King World News, 30.07.2014

Grant Williams, einer der angesehensten Fondsmanager in Singapur, warnte King World News heute, dass ein Schwarzer Schwan [ein unvorhergesehenes Ereignis, mit weitreichenden Implikationen] die Welt in eine Katastrophe stürzen könnte. Williams, der für den Vulpes Precious Metals Fund tätig ist, sprach auch darüber, womit bei Gold und Silber in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen ist:

Williams: „Ich beobachte den Goldpreis natürlich ganz genau. Ich glaube, dass wir uns aktuell an einem sehr interessanten Scheideweg befinden. Die letzte Rally wurde bei dem Preisniveau von USD 1.340 pro Unze abgebrochen. Zwischenzeitlich gab es einige drastische Abverkäufe und aktuell dümpelt Gold nahe der wichtigen Marke von USD 1.300 pro Unze vor sich hin.

Diese Woche werden noch zahlreiche wichtige Meldungen veröffentlicht werden, nachdem das Auslaufen der Optionen an der Comex am Montag ruhig verlief. Die neuesten Zahlen zum US-BIP werden veröffentlicht, und ich habe alle möglichen Wachstumsprognosen gesehen, die von 0% bis 5,3% reichen. Ich würde mal darauf tippen, dass es zu einer negativen Überraschung kommen könnte.

Aber wenn es tatsächlich zu zwei rückläufigen Quartalen in Folge käme, wäre das ein Schock, weshalb die neuen BIP-Zahlen vielleicht doch ein wenig zahmer ausfallen werden. Dann findet ab heute das Fed-Treffen statt und am Freitag gibt es den Arbeitsmarktbericht. Es stehen also jede Menge Meldungen an, die den Goldpreis diese Woche beeinflussen werden.

gold

Es wird interessant sein, zu beobachten, ob es dem Goldpreis in dem jetzigen Umfeld gelingen wird, die Marke von USD 1.300 pro Unze entscheidend zu durchbrechen. Für Investoren ist es jetzt extrem wichtig, Geduld zu üben. Jeder, der den Goldpreis beobachtet, dürfte davon überzeugt sein, dass langfristig alles für einen bedeutend höheren Goldpreis spricht.“

Eric King: „Womit rechnen sie für die zweite Jahreshälfte?“

Williams: „Ich glaube, dass der Goldmarkt aufgrund der unglaublich großen geopolitischen Risiken, die wir derzeit überall auf der Welt beobachten können, mehr Rückenwind bekommen wird. Der Nahe Osten ist ein Pulverfass. Und auf Russland wird mit Sanktionen aktuell unglaublich Druck gemacht.

Es gibt also schrecklich viele Gründe dafür, nervös zu sein, und trotzdem ist die Selbstzufriedenheit der Investoren immer noch die größte Blase von allen. Der Volatilitätsindex VIX zieht jetzt wieder an und ist in diesem Monat um 8% oder 9% gestiegen. Und unterdessen nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass jemand irgendwo einen Fehler macht, Tag für Tag weiter zu. Wenn irgendetwas Unerwartetes geschieht, ist alles möglich.

VIX

Vor 100 Jahren wurde die Welt Zeuge einer zufälligen Ermordung, die einen entsetzlichen Weltkrieg auslöste. Damit hatte niemand gerechnet. Zu jener Zeit gab es Marktteilnehmer, die beim daraufhin einsetzenden Kursrückgang nachkauften und glaubten, dass der Aktienmarkt wieder steigen würde. Das war natürlich nicht der Fall, und die Anleger mussten einen hohen Preis dafür bezahlen. Die wirkliche Gefahr ist also die Selbstzufriedenheit an den großen Märkten. Das ist praktisch die Garantie dafür, dass ein Auslöser Abverkäufe einleiten wird, die sich dann über den ganzen Markt erstrecken werden.“

Eric King: „Sie scheinen damit anzudeuten, dass es in der zweiten Jahreshälfte eine Überraschung geben wird, die diese Selbstzufriedenheit zunichtemacht.“

Williams: „Ja, die Zahl der möglichen Schwarzen Schwäne und der instabilen Situationen in der Welt nimmt jeden Tag weiter zu. Wir haben die ISIS-Situation, die Israel-Situation, die Ukraine-Situation – diese könnten alle zu einer großen Krise auswachsen, wenn jemand einen blöden Fehler macht.

Eine solche Situation könnte also mit einem Fehler beginnen – aber wer weiß, wie schnell die Lage dann außer Kontrolle geraten könnte? Und das betrifft nicht nur Gold und die Aktienmärkte, die ungeachtet dessen zurzeit ja auf neue Hochs klettern. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand verkalkuliert und einen Fehler begeht, nimmt also mit jedem Tag weiter zu, und trotzdem spiegelt sich nichts von dem an den Märkten wider, und das halte ich für sehr gefährlich. An irgendeinem Punkt ist die Party vorbei, und wenn das passiert, werden die Menschen auf die potenziell katastrophalen Folgen nicht vorbereitet sein.“

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