Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 09.10.2014
Die europäischen Banken drohen großen Unternehmen nun mit Negativzinsen (Strafzahlungen), wenn sie ihre Vermögenswerte einfach bloß kurzfristig in den Geldhäusern parken wollen. Die Beschwerden bezüglich dieser neuen Praxis nehmen gerade unbemerkt hinter den Kulissen zu. Betroffen sind unter anderem Unternehmen wie Airlines.
Laut unseren Quellen fangen nun verschiedene europäische Banken aufgrund der Zinspolitik der EZB damit an, großen Unternehmen diese negativen Zinsen/Strafzahlungen in Rechnung zu stellen. Diese Idee wurde als erstes von Larry Summers in Umlauf gebracht, und im Grunde hört es sich so an, als soll man gezwungen werden, irgendwelche Investments zu tätigen. Aber das Einzige, was wir feststellen, ist, dass derzeit eine Kapitalflucht aus dem Euro in Richtung US-Dollar stattfindet, die zum freien Fall des Euros beiträgt.
Und wie immer haben die Politiker nicht die geringste Ahnung davon, wie die Wirtschaft funktioniert. Die Menschen können ihre Gelder einfach vom Euro in den US-Dollar umschichten, um diese Strafzahlungen zu umgehen, und sie werden auch nicht in Europa „investieren“, wenn sie keine Investmentmöglichkeiten sehen.
Ja selbst Keynes hat klar und deutlich erklärt, dass es Zeiten gibt, wo man die Steuern reduzieren muss, um die Wirtschaft „zu beleben“. Stattdessen erhöhen die Staaten die Steuern weiter, weil sie Geld brauchen, und gleichzeitig versuchen sie die Menschen dann auch noch dazu zu bringen, Geld auszugeben und zu investieren, obwohl die Wirtschaft nach wie vor implodiert.
Aus realistischer Sicht heraus versucht die Europäische Zentralbank zurzeit, zahlreiche Unternehmen mittels dieser Strafsteuern zu vernichten, da sie mit den Negativzinsen die kurzfristige Liquidität dieser Unternehmen zerstört. Würden die Unternehmen kein Bargeld vorhalten, sondern es nach den Wünschen der EZB ausgeben, würden sie im Rahmen eines wirtschaftlichen Einbruchs – den wir wahrscheinlich von 2016 bis 2020 sehen werden – Gefahr laufen, Bankrott zu gehen und ihre Angestellten nicht mehr bezahlen zu können.
Diese Geldpolitik hat massive Auswirkungen auf den Euro – und zwar weit stärkere, als angenommen, und das lässt sich allein anhand unseres eigenen Kundenstamms sagen.
Das Problem betrifft aber auch die großen in Deutschland gelisteten DAX-Unternehmen. Und für kleinere und mittelgroße Unternehmen wird die Praxis der EZB, Liquidität mit Strafzahlungen zu belegen, noch viel gravierendere Auswirkungen haben.
Dieser Trend wird für die Konzerne extrem problematisch werden, weil ihnen dadurch im Grunde keine effektive Alternative mehr offensteht – entweder sie verabschieden sich von der Liquidität oder sie gehen in den US-Dollar. Die Banken sind für die Strafzahlungen selbst verantwortlich. Ihre Niedrigzinsen machen es den Institutionen schwierig, das Geld sinnvoll anzulegen – aber Dollareinlagen sind immer noch besser, als negative Zinssätze, und man kann unterdessen auch noch die Liquidität aufrechterhalten, um den am Horizont aufziehenden Wirtschafts-Sturm zu überleben.
Die Banken versuchen verzweifelt, die Finanzvorstände der Konzerne davon zu überzeugen, ihre Gelder in andere Formen von Investments zu stecken. Die Lage bleibt angespannt, solange die EZB ihre Niedrigzinspolitik fortsetzt. Und hier kommen auch noch zwei weitere Probleme hinzu: (1) Die Banken sind notorisch schlechte Vermögensberater. Dafür braucht man sich nur ihre Rettungs-Historie anzuschauen. (2) Bei den europäischen Banken besteht überdies noch das Kreditrisiko. Und dann haben wir auch noch den Vorschlag des Internationalen Währungsfonds, einfach 10% aller europäischen Einlagen zu konfiszieren. Es wäre ein politisches Desaster, wenn man die Gelder von Privatpersonen konfiszieren würde, aber nicht bei den Konzernen.
Dann gibt es noch das Problem mit den Regulierungen. Ein Konzernchef darf mit Firmenkapital überhaupt nicht spekulieren, sondern kann sogar strafrechtlich dafür belangt werden, wenn er die Gelder einer Firma abzieht und sie für unternehmensfremde Zwecke einsetzt. Die EZB-Strafzahlung auf Liquidität kann sehr komplex sein, wenn man sich das Zusammenspiel mit anderen Regulierungen vor Augen hält. Den Konzernen sind die Hände auf eine Art und Weise gebunden, die von der EZB überhaupt nicht in Erwägung gezogen wird.
Spekulative Transaktionen dienen nicht normalen Geschäftsaktivitäten. Allein schon die Idee, jemanden zu Investments zu zwingen, hat strafrechtliche Implikationen, sollte der Geschäftsführer Geld verlieren.
Den Bankkunden Strafzinsen aufzuerlegen, ist extrem gefährlich, da es Kapitalströme aus Europa in Richtung US-Dollar in Gang setzt. Das Kapital wird auch aus den europäischen Banken in Richtung amerikanischer Banken abfließen, um sich gegen die EZB abzusichern. Wenn eine Bank Zinsen an die EZB zahlen muss, kann sie diese Strafzinszahlungen natürlich als „Gebühren“ an die eigenen Bankkunden weitereichen. Das mag bei Privatpersonen vielleicht noch funktionieren, aber nicht bei Konzernen.