John Budden, Sprott Rescources, 27.09.2014

Was passiert, wenn man vier der größten Experten aus dem Bereich Edelmetallinvestments zusammenbringt und sie bittet, ihre Eindrücke von den Frontlinien des Gold-, Silber-, Platin- und Palladium-Markts auszutauschen? Der nachfolgende Auszug stammt von einem runden Tisch von Sprott Resources, an dem der Herausgeber des „Gloom, Boom and Doom Report“ Marc Faber, der leitende Investmentstratege von Sprott Asset Management John Embry, der Gründer von Sprott Global Resource Investment Rick Rule und der Gründer von Sprott Asset Management Eric Sprott teilnahmen.

Sprott Resources: „Marc Faber, bitte helfen Sie uns, die jüngsten Erklärungen der US-Notenbank zu verstehen, die Geldpolitik nun doch nicht zu straffen.“

Marc Faber: „Als die Fed 2008 mit der ersten Runde der quantitativen Lockerung (QE1) begann, sagte ich, dass es bis QE99 weitergehen würde. Ich bin also nicht so überrascht über die Entscheidung, keine geldpolitische Straffung vorzunehmen. Aber dieses Gelddrucken geht mit zahlreichen unbeabsichtigten Folgen einher und der Wirtschaft hilft es in Wirklichkeit auch nicht sonderlich viel.

Von den Vermögensaufkäufen profitiert vielleicht 1% der Bevölkerung – die Superreichen. Ich beschwere mich nicht, weil ich Aktien, Anleihen und Immobilien besitze, aber aus gesellschaftlicher Sicht ist es nicht wünschenswert, da dadurch die Vermögensungleichheit und die Unzufriedenheit unter der Mehrheit der Wähler immer weiter zunehmen. Dies könnte dazu führen, dass es mehr Stimmen für populistische Führer gibt, die dann die Vermögenden stärker besteuern werden.“

SR: „Sie haben Ihren Sitz in Asien. China, Indien und Russland haben sehr große Käufe von physischem Gold getätigt. Was steckt hinter diesem Trend?“

MF: „In Fernost gibt es die Tradition, das Gold physisch zu besitzen, doch was neu ist, ist, dass die chinesische Regierung ihre Bürger dazu ermutigt, Gold zu besitzen. Ich glaube, dass Asien angesichts der politischen Instabilität und des Mangels an Vertrauen gegenüber dem US-Dollar auch in Zukunft weiter physisches Gold und Silber anhäufen wird.“

SR: „Wie werden die Edelmetalle in Ihrem eigenen Portfolio gewichtet? Und wie würden Sie die Tatsache kommentieren, dass Edelmetallaktien derzeit massiv überverkauft sind und physische Edelmetallbestände im Portfolio komplettieren könnten?“

MF: „Ich empfehle eine Vermögensdiversifikation von 25% in Aktien; 25% in festverzinsliche Einkommen, Wertpapiere und Bargeld; 25% in Immobilien und 25% in Edelmetalle, also Gold und Silber. Ich glaube, dass ich rund 25% in Gold halte, aber ich bewerte mein Gold nicht. Ich habe es und es ist meine Versicherungspolice. Es ist wichtig, dass man, wenn es eines Tages richtig kracht – und ich glaube, die US-Notenbank ist auf gutem Wege, diese Situation herbeizuführen –, direkten Zugang zu seinem Gold hat und es einem nicht weggenommen wird.“

SR: „John Embry, Sie haben die Marktkorrektur von 1975 bis 1976 miterlebt. Würden Sie uns etwas über diese Zeit erzählen?“

John Embry: „Das ist eine sehr gute Frage, weil es zu heute bemerkenswerte Ähnlichkeiten gibt. In den ersten drei Jahren der 70er Jahre stieg der Goldpreis fast um das Sechsfache, und es gab eine große Begeisterung. Von 1974 bis 1976 halbierte sich der Goldpreis praktisch. Zu diesem Zeitpunkt war der Marktpessimismus massiv. Und danach stieg Gold abermals um das Achtfache.

Die Preiskorrektur der letzten zwei Jahre ist aber noch unlogischer gewesen als in den 70er Jahren. Die Stimmung ist heute wahrscheinlich noch negativer, aber die Fundamentaldaten sind besser als in den 70er Jahren, und deswegen glaube ich, dass wir hier vor einer bedeutenden Trendwende stehen. Der einzige Punkt, der heute nach meinem Dafürhalten diskutiert werden kann, ist, ob es morgen, nächste Woche oder in ein paar Monaten soweit sein wird. Es ist nur eine Frage des kurzfristigen Timings, da ansonsten alles an seinem Platz ist.“

SR: „Wir haben eine unglaubliche Korrektur gesehen. Während des Aufwärtstrends, den wir in den letzten zehn Jahren beobachten konnten, gab es entlang des Weges eine ganze Reihe von Korrekturen, darunter auch einige richtig krasse Tage. Es sah so aus, als wäre das Tief mit USD 1.200 pro Unze da. Der Goldpreis korrigierte nun abermals auf USD 1.300 pro Unze, und jetzt sieht es so aus, als würde es wieder nach oben gehen. Könnten Sie uns diesbezüglich etwas sagen?“

JE: „Vom Hoch bis zum Tief hatten wir in den letzten zwei Jahren eine Korrektur von über USD 700 pro Unze. Das bezeugt die Macht der Zentralbanken, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der Edelmetallbanken und ihre Fähigkeit, den Papiermarkt auf aggressive Weise zu kontrollieren. Ich glaube, dass das nun zu einem Ende kommt, da der Preis dadurch auf solch bemerkenswert unterbewertete Niveaus gedrückt wurde. Hier davon zu sprechen, dass Gold auf USD 1.000 pro Unze oder noch tiefer fällt, ist einfach nur lächerlich. Das wird nicht passieren. Ich glaube, dass das eine fabelhafte Gelegenheit ist, weil Gold enorm unterbewertet ist, während die Fundamentaldaten verlockend sind. Wir stehen hier kurz vor der Wende.“

SR: „Was geschah mit den Goldaktien während dieser Phase [in den 70er Jahren]?“

JE: „Die Goldminenaktien gerieten unter ähnlichen Druck, aber sie hatten im Anschluss daran auch historische Zugewinne. Nachdem Gold 1980 sein Hoch ausgebildet hatte und im Anschluss daran wieder eine neue Rally einsetzte, explodierten die Goldminenaktien noch einmal. In vielen Fällen sprechen wir hier von einer Verzehnfachung oder Verzwanzigfachung. Von daher würde ich mich jetzt nicht entmutigen lassen, aus dem einfachen Grund, weil ich glaube, dass Gold- und Silberminenaktien im historischen Vergleich und angesichts dessen, was noch kommt, noch nie so billig gewesen sind. Es ist eine großartige Möglichkeit, aber es scheint, dass nur sehr wenige Menschen bereit sind, sie zu nutzen.“

SR: „Rick Rule, was spielt sich derzeit im Platin- und Palladium-Sektor ab?“

Rick Rule: „Platin und Palladium profitieren von all den Faktoren, die die Edelmetallbranche ganz allgemein beeinflussen. Die beiden Metalle haben über viele Jahrhunderte hinweg dieselben Funktionen erfüllt wie Gold und Silber, als Wertspeicher und als Mechanismus, um Vermögen zu lagern oder zu transferieren. Wo es kleine Unterschiede gibt, ist auf der Angebotsseite.

Wir wissen ja alle, dass in der Geschichte der Menschheit eine Menge Gold und Silber aus dem Boden geholt und in den Tresoren gelagert wurde. Aus kurzfristiger Perspektive haben Fragen bezüglich der Gold- und Silberversorgung daher immer mit den Absichten der Verkäuferseite zu tun. Genauso wie meine Vorredner bin ich auch der Meinung, dass die Halter der Metalle wieder sehr bullisch werden, und das wird für den Goldpreis und den Silberpreis sehr gut sein. Aber bei Platin und Palladium ist die Versorgungslage eine ganz andere. Diese Metalle werden nicht gelagert. Sie werden genutzt.

Die weltweiten Bestände von reinem Platin und Palladium entsprechen weniger als einem Jahr der Platin- und Palladium-Produktionsnachfrage. Und im Hinblick auf die Angebotsseite wird die Story immer interessanter, weil von den Metallen nichts eingelagert wird und die einzige Angebotsquelle die Minenförderung und das Recycling sind.

Dieses neue Angebot ist sehr, sehr konzentriert. Südafrika stellt 75% der weltweiten Platinversorgung und 41% der Palladiumversorgung. In vielen Fällen lassen sich aufgrund der niedrigen Metallpreise nicht einmal die Produktionskosten abdecken. Und das hat zur Folge, dass die Minenversorgung – die wichtigste Versorgungsquelle – derzeit rückläufig ist.

Und das ist nicht irgendetwas, das in der Zukunft passieren wird. Es ist etwas, das derzeit stattfindet. Ferner ist es so, dass die Produktionskosten weiter steigen, weil die Gehälter der Minenarbeiter angehoben werden müssen. Die sozialen Kosten in Form von Steuern, Mieten und Abgaben müssen steigen, aber sie dürfen eigentlich gar nicht steigen, da die Branche so schon nicht in der Lage ist, ihre Kapitalkosten zu decken.

Und auf der Nachfrageseite erweisen sich Platin und Palladium als unglaublich nützliche Metalle. Wir gehen davon aus, dass die Anwendungsbereiche von Platin und Palladium noch stärker zunehmen werden, selbst vor dem Hintergrund einer sinkenden Versorgung. Und es gibt nur eine Möglichkeit, wie diese gegenläufige Bewegung von Angebot und Nachfrage gelöst werden kann – über den Preis.

Interessant ist auch, dass Platin und Palladium in den letzten 18 Monaten damit begonnen haben, bei den Anlegern an Ansehen zu gewinnen und in den Fokus zu rücken. Die physischen Bestände, die von börsennotierten Produkten (ETPs) wie Sprott Physical Platinum and Palladium Trust gehalten werden, sind dramatisch gestiegen. Das könnte das bereits heute in Schwierigkeiten befindliche Angebots-Nachfrage-Ungleichgewicht noch verschlimmern.“

SR: „Eric Sprott, was passiert aktuell im Silbermarkt?“

Eric Sprott: „Marc Faber hat ja bereits darauf hingewiesen, dass er 25% in Edelmetalle investiert hat. Ich bin vielleicht mit 80% in Edelmetalle investiert. Die Silberbestände an der COMEX konnten gehalten werden, und das obwohl der Preis gefallen ist. Das ist ein interessanter Unterschied zu Gold, wo bei den börsennotierten Fonds riesige Auslieferungen zu verzeichnen waren.

Diese Auslieferungen wurden meines Erachtens herbeigeführt, um das Problem der Angebotsverknappung bei Gold zu lösen. So wurden bei den börsennotierten Rohstofffonds 700 Tonnen Gold liquidiert, was fast 50% der weltweiten jährlichen Minenversorgung entspricht. Mit anderen Worten: Wir haben hier eine Erhöhung der Goldversorgung, aber diese war auch notwendig, weil wir es hier definitiv mit einer Angebotsverknappung zu tun haben.

Ich bin immer noch der Auffassung, dass Silber das beste Investment dieses Jahrzehnts werden wird, 1. aufgrund seiner industriellen Anwendungsmöglichkeiten und 2. weil nur ganz wenig Investmentnachfrage nötig ist, um bei Silber richtig für Bewegung zu sorgen.

Es gibt Jahre, wo die Leute 50 Mal mehr Silber kaufen als Gold, und trotzdem produzieren die Minen lediglich 11 Mal mehr Silber als Gold. Laut meiner eigenen Berechnung stehen für Investmentzwecke jeder Unze Gold nur 3 Unzen Silber gegenüber. Jedes Mal, wenn ich mit einem Edelmetallhändler spreche, ist meine Lieblingsfrage: Wie viel Umsätze machen Sie mit Silber und wie viel mit Gold? Und praktisch jeder sagt 50/50. Ich garantiere Ihnen, dass das nicht auf ewig so weitergehen kann.

Worüber ich hier aber wirklich sprechen möchte, ist etwas, das ich als Investmentmöglichkeit bezeichne, die sich so nur einmal im Leben bietet. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gold innerhalb des nächsten Jahres die Marke von USD 2.000 pro Unze durchbrechen wird. Mein Kursziel habe ich mit USD 2.400 pro Unze festgelegt, ich glaube, dass der Goldpreis in zwölf Monaten dort liegen wird. Und das hätte natürlich auch auf die Goldminenaktien atemberaubende Auswirkungen.

Ich begann im Jahr 2000 damit, aggressiv Minenaktien zu kaufen. Zu jener Zeit dachte ich mir, würde Gold nur jemals auf USD 400 pro Unze steigen, könnten diese Minenfirmen –deren Produktionskosten damals bei USD 300 pro Unze lagen – USD 100 pro Unze verdienen und wir könnten unser Geld verdreifachen oder vervierfachen. Heute liegen die durchschnittlichen Kosten der meisten Produzenten bei rund USD 1.000 pro Unze. Sollte der Goldpreis auf USD 2.400 pro Unze steigen, hätte man eine Gewinnmarge von USD 1.400 pro Unze. Das entspricht der 14-fachen Möglichkeit des Jahres 2000.

Und ich bin von der Manipulation von Gold und Silber und der Angebotsverknappung von Gold und Silber völlig überzeugt. Ich habe viele Artikel geschrieben, in denen ich die Frage aufwarf, ob die Zentralbanken überhaupt noch irgendwelches Gold besitzen und was mit Gold passieren wird, wenn sie die Flinte ins Korn werfen, wovon ich ausgehe. Das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass die Möglichkeiten, die die Minenaktien bieten, spektakulär sind. Und natürlich bin ich auch ein großer Anhänger des physischen Gold- und Silberbesitzes, wobei ich persönlich gegenwärtig stärker zu Silber neige.“

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