Simon Black, Sovereignman.com, 27.03.2014

Heute vor 160 Jahren erklärten Großbritannien und Frankreich Russland den Krieg, der später unter der Bezeichnung Krimkrieg bekannt werden sollte.

Russland war zu jener Zeit eine aufsteigende Nation. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Zar Nikolaus I. das russische Herrschaftsgebiet bis in die Ukraine und an die Krim ausgeweitet, da man auf Warmwasserhäfen am Schwarzen Meers aus war. Der Rest Europas fürchtete sich zu Tode.

Die anderen Nationen, die in dieser Region aktiv waren – hier vor allem Frankreich und das Osmanische Reich –, befanden sich offenkundig im Niedergang. 1854 stand das Osmanische Reich nur wenige Jahre vor der Staatspleite und Frankreich versuchte händeringend einen Teil seines geopolitischen Glanzes vorangegangener Jahrhunderte wiederzuerlangen.

Das müsste sich doch alles bekannt anhören. Wie sagte Mark Twain so treffend: „Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“

Heute gibt es wieder einen Konflikt auf der Krim. Und genauso wie damals hat dieser Konflikt mit der Krim selbst nichts zu tun; es geht um verschiedene andere Mächte, die versuchen, eine aufstrebende Großmacht in Schranken zu halten.

Seien wir ehrlich: Die meisten Menschen sind nicht sonderlich begeistert, wenn jemand anderes an ihnen vorbeizieht. Und bei Nationen ist das auch nicht anders.

Und genauso wie sich Frankreich, Großbritannien und das Osmanische Reich in den 1850er Jahren verbündeten, um die Ausdehnung Russlands einzudämmen, machen die meisten abgehalfterten und bankrotten westlichen Länder heute genau dasselbe.

Die Heuchelei ist unglaublich. Der US-Außenminister John Kerry erklärte im Hinblick auf die Krimkrise: „Im 21. Jahrhundert verhält man sich einfach nicht wie im 19. Jahrhundert, indem man unter einem frei erfundenen Vorwand in ein anderes Land einmarschiert.“

Offensichtlich hat Kerry vom Krieg gegen den Terror und der Invasion des Iraks nichts mitbekommen.

Ich bezweifle jedoch ernstlich, dass die Krimkrise tatsächlich explodieren wird. Es dürfte maximal zu Handgreiflichkeiten kommen. Der Westen ist einfach viel zu pleite.

Putin ist der Typ, der mal eben USD 50 Milliarden raus haute, um die Olympischen Winterspiele zu veranstalten – und das ist wahrscheinlich nur ein kleiner Teil seines persönlichen Vermögens, von dem Geld, das Russland zur Verfügung steht, ganz zu schweigen.

Die russische Regierung könnte ohne Weiteres einen Krieg auf der Krim finanzieren. Die Russen können einfach einen Scheck ausstellen.

Der Westen muss hingegen schon betteln, Kredite aufnehmen und Geld drucken, wenn er einfach nur ein Kriegsschiff ins Schwarze Meer entsenden will.

Der beste Schritt des Westens, um zu verdeutlichen, wie pleite er wirklich ist, war der Rauswurf Russlands aus der G8 – einer zahnlosen Gang von Pleitestaaten.

Was ich damit sagen will? Allein die Verschuldung von fünf der G8-Länder – also von Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Italien, Japan und Frankreich – ist so gewaltig, dass sie fast 50% des weltweiten BIP entspricht. Das ist irre.

Erfolgreiche Verhandlungen beginnen immer damit, dass man aus einer Position der Stärke heraus verhandelt. Und der Westen verfügt über absolut null Stärke. Er hat keine Zähne. Kein Geld. Keine Machthebel.

Das ist bereits vor ein paar Monaten deutlich geworden, als Putin alle aus Syrien herausjagte.

Indem sie Russland nun aus der G8 rauswerfen – selbst wenn nur vorübergehend –, werfen die westlichen Länder lediglich ein grelles (und ziemlich beschämendes) Schlaglicht auf ihre eigene Schwäche.

Sie beweisen damit zweifelsfrei, dass die G8 über keinerlei Macht verfügt – und sie treiben Russland damit in die Arme Chinas.

Es ist ein klassisches Beispiel dafür, wie einstmals große Mächte ihren eigenen Niedergang beschleunigen, und Obama und seine Kollegen scheinen diesem Drehbuch haargenau zu folgen.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner