„Das System wird zusammenbrechen. Es ist schlicht und ergreifend nicht tragfähig. Die einzige noch verbleibende Frage ist das Timing.“

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 14.04.2014

Frage: „In Davos reden alle über den nächsten großen Crash. Roubini und all die anderen großen Ökonomen sagen einen Crash innerhalb der der nächsten 24 Monate voraus und behaupten, dass es bei Staatsanleihen und Aktien aufgrund des Wirtschaftszyklus zu einem Crash kommen würde.“

Antwort: Ich rechne nicht mit einem traditionellen Crash. Zunächst einmal wird es am Aktienmarkt zu einem explosiven Anstieg kommen. Wir haben es hier mit einer Staatsschuldenkrise zu tun. Es besteht keinerlei Aussicht darauf, dass der Aktienmarkt „crashen“ und in irgendeinem schwarzen Lock versinken wird. Für einen Aktienmarktcrash wäre es notwendig, dass das Vertrauen von privaten Vermögenswerten zurück in Richtung staatlicher Vermögenswerte geht – und das ist völlig unmöglich, da der Staat das Problem ist.

Selbst bei Hyperinflationen ist es so, dass alle Vermögenswerte im Preis steigen und die Währung kollabiert, wobei die Hyperinflation ein Extremereignis ist, das Wirtschaften an der Peripherie vorbehalten bleibt. In einer Kernwirtschaft ist das hingegen nicht möglich.

Das Britische Imperium brach von den Rändern her zusammen, und dieser Zusammenbruch arbeitete sich dann immer weiter nach innen vor – am Ende blieb nur noch England, Schottland, Irland und Wales, und selbst das könnte jetzt auch noch auseinanderbrechen. Dennoch wird Großbritannien nicht komplett in der Versenkung verschwinden, wie es beim Römischen Reich der Fall war. Das Römische Reich war ein großer Zusammenbruch, der zum Mittelalter führte.

Die kommende Krise wird nichts mit dem gemein haben, was wir die letzten 200 Jahre sahen.

Frage: „Im Hinblick auf Ihren [obigen] Beitrag, fragen wir uns, was Sie damit meinten, als Sie am Ende schrieben: ´Die kommende Krise wird nichts mit dem gemein haben, was wir die letzten 200 Jahre sahen.` Wir fragen uns, ob sich das auf einen Aktienmarktcrash oder einen Anleihemarktcrash bezog? Ich dachte, Sie sagten in der Vergangenheit immer, dass ab Herbst 2015 auch der Aktienmarkt in Mitleidenschaft gezogen würde.“

Antwort: Es geht darum, wie sich das Kapital bewegt. Hyperinflation ist einfach nur eine extreme Kapitalbewegung, wenn das Vertrauen in den Staat zusammenbricht. In solch einem Fall steigt nicht Gold allein, sondern alle handfesten Vermögenswerte. Ich habe wiederholt erklärt, dass die Rentenmark – also die neue Währung, die in Deutschland eingeführt wurde, um das Vertrauen wieder herzustellen – immobiliengedeckt war. Das wurde von der Bevölkerung dann akzeptiert.

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Wenn ich sage, dass das kein Crash wie in den letzten 200 Jahren werden wird, dann meine ich damit, dass wir es mit einer Flucht in private Vermögenswerte zu tun bekommen werden. Es wird keine Flucht in staatliche Vermögenswerte geben. Das heißt, dass die Staatsanleihen zusammenbrechen werden, während private Vermögenswerte im Preis steigen. Wir sahen das ja 1931 beim Zusammenbruch der US-Staatsanleihen. Die Papiere brachen völlig zusammen, aber die USA gehörten nicht zu den Pleitekandidaten, weshalb die US-Staatsschulden überlebten.

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Nichtsdestotrotz gingen die Spreads zwischen US-Staatsanleihen und AAA-Unternehmensanleihen zurück. Die Privatinvestoren fingen an zu begreifen, dass, sollte General Motors in die Pleite abrutschen, es immer noch einige Vermögenswerte geben würde, die unter den Gläubigern aufgeteilt werden könnten. Wenn ein Staat in die Pleite abrutscht, gibt es nichts. Dass Staatsschulden als qualitativ hochwertige Papiere erachtet werden, obwohl kein Staat je überlebt hat, gehört zu den größten Betrügereien der Geschichte.

Gegenwärtig lässt sich beobachten, dass hochwertige Immobilien aufgekauft werden. Antiquitäten heben derzeit ebenfalls im Preis ab. Die berühmte Silber-Dekadrachme von Akragas (dem heutigen Agrigent in Sizilien) ist ein Meisterwerk antiker Kunst und wurde in Sizilien in einer Phase großer Verwerfungen gefertigt, kurz vor der Invasion der Karthager, bei der Akragas im Jahr 406 v. Chr. buchstäblich ausgelöscht wurde.

Diese Münze wurde 1990 bei der Sotheby´s-Versteigerung der Nelson Bunker Hunt Sammlung verkauft. Zu jener Zeit wurde dafür ein Rekordpreis von USD 572.000 erzielt. Am 17.10.2012 wurde sie dann in Zürich bei der Numismatica Ars Classica für CHF 2.300.000 (rund USD 2.500.000) versteigert. Heute würde sie wahrscheinlich für über CHF 3.000.000 versteigert werden. […]

Die Inflation bei den Vermögenswerten ist sehr hoch, da das Kapital derzeit versucht, aus dem System zu flüchten. Die allgemeine Preisinflation konnte mit der Ausweitung der Geldmenge durch die US-Notenbank jedoch nicht Schritt halten, obwohl das laut Auffassung der Meisten eigentlich hätte passieren müssen. Nur Nahrungsmittel sind im Preis gestiegen, was auf Angebotsverknappungen zurückgeht, nicht auf eine allgemeine Preisinflation, bei der alle Rohstoffe ganz allgemein im Preis steigen würden (beispielsweise Gold).

Daher wird es auch kein Crash werden, bei dem Anleihen im Wert steigen, während die Vermögenswerte kollabieren. Wir haben es dieses Mal mit einer völlig anderen Art von Abwärtsspirale zu tun. Wir haben keine klassische Inflation. Die Nahrungsmittelpreise steigen aufgrund von Verknappungen, während die allgemeinen Rohstoffpreise zurückgehen und die Preise von Vermögenswerten steigen. Wir müssen diese Unterschiede sehr genau im Auge behalten – undifferenzierte Betrachtungen reichen nicht mehr länger aus.

Frage: „Wenn die Öffentlichkeit in Vermögenswerte (Immobilien, Münzen usw.) stürmt, wird der Staat dann nicht versuchen, alles zu konfiszieren, was wir besitzen – für das Allgemeinwohl, um ´bei unseren Schulden Erleichterung zu schaffen`?“

Antwort: Abgesehen vom Kommunismus und den verrückten Mätzchen von Maximinius I. (235 – 238 n. Chr.) gibt es keine echten Präzedenzfälle für die staatliche Konfiskation allen Besitzes – und Maximinus wurde kurz darauf umgebracht. Nichtsdestotrotz könnte der frei Fluss von Vermögenswerten wie Gold, die normalerweise zwischen den Ländern hin und her strömen, verhindert werden, wenn man bedenkt, dass es heute Metalldetektoren gibt und Gesetze, nach denen einem Geldwäsche unterstellt wird, wenn man über USD 10.000 ins Ausland bringt, ohne es dem Staat zu sagen.

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Das System wird zusammenbrechen. Es ist schlicht und ergreifend nicht tragfähig. Die einzige noch verbleibende Frage ist das Timing. Man muss in diesem Zusammenhang begreifen, dass die Goldkonfiskation in den USA dazu da war, den New Deal der Regierung zu finanzieren, indem sie die durch die Dollarabwertung entstandenen Gewinne realisierten.

Der US-Aktienmarkt ist jetzt abermals auf neue Hochs ausgebrochen. Das spiegelt die Trendwende beim Kapital wider. Umso mehr Analysten den Crash vorhersagen, desto höher scheint der US-Aktienmarkt zu steigen.

Die Frage bleibt, ob der Aktienmarkt nach November wieder auf neue Hochs steigt oder sich umkehrt und im Herbst 2015 ein zyklisches Tief ausbildet. Würde letzteres geschehen, würde sich der gesamte Aktienbullenmarkt verlängern und es würde bei den Staatsanleiheausfällen zur totalen Verwirrung kommen. Bis auf weiteres ist der US-Aktienmarkt dazu verdammt, wenigstens bis Juni auf neue Hochs zu steigen, wie wir bereits auf unserer Konferenz ausführten.

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