Staatsanleihen sind weltweit ein gigantischer Markt im Wert von rund USD 75 Billionen. Die kommende Implosion des Anleihemarkts wird daher katastrophale Folgen für den gesamten Planeten haben.

King World News, 04.09.2014

Egon von Greyerz, der seit 42 Jahren im Markt aktiv ist, warnte King World News heute vor den aufziehenden Gefahren, jetzt, wo die Anleger aus dem Sommerurlaub zurückkehren und der weltweite Handel in die finale Phase des Jahres eintritt.

Im Folgenden finden Sie, was Egon von Greyerz, der Gründer des schweizerischen Unternehmens Matterhorn Asset Management, in diesem faszinierenden Interview zu sagen hat:

Greyerz: „Wenn man sich in der Welt so umschaut, ist es schon erstaunlich, zu sehen, wie die Anleger die Risiken bei ihren Investmentstrategien ignorieren. Die weltweiten Aktienmärkte befinden sich auf Spekulationsblasen-Niveau, aber die massive Liquidität und die Lemming-Mentalität der Anleger haben dazu geführt, dass die von den Aktien ausgehenden Risiken völlig ignoriert werden.

Die meisten weltweiten Aktienmärkte befinden sich heute dort, wo der NASDAQ Ende 1999 stand. Und das heißt, dass die Märkte zwar noch etwas steigen könnten, aber das Abwärtspotenzial real bei 80% oder mehr liegt. Vor uns liegt also ein verheerender Bärenmarkt, der die Welt um 50 Jahre oder noch mehr zurückwerfen könnte.

Ich habe nie begriffen, warum Staatsanleihen heutzutage als sicheres Investment erachtet werden. Die Anleihepreise notieren auf historischen Blasenhochs und die Anleihezinsen auf Rekordtiefs. Wenn wir uns die 10-jährigen Staatsanleihen von Deutschland, der Schweiz und Japan anschauen, dann notieren die Renditen für diese Papiere alle unter 1%. Das ist lächerlich, speziell im Hinblick auf Japan. Man bekommt sein Geld real, also inflationsbereinigt, garantiert nicht zurück, und vielleicht werden die Anleger auch nominell nichts zurückbekommen.

Aber selbst bankrotte Länder wie Frankreich und Italien können sich über einen Zeitraum von 10 Jahren für 1,3% und 2,4% Geld leihen. Wenn die Tilgung dieser Papiere ansteht, kann man sie höchstens noch als Tapete benutzen. Und wenn wir hier noch die nicht finanzierten Verbindlichkeiten mit hinzunehmen, kommen die Länder der Eurozone im Schnitt auf ein Schulden/BIP-Verhältnis von atemberaubenden 400%.

Selbst das US-amerikanische Schulden/BIP-Verhältnis liegt – bezieht man die nichtfinanzierten Verbindlichkeiten mit ein – bei fast 700%. Staatsanleihen sind weltweit ein gigantischer Markt im Wert von rund USD 75 Billionen. Die kommende Implosion des Anleihemarkts wird daher katastrophale Folgen für den gesamten Planeten haben. Und es wird zu Zinsanstiegen kommen, wie wir sie in den 1970er Jahren sahen. Und das heißt, dass die Zinssätze ohne weiteres die Marke von 20% übersteigen könnten.

Ich habe ja bereits in früheren Interviews über die Deflation gesprochen. Nun, die Europäische Zentralbank tat heute das, was sie nach unserem Dafürhalten auch tun musste – und das ist erst der Anfang. Sie gab ein Programm bekannt, mit dem sie die scheiternden europäischen Banken mit Liquidität versorgt. Die EZB wird also vermögensbesicherte Wertpapiere und Anleihen aufkaufen. Es wurde kein genauer Betrag genannt, aber es wird davon ausgegangen, dass sich die Aufkäufe wenigstens auf USD 500 Milliarden belaufen werden.

Und das ist erst der Anfang, denn es wird noch viel mehr kommen. Die EZB hat überdies die Refinanzierungsrate auf 0,5% abgesenkt und den Einlagenzinssatz mit -0,2% festgesetzt. Sie müssen nun also einer Institution Geld zahlen, von der Sie wissen, dass sie nicht in der Lage sein wird, das Geld wieder zurückzuzahlen. Sie müssen die Institution dafür bezahlen, dass sie sich um Ihr Geld kümmert.

Viele der europäischen Banken haben heute wertlose Kreditbücher. Nehmen wir die Banco Espirito Santo in Portugal. Die Käufer dieser Bankschulden zahlen heute gerade einmal 2% des Nominalwerts. Die versteckten Verluste des europäischen Bankensystems sind von einer Größenordnung, von der sich heute überhaupt niemand eine Vorstellung machen kann.

Womit wir auch wieder bei den sehr realen Risiken unseres Finanzsystems wären. Aktien und Anleihen stellen ein riesiges Risiko dar, und es ist unwahrscheinlich, dass das Bankensystem in seiner heutigen Form überleben wird. Das ist auch der Grund, warum außerhalb des Bankensystems gelagertes physisches Gold und Silber eine exzellente Möglichkeit sind, die Risiken zu minimieren und das Vermögen zu erhalten.

Der einzige Grund, warum diese Metalle ihre riesige Preisexplosion noch nicht eingeleitet haben, ist, weil fast alle Anleger die vom System ausgehenden Risiken noch gar nicht erkannt haben. Und es geht auch darauf zurück, dass am Papiermarkt der Metalle immer noch Manipulationen stattfinden. Doch diese Manipulationen werden bald scheitern.

Vor ein paar Wochen sprachen wir ja auch über die schweizerische Gold-Initiative. Ich glaube, das könnte für den Goldmarkt sehr wichtig sein, speziell wenn diese Initiative erfolgreich ist. Das Referendum wird am 30.11.2014 stattfinden. Die Schweiz müsste ihr Gold dann aus anderen Ländern zurück nach Hause holen. Lustig ist, dass die Schweiz noch nicht einmal weiß, wo sich das angeblich in Kanada gelagerte Gold genau befindet.

Die Schweiz weiß also nicht einmal, wo sich ihr im Ausland gehaltenes Gold befindet. Was bei der Initiative jedoch noch wichtiger ist, ist der Umstand, dass die Devisenreserven der Schweizer Nationalbank zu 20% in Form von physischem Gold gehalten werden müssen. Das würde bedeuten, dass die Schweiz 1.700 Tonnen Gold im Wert von rund USD 70 Milliarden kaufen müsste.

Das würde im physischen Goldmarkt für ein Beben sorgen und dürfte andere Länder dazu animieren, dasselbe zu tun. Dieses Referendum wird also für die gesamte Welt von Interesse sein. Sollte die schweizerische Gold-Initiative von Erfolg gekrönt sein, könnte diese Abstimmung den Manipulationen am Papiergoldmarkt ein für alle Mal den Garaus machen.“

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