Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 23.11.2013

Frage: Stimmt es, dass China aufhören wird, den Dollar zu stützen, und sich stattdessen in einen Nettoverkäufer [von US-Dollars] verwandelt. Die Goldbugs behaupten, dass der Dollar tot sei und man Gold kaufen solle, aber sie scheinen ohnehin alle möglichen Gründe für den Goldkauf anzuführen, die sich in den seltensten Fällen als richtig herausstellen. Wenn es jemanden gibt, der weiß, was sich derzeit hinter den Kulissen abspielt, dann Sie. Ist an der Geschichte etwas dran?“

Antwort: Sorry, die Antwort ist: Nein. China wird zwar von einer weiteren Anhäufung von US-Dollars absehen und damit beginnen, seine Einkünfte auf direktere Art in der inländischen Wirtschaft einzusetzen, es ist aber nicht im Interesse Chinas, den US-Dollar „zu verkaufen“ oder damit aufzuhören, den Dollar „zu stützen“, so wie es derzeit beschrieben wird.

Die chinesischen Devisenreserven belaufen sich aktuell auf USD 3,6 Billionen, und China kann außer dem Dollar kaum etwas kaufen, weil diese Gelder in Form von Anleihen nicht in Form von Bargeld gehalten werden. Sie können von den meisten Euroländern keine Anleihen kaufen. Und sie können keine japanischen Anleihen kaufen. Sie haben also nur sehr wenige Möglichkeiten.

Es ist Teil ihres Reformprozesses – und das sind keine Maßnahmen, um den Dollar zu untergraben, weil das ihre eigene Wirtschaft untergraben würde, da sie ihre Verkäufe in die USA dadurch absenken würden. Die chinesische Zentralbank (People´s Bank of China; PBOC) hat unter Führung von Zhou Xiaochuan immer wieder darauf hingewiesen, dass sie beabsichtigt, die Finanzmärkte zu liberalisieren und einen freien Handel des Yuan zuzulassen.

Zhou hat nahegelegt, dass diese Veränderungen so schnell als möglich umgesetzt werden sollten, obwohl er keinen bestimmten Zeitplan vorgelegt hat. Er versprach am Samstag, „alle Hürden, die einer Vertiefung der Finanzreformen im Wege stehen, zu beseitigen.“ Die chinesische Zentralbank wird ihre Handelsspanne des Yuan kurzfristig ausweiten.

Die chinesische Regierung hat einen 60-Punkte Reformplan verkündet. Während die chinesischen Führer die Agenda für die nächsten 10 Jahre vorstellten, erklärten sie, dass die „Märkte“ künftig eine „entscheidende“ Rolle in der Wirtschaft spielen sollen. Mit diesem Reformvorstoß will China bis 2020 „entscheidende Ergebnisse“ erzielen.

Wir dürfen hier nicht vergessen, dass die Regierungen Asiens die Wirtschaft eher als eine Art von Geschäft ansehen, anstatt als ein Vehikel, mit dem man die Gesellschaft manipulieren kann, so wie es im Westen der Fall ist. Sie machen sich über das Wohl der Wirtschaft Sorgen und gehen die Dinge an, während es in den USA und Europa einzig darum geht, sich politisch an der Macht zu halten. Das ist ein riesiger Unterschied.

Die chinesische Zentralbank sagte, dass China von einer weiteren Erhöhung der Devisenreserven nicht mehr länger profitieren würde. Das spiegelt die Bereitschaft der Chinesen wider, sich der inländischen Wirtschaft stärker anzunehmen. Ich habe wiederholt erklärt, dass sich China nach innen wenden und seine eigene verbraucherbasierte Wirtschaft weiterentwickeln muss – und das ist genau das, was sie gerade machen. Das ist von grundlegender Bedeutung, wenn China eines Tages das Finanzzentrum des Planeten werden will. Nur dadurch würden die USA von dieser Position verdrängt.

Yuan-Y

Durch die Absenkung der Dollaraufkäufe lässt man den Yuan aufwerten. Das ist exakt das, was wir vorhergesagt hatten. Der Dollar wird gegenüber dem Yuan abwerten. Sie können den Yuan nicht mehr länger unten halten. Und da im Westen jetzt auch über negative Zinssätze gesprochen wird, erklärte die chinesische Zentralbank: „Es ist nicht mehr länger im Interesse Chinas, Devisenreserven anzuhäufen.“

Die chinesische Geldbehörde wird im Grunde ihre normalen Interventionen im Währungsmarkt einstellen und die tägliche Handelsspanne des Yuan ausweiten. Die chinesischen Devisenreserven sind im dritten Quartal um USD 166 Milliarden auf ein Rekordhoch von USD 3,66 Billionen gestiegen. USD 3,66 Billionen – das entspricht mehr als dem Dreifachen der Devisenreserven der meisten anderen Länder und ist ein größerer Betrag als das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands.

Die Zunahme bei den Kapitalzuflüssen nach China zeigt, dass die Gelder von Schwellenländern wie Brasilien und Indien abgezogen wurden und nun einfach in chinesische Vermögenswerte fließen. Die Menschen in China profitieren von einer Aufwertung des Yuan stärker, als dass sie ihnen schadet – und anstatt dass man überall japanische Touristen sieht, die die Sehenswürdigkeiten dominieren, sind es heute die Chinesen.

Die chinesische Zentralbank hat keine andere Wahl, als das Handelsband des Yuan weiter auszuweiten, da der Trend zugunsten des Yuan ist, so wie wir es im vergangenen Jahr vorhergesagt hatten. Aktuell lässt es die chinesische Zentralbank zu, dass der Kassapreis – ausgehend von der von ihr festgelegten täglichen Referenzrate – jeden Tag bis zu 1% nach oben oder unten schwanken darf. Diese Handelspanne ist im April 2012 verdoppelt worden, nachdem man sie im Mai 2007 auf 0,3% ausgeweitet hatte. Die Handelsspanne könnte nun auf 2% ausgeweitet werden.

Die Kapitalzuflüsse nach China beschleunigten sich im Oktober laut offiziellen Daten. Die Yuan-Bestände der chinesischen Finanzinstitutionen, die sie im Rahmen von Devisengeschäften angehäuft hatten – ein Gradmesser der Kapitalzuflüsse – stiegen seit Januar um RMB 441,6 Billionen (USD 72 Milliarden). Rund die Hälfte des Anstiegs im Oktober ging auf Überschüsse beim Außenhandel und ausländische Direktinvestments zurück, der Rest war gewöhnliches Fluchtkapital.

Der Yuan legte gegenüber dem Dollar dieses Jahr um 2,3% zu. Somit ist der Yuan die Schwellenmarkt-Währung, die sich am besten gegenüber dem Dollar entwickelt hat. Das geht zum Teil auch auf die Eurozonen-Krise zurück, da es kaum Möglichkeiten gibt, in Europa zu investieren.

Das Wachstum bei den chinesischen Devisenreserven konzentrierte sich vornehmlich auf US-Staatsschulden, wodurch sie bei der der Syrienkrise Verhandlungsmasse erhielten. China ist der größte Auslandsgläubiger der USA. Die von China gehaltenen Bestände an US-Staatsanleihen erhöhten sich im September um USD 25,7 Milliarden oder 2% auf USD 1,294 Billionen, das ist der stärkste Anstieg seit Februar dieses Jahres.

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