Henry Bonner, Sprott Asset Management, 07.05.2014

Jim Rogers ist Mitbegründer der 1973 aufgelegten Quantum Group Fonds. Rogers warnt die Anleger davor, dass die Staaten demnächst ihre Renten und ihre Spareinlagen plündern könnten. Und da der Goldpreis im letzten Monat wieder gefallen ist, habe ich ihn auch gefragt, wie es bezüglich seiner Goldbestände aussieht.

Henry Bonner: „Warum sollte man heute noch Gold besitzen?“

Jim Rogers: „Schauen Sie, wir werden es innerhalb der nächsten zehn Jahre mit Chaos zu tun bekommen. Es könnte sogar eine geldpolitische Katastrophe, wenn nicht gar Krieg geben. Diese Verwerfungen könnten beispielsweise von einem gigantischen Schuldenproblem herrühren, das auch dazu führen könnte, dass die Weltwirtschaften zusammenbrechen.

Die Politiker wissen nicht, was sie tun sollen, vom Gelddrucken mal abgesehen – also ist es auch das, was sie am Ende machen. Und aufgrund all dieser Dinge werden wir eine Welle von Verwerfungen sehen, die Gold mit Sicherheit höher treiben werden.

Es ist ja bekannt, dass ich seit Herbst 2011 wiederholt gesagt habe, dass Gold für einige Zeit fallen oder besser gesagt korrigieren würde. Das findet derzeit immer noch statt; also ich stürme jetzt nicht in den Goldmarkt, um Gold zu kaufen. Aber ich habe auch nichts von meinem Gold verkauft. Ausgehend vom Hoch würde eine 50%ige Korrektur den Goldpreis auf unter USD 1.000 pro Unze sinken lassen. Ich sage nun nicht, dass das passieren wird, aber es ist möglich.“

Bonner: „Halten Sie es tatsächlich für möglich, dass bestimmte Länder innerhalb der nächsten 5 Jahre in den Krieg ziehen?“

Rogers: „Nun ja, Kriege fangen mit den absurdesten Handlungen absurder Politiker an – das ist immer so gewesen. Ich würde nun nicht davon ausgehen, dass beispielsweise wegen der Ukraine oder ein paar Felsen in Asien Krieg geführt werden muss, aber Kriege scheinen immer völlig undenkbar, wenn sie ausbrechen.

Wenn man sich mal anschaut, wie Kriege beginnen, dann ist es immer eine Gruppe von Politikern, die irgendetwas Idiotisches anstellt, woraufhin dann eine andere Gruppe von Politikern etwas noch Idiotischeres anstellt. Und ehe man sich versieht, haben sie bereits den Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gibt.

Nehmen wir beispielsweise den Ersten Weltkrieg. Niemand hätte sich vorstellen können, dass es zu solch einem Blutvergießen und solch einer Vernichtung kommt. Sechs Monate später schauten sich die Leute an und fragten sich: ´Wie zum Teufel konnte das denn passieren?` Es war verrückt und absurd – aber dennoch hielt es über vier Jahre an und kostete Millionen Menschen das Leben. Das kann passieren.“

Darüber hinaus sprach Rogers darüber, dass Konflikte wahrscheinlicher werden, wenn die Menschen verarmen. Kriege gehen oftmals mit Wirtschaftsdepressionen einher, wo es zu Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit kommt. Und in genau so eine Phase bewegen wir uns gerade:

„Innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre – wenn es losgeht und wir mehr wirtschaftliche Probleme und mehr Inflation haben werden – wird ein Kriegsausbruch immer wahrscheinlicher werden. Kriege beginnen typischerweise dann, wenn die Menschen mit ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind und unter hoher Inflation oder Nahrungsmittelknappheit leiden. Und wir nähern uns dem Tag, an dem der Weizenpreis und der Zuckerpreis bedeutend steigen werden, nun immer stärker an, was unter den weltweiten Bevölkerungen zu Unmut führen wird.“

Bonner: „Wie werden die Regierungen auf diesen weltweiten Wirtschaftsrückgang reagieren? Wie werden sich die Regierungen über Wasser halten?“

Rogers: „Zunächst einmal wird es zunehmend mehr Vermögenskonfiskationen geben. Die Amerikaner und die Europäer haben ja bereits die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen, das Geld von den privaten Bankkonten zu holen oder zumindest einen Teil davon, um die Banken zu retten. Und sie werden sich wahrscheinlich auch an den Rentensparplänen bedienen.

Gold und Silber dürften dem Anleger einen gewissen Schutz vor staatlicher Konfiskation bieten. Wahrscheinlich werden sie nach den Bankkonten und Rentenfonds greifen, weil sie Bargeld brauchen. Fakt ist, dass das gegenwärtig bereits in Argentinien und Polen stattfindet. Gold und Silber sind heute nicht mehr länger Teil des Geldsystems, so wie es in den 1930er Jahren der Fall war, als Gold und Silber das letzte Mal konfisziert wurden. Aus staatlicher Sicht sind Gold und Silber nicht ideal – Geld ist es, was sie brauchen.“

Bonner: „Befindet sich der allgemeine Aktienmarkt in einer Spekulationsblase? Kann er noch weiter steigen?“

Rogers: „Ich weiß nicht, ob der Aktienmarkt auf seinem finalen Hoch notiert, aber Aktien notieren zurzeit sicherlich auf einem Allzeithoch. Ich neige nicht dazu, Dinge zu kaufen, die gerade Allzeithochs ausbilden. Ich neige eher dazu, Dinge zu kaufen, die unten sind. Beispielsweise bin ich aktuell mehr an russischen, chinesischen und japanischen Aktien interessiert, weil deren Märkte schwach sind. Also ich bin aktuell überhaupt nicht darauf aus, US-Aktien zu kaufen.“

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