Puru Saxena, Money Matters, 28.11.2013

Das große Ganze

Die Weltwirtschaft wächst gegenwärtig nur mit sehr geringer Rate und die Mehrzahl der weltweiten Zentralbanken verfolgt zurzeit eine expansive Geldpolitik. Darüber hinaus führen die Zentralbanken der Industrieländer beispiellose Vermögensaufkäufe durch, und es scheint, als würden diese „Belebungsmaßnahmen“ auf absehbare Zeit fortgesetzt werden.

Die US-Arbeitslosenrate liegt weit über der Zielrate der US-Notenbank von 6,5% und der offizielle Verbraucherpreisindex liegt unter dem Niveau von 2%. Unter diesen Umständen überrascht es kaum, dass die US-Notenbank ihr Anleiheaufkaufprogramm in Höhe von USD 85 Milliarden pro Monat weiter fortsetzt.

In dieser Phase des Zyklus kann niemand garantieren, wann die gefürchteten geldpolitischen „Straffungsmaßnahmen“ einsetzen werden. Wir sind jedoch der Auffassung, dass die US-Notenbank wahrscheinlich bis Sommer nächsten Jahres Kurs halten wird. Ferner vermuten wir, dass die US-Notenbank ihr quantitatives Lockerungsprogramm nur sukzessive zurückfahren wird und die „Belebungsmaßnahmen“ bis Ende 2015 vollständig auslaufen könnten, sollte sich die US-Wirtschaft verbessern. Sollte sich die weltgrößte Wirtschaft jedoch weiter abschwächen oder gar in eine Rezession abtauchen, werden die QE-Maßnahmen nicht zurückgefahren oder beendet werden.

Wenden wir uns nun den Finanzmärkten zu. Bemerkenswert ist, dass der wichtige Leitindikator S&P 500 jetzt auf ein Rekordhoch geklettert ist und sein Haupttrend solide nach oben zeigt. Noch wichtiger ist, dass der Index jüngst aus seiner 13-jährigen Handelsspanne (siehe Grafik 1) ausgebrochen ist, und das hat bullische Implikationen.

Wir dürfen hier nicht vergessen, dass nach derartigen Ausbrüchen – die auf eine langanhaltende Kursbewegung innerhalb einer festen Handelsspanne folgten – immer ein mehrere Jahre anhaltender säkularer Bullenmarkt einsetzte. Daher dürfte der Haupttrend bei Wall Street auf Jahre hin bullisch sein, sofern es dieses Mal nicht anders werden wird.

Grafik 1: Der S&P 500 Index – ein säkularer Bullenmarkt?

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Sicher, der anhaltende Aufwärtstrend wird von gelegentlichen Korrekturen unterbrochen werden, aber wir vermuten, dass ein bedeutender Bärenmarkt erst dann einsetzen wird, wenn sich der Leitzins der US-Notenbank ändert. Schließlich notieren die Zinssätze derzeit auf historischen Tiefs und die Anleger sind verzweifelt auf der Suche nach realen Kapitalerträgen, und genau dieser Drang wird die Vermögenspreise stützen.

Irgendwann werden die quantitativen Lockerungsmaßnahmen zurückgefahren werden und der US-Leitzins in Minischritten steigen. Logisch, dass diese Entwicklung für die Finanzvermögenswerte bärisch sein wird, aber an diesem Punkt sind wir noch nicht angekommen.

In der Zwischenzeit verbessert sich auch der US-Eigenheimmarkt, und es ist durchaus denkbar, dass die US-Eigenheimpreise über mehrere Jahre hin steigen. Dieser Trend wird bei der weltgrößten Wirtschaft zweifelsohne für erheblichen Rückenwind sorgen, und Millionen von amerikanischen Verbrauchern werden ihren Konsum auf dem Rücken steigender Eigenheimpreise ausweiten.

Wenn Sie sich Grafik 2 anschauen, werden Sie feststellen, dass US-Eigenheime aktuell extrem günstig sind und es dem typischen Haushalt ohne Weiteres möglich ist, eine monatliche Hypothekenzahlung für solch ein Eigenheim zu leisten. Festverzinsliche Hypotheken sind für amerikanische Familien nun dank der historisch niedrigen Zinssätze erschwinglich geworden und wir vermuten, dass dieser billige Kredit einen neuen Eigenheim-Boom anfachen wird.

Grafik 2: US-Eigenheime sind erschwinglich

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Sollte sich unsere Einschätzung als richtig erweisen, werden die amerikanischen Eigenheimpreise innerhalb der nächsten 4 bis 5 Jahre steigen, und davon wird die weltgrößte Wirtschaft profitieren. Wir sollten hier auch daran denken, dass dieser Sektor arbeitsintensiv ist, was heißt, dass, sollte die Baubranche prosperieren, dies auch zu einer Absenkung der Arbeitslosenrate beitragen würde. Noch wichtiger ist, dass steigende Eigenheimpreise den „Vermögenseffekt“ herbeiführen und die US-Bürger dazu ermutigen werden, ihre aufgestaute Nachfrage nachzuholen.

Die vorgenannten Entwicklungen werden wahrscheinlich einen maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaftsaktivitäten haben und zu steigenden Unternehmensgewinnen führen, was den amerikanischen Aktienmarkt stützen wird. Aus diesem Grund sind wir bei US-Aktien nach wie vor übergewichtet, und solange keine geldpolitischen Straffungsmaßnahmen einsetzen, werden wir diese profitable Welle reiten.

Neben dem US-amerikanischen Aktienmarkt rechnen wir auch bei den europäischen und japanischen Aktienmärkten mit einer guten Entwicklung, bei der langfristige Anleger belohnt werden. Daher haben wir nun erstmals seit Jahren etwas Kapital in diese Regionen investiert.

Und was die einzelnen Branchen anbelangt, so glauben wir, dass sich Banken, Biotechnologiefirmen, Hersteller von Grundnahrungsmitteln und Nicht-Basis-Konsumgütern sowie Transport- und Technologieaktien weiterhin gut entwickeln werden. Ferner ist es denkbar, dass auch die Pharmaaktien nach Jahren an enttäuschender Entwicklung überdurchschnittliche Gewinne abwerfen werden.

Wenn Sie sich Grafik 3 anschauen, werden Sie feststellen, dass der Dow Jones US Pharmaceuticals Index nun nach einer 10-jährigen Konsolidierung den Bereich von 300 bis 305 Punkten nach oben hin durchbrochen hat, was auf eine unglaubliche Stärke hindeutet.

Grafik 3 – der Dow Jones US Pharmaceuticals Index

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Und obwohl es in diesem Geschäft für nichts eine Garantie gibt, sind wir der Auffassung, dass die alternde Bevölkerung im Westen dafür sorgen wird, dass die dominanten Pharmafirmen prosperieren werden.

Was die Fundamentaldaten anbelangt, steht außer Frage, dass die Medizinunternehmen mit die stabilsten Umsätze generieren und ihre Produkte immer nachgefragt werden. Ferner schütten einige führende Aktien dieser Branche sehr attraktive Dividenden aus, was sie für „kaufen und halten“-Investoren attraktiv macht.

Vor dem Hintergrund des Vorgenannten finden sich in unserem Aktienportfolio auch einige der führenden Aktien der bevorzugten Branchen. Und wir haben uns Fonds-Portfolio auch entsprechend der uns bevorzugten geographischen Regionen und Industriegruppen ausgerichtet.

Angesichts der Tatsache, dass die Märkte derzeit nach oben tendieren, sind wir gegenwärtig voll investiert. Nichtsdestotrotz behalten wir die Preisentwicklung ganz genau im Auge und werden Ausweichmaßnahmen einleiten, sollte sich die Lage eintrüben.

Rohstoffe

Nachdem Rohstoffe über ein Jahrzehnt lang starke Preisanstiege zu verzeichnen hatten, erreichten sie im April 2011 ihren Höhepunkt. Seitdem befindet sich dieser Sektor in einem unaufhörlichen Abwärtstrend.

Sie werden sich sicherlich daran erinnern, dass der Hauptaufwärtstrend bei den Rohstoffen 2001 begann und über 10 Jahre mit beispielloser Rate anhielt. Dank des Eigenheim-Booms im Westen und des atemberaubenden Bau-Booms in China sind die Preise für verschiedene Rohstoffe durch die Decke geschossen!

Es überraschte kaum, dass der Bullenmarkt durch die Finanzkrise vorübergehend unterbrochen wurde, aber dank Chinas „Belebungsmaßnahmen“ konnte die Rally schon bald wieder fortgesetzt und die Preisniveaus des Jahres 2008 überflügelt werden.

Wie Sie anhand von Grafik 4 sehen können, erreichte der CRB-Rohstoffindex (CCI) im April 2011 nach einem massiven, über mehrere Monate anhaltenden Anstieg im April 2011 seinen Höhepunkt. Darüber hinaus werden Sie feststellen, dass sich der Index seit der Ausbildung seines Hochs vor zweieinhalb Jahren in einem unaufhörlichen Abwärtstrend befindet und jeder Versuch, frühere Hochs zu knacken (blaue Pfeile auf dem Chart), gescheitert ist. Grafik 4 offenbart uns auch, dass dieser Leitindex gegenwärtig unter seinem 40-Wochenschnitt notiert (gestrichelte Linie). Es ist also egal, aus welcher Perspektive wir es auch betrachten mögen, der Trend bei den Rohstoffen ist derzeit ganz eindeutig bärisch.

Grafik 4: Der CRB-Rohstoffindex (CCI)

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Aus fundamentaler Sicht ist es interessant, dass das Hoch bei den Rohstoffen auf das Hoch beim Momentum der chinesischen Wirtschaft fiel. Daher ist es denkbar, dass die Rohstoffpreise weiterhin auf diesen niedrigen Niveaus notieren werden, solange die zweitgrößte Wirtschaft der Welt ihre Abschwächung fortsetzt.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann niemand sagen, wie sich die Sache weiterentwickeln wird. Wir vermuten jedoch, dass die Exzesse in China künftig korrigiert werden. Mit anderen Worten: Es ist möglich, dass Chinas wilder Immobiliensektor eine harte Landung hinlegen wird, was bei den Industrierohstoffen für einen weiteren Abwärtsdruck sorgen wird.

Ob Sie unserer Einschätzung nun zustimmen oder nicht, Fakt ist, dass Chinas Immobilien-Investmentboom nicht tragfähig ist und die Erschwinglichkeit von Eigentum an irgendeinem Punkt zu ihrem historischen Mittel zurückkehren wird. Wenn das passiert, werden die Preise verschiedener Rohstoffe wahrscheinlich einbrechen, was auf die mit ihnen in Zusammenhang stehenden Minen und die Bauunternehmen negative Auswirkungen haben wird.

Und obschon wir keine Kristallkugel besitzen, mit der wir in die Zukunft blicken können, vermuten wir, dass es die Industriemetalle am stärksten treffen und es bei der Wirtschaftsaktivität ihrer Minen zu einem massiven Rückgang kommen wird. Ferner sind wir der Auffassung, dass die mit dieser Branche in Zusammenhang stehenden Unternehmen, die aktuell von Chinas Bau-Boom profitieren, ebenfalls vom unvermeidlichen Kater betroffen sein werden.

Wenn Sie sich Grafik 5 anschauen, werden Sie unschwer erkennen, dass sich Kupfer genauso wie der CRB-Rohstoff-Index seit Anfang 2011 in einem unaufhörlichen Abwärtstrend befindet. Das Metall wird ebenfalls unter seinem 40-Wochenschnitt (gestrichelte Linie auf dem Chart) gehandelt. Noch wichtiger ist, dass Kupfer derzeit über der Marke von USD 3,20 pro Pfund vor sich hindümpelt. Ein Preis im Bereich von USD 3,00 bis USD 3,05 pro Pfund hätte massiv bärische Implikationen. Würde Kupfer hingegen über seinem 40-Wochenschnitt notieren, wäre das ein wenig positiv und würde die Möglichkeit einer handelbaren Rally eröffnen.

Grafik 5: Kupfer befindet sich in einem Abwärtstrend

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Was in der Welt der harten Vermögenswerte noch interessant ist, ist die Tatsache, dass Rohöl zu den stärksten Rohstoffen gehörte. Aber selbst hier vermuten wir, dass der Preis auf absehbare Zeit in einer fixen Handelsspanne gefangen bleibt.

Unter diesem Szenario werden die kleineren, aufstrebenden Energiefirmen die Anleger wahrscheinlich enttäuschen, weshalb sie bis auf Weiteres gemieden werden sollten. Wenn überhaupt, können Anleger, die darauf aus sind, in Energie zu investieren, ja darüber nachdenken, in etablierte Ölunternehmen und marktdominierende Pipeline-Unternehmen zu investieren.

Im landwirtschaftlichen Bereich sind die Preise ebenfalls unter Druck, und das ist jetzt mit Sicherheit nicht die Zeit, um nach Tiefs zu fischen! Im Gegenteil, die Preise für Kaffee und Mais haben ihre Talfahrt wieder aufgenommen und beide Rohstoffe werden derzeit auf mehrjährigen Tiefs gehandelt.

Vor dem Hintergrund des anhaltenden freien Falls der Preise verschiedener landwirtschaftlicher Rohstoffe, sollten sich Anleger dabei zurückhalten, Kapital in Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen und Düngemittel-Aktien zu investieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der gesamte Rohstoffkomplex nach einem glorreichen säkularen Bullenmarkt nun wohlmöglich am Anfang eines über mehrere Jahre anhaltenden Abwärtstrends befindet. Daher sind wir in diesem Sektor derzeit nicht investiert und werden auch solange nicht investieren, bis sich die Preisentwicklung – die wir uns weiterhin von der Seitenlinie aus anschauen – wieder verbessert hat.

Edelmetalle

Im Gegensatz zur Auffassung der Goldbugs befinden sich die Edelmetalle unseres Erachtens derzeit in einem Abwärtstrend, und es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um sich gegen diesen Trend zu stemmen.

Es steht außer Frage, dass der Goldpreis und der Silberpreis während des über zehn Jahre anhaltenden Bullenmarkts immens gestiegen sind; diese Party endete jedoch in 2011. Wenn Sie sich die Preischarts objektiv anschauen, werden Sie feststellen, dass Gold und Silber vor über zwei Jahren ihr Preishoch ausbildeten und die Preise seit diesem Zeitpunkt eine Talfahrt hinlegten.

Es überrascht nicht, dass die meisten Goldbugs und ihre Cheerleader von diesem Abwärtstrend überrascht wurden und diese Leute die Entwicklung immer noch leugnen. Die Perma-Bullen sind der Auffassung, dass der Hauptaufwärtstrend immer noch intakt ist und die Bären von den super Fundamentaldaten schlicht keine Ahnung haben! Darüber hinaus halten diese Goldbugs jeden Preisrückgang bei den Metallen (ob dieser nun klein oder groß ausfällt) für eine großartige Kaufgelegenheit, um noch mehr „echtes Geld“ zu Schnäppchenpreisen zu kaufen.

Natürlich hat jeder ein Recht auf seine eigene Meinung, aber unserer Erachtens ist blinder Glaube keine solide Investmentstrategie. Fakt ist, dass das Ignorieren der Preisentwicklung und Zukäufe bei jedem Preisrücksetzer eine sichere Methode sind, um im Armenhaus zu landen.

Wenn Sie die Vorurteile beiseitelassen und sich Grafik 6 anschauen, werden Sie feststellen, dass der Goldpreis im September 2011 sein Hoch ausbildete. Und nachdem er daraufhin über mehrere Monate hinweg in einer festen Handelsspanne verharrte, kam es im April 2013 zu einem Preiszusammenbruch.

Wir sind der Auffassung, dass dieser dramatische Preiseinbruch im Frühling dieses Jahres den Tod des säkularen Bullenmarkts bestätigte und die Möglichkeit eines über mehrere Jahre anhaltenden Abwärtstrends eröffnete. Darüber hinaus können Sie sehen, dass Gold derzeit unter seinem gleitenden 40-Wochenschnitt gehandelt wird, was ein bärisches Omen ist.

Grafik 6 – Goldpreischart auf Wochenbasis

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Und auch die technische Entwicklung von Silber ist bärisch, und es scheint, als würde der Weg des geringsten Widerstands weiterhin nach unten zeigen.

Wir dürfen hier nicht vergessen, dass es sich bei Gold und Silber im Gegensatz zu Ackerland und Immobilien größtenteils um unproduktive Vermögenswerte handelt und die anhaltende Erholung der Wirtschaft den Metallen einen bedeutenden Gegenwind beschert. Täuschen Sie sich nicht: Ungeachtet dessen, was die Goldbugs Ihnen vielleicht sagen mögen, gehen der Gold- und der Silberpreis nicht immer nach oben. Daher ist „kaufen und hoffen“ auch keine vernünftige Investmentmethode.

Und wenn wir uns die Preisentwicklung bei den Edelmetallminen so anschauen, drängt sich uns der Gedanke auf, dass der Trend weiterhin bärisch bleiben wird und die reale Gefahr besteht, dass die Preise noch weit unter die jüngsten Tiefs fallen werden.

Daher sind wir derzeit auch nicht in physische Edelmetalle oder mit ihnen in Zusammenhang stehende Aktien investiert, und solange sich die Preisentwicklung nicht verbessert, werden wir diesen Sektor meiden.

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