King World News, 03.12.2013

Der legendäre wertorientierte Investor Jean Marie Eveillard, der über USD 65 Milliarden verwaltet, warnte die Zuhörer von King World News heute vor den entsetzlichen Risiken, mit denen die weltweiten Märkte derzeit konfrontiert sind und die die Finanzwelt in eine unglaublich prekäre Situation manövriert haben. Im Folgenden finden Sie, was die Investmentlegende während des Interviews zu sagen hatte:

Eveillard: „Ich bin jetzt gerade erst aus Europa zurückgekommen, wo ich mich die meiste Zeit in Frankreich aufgehalten habe. Und die Stimmung dort war nicht gut, weil es der Wirtschaft nicht gut geht. Und da es der Wirtschaft nicht gut geht, kommt es dort zu politischen Entwicklungen am rechten äußeren und am linken äußeren Rand. Einige Menschen, und ich kann ihnen das nicht zum Vorwurf machen, glauben, dass das Establishment gescheitert ist, da sich die Wirtschaft weiterhin so armselig entwickelt.“

Eric King: „Das hört sich so an, als würde in Europa gerade eine Polarisierung stattfinden, bei der sich die Menschen den beiden äußeren Rändern zuwenden, während die politische Mitte an Boden verliert?“

Eveillard: „Ja, und gewöhnlich ist es die Mitte, die regiert. Das war in Frankreich jedenfalls der Fall, wo beide Parteien – die sozialistische Partei, die derzeit an der Macht ist, und die Mitte-Rechts-Partei – der politischen Mitte historisch gesehen immer nahestanden. Das ist heute nicht mehr der Fall.

Beide Parteien haben ihre eigenen extremen Parteiflügel, aber es ist immer das Zentrum gewesen, das regiert hat. Heute glauben die Leute, dass das ´Zentrum` schlecht regiert hat, so dass es nun zunehmend mehr Menschen gibt, die von den Kräften rechts außen und links außen verführt werden.“

Eric King: „Bereitet Ihnen das Sorgen?“

Eveillard: „Ja, aber noch einmal: Das ist das Ergebnis des Establishments, und es findet derzeit auch in den USA statt. Die politische Mitte in den USA verschwindet gerade, und das bedeutet, dass beide Extreme auf der Rechten wie auch auf der Linken weiter an Zuhörerschaft dazugewinnen werden.“

Eric King: „Dieser Trend bereitet Ihnen offenkundig Sorgen.“

Eveillard: „Er bereitet mir im Besonderen deshalb Sorgen, weil in den USA, Frankreich und andernorts eine neokeynesianische Wirtschaftspolitik verfolgt wird, da sie als letzter Schrei gilt. Und obwohl die Neokeynesianer die Finanzkrise nicht kommen sahen, haben sie in der akademischen und politischen Welt und in der Welt der Unternehmens-Ökonomen immer noch das Sagen.

Ich frage mich: ´Würde Keynes heute leben, wäre er dann auch ein Neokeynesianer?` Ich glaube nicht. Aber die Neokeynesianer glauben, so wie Keynes es auch tat, dass die Nachfrage des Privatsektors ab und an so schwach ist, dass sie durch die Nachfrage des Staatssektors kompensiert werden muss.

In den USA hat es die letzten 5 Jahre – und zwar aus geldpolitischer wie auch finanzpolitischer Sicht – die massivsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen gegeben, sie sind völlig beispiellos gewesen. Das Gelddrucken, die quantitative Lockerung, das Haushaltsdefizit, der unglaubliche Anstieg der Staatsverschuldung, und trotzdem bleibt die Wirtschaftserholung schwach.

Jetzt ist der Aktienmarkt drastisch gestiegen, weil ein Teil der von der US-Notenbank geschaffenen überschüssigen Liquidität in Aktien geht. Ein Teil davon ist in Dinge wie Immobilien und den Kunstmarkt geflossen, aber das Geld geht insbesondere in den Aktienmarkt.

Und der Aktienmarkt ist nicht nur aufgrund der überschüssigen Liquidität so stark, sondern auch weil die überwiegende Mehrheit der Anleger glaubt – sie liegen damit falsch, aber sie glauben es: ´Ja, wir hatten eine Finanzkrise vor 5 Jahren, aber das ist jetzt alles vorbei. Wir kehren jetzt zur Normalität zurück und innerhalb weniger Monate wird die US-Wirtschaft wieder mit einer Jahresrate von 2% wachsen.`

Das ist bisher aber nicht passiert. Warum ist es bisher noch nicht passiert? Diese Frage scheint sich niemand zu stellen. Es ist nicht passiert, weil die Medizin, die von den Neokeynesianern verschrieben wurde, nicht funktioniert. Übrigens glaube ich nicht, dass es irgendetwas gibt, das funktionieren wird, weil es keine Maßnahmen gibt, die von den Politikern ergriffen werden können und praktisch über Nacht dazu führen würden, dass die Wirtschaft in einem nichtinflationären Umfeld mit einer Jahresrate von 3% oder 4% wächst.

Die Realität ist, dass die Maßnahmen, die die letzten 5 Jahre ergriffen worden sind, in Zukunft noch für ein unglaubliches Chaos und Probleme sorgen werden, die bisher noch gar nicht zu sehen sind […]

Ich glaube, dass, sollte ich Recht behalten und die neokeynesianische Medizin auch weiterhin nicht funktionieren – obwohl sie mit ihren quantitativen Lockerungsmaßnahmen natürlich weitermachen können, selbst wenn die US-Notenbank sich darüber im Klaren ist, dass die quantitative Lockerung nicht ewig fortgesetzt werden kann –, es an irgendeinem Punkt richtig krachen wird. Das ist dann der Punkt, wo die Anleger ihre Meinung ändern und sich Gold zuwenden werden. Gegenwärtig ist das im Westen aber noch nicht der Fall, da die Anleger nach wie vor glauben, dass die neokeynesianische Medizin jetzt jeden Tag Wirkung zeigen wird.“

Eric King: „Wenn es im Westen zu einer erneuten Hinwendung zu Gold kommt, wie Sie gerade beschrieben haben, rechnen Sie bei Gold dann auch mit neuen Allzeithochs?“

Eveillard: „Ja, weil Gold zu einer Ersatz-Währung werden wird. Die Menschen werden sich sagen: ´Ich will den Yen, den Dollar oder den Euro nicht, weil sie sich alle in einem Abwärtswettlauf befinden.` Ja und genau dann wird Gold zur Ersatz-Währung werden. Gold wird wieder zu Geld werden. In gewissem Sinne hat es nie aufgehört, Geld zu sein, aber die Politiker entschieden vor 40 Jahren, dass wir nur noch auf Basis eines reinen Papiergeldsystems arbeiten – aber ich kann Ihnen versichern, dass die Geschichte reiner Papiergeldsysteme nicht sonderlich erfreulich ist.“

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