King World News, 06./07.12.2013
Nach der Veröffentlichung der jüngsten US-Arbeitsmarktdaten und den bedeutenden Preisschwüngen an den Edelmetallmärkten sprach der Milliardär Eric Sprott heute mit King World News über eine entsetzliche Bedrohung für das Weltfinanzsystem. Sprott sprach auch über die enormen Auswirkungen, die diese Entwicklung für die Menschen überall auf dem Planeten haben wird. Im Folgenden finden Sie, was Sprott in diesem bemerkenswerten Interview zu sagen hatte:
Sprott: „Die unmittelbarste Bedrohung (für das Weltfinanzsystem) ist, dass ein weiteres Bankensystem zusammenbricht. Vielleicht wird es das von Slowenien, Spanien, Portugal oder irgendetwas in dieser Art sein. Sie wissen ja, dass aus diesen Banken jede Menge Einlagen abgezogen wurden.
Das ist natürlich durch die Fed-Kreditvergabe an die US-amerikanischen Tochtergesellschaften der europäischen Banken und an jede in Schwierigkeiten steckende Finanzinstitution ausgeglichen worden, so dass sie in der Lage sind, die Einleger auszuzahlen. Aber es wird die Zeit kommen, wo wir alle begreifen werden, dass es beim Bankensystem aufgrund der schwachen Vermögenswerte einen weiteren Bail-in geben wird.“
Eric King: „Ich weiß, dass es unmöglich für Sie ist, das genau zu wissen, aber wie nah stehen wir derzeit vor diesem Ereignis? Was würden Sie sagen?“
Sprott: „Das hängt davon ab, welches Land das nächste ist und wie groß es ist. Sollte es Spanien sein, wäre es nach meinem Dafürhalten zu groß, als dass die EZB oder die Regierungen die Lage unter Kontrolle halten könnten. Mit Slowenien können sie vielleicht noch davonkommen. Slowenien meldete, dass seinen Banken USD 5 Milliarden fehlen.
Aber es sieht so aus, als wollte heute niemand mehr einen Scheck ausstellen. Die Regierungen wollen diese Schecks nicht mehr ausstellen, um ihr Bankensystem zu stützen. Es könnte also jederzeit soweit sein. Das, was wir als Europas „Bankenlösung“ bezeichnen und in Wirklichkeit eine „Bail-in-Lösung“ ist, schreitet also weiter voran.
Ich glaube, dass die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich den Ton angegeben hat. Sie haben gesagt: ´Gut, das ist doch einfach, einen Bail-in durchzuführen. Wir schließen einfach am Freitag, sorgen dafür, dass es die Einleger und Gläubiger erwischt, und machen dann am Montag wieder auf.` Für sie (die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) ist das völlig in Ordnung, aber für die Einleger ist es das nicht. Und wenn das dann Wellen schlägt, möchten Sie mit Sicherheit keine Einlagen in einer Bank halten, denn das ist dann der Punkt, wo die Hölle losbrechen wird.“
Eric King: „Wenn Sie sagen, dass ´die Hölle losbrechen wird`, ja wie schlimm wird es denn werden?
Sprott: „Nun, ich habe ja alle Interviews gelesen, die Sie auf Ihrer Internetseite veröffentlicht haben – ja gibt es überhaupt Menschen, die sich mit der Frage auseinandersetzen, was passiert, wenn das Bankensystem scheitert? Was ich damit sagen will, ist, dass ich nicht glaube, dass die Menschen darüber nachdenken wollen, nicht einmal ich. Wenn die Menschen den Regierungen, Währungen und Bankensystemen nicht mehr trauen, ist das eine einzige entsetzliche Katastrophe, weil dann alles zum Stillstand kommt.
Ich will mir das eigentlich gar nicht vorstellen, weil dieser Ausgang etwas ist, den sich niemand von uns in aller Klarheit vorstellen will – aber es würde gelinde gesagt nicht sonderlich schön werden.“
Eric King: „Worüber wir hier wirklich sprechen, ist doch eine Beschleunigung der Vermögensenteignung. Was derzeit überall auf der Welt vorgeschlagen wird – die Vermögenssteuer und all diese anderen Dinge –, das ist doch nur ein Voranschreiten der Vermögensenteignung, das ist doch das Thema, an dem die Regierungen derzeit dran sind, oder nicht?“
Sprott: „Das ist die weiter anhaltende Geschichte, die passieren wird. In Großbritannien haben sie das bewerkstelligt, indem sie die Zinsen auf null herabgesetzt haben, um den Banken so mit GBP 120 Milliarden pro Jahr zu helfen. Die andere Seite der Medaille ist aber, dass die Sparer nun natürlich keine GBP 120 Milliarden mehr machen. Und angesichts dieser anhaltenden Finanzrepression, sind die Menschen nicht in der Lage, sich aus der Misere zu befreien. Sie ziehen gegenüber der Inflation den Kürzeren.
Die 99% [Masse der Bevölkerung] werden also weiterhin aufgerieben. Und Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass die Inflation zurzeit heruntergespielt wird. Wenn man sich vorstellt, was in den USA nach dem 01.01.2014 passieren wird, wo eine der größten Kostenpositionen für US-Haushalte heute bereits die Krankenversicherung ist und wir jetzt noch über Beitragserhöhungen zwischen 50% und 100% sprechen, dann ist die Bedeutung, die das für die 99% haben wird, einfach nur schockierend.
Das findet derzeit statt: Alles, was seit 2008 getan wurde, zielte darauf ab, das Bankensystem zu retten. Alles zielte darauf ab, die Banken Gewinne machen zu lassen, weil sie Kapital verloren hatten. Die andere Seite ist natürlich, dass die Gewinne, die die Banken machen, dann nicht mehr vom Sparer gemacht werden. Also ja: Der Transfer von den Menschen in Richtung Banken hält weiter an. Am Ende kann der Verbraucher dann nicht mehr ausgeben, was er nicht mehr hat – und wir werden sehen, wie sich das manifestieren wird. Ich kann mir das noch nicht einmal ausmalen, was los sein wird, wenn die Menschen in den USA mitbekommen werden, was mit ihren Krankenkassenbeiträgen passiert.
Auf gewisse Art ignorieren wir das alle. Wir sprechen darüber, wie schlecht die [Obamacare-]Internetseite ist. Vergessen Sie die Internetseite – was ist mit den Versicherungskosten? Ich habe den Eindruck, dass die Krankenkassenbeiträge bei allen Versicherten dramatisch steigen werden – und das ist für alle heute schon eine große Kostenposition. Es wird als nicht sonderlich schön werden.“
Eric King: „Wenn das alles zusammenbricht – das weltweite Papier-Schneeball-System –, machen Sie sich dann um die Vermögensbeschlagnahmung sorgen? Ist das etwas, worüber sie sich Sorgen machen, wenn die Regierungen zusammenbrechen?“
Sprott: „Ja auf alle Fälle. Die Menschen, die an der Macht sind, wollen auch weiterhin an der Macht bleiben. Und wenn es dafür notwendig ist, die Schuldenverbindlichkeiten, die Verbindlichkeiten der Pensionsfonds und die Verbindlichkeiten der staatlichen Krankenkasse für nichtig zu erklären und/oder zu beschlagnahmen, dann ist das halt so. Und wie wir zu Beginn unserer Unterhaltung bereits sagten, findet diese Vermögensbeschlagnahmung auf gewisse Art ja schon statt. Sie lassen es nicht zu, dass die Sparer Gewinne machen, damit stattdessen die Banken die Gelder bekommen können. Das ist bereits eine Vermögensbeschlagnahmung, die hier derzeit stattfindet.
Aber ich befürchte, dass sie in solchen Extremsituationen – wenn sie gezwungen sind, von einem Tag auf den anderen eine Entscheidung zu treffen – die privaten Rentenersparnisse der US-Bürger konfiszieren werden. Ja, das bereitet mir Sorgen. Ich befürchte, dass sie versuchen könnten, Gold zu konfiszieren. Menschen in Machtpositionen, die in verzweifelten Situationen sind, tun verzweifelte Dinge. Das ist auch der Grund, warum jeder von uns etwas Gold und Silber außerhalb des Systems halten sollte.“
Eric King: „Was ist Ihre größte Angst im Hinblick auf die Zukunft? Was bereitet Ihnen Sorgen?“
Sprott: „Meine größte Sorge ist, dass die Staaten pleite sind. Die Regierungen haben viel zu viel Geld ausgegeben, und es gibt nichts, was sie dagegen unternehmen können. Sie werden auf alle Fälle dabei scheitern, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen, und wenn sie scheitern, werden die wirtschaftlichen Auswirkungen unglaublich trostlos sein.
Stellen Sie sich nur vor, wie der Ausblick für Detroit aussehen muss, jetzt wo all diese Rentner begreifen, dass sie nur 16% ihrer Renten erhalten werden. Wie soll es da weitergehen, wenn es keine Kaufkraft mehr gibt? Und was ist, wenn das Ganze auf Chicago oder die US-Regierung überspringt? Oh mein Gott – es gibt so viele Staaten, Städte und Bundesstaaten, die sich derzeit in Schwierigkeiten befinden und der Wahrheit ins Auge blicken müssen.
Und wenn sie der Wahrheit eines Tages ins Auge blicken, wird derjenige, der glaubte, etwas zu bekommen, nichts davon bekommen. Was wird das bei der Wirtschaft anrichten? Das ist kein angenehmer Ausblick. Das ist es, was mir Sorgen bereitet. Mir bereitet die finanzielle Erkenntnis Sorgen, dass wir viel zu viel Geld ausgegeben haben, dass wir uns bei der Zukunft Geld geliehen haben, dass wir massive Gelder bei der Zukunft aufgenommen haben – und wenn man sich bei der Zukunft massiv verschuldet, hat das eines Tages Auswirkungen auf die Gegenwart.“
Eric King: „Wenn Sie ´eines Tages` sagen, und ich weiß ja, dass Sie die Große Depression untersucht haben – und einige sprechen ja bereits von der ´Größeren Depression` –, ist es dass, was Ihnen Sorgen bereitet, dass es für die Menschen noch viel schlimmer werden wird, wenn alles krachen geht?“
Sprott: „Ja ich glaube schon. Wir arbeiten heute doch mit mehr Fremdkapital als je zuvor. Und wenn irgendjemand glaubt, dass er seine USD 100.000 oder USD 50.000 an Rentengeldern erhalten wird und das nächste, was man erfährt, ist: ´Nun, Sie bekommen für Ihre USD 100.000 nur USD 16.000` oder ´für Ihre USD 50.000 nur USD 8.000` – ja nun stellen Sie sich doch einmal vor, was für ein Wandel hier stattfinden wird, wenn das passiert.
Stellen Sie sich den armen Kerl vor, der nur USD 8.000 bekommt und feststellt, dass seine Krankenkassenbeiträge bei über USD 8.000 liegen. Das macht alles überhaupt keinen Sinn. Die Zahlen funktionieren alle nicht. Und wir werden mit dieser Realität konfrontiert werden. Ich weiß nicht, wann sich die US-Regierung und auch die anderen Regierungen, nicht nur die US-Regierung, die Frage stellen werden: ´Okay, wie bringen wir das Schiff jetzt wieder auf Kurs?` Es wird jedoch nicht einfach werden, dass Schiff wieder auf Kurs zu bekommen. Es wird für alle von uns eine sehr, sehr harte Zeit werden, um dorthin zu gelangen.
Und ich gehöre nicht zu denen, die sich in einem solchen Umfeld noch ausmalen, wirtschaftlich Erfolg zu haben. Als ich im Jahr 2000 wieder in Gold investiert habe, sagte ich mir: ´Weißt du was, ich will das Ganze einfach nur überleben. Ich will versuchen, es zu überleben, weil die Papiervermögenswerte am Ende wertlos sein werden.` Jede Untersuchung über Währungen zeigt, dass die Währung am Ende null wert ist – und wir haben all diese anhaltenden Gelddruckmaßnahmen so massiv missbraucht.
Anleger und Pfiffige frage ich immer: ´Glauben Sie an Nullzinsen und glauben Sie an das Gelddrucken?“ Wer daran glaubt, soll dieses Spiel doch spielen. Wer nicht daran glaubt, spielt dieses Spiel nicht, sondern engagiert stattdessen bei etwas, wo er sein Vermögen am Ende des Tages in Sicherheit bringen kann.“