Der europäische Finanzcrash ist nur noch eine Frage der Zeit. Umso stärker der Euro notiert, desto schlimmer wird es

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 11.04.2014

Es erscheint einem oftmals wie ein Paradox: Umso schlimmer die wirtschaftliche Lage wird, desto stärker steigt die Währung. Freuen Sie sich – es ist eine Glockenkurve! Wenn die Währung zu stark steigt, gibt es für die Wirtschaft keine Hoffnung mehr, zu überleben – der Trend kehrt sich um und dann wird alles im Rahmen einer Phasentransformation in Schutt und Asche gelegt.

Das ist das Paradox der Fundamentalanalyse, und die meisten Menschen versuchen, eindimensionale Erklärungen dafür zu finden. Und dabei ist es egal, ob wir hier über Zinssätze, den Wert von Währungen, die Inflation oder die Deflation sprechen – das Kursmuster ist immer dasselbe.

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Zum Anstieg der Währung bei einem wirtschaftlichen Niedergang gehört auch, dass das Kapital von privaten Vermögenswerten in Richtung staatlicher Vermögenswerte strömt. Das findet statt, wenn das Economic Confidence Model fällt, also das Vertrauen zurückgeht, und das gilt selbst für die kurzen Wirtschaftszyklen von 8,6 Jahren. Das nennt sich „Flucht in Richtung Qualität“, bei der die Menschen das Halten von Bargeld bevorzugen und Vermögenswerte auf den Markt werfen. Das ist der Grund, warum Aktienmärkte oder irgendwelche anderen Sektoren, die das Geld absorbiert hatten, zusammenbrechen.

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Es ist völlig egal, welche Wirtschaft wir uns anschauen, während wirtschaftlicher Rückgänge steigt die Währung, was durch diese inländische Flucht in Richtung Qualität angeheizt wird. Der US-Dollar stieg während der Großen Depression auf Rekordhochs. Das trug nur noch stärker zum Niedergang der Wirtschaft bei, da nun auch die Exporte zusammenbrachen. Während der 1930er Jahre löste diese Entwicklung das Zeitalter des Protektionismus aus.

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Und dann stieg der US-Dollar ausgehend von seinem Tief von 1980 bis 1985 drastisch an. Diese tiefgreifende deflationäre Rezession jagte den US-Dollar auf seinen höchsten Punkt, und wie aus unserem Index hervorgeht, ist dieser Trend bisher noch nicht abgeschlossen. Sie sollten hierbei jedoch im Hinterkopf behalten, dass der Hauptteil der bevorstehenden US-Dollar-Rally erst nach Herbst 2015 stattfinden wird, wenn die US-Wirtschaft fällt.

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Der Zusammenbruch des US-Dollars gegenüber dem japanischen Yen ging zum Teil auf das Platzen der japanischen Spekulationsblase ab Dezember 1989 zurück. Der Anstieg des Yen stand im Einklang mit den von mir hier beschriebenen Dingen, obwohl die Menschen das für widersprüchlich halten und davon ausgehen, dass die Währung im Wert fallen würde, wenn sich die Wirtschaft im Niedergang befindet.

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Dieser Wertrückgang bei der Währung gehört ebenfalls zum Trend, aber erst wenn die Glockenkurve überschritten wird und es abwärts geht. Das Britische Pfund war bis 1914 die Weltreservewährung. Danach trat Großbritannien in die Abwärtsphase der Glockenkurve ein, und diese Entwicklung wurde durch Schulden befeuert.

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Als Großbritannien in den Ersten Weltkrieg eintrat, explodierten die Schulden und ab diesem Punkt kam es bei der britischen Währung zu einem nachhaltigen Zusammenbruch.

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Auf den oben stehenden Chart sehen Sie, wie die Zinssätze bis Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgingen. Danach sehen wir einen Trend, bei dem die Zinssätze stiegen.

Und genau das werden wir auch beim Euro sehen, wenn er seine deflationäre Rally beendet hat, die Europa in den Abgrund schicken wird. Die europäischen Exporte werden fallen und die Steuern werden weiter steigen.

Die Anfangsphase der Deflation kennzeichnet sich durch die Flucht in Richtung Qualität, und das bricht dann zusammen, wenn die Wirtschaft aufgrund des hohen Währungswerts ihre Tragfähigkeit verliert. Hat der Euro dann erst einmal sein Hoch erreicht, wird das ausländische Kapital aggressiv abverkaufen. Das ist nur noch eine Frage der Zeit.

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