Für Anleger bleiben die USA bis auf Weiteres der sicherste Vermögenswert der Welt

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 25./26.01.2014

Die Dollar-Hasser konzentrieren sich nach wie vor auf die Angebotsseite, um den Wert des Dollars zu bestimmen, was sehr kurzsichtig ist, da sie dabei die Nachfrageseite komplett ausblenden. Sie begreifen einfach nicht, warum der Dollar noch nicht zusammengebrochen ist, und halten an irgendeiner wilden, allmächtigen Verschwörung fest, auf deren Konto die Stärke des Dollars geht.

Ich habe unzählige Male darauf hingewiesen, dass sich die Banken im New Yorker Finanzzentrum die ganze Zeit über verschwören, um die Märkte zu manipulieren und das schnelle Geld zu machen. Sie verschwören sich aber nicht, um die gesamte Welt zu kontrollieren – das bringt keine Gewinne für die Quartalsboni.

Nichtsdestotrotz gibt es Leute, die darauf beharren, dass irgendeine Gruppe – die sie nicht definieren können und bei der sie auch nicht veranschaulichen können, wie sie es anstellen – alles kontrolliert, so als handele es sich bei ihnen um eine Art Olympische Götter von Wall Street.

Blickt man jedoch hinter die Kulissen und folgt einfach nur der Spur des Geldes, so tritt paradoxerweise zutage, dass der Marktcrash in den USA von 2007 bis 2009 die weltweite Vorherrschaft des Dollars sogar noch stärker untermauert hat – und zwar zur selben Zeit, wo Gold immer weiter stieg.

Die weltweiten Anleger waren auf der Suche nach einem Rückzugsraum, um sich vor dem Wirtschaftssturm in Sicherheit zu bringen. Und es gab nur einen einzigen Ort, wo sie hingehen konnten – in den US-Schuldenmarkt.

2009-US-Tbill-Rate

Ungeachtet all der Rhetorik hat diese „Flucht in Richtung Qualität“ in US-Schulden nach wie vor Bestand, ganz gleich, was behauptet wird. Die USA bleiben der weltweit sicherste Vermögenswert. Während der Krise sind die Zinssätze für kurze Zeiträume sogar in den negativen Bereich abgerutscht. Das zeigt, dass die Menschen bereit waren, Geld dafür zu zahlen, dass die US-Regierung ihr Geld hält. Und dadurch wurde die Idee vorangetrieben, dass dieses Mal sogar negative Zinssätze möglich sein könnten.

Es ist zwar ein altes Sprichwort, stimmt aber trotzdem: Wer die Waffen hat, stellt die Regeln auf. Aus geopolitischer Perspektive sind die USA uneinnehmbar. Dafür wären riesige Truppenbewegungen auf den Weltmeeren nötig, und das kann mit der heutigen Technologie nicht realisiert werden, ohne dass es auffällt.

Aber alle Untersuchungen zeigen, dass China Japan innerhalb von 30 Tagen einnehmen könnte, und Russland könnte in weniger als 15 Tagen bis nach Paris vordringen. Die USA verfügen über die entsprechende Verteidigung und sind strategisch extrem schwierig einzunehmen. Die Verteidigung ist nicht zu überwinden und ein Einmarsch ist auch nicht realisierbar.

Letzten Endes brach all das Geschrei um den Dollar krachend in sich zusammen. Ungeachtet der unglaublich riesigen Schuldenaufnahme der US-Bundesregierung kam es bei US-Schulden von 2007 bis 2009 zu einer Angebotsverknappung. Durch die quantitativen Lockerungsmaßnahmen wurden Billionen an US-Schuldenpapieren vom Markt genommen – und das zum falschen Zeitpunkt, wo die Nachfrage ohnehin schon stieg, was die Zinssätze nur noch mehr zum Einsturz brachte.

Die Regierungen der Schwellenmärkte haben US-Dollars als Absicherung gegen Verwerfungen gekauft und um ihre Währungen (und Exportpreise) unten zu halten. Die Nachfrage nach Dollars stieg weltweit auf bemerkenswerte Niveaus.

Im Ergebnis waren die Weltmärkte gegenüber Schwankungen übersensibel – egal, ob diese Schwankungen nun real oder eingebildet waren. Und wie üblich, hatte man im Rahmen der US-Geldpolitik die globale Rolle des US-Dollars nicht begriffen, genauso wenig wie man verstand, dass die Ausweitung der US-Geldmenge in Wirklichkeit ein Konjunkturbelebungsprogramm für die Weltwirtschaft war und nicht für die Inlandswirtschaft der USA, so wie es laut einigen alten Wirtschaftstheorien eigentlich hätte der Fall sein müssen.

Der jüngste Schritt der US-Notenbank, sich aus der quantitativen Lockerung zurückzuziehen, ist ein Signal gewesen, dass die Ära der vermeintlich außerordentlich lockeren inländischen US-Geldpolitik an ihre Ende gelangen wird. Das sorgt dafür, dass die Anleger ihre Strategien überdenken, und es ist der Grund dafür, warum die Dollarnachfrage bisher noch nicht zurückgegangen ist. Überdies führt es zu Druck und zu einem Zusammenbruch der Schwellenmärkte, der durch zwei Trends in China gestützt wird: 1.) eine Wirtschaftsabschwächung in China und 2.) eine Kapitalflucht aus China, um weltweit Eigentum zu kaufen.

Kritiker behaupten, dass die US-Notenbank die Straffungsmaßnahmen viel zu zeitig eingeleitet hat, da die Inflation in den USA immer noch sehr niedrig ist und der US-Arbeitsmarkt nach wie vor bedeutende Defizite aufweist. Die Pensionskrise hat dafür gesorgt, dass die Firmen – selbst das U.S. Post Office – nur noch Teilzeitkräfte einstellen, um Pensionszahlungen zu vermeiden.

Die Älteren können von den niedrigen Zinssätzen nicht mehr überleben und finden sich Arbeitsmarkt wieder. Das Alter des Verkaufspersonals steigt, und zwar von den Warenhäusern bis hin zu Starbucks. Die Jugend verliert in diesen Arbeitsbereichen an Erfahrung. Und es zeigt, dass die Jugend ohne Qualifikationen im Computerbereich garnicht mehr beschäftigungsfähig ist.

Für diese weltweite Sensibilität gegenüber der US-Geldpolitik gibt es keine Lösung, solange sich Europa im Niedergang befindet und China Restrukturierungen durchführt. Der Dollar ist zur Weltwährung aufgestiegen, aber die Fed ist sich dieser Bürde einer inländischen, stark nachgefragten Weltwährung immer noch nicht bewusst.

Letztlich müssen andere Währungen wie der Euro und der Yuan neben dem Dollar als Reservewährungen fungieren. Doch die Struktur Europas verhindert, dass der Euro zur Reservewährung wird, da Europa einheitliche, kontinentale Staatsschulden fehlen. Und obwohl Chinas Währung im internationalen Handel schon am Euro vorbeigezogen und somit zur Nummer 2 aufgestiegen ist, wird gegenwärtig gerade einmal 9% des internationalen Handels in Yuan abgewickelt.

Unterdessen ist es unwahrscheinlich, dass die US-Fiskalpolitik besser wird. Und die Weltwirtschaft geht aufgrund der Hatz nach Steuern weiterhin zurück. Die Welt braucht jetzt ein US-Konjunkturbelebungsprogramm, doch die US-Notenbank hat von dieser internationalen Rolle des US-Dollars keine Ahnung.

Wir haben nach wie vor riesige Dollar-Short-Positionen, da zahlreiche Regierungen der Schwellenmärkte ihre Schulden in Dollar denominiert haben, um Zinsen zu sparen. Sie müssen begreifen, dass die Verwerfungen an den Finanzmärkten von letzter Woche nur die Spitze des Eisbergs sind.

Argentinien hat diesen Wirtschaftssturm voll abgekommen – die Anleihen und Aktienpreise brechen ein, während es beim Peso vornehmlich aufgrund einer drakonischen Wirtschaftspolitik zu einer drastischen Entwertung gekommen ist. Nichts von dem, was wir derzeit beobachten können, findet sich in einem klassischen Lehrbuch als Beispiel für wirtschaftliches Missmanagement.

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Angesichts der Tatsache, dass der chinesische Aktienmarkt unter seinem Hoch von 2007 verharrt, wird davon ausgegangen, dass sich das Wirtschaftswachstum in China über Jahre hin abschwächen wird. Die Wirtschaftsdaten fangen nun an, darauf hinzudeuten, dass hier eine Abschwächung im Gang ist. Es wird sehr aufschlussreich sein, wie China mit diesem Wirtschaftsrückgang umgehen wird.

Die Krise in den Schwellenmärkten treibt das Kapital in die USA

Der Immobilienmarkt Singapurs ging im vierten Quartal 2013 zurück, was zeigt, dass die Schwellenmärkte insgesamt dazu neigten, gemeinsam mit dem Economic Confidence Model letzten August ihr Hoch auszubilden. Das hat zu einer Flucht der Investoren aus den einst boomenden Schwellenmärkten geführt. Wir haben es hier mit einer Veränderung der Kapitalströme zu tun. Diese Entwicklung ähnelt der, die wir ab 1994 sahen und die dann 1997 im Rahmen der Asienkrise ihren Höhepunkt fand.

Die internationalen Anleger haben rund USD 7 Billionen in die Schwellenmärkte investiert. Dieser jetzt einsetzende Kapitalabfluss aus den Schwellenmärkten ist gerade erst der Anfang. Die Daten zu den Kapitalströmen des Jahres 2013 zeigen, dass es bisher eher Privatanleger gewesen sind und nicht institutionelle Anleger, die ihr Geld aus den Schwellenmärkten geholt haben. Der Kapitalabfluss belief sich auf gerade einmal USD 50 Milliarden. Genauso ging es auch 1994 los. Am Ende flüchtete das institutionelle Kapital 1997 mit aller Gewalt, um sich auf die Geburt des Euros 1998 vorzubereiten.

Bisher sind es vornehmlich Privatanleger gewesen, die ihre Gelder abgezogen haben und in US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkte gegangen sind. Wenn die großen institutionellen Anleger auf den Zug aufspringen, laufen wir Gefahr, dass es zu einer vollumfänglichen Kapitalflucht kommt, so wie wir sie 1997 sahen.

China schwächt sich derzeit ab. Der chinesische Aktienmarkt hat 2007 ein bedeutendes Hoch ausgebildet und stößt gerade zu seinen Tiefs von 2013 und 2014 vor. Das ist ein Warnsignal, dass die Abschwächung in China bis 2020 anhalten könnte.

Die weltweiten Auswirkungen einer Reduzierung der QE-Maßnahmen sind maßlos übertrieben worden. Nichtsdestotrotz wurde dadurch das Bild eines bärischen Trends in China und den Schwellenmärkten ganz allgemein befördert.

Und wir sehen, wie sich dieser Trend nun auch in den Währungsmärkten bemerkbar macht, wo es in Argentinien, der Türkei und Russland zu Tiefs kam. Die Gelder flossen stattdessen in den Schweizer Franken, den Japanischen Yen und US-Staatsanleihen. Diese Veränderungen bei den Kapitalströmen sind für viele ein Hinweis auf die weltweite Ansteckung. Das Entscheidende ist, dass derzeit sogar hochrentierende Schuldenpapiere der Schwellenmärkte abverkauft werden.

Denn wenn wir in die Zukunft schauen, so zeichnet sich dort bereits die Dollar-Rally am Horizont ab, und das wird die Verluste in den Schwellenmärkten für Auslandsinvestoren nur noch verschlimmern. Die Angst wird zunehmen und die großen institutionellen Anleger werden gezwungen sein, ihre Verluste zu begrenzen und zu flüchten, da sich der Anstieg des Dollars im Zusammenbruch dieser Währungswerte widerspiegelt.

Bei internationalen Investments geht es eigentlich immer nur um Währungskrisen. Das gilt auch dann, wenn Auslandskapital in den USA investiert wird wie 1987 oder in Japan 1989 oder in Südostasien 1997 oder in Russland 1998, um ein paar Beispiele zu nennen.

Es ist ganz eindeutig so, dass sich die Kapitalströme verändert haben. Die Gelder wandern aus den Wirtschaften der Schwellenländer ab, und das wird die Institutionen dazu zwingen, ihre Allokationsmodelle neuauszurichten. Das ist ein zyklisches, aber auch ein strukturelles Problem, da wir es in Europa mit ernsthaften wirtschaftlichen Problemen und steigenden Steuern zu tun haben, die das internationale Investment ebenfalls beeinflussen.

Viele Schwellenmärkte scheinen aus inländischer Perspektive heraus eine Seitwärtsbewegung durchzumachen, doch aus der Währungsperspektive heraus sind sie eine Katastrophe. Der US-Dollar ist im letzten Quartal gegenüber einem Korb aus Schwellenmarktwährungen um fast 2% gestiegen, und das sorgt für einen Rückgang bei den Vermögenswerten und die Veränderungen bei den Kapitalströmen. Die Schwellenmärkte haben nun seit 13 Wochen in Folge Kapitalabflüsse zu verzeichnen – bisher ähnelt die Entwicklung den Ereignissen der 1990er Jahre.

Das Entscheidende ist immer die Währung – bisher ist eine große Währungsabwertung in den Schwellenmärkten ausgeblieben. Die erheblichen Kapitalabflüsse, unter denen Argentinien derzeit zu leiden hat, können zu einer Ansteckung führen, da Anleger oftmals alles in Gruppen verkaufen. Wir werden wahrscheinlich bis September 2014 weiter anhaltende Kapitalabflüsse sehen – und da die Bürgerunruhen weiter zunehmen, dürfte dieser Trend bis zum Tief des Economic Confidence Models im Januar 2020 anhalten.

Die Weltbank hat sogar davor gewarnt, dass der Kapitalstrom in Richtung Schwellenmärkte vollständig zum Erliegen kommen könnte, ein Punkt, der auch vom Internationalen Währungsfonds thematisiert worden ist. Klar ist, dass die langfristigen Zinssätze plötzlich um bis zu 200 Basispunkte steigen können, wenn die Bürgerunruhen zunehmen.

Die Kapitalströme in die Schwellenmärkte werden wahrscheinlich um mindestens 70% einbrechen. Der Anstieg bei den Bürgerunruhen dürfte eine Ansteckung begünstigen, so dass in den kommenden Jahren alles abverkauft wird. Wenn die langfristigen US-Zinsen von derzeit 2,7% auf 4% steigen, werden die Schwellenmärkte in einen ernsthaften Rückgang eintreten.

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