Im heutigen Goldmarkt finden sich aber nur noch die wahren Gläubigen. Diese Leute begreifen, dass Gold Geld ist und wir seit 40 Jahren ein reines Papiergeldsystem haben und die Geschichte reiner Papiergeldsysteme katastrophal ist

King World News, 11.04.2014

Heute sprach der legendäre wertorientierte Investor Jean-Marie Eveillard mit King World News über das, was er in über 52 Geschäftsjahren gelernt hat, sowie über die Tragödie, dass derzeit riesige Goldbestände aus den USA abfließen. Im Folgenden finden Sie, was Eveillard, der Fonds im Wert von über USD 65 Milliarden verwaltet, in diesem faszinierenden Interview zu sagen hat:

Eveillard: „Die Anleger neigen dazu, sich zu stark darauf zu konzentrieren, ob es nun die richtige Zeit zum Investieren ist oder nicht. Wenn man auf Warren Buffetts Erfolgsbilanz der letzten 45 Jahre blickt, dann hat er sich zu Beginn auf inländische Immobilien konzentriert. Seine Auffassung war, dass sich gelegentlich Investmentmöglichkeiten eröffnen, und 1974, inmitten eines massiven Bärenmarkts, fühlte er sich, wie er sagte, ein wenig wie ein Sexbesessener in einem Harem.

Aber man muss Geduld an den Tag legen. Wenn sich eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, sollte man sie auch nutzen. Wenn es nur sehr wenige Möglichkeiten gibt, sollte man etwas Geld halten.

Ich bin seit über einem halben Jahrhundert im Investmentgeschäft tätig. Ich begann am 01.09.1962 in einer Pariser Bank, und während dieses guten halben Jahrhunderts, gab es nur einen einzigen Zeitpunkt, wo ich den Eindruck hatte, dass ich mir 45 Aktien anschauen könnte und keine davon kaufen würde – und das war Japan Ende der 1980er Jahre, also 1988 und 1989.

Ich sage hier Japan 1988 und 1989, weil ich nicht schlau genug war, um das Hoch zu treffen. Bis Mitte 1988 hatte ich meine japanischen Aktien verkauft, was, wie sich herausstellte, 18 Monate und einen Anstieg von 30% zu früh war, weil der Nikkei erst Ende 1989 sein Hoch ausbildete Aber dann begann 1990 natürlich der Bärenmarkt, und ich besaß nichts in Japan.

Wenn ich zurückblicke, sage ich mir manchmal, dass die Erfolgsbilanz bei den Fonds, die ich seit mehreren Jahrzehnten verwalte, auch auf das zurückgeht, was ich nicht gehalten habe, anstatt auf das, was ich gehalten habe. Wie bereits erwähnt, besaß ich Ende der 1980er Jahre keine japanischen Aktien mehr. Ich besaß Ende der 1990er auch keine Technologie- und Medienaktien und ich besaß Anfang dieses Jahrhunderts auch keine Finanzaktien. All diese Fallstricke zu vermeiden, trug zu meinem Erfolg bei.

Selbst Ende der 1990er Jahre gab es in den USA – ja eigentlich auf der ganzen Welt – diese sogenannten ´New Economy Aktien`, die durch die Decke schossen und dann zusammenbrachen. Und dann gab es diese sogenannten ´Old Economy Aktien`, die sich Ende der 1990er Jahre kaum bewegt hatten, aber sich zu Beginn des neuen Jahrhunderts ziemlich gut entwickelten.

Und da nun zahlreiche Aktienmärkte bedeutend in die Höhe geschossen sind, speziell im letzten Jahr, und sich viele von ihnen in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt oder verdreifacht haben, bieten sich gegenwärtig nur wenige Möglichkeiten. Es gibt ein paar Möglichkeiten in den Schwellenmärkten, aber es ist eine Phase, wo man vorsichtig sein sollte, weil die Aktien bereits bedeutend gestiegen sind und die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“

Eric King: „Was ist mit dem Goldmarkt?“

Eveillard: „Im Rückblick war das Problem beim Goldmarkt bei dem Preisniveau von USD 1.800 oder USD 1.900 pro Unze, dass es zu diesem Zeitpunkt eine Menge Leute gab, die einem Vermögenswert hinterherjagten, der schon geraume Zeit ziemlich gut lief. Diese Nachzügler waren von Gold nicht sonderlich überzeugt und sahen Gold auch nicht als Geld an. Gold ist eine Weile gestiegen, weswegen sie einfach auf den Zug aufsprangen und hofften, dass es ewig weitersteigen würde.

Im heutigen Goldmarkt finden sich aber nur noch die wahren Gläubigen. Diese Leute begreifen, dass Gold Geld ist und wir seit 40 Jahren ein reines Papiergeldsystem haben und die Geschichte reiner Papiergeldsysteme katastrophal ist.

Nach dem Ersten Weltkrieg führten die USA eine weichere Version des ´Gold-Devisenstandards` ein, und nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die USA mit der Bretton Woods Vereinbarung zu einer noch weicheren Version über. Und dann, und daran erinnere ich mich noch, weil ich mir mit ein paar Freunden ein Sommerhaus in den Hamptons teilte, kam US-Präsident Nixon 1971 im Fernsehen und sagte, dass er ´das Goldfenster schließt`. Seitdem hat es keinerlei Beschränkungen mehr gegeben, und das US-Gold ist weg.

Wie sagte der verstorbene Peter Bernstein immer: Gold ist der Schutz gegen extreme Ausgänge. Und weil wir in den letzten fünf Jahren weltweit diese beispiellose Geldpolitik hatten, speziell seitens der Zentralbanken, ja wer weiß, welche unbeabsichtigten Folgen in den nächsten paar Jahren zum Tragen kommen könnten. Was ich damit sagen will, ist, dass die Notwendigkeit besteht, sich vor möglichen extremen Ausgängen zu schützen, und das ist genau die Art von Schutz, die Gold bietet.“

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