Frank Holmes, U.S. Global Investors, 14.07.2014

Was für einen Unterschied 6 Monate ausmachen können. Nach einem enttäuschenden 2013 kam der Rohstoffsektor mit aller Kraft zurück und stach den S&P 500 Index um über 4% und die 10-jährige US-Staatsanleihe um über 6% aus.

Die Rohstoff-Rally wurde von Nickel angeführt, wo ein Zugewinn von 37,14% verzeichnet werden konnten. Palladium kommt auf Rang 2 (17,7%), gefolgt von Gold (10,9%). Die schwächsten Rohstoffe waren Kupfer und Weizen. Es ist gerade einmal zwei Jahre her, da war Weizen noch der sich am besten entwickelnde Rohstoff.

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Im Folgenden sehen Sie unsere Rohstofftabelle für das 1. Halbjahr 2014, aus der die einzelnen Zugewinne hervorgehen:

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Dass die Rohstoffpreise oftmals so wilden Schwankungen ausgesetzt sind, unterstreicht nur, dass man seine Investments im Rohstoffsektor diversifizieren und durch ein Team von Profi-Investoren aktiv verwalten lassen muss. Einfach gesagt gibt es viel zu viele Faktoren – einige von ihnen sind politischer Natur, andere höhere Gewalt, und all diese Faktoren beeinflussen die Märkte gemeinsam –, als dass eine einzige Person in der Lage ist, sie im Auge zu behalten …

Was wir wissen, ist, dass viele Anleger bezüglich der Rohstoffe nun wieder bullisch sind. Auf einer Konferenz in New York im Juni befragte Credit Suisse 350 Anleger und fand heraus, dass 42% von ihnen planen, Rohstoffe in den nächsten Monaten überzugewichten. Zum Vergleich: Als sie 2013 dieselbe Frage stellten, erklärten gerade einmal 19%, dass sie im Hinblick auf den Rohstoffsektor optimistisch seien.

Wie gesagt, 6 Monate – oder in diesem Fall 12 Monate – können einen Riesenunterschied machen. Und während das Geld zurzeit wieder in Richtung Rohstoffe geht, versucht der Markt, seinen Abwärtstrend, mit dem wir es seit 2011 zu tun haben, endgültig umzukehren:

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Nickel

Wie üblich sind politische Entscheidungen oftmals der Vorbote für Veränderungen. Und nirgends scheint dieses Diktum transparenter zutage zu treten als in Indonesien, wo die Regierung den Markt im Januar schockierte, als sie ein Exportverbot für Nickelerz erließ. Und da dieses südostasiatische Land der zweitgrößte Nickelproduzent der Welt ist und rund 20% der weltweiten Nickel-Versorgung stellt, ist klar, dass Veränderungen seiner Exportpolitik weitreichende Auswirkungen auf den Markt haben.

China, eines der führenden Importeure – nicht nur von Nickel, sondern auch von anderen weltweit produzierten Rohstoffen –, reagierte darauf, indem begann, Nickel zu horten (75% des Nickels findet in der weltweiten Produktion von rostfreiem Stahl Verwendung). Und das veranlasste die Investoren dazu, die Preise aufgrund von Ängsten vor einer Angebotsverknappung immer weiter in die Höhe zu treiben.

Es ist unwahrscheinlich, dass Indonesien das Exportverbot kurzfristig wieder aufhebt, da beide Anwärter auf das Präsidentschaftsamt – Joko Widodo und Prabowo Subianto –, die beide den Sieg der letzten Wahl für sich beanspruchen, eine Fortsetzung dieser Exportpolitik befürworten. Wir werden Nickel weiter im Auge behalten, da eine Korrektur durchaus denkbar ist, sollte das Exportverbot doch wieder ausgesetzt werden.

Palladium und Platin

Die Preise der Platinmetalle sind auf ein 3-Jahreshoch geklettert, nachdem der Markt einen Doppelschlag verkraften musste: Einen 5-monatigen Streik der Minenarbeiter in Südafrika und Handelssanktionen gegen Russland, den weltgrößten Palladiumproduzenten. Die Angst vor einer Angebotsverknappung bei den Platinmetallen – die ein essentieller Bestandteil bei der Fertigung von Autokatalysatoren sind – ließ die Preise in die Höhe schießen.

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Und das kommt zu einem Zeitpunkt, wo die Autoverkäufe in den USA wieder massiv in die Höhe geschossen sind. Allein im Juli lagen die Verkäufe bei 16,9 Millionen Stück, was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg von 9,2% entspricht. International Strategy & Investment rechnet damit, dass die US-Autobranche im dritten Quartal dieses Jahres um 10,3% wachsen wird.

Und obwohl der Streik der südafrikanischen Minenarbeiter im letzten Monat endete, dürfte es zwischen 3 und 5 Monaten dauern, bis die Produktion der Platinmetalle wieder vollumfänglich aufgenommen werden kann. Und da schon wieder der nächste Streik im Anmarsch ist – der dieses Mal von den National Metalworkers of South Africa angeführt wird –, befürchten die politischen Führer des Landes, dass es zu einem weiteren wirtschaftlichen Rückschlag kommen wird.

Gold

Unser Gold and Precious Metals Fund schneidet weiterhin gut ab, weil wir die Prozesse des goldaffinen wie auch angstbasierten Handels am weltweiten Goldmarkt genau verstehen. Und wir wissen, wie man den chinesischen Einkaufsmanagerindex lesen und darauf reagieren muss.

Der chinesische Einkaufsmanagerindex ist jüngst auf ein 6-Monatshoch (51 Punkte) geklettert. Jeder Wert über 50 Punkten deutet natürlich auf Wachstum der chinesischen Fertigungsbranche hin. China ist bereits der weltgrößte Goldproduzent und Goldkonsument, und dank seiner immer größer werdenden Mittelschicht – es wird davon ausgegangen, dass in China Anfang des nächsten Jahrzehnts 670 Millionen Bürger der Mittelschicht angehören werden – dürften die Goldverkäufe weiterhin robust bleiben.

Neben China gibt es aber auch noch andere weltweite Nachfragetreiber für Gold, Indien und der Nahe Osten beispielsweise. Diwali – das auch unter dem Namen Indisches Lichterfest bekannt ist –, Weihnachten und andere internationale Feiertage sind für die Menschen oftmals Grund, sich großzügig zu beschenken, und Goldschmuck zählt nun einmal zu den traditionellsten und beliebtesten Geschenken.

Zum am 28.07.2014 endenden Ramadan gehört auch, Almosen an Arme zu verteilen. Diese Almosen sind eine der wichtigen Aspekte des Islams und das Geben von Almosen ist für alle gläubigen Muslime verpflichtend, die dann armen Menschen oftmals auch großzügig Edelmetalle schenken.

Im Mai dieses Jahres sagte ich Catherin Murray von BNN´s Business Day:

„ … und dieses saisonale Muster wird von etwas beherrscht, das ich als goldaffinen Handel bezeichne, wo man die Schmucknachfrage aus Asien, dem Nahen Osten und Indien hat … Und der chinesische Einkaufsmanagerindex steigt wieder, und das ist sehr wichtig, was die Schaffung von Arbeitsplätzen und das steigende Pro-Kopf-BIP anbelangt, und diese Faktoren stehen in engen Zusammenhang mit der Goldschmucknachfrage. Die zweite Jahreshälfte sieht also großartig aus, und ich glaube, dass das auch für alle anderen Rohstoffexporte sehr wichtig ist.“

Rohöl

Obwohl Öl in der ersten Jahreshälfte 2013 nicht zu den führenden Rohstoffen zählte, sollten wir es uns dennoch etwas genauer anschauen. Sein Zugewinn in der ersten Jahreshälfte 2014 liegt sehr nah an dem Zugewinn von 2013 in Höhe von 7,19%, als Öl der zweitbeste Rohstoff von allen war. Aufgrund der Unruhen im Irak wird Rohöl der Marke North Sea Brent Crude nun bereits den 12. Monat in Folge auf dem Rekordniveau von USD 107 bis USD 112 pro Barrel gehandelt und hat damit den Rekord von 2008 spielend eingestellt, wo es über 170 Tage in Folge über der Marke von USD 100 pro Barrel notierte.

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Die US-Energiebehörde EIA prognostiziert in ihrem monatlichen Energiebericht, dass 2015 so viel West Texas Intermediate (WTI) Rohöl produziert werden dürfte wie seit 1972 nicht mehr. Der weltweite Ölverbrauch, der in bedeutendem Maße von China angeheizt wird, soll bis Ende nächsten Jahres auf 94 Millionen Barrel pro Tag steigen …

Immer auf der Hut sein

Obwohl der Rohstoffmarkt im bisherigen Jahresverlauf die Erwartungen aller übertroffen hat, speziell wenn man sich noch einmal das schwache Jahr 2013 vor Augen hält, könnte es ohne große Vorwarnzeit auch zu einer abermaligen Korrektur kommen … Bis auf Weiteres scheint es jedoch so zu sein, dass die Rohstoffe ihre starke Entwicklung zumindest kurzfristig und hoffentlich noch viel länger weiter fortsetzen könnten.

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