Michael Pento, King World News, 24.06.2014
Ich habe in der Vergangenheit bereits ausführlich über den wahren Grund der quantitativen Lockerung (QE) der US-Notenbank geschrieben. Also ein letztes Mal für all jene, die es immer noch nicht verstanden haben: Das Hauptziel der QE-Maßnahmen besteht darin, die Bankbilanzen zu stärken, indem die Aktien- und Immobilienpreise reflationiert werden.
Wenn die Anleger zurückblicken und sich die Geschichte der quantitativen Lockerungsmaßnahmen vor Augen führen, werden sie auch verstehen, was geschieht, wenn die US-Notenbank aufs monetäre Gaspedal tritt, und was passiert, wenn sie den Fuß vom Gaspedal wieder runternimmt.
Beispielsweise hielt es die Fed Ende 2008 – obwohl die Zinssätze damals bereits bei fast 0% lagen – für notwendig, riesige Mengen an Bankvermögenswerten aufzukaufen, um die Geldmenge und die Aktienpreise in eine positive Richtung zu lenken. Die US-Notenbank gab am 25.11.2008 die erste Runde der quantitativen Lockerung (QE1) bekannt, um USD 500 Milliarden an hypothekarisch besicherten Wertpapieren (MBSs) zu kaufen. Am 18.03.2009 weitete die Fed ihre Maßnahmen aus und verkündete den Plan, USD 300 Milliarden an langlaufenden US-Staatsanleihen zu kaufen.
Mit diesen Lockerungsmaßnahmen in Gesamthöhe von USD 800 Milliarden wurde genau das erreicht, was beabsichtigt wurde: Die US-Märkte beendeten ihren enormen Rückgang und leiteten ab März 2009 einen riesigen säkularen Anstieg ein.
Die meisten Anleger sind heute der Meinung, dass enorme Lockerungsmaßnahmen für die Preise von Vermögenswerten vorteilhaft sind. Die meisten Vertreter von Wall Street sind sich aber nicht im Klaren darüber oder weigern sich einfach, zuzugeben, was passiert, wenn die Zentralbank die Gelddruckmaßnahmen aussetzt. Daher scheint es ratsam, dass wir uns die Geschichte dieser Maßnahmen noch einmal kurz vor Augen führen: QE1 lief am 31.03.2010 aus – kurze Zeit später fiel der Aktienmarkt wieder. Gerade einmal 3 Monate später war der S&P 500 Index bereits um 12,6% zurückgegangen.
Die zweite Runde der quantitativen Lockerung (QE2) lief am 30.06.2011 aus. Dieses Mal gingen die Aktienpreise innerhalb von Tagen nach dem Auslaufen der Anleiheaufkäufe zurück und drei Monate später hatten die Anleger eine Korrektur von 16,7% hinter sich. In beiden Fällen eilte die US-Notenbank dem Aktienmarkt mittels einer neuen Runde an QE-Maßnahmen zu Hilfe, um die Aktienpreise zu stützen – und zwar immer genau dann, wenn die Korrektur sich verlängerte und ihren Höhepunkt im zweistelligen Prozentbereich fand.
QE1 und QE2 endeten abrupt, während QE3 nun sukzessive zurückgefahren wird. Daher hat die Ankündigung der Fed im Januar dieses Jahres, Straffungsmaßnahmen einzuleiten, nicht zu einer ähnlichen Marktreaktion geführt wie das Ende der zwei vorangegangenen QE-Runden. Darüber hinaus war die Korrektur nach dem Ende von QE2 ausgeprägter als die Korrektur nach dem Ende von QE1, da sich die Aktienwerte mit jeder neuen Interventionsrunde stärker von den Fundamentaldaten abgekoppelt hatten.
Die Anleger müssen sich die Frage stellen, warum der Aktienmarkt dieses Mal gegenüber einem QE-Ausstieg der Fed immun sein soll. Die Wahrheit ist, dass die Spekulationsblasen während jeder QE-Runde immer stärker aufgebläht worden sind und sich die Schuldenniveaus massiv erhöht haben. Vor dem Hintergrund dieser Fortentwicklung dürfte das Ende von QE3 dazu führen, dass die großen Leitindizes rund drei Monate nach dem Ende von QE3 im Herbst dieses Jahres eine Korrektur von mindestens 20% hinlegen dürften.
Bevor die Fed dann mit einem neuen QE-Programm beginnt – so wie es der Fall war, nachdem es QE1 und QE2 nicht gelang, solides Wirtschaftswachstum herbeizuführen –, müsste sie jedoch zunächst einräumen, dass die vorangegangenen 5 Jahre und die USD 3,5 Billionen an QE ein vollständiger Reinfall gewesen sind und die US-Wirtschaft heute süchtig ist und ohne eine kontinuierliche Kreditausweitung der Zentralbank nicht mehr leben kann. Das dürfte aber nicht so schnell geschehen, wie die meisten Vertreter von Wall Street zurzeit annehmen, was den Abverkauf sogar noch verschlimmern könnte.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt scheint es so, als würde sich der Aktienmarkt überhaupt nicht dafür interessieren, dass es in den USA nach dem Ende der Großen Rezession bisher nur schwaches Wirtschaftswachstum gegeben hat. Das geht darauf zurück, dass die Zinssätze von ohnehin bereits geringen Niveaus noch stärker fielen und daher mit Aktien kaum konkurrieren konnten. Und die Zentralbank hatte überdies den überwältigenden Wunsch, ihre Bilanz weiter auszuweiten und bei den ersten Hinweisen auf fallende Vermögenspreise eine weitere Runde quantitativer Lockerung zu starten.
Vergleichen wir das einmal mit der aktuellen Situation: Die Fed ist aufgrund der Menge an Anleihen, die sie heute bereits hält, in Schwierigkeiten geraten und möchte nun vollständig aus dem QE-Geschäft aussteigen. Darüber hinaus haben die Zinssätze ihren Rückgang beendet und müssen nun wieder gemeinsam mit der Inflationsrate und dem Ende der Fed-Manipulation an den Anleihemärkten steigen – außer natürlich, die Zinsen scheitern mit ihrem Anstieg aufgrund eines deflationären Zusammenbruchs der Wirtschaft.
Der überwältigende Konsens an Wall Street ist, dass das Wirtschaftswachstum bei einer niedrigen Inflation und niedrigen Zinssätzen in der zweiten Jahreshälfte massiv zulegen wird. Überdies wird gemeinhin angenommen, dass das Ende der aktuellen QE-Maßnahmen keine negativen Auswirkungen auf die Aktienpreise haben wird, so wie es nach dem Auslaufen der ersten beiden QE-Runden beobachtet wurde. Angesichts der Tatsache, dass das in den Märkten bereits voll eingepreist ist, sind Anleger gut beraten, während der nächsten paar Monate sehr defensiv zu agieren.