Wenn die Aktienmärkte crashen, sollte man dann nicht in Gold & Silber investieren, um sein Vermögen zu schützen? Vielleicht noch nicht!

Lawrence Williams, Mineweb.com, 17.10.2014

An den weltweiten Aktienmärkten macht sich Angst breit. Die Aktienmarktindizes sind drastisch zurückgegangen, was bei Vermögenswerten wie Anleihen und Gold, die als sicherer erachtet werden, zu Anstiegen geführt hat. Die Rückgänge an den weltweiten Aktienmärkten setzten ein, nachdem eine Reihe schlechter Wirtschaftsdaten nahelegte, dass sich die meisten großen Wirtschaften des Planeten bisher noch nicht aus ihrer Rezessionsmisere befreien konnten.

Und im Hinblick auf die USA dämmert es den Anlegern langsam, dass die US-Notenbank (Fed) ihr aktuelles quantitatives Lockerungsprogramm demnächst tatsächlich einstellen wird. Ein Lichtblick wäre da vielleicht noch, dass die Fed ihre geplanten Zinserhöhungen weiter hinausschiebt. Überdies ist es so, dass die Entwicklungen in den USA immer dazu tendieren, große Auswirkungen auf Märkte in anderen Teilen des Planeten zu haben.

Es gibt eine Vielzahl an Marktbeobachtern, die nun bereits seit geraumer Zeit einen Aktienmarkt-Crash vorhersagen. Die investierende Öffentlichkeit hat das aber – wie auch bei vorangegangenen Aktienmarkt-Crashs – einfach ignoriert und geht davon aus, dass es sich bei den Aktienmärkten um einen fortwährend steigenden Profit-Mechanismus handelt.

Daher befanden sich die bedeutenden weltweiten Aktienindizes auch auf einem kontinuierlichen Aufwärtskurs und bildeten ständig neue Hochs aus, ohne dass den Unternehmensgewinnen, die diese Entwicklung stützten, irgendetwas Nennenswertes im Weg gestanden hätte. Doch jetzt könnte plötzlich alles crashen – das ist auch in der Vergangenheit immer wieder passiert. Und obschon sich der Dow Jones, der S&P 500, der TSX, der FTSE, der DAX usw. bisher noch nicht im freien Fall befinden, sieht es jetzt immer stärker danach aus, als könnten sich die Aktienindizes in diese Richtung bewegen.

Also: Sollte man Gold als sicheren Hafen kaufen? Die Inflation – die im Allgemeinen als bullisch für Gold erachtet wird – ist trotz der riesigen Menge an Liquidität, die von der Fed und anderen Zentralbanken in die Märkte gepumpt wurde, bisher ausgeblieben. Stattdessen haben sich die aktuellen Debatten sogar verlagert; heute wird zunehmend mehr über die Möglichkeit einer Deflation gesprochen. Was die Meisten nicht wissen, ist, dass sich Gold gegenüber Aktien in einem deflationären Umfeld genauso gut entwickelt – wenn nicht noch besser – wie in einem inflationären Szenario.

Aber selbst wenn die Aktienpreise jetzt vor einer massiven Talfahrt stehen, gibt es ein gewichtiges Argument, kein Gold zu kaufen, um sich vor einem Aktienmarktcrash zu schützen – zumindest noch nicht.

Gehen wir 6 Jahre zurück und schauen uns den letzten Aktienmarkt-Crash an. Dieser Crash schien sich im Oktober 2008 immer weiter zuzuspitzen. Aber es waren nicht allein die Aktien, die buchstäblich allesamt auf Talfahrt übergingen, sondern auch der Goldpreis und die Preise für Basismetalle und Rohstoffe.

Das ist vielleicht auch der Grund, warum im Silbermarkt aktuell eine solche Nervosität herrscht; beim Marktcrash von 2008 und 2009 brach Silber von USD 20 pro Unze auf rund USD 9 pro Unze oder um über 50% ein – und legte im Anschluss in den darauffolgenden zwei Jahren eine spektakuläre Erholung hin. Das Metall stieg auf knapp USD 50 pro Unze – für die Silberinvestoren war es eine berauschende Zeit.

Wie entwickelte sich Gold 2008 und 2009? Für all jene, die sich nicht mehr daran erinnern können, sei hier angemerkt, dass sich Gold nicht so schlecht entwickelte wie Silber oder der allgemeine Aktienmarkt, dennoch machte das gelbe Metall eine ziemlich drastische Korrektur von knapp 30% durch und stürzte von rund USD 1.000 pro Unze im März 2008 bis Ende Oktober auf USD 720 pro Unze. Danach nahm es wieder an Fahrt auf.

Den Dow Jones erwischte es unterdessen viel schlimmer als Gold, und der Rückgang bei den Aktien war auch wesentlich länger. Der Index, der im Oktober 2007 noch bei 12.000 Punkten notierte, bildete im März 2009 mit rund 6.600 Punkten sein Tief aus, was einem Rückgang von rund 50% entspricht.

Der Grund, warum Gold gemeinsam mit dem Aktienmarkt fiel, war wahrscheinlich, dass es eine ganze Reihe von Fonds und Finanzinstitutionen gab, die starke Vermögenswerte gemeinsam mit schwächeren Vermögenswerten abverkaufen mussten, um weiterhin liquide zu bleiben – und sollten wir jetzt tatsächlich vor einem weiteren Crash ähnlichem Ausmaßes stehen (viele Beobachter sagen ja sogar einen noch massiveren Crash voraus), könnte Gold heute durchaus genauso reagieren wie damals.

Gold wird dann gemeinsam mit praktisch allen anderen Märkten fallen – vielleicht nicht so drastisch und auch nicht so lange, aber es wird fallen. Jeffrey Currie von Goldman Sachs könnte mit seiner Prognose, dass der Goldpreis zu Jahresende bei USD 1.050 pro Unze notiert, also Recht behalten, sollten die Aktienmärkte kollabieren, auch wenn Currie seine Prognose eigentlich mit ganz anderen Argumenten begründete.

Mit diesem Artikel sollte darauf hingewiesen werden, dass Bargeld kurzfristig der beste Schutz sein könnte, sollten die Märkte in den freien Fall übergehen. Gold und Silber wären gegenüber einem solchen Absturz nämlich nicht immun, sondern würden ebenfalls fallen. Doch nach dem Absturz dürften sich Gold und Silber dann aller Vorausschau nach wesentlich schneller erholen und auch mit einer viel stärkeren Rate steigen, als die meisten anderen Investmentoptionen. Die Frage, ob man Gold und Silber kaufen sollten, ist daher einzig eine Frage des Timings. Und wir haben ja bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass sich die Edelmetalle langfristig extrem gut entwickeln dürften, kurzfristig ist die Lage aber viel ungewisser.

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