Von einem echten Bullenmarkt kann immer nur dann gesprochen werden, wenn ein Index in allen Währungen, auf Goldbasis und inflationsbereinigt neue Hochs verzeichnet. US-Aktien haben diese Phase bisher noch nicht erreicht, weshalb eine Korrektur nicht ausgeschlossen werden kann und Vorsicht geboten ist

David Chapman, MGI Securities, 05.12.2013

Es steht außer Frage, dass der S&P 500 Index neue Allzeithochs verzeichnen konnte. Dasselbe gilt für den Dow Jones Index (DJI) und den Dow Jones Transportations Index (DJT). Der NASDAQ konnte noch keine neuen Allzeithochs verbuchen. Gold konnte im September 2011 ein Allzeithoch erzielen. Doch trotz dieser Anstiege auf neue Allzeithochs, konnte real keiner dieser Werte auf neue Allzeithochs steigen.

Aber wie kann das sein? Der S&P 500, der DJI, der DJT und Gold erzielten allesamt nominelle Allzeithochs – doch mit Ausnahme des DJT hat keiner dieser Indizes ein inflationsbereinigtes Allzeithoch ausbilden können. Rohöl erzielte 2008 mit einem Preis von USD 147 pro Barrel ein inflationsbereinigtes Allzeithoch. Gold, der Dow Jones und der S&P 500 notieren jedoch unterhalb ihrer inflationsbereinigten Hochs.

Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn wir uns die vorgenannten Indizes in verschiedenen Währungen anschauen. Auch auf Eurobasis haben weder der S&P 500 noch der Dow Jones neue Hochs erzielen können. Der Dow Jones Transportation Index und Gold konnten auf Eurobasis auf Allzeithochs klettern. Ähnliche Kursmuster zeigen sich, wenn wir uns die Indizes auf Goldbasis oder in anderen Währungen anschauen.

Im Folgenden werden wir uns mit dem S&P 500 Index auseinandersetzen. Die Nichtbestätigungen des nominellen Hochs können ein Warnsignal sein, dass etwas nicht stimmt. Im Rückblick stellte sich beispielsweise das Scheitern von Gold, 2011 auf neue inflationsbereinigte Hochs zu klettern, als ein Warnsignal heraus. Alle wurden von den nominellen Allzeithochs in den Bann gezogen.

Es ist möglich, dass das (bisherige) Scheitern des S&P 500 Index, seine nominellen Hochs zu bestätigen, ebenfalls ein Warnhinweis ist. All das soll nun aber nicht heißen, dass der S&P 500 seine nominellen Hochs letztlich nicht doch bestätigen könnte, doch bis sie bestätigt sind, sollte man vor dem Hintergrund, dass der Index dieses Jahr schon so stark zulegen konnte, Vorsicht walten lassen.

Der S&P 500 ist im bisherigen Jahresverlauf bereits um 26% in die Höhe geschnellt. Das letzte Mal, als der S&P 500 solch massive Zugewinne verzeichnen konnte, war in den trendigen 90er Jahren. Jeder weiß, wie die Geschichte ausging. Und damals war das BIP-Wachstum im Allgemeinen noch doppelt so hoch wie heute.

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Der erste Chart zeigt die nominelle Wertentwicklung des S&P 500 – das ist die Art, wie in der Regel alle Marktteilnehmer den S&P 500 sehen. Auf nomineller Basis notiert der Index gegenwärtig weit über seinen Hochs des Jahres 2000 und 2007. Das Hoch von 2007 liegt dabei nur knapp über dem Hoch von 2000. Der aktuelle Markt notiert etwa 15% über den Hochs von 2000 und 2007.

Wenn wir uns den S&P 500 auf Eurobasis anschauen, ist die Entwicklung des Indexes schlecht. In Euros ausgedrückt notiert der S&P 500 aktuell rund 24% unter seinem Hoch des Jahres 2000, liegt aber immer noch rund 15% über dem Hoch von 2007. Würden sich die Märkte wechselseitig bestätigen, würde der Index auch auf Eurobasis ein Hoch ausbilden. Das Scheitern des S&P 500, in Euros ein neues Hoch auszubilden, spiegelt den Rückgang des US-Dollars gegenüber dem Euro seit dem Jahr 2000 wider.

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Der zweite Chart zeigt den S&P 500 in Yen und Kanadischen Dollars. In Yen ausgepreist liegt der S&P 500 rund 8% über seinem Hoch von 2000 aber immer noch rund 3% unter seinem Hoch von 2007. Die Tatsache, dass der Yen innerhalb der letzten 24 Monate gegenüber dem US-Dollar rund 25% an Wert verloren hat, trug dazu bei, dass der S&P zu seinem Hoch von 2007 aufschließen konnte.

Und da der Kanadische Dollar von USD 0,64 im Jahr 2002 auf aktuell USD 0,94 gestiegen ist – der Kanadische Dollar erreichte 2007 ein Hoch von USD 1,10 –, entwickelte sich der S&P 500 in Kanadischen Dollars ausgepreist ebenfalls relativ schlecht. Die jüngste Abschwächung des Kanadischen Dollars trug dazu bei, dass der S&P 500 in Kanadischen Dollars über das Hoch von 2007 schoss, aber immer noch rund 15% unter dem Hoch von 2000 notiert. Derzeit liegt der S&P 500 in Kanadischen Dollars rund 12% über dem Hoch von 2007. Und genauso wie beim Euro haben wir auch hier eine Nichtbestätigung der nominellen Hochs, die der S&P 500 jüngst ausgebildet hat.

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Der letzte Chart zeigt das S&P 500/Gold-Verhältnis und den inflationsbereinigten S&P 500 Index. In den letzten zwei Jahren ist das S&P 500/Gold-Verhältnis um rund 145% in die Höhe geschossen. In Gold ausgepreist liegt der S&P 500 aber immer noch 74% unter seinem Hoch von 2000. Obwohl der Goldpreis innerhalb der letzten zwei Jahre zurückgegangen und der S&P 500 zur selben Zeit gestiegen ist, ist Gold seit dem Jahr 2000 das bessere Investment gewesen.

Inflationsbereinigt notiert der S&P 500 Index jetzt wieder auf dem Niveau von 2007, liegt aber immer noch 14% unter dem Hoch von 2000. Die Nichtbestätigung des inflationsbereinigten S&P 500 dürfte wohl der bedeutendste Indikator sein, dass der Index bisher noch keine neuen Hochs ausgebildet hat.

Solange es dem S&P 500 nicht gelingt, inflationsbereinigt neue Hochs auszubilden, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass es noch zu einer weiteren Korrektur kommt, bevor der Index auf reale Hochs steigen kann. Beim letzten Bärenmarkt von 1966 bis 1982 lag das finale inflationsbereinigte Tief des Dow Jones von 1982 auf demselben Niveau wie die Tiefs, die von 1937 bis 1948 ausgebildet wurden. Es dauerte bis 1995, bis es dem Dow Jones endlich gelang, das inflationsbereinigte Hoch von 1966 einzustellen.

Die technische Analyse legt nahe, dass echte Bullenmärkte immer nur dann stattfinden, wenn die Märkte nicht nur nominelle Hochs ausbilden, sondern überdies auch noch in anderen Währungen, Gold und inflationsbereinigt auf neue Hochs steigen. Das ist gegenwärtig nicht der Fall. Anleger sollten vorsichtig sein.

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