John Hathaway und Doug Groh sind der Meinung, dass die Anleger Gold kaufen sollten, da die heutige Lage am Goldmarkt mit der des Jahres 1999 vergleichbar ist

J. T. Long, The Gold Report, 04.08.2014
(in Auszügen)

Die Finanzmärkte sind überschwänglich. Die Preise steigen und steigen, ganz gleich, welche Werte auch dahinter stehen mögen – nur Gold bleibt der Party fern. Den Portfoliomanagern des Tocqueville Gold Fund, John Hathaway und Doug Groh, kommt das alles sehr bekannt vor. Laut ihrer Auffassung ist es heute genauso wie 1999. In diesem Interview mit The Gold Report werden die Fondsmanager darüber sprechen, mit welcher Entwicklung sie kurz- und mittelfristig rechnen und warum ein diversifiziertes Portfolio die Risiken minimieren und die Profite maximieren kann.

The Gold Report: In einem Brief an Ihre Investoren schrieben Sie am 04.07., dass es beim Edelmetallkomplex – bei den physischen Metallen und den Aktien – so aussieht, als würde dort gerade ein bedeutendes Tief ausgebildet, und sie zuversichtlich sind, dass das Abwärtspotenzial mittlerweile ausgeschöpft ist. Was sind die Hinweise darauf, dass sich das Blatt nun tatsächlich gewendet hat?

John Hathaway: Der Chart der Gold-Futures zeigt, dass Gold gerade eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausbildet, was ein Hinweis darauf ist, dass das Tief komplettiert wurde. Und das bedeutet, dass das Abwärtsmomentum erschöpft ist. Würde das Metall über USD 1.400 pro Unze steigen, wäre das eine Bestätigung des Tiefs, doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück. Zumindest können wir sagen, dass sich gerade ein Tief ausbildet, es könnte aber sein, dass es im Verlauf des Sommers noch getestet wird.

TGR: Die Schlagzeilen über die Konflikte in der Ukraine, im Irak und in Gaza haben den Goldpreis ab und zu beflügelt. Können diese Ereignisse Gold langfristig stützen oder sorgen sie lediglich für kurzfristige Schwankungen, die genauso schnell wieder verschwinden wie die Schlagzeilen?

JH: Geopolitische Entwicklungen sorgen immer für spontane Ausschläge. Ich würde nie empfehlen, Gold aufgrund aktueller, gestriger oder künftiger Schlagzeilen zu kaufen. Dies vorausgeschickt sei hier angemerkt, dass die geopolitischen Themen, über die berichtet wird, die Goldnachfrage natürlich beeinflussen. Die Europäer denken heute vielleicht mehr an Gold, als es noch vor sechs Monaten der Fall war. Die Menschen wollen, dass ihr Vermögen sicher ist. Und das wird die Goldnachfrage im Laufe der Zeit stärken.

TGR: Sie haben die heutigen Fundamentaldaten von Gold mit der Situation des Jahres 1999 verglichen. Wie sahen die Fundamentaldaten vor 15 Jahren aus?

JH: Vor 15 Jahren befanden wir uns am Ende eines 20-jährigen Bärenmarkts, die Psychologie war also sehr negativ. In Gesprächen wurde Gold nie positiv erwähnt. Heute sieht aus ähnlich aus wie damals. Und wenn man sich den Rückgang vom Hoch von USD 1.900 pro Unze auf knapp USD 1.200 pro Unze anschaut, dann ist das ein ziemlich großer Preisrutsch innerhalb von zweieinhalb Jahren. Dadurch ähnelt die Ausgangsposition auch der des Jahres 1999. Damals waren die Aktienmärkte auch überschwänglich und voller Optimismus, und ich würde sagen, heute ist es genauso. Ich denke, da gibt es viele Parallelen.

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Netdania.com – Goldpreis auf Monatsbasis in US-Dollars. Zum Vergrößern anklicken.

TGR: Bemerkenswert ist, dass die Edelmetallminenaktien den Rohstoffpreisen gegenwärtig vorauszueilen scheinen. Worauf geht das zurück?

JH: Da gibt es keine 1:1-Beziehung, aber wenn die Minenaktien das Metall ausstechen, so wie es dieses Jahr der Fall gewesen ist, und das auch noch deutlich, dann ist das im Allgemeinen eine gute Ausgangslage für eine bessere Phase im Goldmarkt.

2011 fand das Gegenteil statt: Gold kletterte auf ein neues Hoch und sorgte in jeder Zeitung auf dem Planeten für Schlagzeilen, während die Edelmetallminenaktien nicht mithalten konnten. Die Minenaktien konnten das Hoch von Gold also nicht bestätigten – und das Resultat kennen wir ja. Ein Ausbleiben einer Bestätigung kann manchmal auf die künftige Entwicklung des Goldpreises oder umgekehrt auch auf die Entwicklung der Minenaktien hindeuten.

TGR: Eine Sache, über die wir in der Vergangenheit sprachen, sind die Auswirkungen der quantitativen Lockerung (QE) auf den US-Dollar und den Goldpreis. QE scheint den Dollar aber nie richtig in die Tiefe gedrückt zu haben. Schauen die Anleger aktuell von der Seitenlinie aus zu, bis sich die Auswirkungen der Liquidität zeigen, bevor sie Gold kaufen?

JH: Ich glaube, dass der Grund, warum man Gold besitzen sollte, heute genauso stichhaltig ist wie früher. Die radikale Geldpolitik wird wahrscheinlich böse enden, und jede denkende Person sollte besorgt darüber sein. Deshalb sind wir auch der Meinung, dass man etwas Gold halten sollte.

Die heutigen Märkte sind viel zu überschwänglich: Aufgeblähte Aktienbewertungen, nichtexistierende Spreads zwischen Qualitäts- und Ramschanleihen, Rekordemissionen bei Wertpapieren schlechter Qualität – all diese Dinge sind typischerweise ein Hinweise darauf, dass es bei den Finanzvermögenswerten zu einem Endspiel kommt. Gold nimmt an dieser Party nicht teil – und sein Fernbleiben ist verdächtig. Unseres Erachtens ist es sehr schwer, zu sagen, welche Finanzvermögenswerte – von Edelmetallen einmal abgesehen – heutzutage tatsächlich noch echte Werte repräsentieren. Gold ist eine Vermögensversicherung.

TGR: Letztes Jahr war für die Minenunternehmen sehr herausfordernd. Wie reagieren Sie auf diese Herausforderungen?

Doug Groh: Also wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die gut gemanagt werden, über gute Vermögenswerte verfügen und solide Bilanzen haben. Die Explorationsunternehmen sind heute nicht so attraktiv wie noch vor ein paar Jahren. Aktuell konzentrieren wir uns vornehmlich auf mittelgroße Unternehmen der Goldbranche.

TGR: Wird es mehr Übernahmen und Fusionen geben?

DG: Die Übernahmen und Fusionen finden bereits seit geraumer Zeit statt. Viele waren aber in Bezug auf die Marktkapitalisierung der Unternehmen einfach nicht so bedeutend. Ich glaube, dass wir künftig noch mehr Geschäfte dieser Art sehen werden – Übernahmen, gemeinsame Projekte oder Verkäufe.

Der Goldpreisrückgang der letzten drei Jahre war für die Minenunternehmen ziemlich vernichtend gewesen. Der fallende Goldpreis hat sie dazu veranlasst, ihre Geschäftsmodelle und ihre Investmentpläne zu überdenken. Es ist für die Unternehmen schwieriger geworden, für zukünftige Projekte Kapital zu beschaffen. Und daher findet aktuell eine Konsolidierung statt. Das ist die Natur der Branche.

Es gibt viele Explorationsunternehmen und Entwickler die gut darin sind, nur diese eine Aufgabe zu übernehmen. Unterdessen müssen die Minenfirmen ihre Goldreserven, die aktuell ausgebeutet werden, ersetzen. Diese Minenfirmen sind vielleicht gut, was das Betreiben einer Mine anbelangt, aber nicht ganz so agil, wenn es um die Exploration und die Erschließung neuer Lagerstätten geht. Daher dürfte es künftig mehr Fusionen und Aufkäufe geben.

TGR: Wenn Sie ein neues Minenunternehmen in Ihr Portfolio aufnehmen wollen, erwägen Sie dann auch, wie hoch die Chancen sind, dass dieses Unternehmen Ziel einer Übernahme wird?

DG: Ja, das gehört auch dazu. Letztlich schauen wir uns die Vermögenswerte eines Unternehmens und die Aussichten an, ob diese Vermögenswerte ausgeweitet werden können und inwiefern sie andere Anleger anziehen. Das Potenzial, größer zu werden, ist für uns immer von Interesse. Wenn etwas größer wird, zieht es Kapital an, sei es nun seitens der Anleger oder der Unternehmen.

TGR: Welche Empfehlungen würden Sie Anlegern mitgeben, die die letzten drei Jahre in der Goldbranche engagiert waren oder aktuell darüber nachdenken, wieder einzusteigen?

DG: Wir glauben, dass Investoren Gold- und Silberinvestments als eine alternative Vermögensklasse und Teil ihres Gesamtportfolios erachten sollten. Die Anleger sollten darüber nachdenken, in der Goldbranche diversifiziert aufgestellt zu sein – bei den Metallen selbst und den Minenunternehmen in ihren unterschiedlichen Entwicklungsphasen oder bei Produzenten. Jedes dieser Investments bietet unterschiedliche Chancen und Risiken, weshalb ein Portfolio aus verschiedenen Edelmetallminenaktien in Kombination mit einem börsennotierten Goldfonds dem Anleger bessere Dienste leisten kann als das Halten eines einzigen Minentitels.

Darüber hinaus würde ich Anlegern raten, in regelmäßigen Abständen einen kleineren fixen Betrag zu kaufen, anstatt alles auf einmal. Der Goldpreis ist volatil und es ist sehr schwierig, zu sagen, wann die Tiefs erreicht sind. Kauft man regelmäßig bei Preisrückgängen, kann das finanziell wie auch mental dabei helfen, die Auf- und Abschwünge zu glätten.

Und letztlich sollte man Gold als ein sehr langfristiges Investment betrachten – Gold ist kein Investment, das man nur zwei oder drei Jahre hält. Wir glauben, Gold sollte ein fortwährender Bestandteil eines Gesamtportfolios sein, da es gegenüber anderen Finanzwerten eine sehr geringe Korrelation aufweist. Gold hat keine Ausfallrisiken und verhält sich anders als andere Finanzinstrumente. Daher empfehlen wir, einen Teil des Portfolios in Gold und Goldminenaktien zu investieren.

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