TGR: Jedes Minenaktienportfolio musste während der letzten paar Jahre Verluste wegstecken. Wie reagieren Sie darauf, wenn Sie gefragt werden, warum Sie weiterhin Firmen mit geringer Kapitalisierung halten?

CO: Ich habe mir einen Namen mit der langfristigen Performance von geringkapitalisierten Minenfirmen gemacht. Wir machen Fehler und lernen daraus. Es gibt Minen-Zyklen. Ich versuche, in speziellen Sektoren von Zeit zu Zeit Anpassungen und Neugewichtungen vorzunehmen, wenn ich glaube, dass ein Sektor gegenüber einem anderen im Vorteil ist.

Hoffentlich mache ich das nächste Mal einen besseren Job, wenn es darum geht, den großen Abwärtsschwung bei geringkapitalisieren Minenfirmen zu antizipieren. Doch als die US-Notenbank ihre quantitativen Lockerungsmaßnahmen von USD 45 Milliarden auf USD 85 Milliarden pro Monat ausweitete, glaubte ich, dass das genau die Zeit war, um in geringkapitalisierte Titel zu gehen.

Ganz klar, der Markt ist seitdem gefallen. Ich glaube nicht, dass das logisch war. Selbst wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte, würde ich noch einmal genauso handeln. Wir werden es nicht perfekt machen können, aber wir versuchen, langfristig eine überdurchschnittliche Performance abzuliefern.

TGR: Was ist mit jemand, der damit argumentiert, dass geringkapitalisierte Titel nicht liquide genug sind?

CO: Liquidität ist etwas, mit dem man umgehen muss. Ich halte über den ganzen Zyklus hinweg immer rund ein Drittel meines Portfolios in Minenfirmen mit hoher Marktkapitalisierung und ein Drittel in geringkapitalisierten Unternehmen. Ich mache das, weil ich die Liquidität aufrecht erhalten muss. Wenn ein Anleger in der Lage ist, sein Geld fest über fünf oder sieben Jahre anzulegen, dann würde ich empfehlen, dass er eher stärker in geringkapitalisierte Minen geht. Wenn Liquidität kein Thema ist, sind die geringkapitalisierten Minenfirmen die 1. Wahl.

TGR: Was können Sie uns abschließend sagen, um uns Mut zu machen?

CO: Mein Vater sagte mir immer, dass auf schlechte Zeiten auch wieder gute Zeiten folgen. Es war die letzten Jahre sehr hart da draußen. Ich kenne eine Menge Anleger, die aufgegeben und das Handtuch geworfen haben. Es war ein ganz schönes Blutbad. Aber die Fundamentaldaten passen alle. Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis die guten Zeiten wieder da sind. Man muss durchhalten. Die Bewertungen sind großartig und die Fundamentaldaten werden auch in Zukunft sehr positiv sein.

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