Steve Saville, The Speculative Investor, 02.02.2014

Hyperinflation

In den USA wird es letzten Endes zu einer Hyperinflation kommen – aber mit „letzten Endes“ könnte auch eine Zeit gemeint sein, wo wir alle schon lange tot sind. Anstatt das übliche Argument vorzubringen, dass es letztlich zur Hyperinflation kommen wird, scheint es daher sinnvoller zu sein, folgende Frage zu stellen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in den USA innerhalb der kommenden 24 Monate zu einer Hyperinflation kommt?

Wir stellen diese Frage seit über zehn Jahren jedes Jahr aufs Neue, und bisher ist die Antwort immer dieselbe gewesen: Die Wahrscheinlichkeit ist so gering, dass man sich darüber keine Sorgen zu machen braucht. Und auch dieses Jahr nehmen wir uns dieser Frage wieder an.

Kommen wir gleich zum Wesentlichen: Die Antwort hat sich nicht geändert. Mit anderen Worten: Wir sind der Auffassung, dass all jene Prognostiker, die darauf beharren, dass eine Hyperinflation einsetzt, mit ihren Prognosen danebenliegen werden – zumindest für die kommenden 24 Monate.

Um zu begreifen, warum die Hyperinflationsprognosen bis zum heutigen Tage falsch gewesen sind und wahrscheinlich auch für die kommenden 24 Monate falsch sein werden, ist es notwendig zu verstehen, dass für eine Hyperinflation drei Grundvoraussetzungen vonnöten sind:

  • Es muss einen starken Anstieg bei der Geldmenge geben.
  • Es muss einen großen Rückgang bei dem Wunsch der Öffentlichkeit geben, Geld zu halten, weil die Auffassung vorherrscht, dass das Geld künftig rasch an Kaufkraft verlieren wird.
  • Der große Rückgang des Wunsches der Öffentlichkeit, Geld zu halten, führt aufgrund der dadurch steigenden Preise zu einer wahrgenommenen Geldverknappung, bei der die Preise bedeutend schneller steigen als die Geldmenge, weshalb die Zentralbank auf diese wahrgenommene Geldverknappung reagieren muss, indem sie neues Geld schafft.

Das geht der Abwärtsspirale der Kaufkraftentwertung voraus, die gemeinhin auch als „Hyperinflation“ bezeichnet wird.

So wie es zurzeit aussieht, ist nur eine dieser drei Grundvoraussetzungen gegeben: Es fand eine große Ausweitung der Geldmenge statt, aber der allgemeine Wunsch, Geld zu halten, ist nach wie vor groß. Dass dieser allgemeine Wunsch, Geld zu halten, immer noch so groß ist, geht vornehmlich auf die exzessiven Schuldenniveaus und die damit in Zusammenhang stehende Notwendigkeit zurück, Geld zu halten, um damit seine Schuldenverbindlichkeiten zu bedienen.

Die heutigen exzessiven Schuldenniveaus sind die Folge der von den Zentralbanken geförderten Ausweitung der Geldmenge und der Kreditinflation. Durch die heftige Geld- und Kreditinflation der Vergangenheit wurde wiederum eine sehr starke deflationäre Kraft geschaffen, aber die Zentralbanken stemmen sich dieser deflationären Kraft nach wie vor entgegen, indem sie auf direkte Art mehr Geld und Kredit schaffen oder deren Schaffung indirekt fördern. Dadurch wird die deflationäre Kraft aber nur noch stärker, was zu einer immer größeren von den Zentralbanken geschaffenen Geld- und Kreditinflation führt usw.

Die Zentralbanken werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterhin versuchen, die deflationären Kräfte zu bekämpfen – was auch der Grund dafür ist, warum die „Deflationisten“ mit ihren Prognosen genauso danebenliegen werden wie die „Hyperinflationisten“ –, und umso konzertierter ihr Widerstand, desto früher setzt letztlich die Hyperinflation ein.

Wie dem auch sei, bei dem Wunsch, Geld zu halten, wird es jedenfalls zu keiner plötzlichen über Nacht stattfindenden Trendwende kommen. Der allgemeine Wunsch, Geld zu halten, wird von seinem derzeit hohen Niveau nicht urplötzlich auf ein niedriges Niveau abstürzen. Es wird Jahre dauern. Ja es könnte sogar Jahrzehnte dauern. Darüber hinaus wird jeder, der die Entwicklungen aufmerksam mitverfolgt, lange vor einem Einbruch der Kaufkraft des Geldes deutliche Warnhinweise an den Finanzmärkten erkennen können.

Eines der deutlichsten Signale wird von den Anleihemärkten ausgehen – und zwar in Form großer Anstiege bei den langlaufenden Zinssätzen und großer Anstiege bei den Spreads zwischen langlaufenden und kurzlaufenden Zinssätzen.

Kapitalverkehrskontrollen

Die aufmerksamen Beobachter werden bezüglich der Hyperinflation oder des vollumfänglichen monetären Zusammenbruchs Unmengen an Warnsignalen wahrnehmen können, bevor diese Ereignisse zu einer unmittelbaren Gefahr werden. Aktuell gibt es keine derartigen Warnhinweise. Demzufolge macht es auch keinen Sinn, sich auf eine US-Hyperinflation vorzubereiten.

Kapitalverkehrskontrollen – also staatliche Interventionsmaßnahmen, die darauf abzielen, Geldzuflüsse aus dem Ausland oder Geldabflüsse ins Ausland zu beschränken – sind aber eine völlig andere Geschichte, da solche Maßnahmen jederzeit ohne Vorwarnung implementiert werden können. Die Rechtfertigung für solche Maßnahmen wird wahrscheinlich die „nationale Sicherheit“ (beispielsweise der „Kriegen gegen Terror“) oder der „Krieg gegen Drogen“ sein.

Menschen mit beträchtlichen Vermögenswerten sollten sich daher schon heute auf das Risiko von Kapitalverkehrskontrollen vorbereiten, indem sie ihre Vermögenswerte international diversifizieren. Darüber hinaus sollte jeder – und das gilt speziell für US-Bürger –, also auch all jene, die nicht über substantielle Vermögenswerte verfügen, die es zu schützen gilt, einen zweiten Reisepass besitzen.

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