Propagandafront.de, 03.12.2014

Der Euro ist am Mittwochmorgen auf ein neues 26-Monatstief gefallen und war mit rund USD 1,232 so billig wie seit August 2012 nicht mehr. Damit setzt die europäische Einheitswährung ihre seit Mai dieses Jahres – wo der Euro in der Spitze noch bei USD 1,399 notierte – anhaltende Talfahrt weiter fort. Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar innerhalb von 7 Monaten rund 12% an Wert verloren und ein Ende dieses drastischen Wertverfalls ist nicht in Sicht.

Während der deutsche Sparer darauf hofft, dass sich der Außenwert des Euros wieder stabilisiert, gehen einige Marktbeobachter davon aus, dass sich der Euro in den kommenden Monaten und Jahren weiter verbilligen könnte. Es gibt Marktbeobachter und Analysehäuser die damit rechnen, dass der Euro bereits Ende 2015 auf Dollarparität absinken könnte, was einem zusätzlichen Preisverfall von rund 19% entsprechen würde.

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Netdania.com – Euro auf Monatsbasis. Zum Vergrößern anklicken.

Aus charttechnischer Sicht ist es so, dass sich der Euro derzeit in einem fallenden Keil befindet, der die Kursschwankungen des Euros bisher ziemlich exakt eingegrenzt hat.

Wenn Sie sich den nachfolgenden Chart auf Tagesbasis anschauen, stellen Sie fest, dass die obere Widerstandslinie dieses Keils 9 Mal exakt getroffen wurde. Es muss also eine Vielzahl von Marktteilnehmern geben, die die europäische Einheitswährung als unglaublich schwach beurteilen und genau an dieser Widerstandslinie immer wieder Unmengen an Euros auf den Markt werfen. Das EUR/USD-Währungspaar ist das meistgehandelte Währungspaar auf dem Planeten. Jeden Tag werden hunderte Milliarden an Dollars gegen Euros oder Euros gegen Dollars eingetauscht.

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Die untere blaue Linie ist die Widerstandslinie. Sollte der Euro abermals bis auf diese Widerstandslinie fallen, läge er im Bereich von USD 1,225. Sollte er die Widerstandslinie daraufhin nach unten hin durchstoßen, wäre das ein sogenannter Ausbruch. Für viele Marktteilnehmer wäre es ein bärisches Signal, das auf weitere Preiseinbrüche deutet.

Doch warum legt der Euro einen solch heftigen Absturz hin? Die Gründe dafür sind denkbar einfach.

Zunächst einmal gibt es seit geraumer Zeit eine enorme Kapitalflucht aus der Eurozone. Die institutionellen Anleger ziehen ihre Investments ab und flüchten in Richtung der Kernwirtschaft USA. Das Investitionsklima ist im gesamten Euroraum einzigartig schlecht. Die enormen Steuerbelastungen, die wirtschaftsfeindliche Politik der Euroländer, die extreme Verschuldung der Staaten, die außerordentliche schwache Wirtschaftsentwicklung und die erschreckend hohen Arbeitslosenzahlen in weiten Teilen der Europäischen Union sind nicht gerade das Klima, das Anleger dazu veranlasst, mit ihren Geldern in Europa ins Risiko zu gehen und es ausgerechnet hier bei uns arbeiten zu lassen.

Selbst Deutschland – die letztverbliebene tragende Säule des Euroraums – hat mit wirtschaftlichen wie auch strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die deutsche Wirtschaft und die Stimmung in der Wirtschaft sind suboptimal und die Energiepreise sind dank einer völlig irregeleiteten Politik exorbitant hoch, was für energieintensive Branchen sehr schlecht ist und ihre Geschäfte nicht sonderlich rentabel macht. Garniert wird das Ganze mit wirtschaftsfeindlichen Maßnahmen wie Mindestlohn, Frauenquote und ähnlichem Unfug mehr.

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Netdania.com – US-Dollar-Index auf Wochenbasis. Zum Vergrößern anklicken.

Unterdessen ist die Kernwirtschaft USA dieses Jahr außerordentlich stark gewesen. Es zeichnet sich ab, dass die USA nun wohl sogar auf 2 Quartale in Folge blicken können, in denen ein Wachstum von über 4% des BIP verzeichnet wurde. Das sind natürlich Zahlen, von denen Europa nur träumen kann – und ohne die (aktuell noch) treibende Kraft USA befände sich wohl die gesamte Weltwirtschaft heute bereits in einer tiefen Rezession.

Neben all den katastrophalen Daten und Stimmungsindikatoren, die über den wirtschaftlichen Zustand Europas Auskunft geben und die täglich über die Nachrichtenticker auf die Trader und Anleger einströmen, spielt natürlich auch die destruktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank eine Rolle.

Obwohl es die EZB nicht offiziell einräumen darf, gehört eine drastische Absenkung des Außenwerts des Euros unzweideutig zu ihren wichtigsten geldpolitischen Zielen. Einige Länder im Süden des Euroraums haben schon mit massiven deflationären Tendenzen zu kämpfen oder befinden sich bereits in einer Deflation. Italien ist ein krasses Beispiel für einen drastischen Preisverfall im Einzelhandel, der bisher unzählige Unternehmen die Existenz kostete und sich nun sogar bis zu den größeren Lebensmittelhändlern durchfrisst.

Diese deflationären Kräfte – beispielsweise die Rekordernten dieses Jahr sowie der drastische weltweite Preisverfall bei den Rohstoffen – stellten sich für die europäischen Politiker und Zentralbanker aber im Grunde noch als großes Glück heraus. Obwohl der Euro in den letzten Monaten einen so massiven Verfall seines Außenwerts erlebte, haben die Europäer davon im bisherigen Jahresverlauf noch kaum etwas mitbekommen. Sollten die internationalen Rohstoffpreise wieder anziehen, die Ernten im kommenden Jahr nicht so üppig ausfallen und man überdies beschließen, die Sanktionen gegen Russland zu lockern, könnten sich die Rückgänge beim Außenwert des Euros rasch in eine Teuerung verwandeln.

Das Pendel könnte dann rasch in eine andere Richtung schwingen und die aktuelle Disinflation/Deflation würde sich dann in Windeseile in eine sehr starke Inflation verwandeln. Sie erinnern sich ja sicherlich noch an den Höhepunkt der letzten Eurokrise, wo die Menschen ihr Geld schnell ausgeben wollten und sich über die Überlebensfähigkeit des Euros zunehmend Sorgen machten.

Und wenn man sich den desolaten finanziellen Zustand der europäischen Ländern und die katastrophale Wirtschaftssituation im Euroraum vergegenwärtigt, wird einem schnell klar, dass die europäische Schuldenkrise schon bald wieder mit aller Gewalt ausbrechen dürfte. Wie der Euro dann notiert und ob und wie lange es die europäische Einheitswährung dann noch geben wird – all das sind interessante Fragen, auf die zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch niemand eine konkrete Antwort hat, die aber das Schicksal von hunderten Millionen von Menschen entscheidend beeinflussen werden.

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