Michael Snyder, The Economic Collapse, 06.01.2015

Falls Sie nicht der Meinung sind, dass wir uns gegenwärtig auf direktem Wege in eine weitere große Finanzkrise befinden, sollten Sie diesen Artikel unbedingt lesen. Zahlreiche derselben Muster, die bereits dem großen Finanz-Crash von 2008 vorangingen, spielen sich heute vor aller Augen abermals ab. Die Geschichte scheint sich buchstäblich zu wiederholen, dennoch scheinen die meisten Amerikaner bezüglich der aktuellen Entwicklungen völlig ahnungslos zu sein.

Die Massenmedien und unsere Politiker versprechen uns, dass schon alles irgendwie wieder gut werden wird, und es sieht ganz so aus, als würden diese Beteuerungen den meisten Menschen tatsächlich reichen. Doch die Hinweise, dass sich am Horizont eine neue Finanzkrise zusammenbraut, finden sich jetzt überall. Dafür braucht man nur seine Augen zu öffnen und sich umzuschauen.

Bill Gross, der von vielen als der größte Anleihen-Experte des Planeten erachtet wird, sorgte zu Beginn dieses Jahres für Schlagzeilen, als er seinen „Januar Investment Outlook“ veröffentlichte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Gross zu Jahresbeginn jemals so pessimistisch gewesen wäre, wie es bei seiner Prognose für das Jahr 2015 der Fall ist. Nehmen wir beispielsweise den folgenden Auszug:

„Wenn dieses Jahr vorüber ist, werden bei den Renditen zahlreicher Vermögensklassen Minuszeichen davorstehen. Die guten Zeiten sind vorüber.“

Und mit diesen Worten endete sein jüngster Investment Outlook:

„Und das ist auch der Grund, warum – an irgendeinem Punkt in der Zukunft – die Renditen zahlreicher Vermögensklassen irgendwann, vielleicht während der Iden des März oder im Mai oder November 2015, ins Negative abrutschen könnten.

Worauf sollte man sich in einer solchen schrägen neuen Welt konzentrieren? Auf qualitativ hochwertige Vermögenswerte mit stabilem Cashflow. Hierzu gehören Staatsanleihen und qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen sowie Aktien von gering verschuldeten Unternehmen mit attraktiven Dividenden und geographisch wie auch unternehmerisch diversifizierten Einnahmequellen.

Angesichts der Entwicklungen, die wir die letzten Monate erlebt haben, könnte es auch in 2015 zu einer Fortführung der Reise nach Jerusalem kommen, wo riskantere Vermögenswerte zunehmend an Attraktivität verlieren.

Der Schulden-Superzyklus befindet sich gerade in einem Umkehrprozess, was im Hinblick auf künftige Investmentrenditen nichts Gutes verheißt. Gevatter Zeit wird 2015 nicht als das hübsche Mädel mit einem Zylinderhut daherkommen, sondern als grimmiger alter Kauz, der sich auf sein praktisch unvermeidliches Chaos freut, das während der nächsten 12 Monate einsetzen wird. Seien Sie vorsichtig und geben Sie sich in 2015 mit niedrigen Renditen zufrieden. Die Zeit, um Risiken einzugehen, ist passé.“

Warum sind Gross und so viele andere Finanzexperten aktuell so „negativ“ gestimmt?

Ganz einfach: Sie sehen, was sich derzeit abspielt.

Sie beobachten gerade dieselben Entwicklungen, die sich schon 2008 vor unser aller Augen abspielten. Ich möchte diese Muster in einem einzigen Artikel zusammenfassen, damit Sie es einfacher haben, diese Informationen mit anderen Menschen zu teilen. Im Folgenden finden Sie 10 wichtige Entwicklungen, die Finanzkrise von 2008 vorangingen und gegenwärtig ebenfalls wieder zu beobachten sind.

1. Ein wirklich schlechter Jahresstart für den Aktienmarkt. In den ersten drei Handelstagen dieses Jahres ging der S&P 500 Index um 2,73% zurück. Nur zwei Mal in der Geschichte des S&P 500 Indexes fiel er in den ersten drei Handelstagen des Jahres um über 3% – und das war in den Jahren 2000 und 2008. Und in beiden Jahren kam es zu enormen Rückgängen am Aktienmarkt.

2. Wilde Kurskapriolen an den Finanzmärkten. Das ist ein Thema, über das ich gestern bereits geschrieben hatte. Im Allgemeinen ist es so, dass ruhige Märkte dazu neigen, Anstiege aufzuweisen. Kommt es zu stärkeren Kursschwankungen, geht dies in der Regel mit einem Abwärtstrend einher. Nehmen wir beispielsweise den unten stehenden Chart des Dow Jones Industrial Average, der zeigt, wie sich der US-Leitindex von Anfang 2006 bis Ende 2008 verhalten hat. Wie auf dem Chart zu erkennen ist, verhielt sich der Dow zunächst sehr ruhig, während er in 2006 und den überwiegenden Teil von 2007 stieg, aber daraufhin setzte dann die Volatilität ein:

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Ich wies auch darauf hin, dass es wichtig ist, nicht darauf hereinzufallen, wenn Aktien an einem bestimmten Tag starke Anstiege aufweisen. Die drei größten Tagesanstiege am Aktienmarkt fanden inmitten der Finanzkrise von 2008 statt. Wenn man anfängt, am Aktienmarkt große Gewinn- und Verslusttage zu sehen, ist das ein Hinweis darauf, dass Turbulenzen bevorstehen. Das ist auch der Grund, warum die aktuelle Entwicklung so alarmierend ist, da die Aktienmarkbewegungen in den letzten Monaten wieder ziemlich wild geworden sind.

3. Ein bedeutender Rückgang bei den Renditen für 10-jährige Staatsanleihen. Wenn die Anleger Angst bekommen, neigen sie zur „Flucht in Sicherheit“, da sie ihr Geld in „sicherere“ Investments verlagern. Das sahen wir 2008 und genau das können wir auch heute wieder beobachten.

Fakt ist, dass die weltweiten Renditen für 10-jährige Staatsanleihen laut Bloomberg heute bereits auf absolut beispiellose Allzeittiefs gefallen sind:

„Alles zusammengenommen sind die durchschnittlichen Renditen für 10-jährige US-amerikanische, japanische und deutsche Staatsanleihen erstmals in der Geschichte unter die Marke von 1% gefallen, so Steven Englander, der G10-Devisenchefstratege bei Citigroup Inc.

Das sind aber keine guten Neuigkeiten. Diese ultraniedrigen Renditen, die sogar unter null liegen, wenn man die Inflation mitberücksichtigt, zeigen, ´dass die Anleger glauben, dass wir über längere Zeit auf der Stelle treten werden`, so Englander in einem am gestrigen Tage veröffentlichten Bericht.“

4. Der Ölpreis bricht zusammen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist der Preis für US-Rohöl unter die Marke von USD 48 pro Barrel gefallen. Im Juni letzten Jahres lag er zeitweise noch bei USD 106 pro Barrel. Wie aus dem untenstehenden Chart hervorgeht, ist der Ölpreis zuvor nur ein einziges Mal in weniger als 12 Monaten um über USD 50 gefallen:

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Das einzige andere Mal, als der Ölpreis in einer solchen Größenordnung zusammengebrochen ist, erlebten wir kurze Zeit später die größte Finanzkrise seit der Großen Depression. Wird sich die Geschichte wiederholen?

5. Ein dramatischer Rückgang bei der Zahl der in Betrieb befindlichen Öl- und Gasbohrplattformen. Aktuell schießt die Zahl der Öl- und Gasbohranlagen, die außer Betrieb genommen werden, mit erschreckender Rate in die Höhe. Während des 4. Quartals 2014 wurden 93 Öl- und Erdgasförderanlagen stillgelegt und es wird davon ausgegangen, dass im 1. Quartal 2015 weitere 200 Anlagen geschlossen werden. In einem Artikel von Business Insider wurde gezeigt, dass eine solche Entwicklung auch während der Finanzkrise von 2008 stattfand und dann weit bis ins Jahr 2009 anhielt.

6. Der Benzinpreis geht massiv zurück. Millionen Amerikaner freuen sich derzeit darüber, dass der Benzinpreis in den letzten Wochen eingebrochen ist. Aber darüber freuten sie sich auch schon in 2008. Später stellte sich natürlich heraus, dass es in 2008 eigentlich überhaupt nichts zum Feiern gab. Innerhalb kürzester Zeit verloren Millionen Amerikaner ihren Arbeitsplatz und ihre Eigenheime. Der Benzinpreischart verheißt also mit Sicherheit nichts Gutes:

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7. Die Preise für eine Vielzahl an Rohstoffen gehen immer weiter zurück. Wenn wichtige Rohstoffe im Preis verfallen, ist das ein Hinweis darauf, dass sich die Wirtschaftsaktivität abschwächt. Und genauso wie in 2008 lässt sich ein solcher Preisrückgang auch heute wieder beobachten. Hier ein Auszug aus einem aktuellen CNBC-Artikel:

„Von Nickel über Sojabohnen und Sperrholz bis hin zu Zucker gehen die weltweiten Rohstoffpreise kontinuierlich zurück, da die Weltwirtschaft an Fahrt verloren hat.“

8. Die Ramschanleihen crashen. Wie in 2008 werden wir gerade Zeugen der Anfänge eines Ramschanleihe-Crashs. Dieser Crash wird von hochrentierenden Schulden der Energiebranche angeführt, doch in den letzten Wochen konnte auch bei einer Vielzahl anderer Unternehmensanleihen beobachtet werden, dass sich die Anleger zunehmend stärker zurückziehen. Schauen Sie sich hierzu bitte den Chart für hochrentierende Anleihen von BofA Merrill Lynch an:

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9. Die weltweite Inflation geht bedeutend zurück. Wenn sich die Wirtschaftsaktivität abschwächt, geht auch die Inflation zurück. Das fand 2008 statt, und es ist etwas, das heute abermals passiert. Heute wird damit gerechnet, dass die weltweite Inflation auf das niedrigste Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg fallen wird. Die britische Zeitung Telegraph merkte dazu an:

„Die Preisanstiege bei Waren und Dienstleistungen haben sich in den weltgrößten Wirtschaften dramatisch abgeschwächt. Analysten gehen jetzt davon aus, dass die Inflation in allen G7-Ländern dieses Jahr unter 2% fallen wird – das ist das erste Mal seit Anfang des Zweiten Weltkriegs.

Japan war sogar das einzige G7-Land, wo die Inflation im letzten Jahr über 2% lag. Und die Ökonomen glauben, dass dies auch bloß auf die Erhöhung der Umsatzsteuer durch die Regierung zurückging, was den Effekt hatte, dass die Preise dadurch künstlich zulegten.“

10. Es gibt eine Vertrauenskrise bei den Anlegern. Genau wie vor Ausbruch der letzten Finanzkrise geht das Vertrauen der Anleger heute immer stärker zurück. Vor der letzten Finanzkrise ist der Anteil der Anleger, die der Meinung waren, dass ein Aktienmarkteinbruch innerhalb der nächsten sechs Monate verhindert werden kann, bedeutend gefallen. Und nun raten Sie mal! Richtig, dasselbe haben wir heute auch wieder:

„Das Vertrauen der Anleger, dass die USA innerhalb der nächsten 6 Monate einen Aktienmarktcrash vermeiden können, ist seit letztem Frühjahr dramatisch zurückgegangen.

Die Yale School of Management veröffentlicht einen monatlichen Crash Confidence Index. Der Index zeigt den Anteil der Anleger, die glauben, dass wir in den nächsten sechs Monaten keinen Aktienmarktcrash sehen werden.

Die Yale School of Management weist darauf hin, dass ´das Crash-Vertrauen Anfang 2009 – also nur wenige Monate nach der Lehman-Krise – auf ein Allzeittief fiel, und zwar bei Privatinvestoren wie auch bei institutionellen Anlegern, was die Verwerfungen an den Kreditmärkten und die starken durch dieses Ereignis ausgelösten Depressions-Ängste widerspiegelte und wohl auch mit den damaligen sehr geringen Aktienmarktbewertungen in Zusammenhang steht.“

Langsam ergibt sich doch ein Bild aus all diesen Puzzlesteinchen.

Und natürlich bin ich nicht der Einzige, der vor diesen Dingen warnt. Ich schrieb ja bereits vor wenigen Tagen darüber, dass es eine ganze Reihe prominenter Stimmen gibt, die vor einer unmittelbar bevorstehenden Gefahr warnen.

Und heute möchte ich zu dieser Liste einen weiteren Namen hinzufügen: Es ist der respektierte Autor James Howard Kunstler, und seine Prognosen für 2015 sind absolut erschreckend:

  • Anfang 2015 wird die Europäische Zentralbank ein lahmes QE-Programm vorstellen und dafür von allen ausgelacht werden. Daraufhin brechen die europäischen Märkte ein.
  • Die Wahlen in Griechenland im Januar werden eine neue Regierung hervorbringen, die sich gegenüber der Europäischen Union und der Europäischen Zentralbank auflehnen wird. Das wird zu einem fatalen Vertrauensverlust bezüglich der Fähigkeit, das europäische Projekt fortzusetzen, führen.
  • In der zweiten Hälfte des Jahres 2015 wird sich der Rest der Welt zusammentun, um Gegenangriffe auf den US-Dollar zu starten.
  • Der europäische Anleihemarkt wird in der ersten Jahreshälfte implodieren, was dann auf die USA überspringen wird, da die Ängste und das Misstrauen bezüglich des Status der USA als sicherer Hafen zunehmen werden.
    Die mit Währungen in Zusammenhang stehenden Finanzderivate, die Zinssätze und die Ramschanleihen werden bei den Kreditausfallversicherungen (CDOs) für ein Blutbad sorgen und es werden zahllose schwarze Löcher auftauchen, in denen die Schulden und das „Vermögen“ für immer verschwinden werden.
  • Der US-Aktienmarkt wird seinen Anstieg in der ersten Jahreshälfte 2015 fortsetzen und dann im 3. Quartal einbrechen, da das Vertrauen in Papier und Pixel verschwinden wird. Beim Anfangs-Crash werden der Dow Jones und der S&P 500 Index um 30% bis 40% fallen und dieser Rückgang wird sich dann in 2016 weiter fortsetzen.
  • Gold und Silber werden in der ersten Jahreshälfte weiter im Preis zurückgehen und danach abheben, während die Schulden- und Aktienmärkte einbrechen und sich das Vertrauen in abstrakte Finanzinstrumente in Luft auflöst. Das Vertrauen in die Allmacht der Zentralbanken wird verschwinden und die Bürger werden überall auf dem Planeten verzweifelt versuchen, sich vor dem Währungskrieg in Sicherheit zu bringen.
  • Goldman Sachs, Citicorp, Morgan Stanley, Bank of Amerika, Deutsche Bank und SocGen werden alle in die Insolvenz abrutschen. Die amerikanische Regierung und die US-Notenbank werden es sich nicht wagen, sie noch einmal zu retten.
  • Bis Ende 2015 werden die weltweiten Zentralbanken im Allgemeinen diskreditiert sein. In den USA wird es bezüglich des Mandats der Federal Reserve eine öffentliche Debatte geben und ihr Mandat wird wieder auf ihre ursprüngliche Mission, Kreditgeber der letzten Instanz zu sein, zurückgeschnitten werden. Weitere Interventionen werden ihr verboten werden und es wird auch ein weniger geheimer Mechanismus zur Regulierung der Zinssätze entwickelt werden.
  • Der Ölpreis wird bis Mai 2015 wieder auf USD 65 bis USD 70 pro Barrel klettern. Dieser Preisanstieg wird aber nicht ausreichen, um die Vernichtung bei der Schieferöl-, Ölsand- und Tiefseeölgewinnung aufzuhalten. Und während sich der Rückgang der scheiternden Weltwirtschaft weiter beschleunigt, wird Öl bis Oktober wieder in den Bereich von USD 40 pro Barrel fallen …

Persönlich stimme ich Kunstlers genauen zeitlichen Prognosen bei einigen Ereignissen nicht zu, aber im großen Ganzen glaube ich, dass wir in zwölf Monaten zurückblicken und sagen werden, dass er mit dem Großteil seiner Voraussagen richtig lag.

Wir bewegen uns nun in eine Zeit extremer Gefahr für die Weltwirtschaft. Seit den Anfängen des Economic Collaps Blogs im Jahr 2009 gab es noch nie einen Jahresbeginn, wo ich so besorgt war wie heute.

Die letzten paar Jahr hatten wir sehr großes Glück, da wir eine Blase relativer Stabilität genießen durften. Doch diese Phase der Stabilität hat auch viele Menschen zu dem Irrglauben verleitet, dass unsere wirtschaftlichen Probleme gelöst worden seien, obwohl sie in Wahrheit nur noch viel schlimmer geworden sind.

Wir verkonsumieren viel mehr Vermögen, als wir produzieren, unsere Schuldenniveaus haben Rekordstände erreicht und wir befinden uns nun am äußersten Rand der größten Wall-Street-Finanzblase aller Zeiten.

Es ist unvermeidlich, dass wir uns nun immer stärker in Richtung eines tragischen Endes all dieser Entwicklungen bewegen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.

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