Das Endspiel des Marxismus hat begonnen. Die Gewalt in der Ukraine ist lediglich ein Symptom für einen weltweiten Trend, der gegenwärtig an Fahrt aufnimmt. Genau genommen handelt es sich um eine Ansteckung, die sukzessive alle Regionen auf dem Planeten – auch Europa und Amerika – erfassen wird. Wenn die Masse der Bevölkerung im Westen feststellt, dass nicht allein die Banken in Schwierigkeiten stecken, sondern ihre Renten nichts weiter als Luftschlösser sind, kracht’s richtig. Alle Regierungen werden genauso reagieren wie die ukrainische Regierung und damit anfangen, auf die eigene Bevölkerung zu schießen

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 20.02.2014

Krieg ist die Trumpf

Janukowytsch wird als skrupelloser Verbrecher in die Geschichte eingehen. Im Grunde hat er den Befehl gegeben, Zivilisten abzuschlachten. Die Luft auf dem Maidan war voller Blei, und laut den Meldungen der Demonstranten sind über 100 Protestierende ermordet worden.

Hier kommt gerade ein Bürgerkrieg in Gang und da der Kriegszyklus jetzt in 2014 wieder ansteigt, befürchte ich, dass dieser Vorfall den Zyklus richtig anfeuern wird. Rechnen Sie damit, dass das Ganze ab Sommer richtig eskaliert. Bei den Kapitalströmen könnte es zu denselben Veränderungen – einer Flucht in Richtung US-Dollar – kommen wie während des Ersten Weltkriegs und des Zweiten Weltkriegs.

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Die zwei riesigen Preissprünge beim US-Dollar gingen auf die europäischen Kriege zurück. Der drastische Anstieg nach dem Zweiten Weltkrieg hängt mit der Abwertung der Währungen und dem Anstieg des US-Dollars im Rahmen von Bretton Woods zusammen.

Das Kursmuster für den US-Dollar weist gegenwärtig keinen säkularen Bärenmarkt aus. Das aktuelle Kursmuster beim US-Dollar ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass dieser Markt sein Hoch erst noch finden muss. Die größten explosionsartigen Dollarrallys gehen auf Kriege zurück.

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Das Allzeithoch des Britischen Pfunds gegenüber dem US-Dollar wurde während des Amerikanischen Bürgerkriegs ausgebildet. All den Dollar-Hassern – die ständig auf der US-Geldmenge, der US-Notenbank und praktisch allen anderen Dingen, die man sich nur vorstellen kann, herumpochen, um zu erklären, warum der Dollar wertlos werden wird – sei gesagt, dass die Krieg immer Trumpf ist.

Kiew brennt – und das ist nur der Anfang!

Einige Leute beharren darauf, dass die Ereignisse in der Ukraine auf verdeckte Interventionen des Westens zurückgehen, aber während sie das behaupten, entgeht ihnen die Bedeutung des Trends, dessen Zeugen wir gerade werden. Man kann den lieben langen Tag intervenieren, wie man möchte – solange die Menschen fett und glücklich sind, wird rein gar nicht passieren.

In Wirklichkeit hat die Ukraine im Jahr 2000 ihr Hoch ausgebildet und sich bis heute nicht erholt. Die Orangene Revolution fand 2004 statt, woraufhin bis 2007 eine moderate Verbesserung einsetzte. Im Anschluss daran kam es zum Zusammenbruch. Interventionen sind überhaupt nicht in der Lage, etwas an der Einstellung einer Nation zu verändern – genauso wie es unmöglich ist, den säkularen Trend eines Marktes zu verändern.

Wir befinden uns jetzt in der Zusammenbruchsphase des Sozialismus – dem Endspiel des Marxismus. Das nahm 1989 mit den Ereignissen in China und dem Fall der Berliner Mauer seinen Anfang, und es markierte das Hoch in Japan. Es ist ein schrittweiser, sukzessiver Prozess, und aus historischer Sicht bewegt er sich von einer Region zur nächsten.

Das Ganze ist in Form von weitflächiger Korruption unter der politischen Klasse in Erscheinung getreten – und diese Korruption scheint wirklich überall auf dem Planeten durch den Rückgang des realen Wirtschaftswachstums angeheizt zu werden, wobei uns mit dem Ausbruch der sozialen Probleme das Schlimmste noch bevorstehen wird. Diese werden ausbrechen, wenn die Masse der Menschen im Westen feststellt, dass nicht nur die Banken in Schwierigkeiten stecken, sondern ihre Hoffnung, dass sie in Zukunft einmal Rente bekommen werden, eine Illusion ist.

Das ist das weltweit größte Problem, mit dem wir es künftig zu tun haben werden. Man darf das politische Getue nicht mit dem zu Grunde liegenden Trend verwechseln. In der Geschichte der Menschheit brachen derartige Ereignisse nie überall geleichzeitig aus. Es handelt sich vielmehr um eine Ansteckung, die von einer Region auf die nächste überspringt. Und dabei geht es auch nicht darum, ob Waffen und Molotow-Cocktails gegen Behörden eingesetzt und Polizisten getötet werden.

Falls Sie glauben, dass die aktuellen Ereignisse in der Ukraine absichtsvoll vom Westen finanziert worden sind, liegen sie grundfalsch, da dem die Annahme zu Grunde liegt, dass diese Entwicklungen ausschließlich in der Ukraine beobachtet werden können. Die Ereignisse in der Ukraine sind aber lediglich ein Vorgeschmack auf das, was sich weltweit ausbreiten wird – und das braucht seine Zeit.

Nach Herbst 2015, wenn der wirtschaftliche Rückgang in den USA die volle Gewalt des wirtschaftlichen Einbruchs entfachen wird, werden wir begreifen, dass die derzeit in der Ukraine stattfindenden Ereignisse weltweit ausbrechen werden. Alle Regierungen werden auf diese Art und Weise reagieren. Die US-Regierung wird auf ihre eigene Bevölkerung schießen, genauso wie sie 1932 Soldaten und Panzer gegen US-Veteranen einsetzten und sie Verbrecher nannten.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Wenn ich das hier schreibe, dann unterstützte ich damit nicht diese oder jene Regierung. Ich bin ein Schüler der Geschichte, und für mich gibt es im Hinblick auf die Regierungen keine Unterschiede, ganz gleich, welche Form sie auch annehmen. Es geht immer um den Staat gegen das Volk.

Und was ich sage, ist auch sehr unmissverständlich: Das Ganze begann aufgrund der Korruption und wird sich nun in eine politische Konfrontation verwandeln. Für Putin ist die Ukraine wichtig, und es ist weithin bekannt, dass er die Sowjetunion aus Machtgründen wiederrichten will. Polen hat Angst, dass die Ukraine in die Hände der Russen fällt, da die Geschichte nahelegt, dass sie dann als nächstes dran sein werden. In den Regierungen geht es allen immer nur um Macht.

Dass Staaten ihre eigenen Bürger bei wirtschaftlich verursachten Revolten abschlachten, ist ein Gemeinplatz, der sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Es gab Massaker in Frankreich und England, und die Revolte von Wat Tyler im Jahr 1381 ist dabei auch nicht zu vergessen.

Das sich derzeit in der Ukraine abspielende Muster ist von Bedeutung. Und bei diesem Muster geht es nicht um die USA gegen Russland, sondern um das Volk gegen den Staat – und das ist der Haupttrend, der sich im Laufe der Zeit immer stärker entwickeln wird.

cycleofwar-2014Die Massenproteste in Europa sind vor dem Anstieg des Kriegszyklus friedlich geblieben. Jetzt, wo die Jugendarbeitslosigkeit in Europa bei über 60% liegt und die Studenten mit Studentenkrediten beladen sind – und sie diesen nicht Entrinnen können, weil ihnen das formale Bildungssystem alle Zukunftschancen geraubt hat –, werden diese Demonstrationen in Gewalt umschlagen. Das ist gerade erst der Anfang eines sehr tiefgreifenden und ernsten Trends, der derzeit zu seinem Aufstieg ansetzt.

Und wer behauptet, dass die Geschehnisse in der Ukraine ohne eine Intervention des Westens nie passiert wären, ist sich über diesen globalen Trend nicht im Klaren.

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