Die kurzfristigen Aussichten bei Gold und Goldminenaktien scheinen vielversprechend, doch der Blick auf die Wochencharts ist nach wie vor wenig berauschend

Dan Norcini, Trader Dan, 12.01.2014

Im Folgenden möchte ich Ihnen zwei Charts zu den aktuellen Entwicklungen am Goldmarkt zeigen. Der erste Chart weist den Goldpreis selbst aus.

Zu dem Goldpreischart gibt es ein paar Dinge zu sagen. Zunächst einmal ging Gold am Montag über dem gleitenden 100-Tagesschnitt aus dem Handel. Das wird charttechnisch basierte Trading-Fonds anlocken. Sind diese Fonds short, werden sie ihre Positionen jetzt glattstellen; sind sie bisher noch nicht long, werden einige bei einem solchen Signal einsteigen.

Darüber hinaus ist es Gold jetzt gelungen, über dem ersten Widerstandsniveau des Charts aus dem Handel zu gehen. Dieses Widerstandsniveau verläuft bei rund USD 1.225 pro Unze. Der Schlusskurs vom Montag ist der beste Schlusskurs seit über einem Monat.

Und es gelang Gold, in den zweiten Widerstandsbereich vorzudringen, obwohl es das Metall bisher noch nicht schaffte, diese ebenfalls auf dem Chart eingezeichnete Widerstandszone vollständig zu durchbrechen. Die zweite Widerstandszone erstreckt sich bis zu der Marke von USD 1.240 pro Unze.

Sollte es Gold gelingen, diesen Bereich nach oben hin zu durchbrechen und sich auf diesem Preisniveau zu halten, dürfte dies dem Markt die Möglichkeit einräumen, bis auf USD 1.250 pro Unze zu steigen. Würde die Marke von USD 1.250 pro Unze durchbrochen, wäre das meines Erachtens eine große Sache, da dadurch die Aussicht darauf bestünde, dass das gelbe Metall wenigstens um weitere USD 25 pro Unze in den Bereich von USD 1.275 pro Unze vorstößt, und dann wären auch USD 1.290 bis USD 1.300 pro Unze denkbar.

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Der Relative Stärke Index (RSI) konnte nun auch über das entscheidende Niveau von 60 Punkten steigen – etwas, das seit Juli letzten Jahres nicht mehr beobachtet werden konnte. Sollte der RSI am Dienstag oder am Mittwoch weiter steigen und vielleicht sogar die Marke von 65 Punkten knacken, müsste man respektieren, dass dieser jüngste Aufwärtsschub ernsterer Natur ist und über noch mehr Aufwärtspotenzial verfügt.

Ich persönlich bin von Gold aber immer noch nicht sonderlich begeistert, was auf meine Einschätzung der Fundamentaldaten zurückgeht. Ich sehe kaum Grund, warum man derzeit Gold halten sollte, wenn man langfristig irgendwelche nennenswerten Renditen erwirtschaften will. Fakt ist aber auch, dass das gelbe Metall im aktuellen Umfeld – wo die Aktien einigen Schwankungen unterworfen sind und die Zinssätze weiter fallen – mit Sicherheit einige Gelder anzieht, die auf sichere Häfen aus sind – eine Entwicklung, die sich auch gut an den fallenden Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen und den Wertanstiegen bei langlaufenden Anleihen sowie der temporären Yen-Stärke ablesen lässt.

Mit anderen Worten: Während der mittelfristige Chart – also der Goldpreischart auf Wochenbasis – armselig aussieht, hat sich der Chart auf Tagesbasis auf alle Fälle aufgehellt. Auf dem Gold-Tageschart sind keine bärischen Hinweise zu sehen – vorerst …

Dies vorausgeschickt, sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass der Markt immer Recht hat, und das heißt, dass, sollten sie short sein, sie die Entwicklung besser genau im Auge behalten sollten, da gegenwärtig ein bedeutender Teil der Gold-Shorts glattgestellt wird.

Ein weiterer positiver Faktor, der Gold aktuell zugutekommt, ist die Stärke bei den Goldminentiteln. Der HUI-Goldbugs-Index ist zurzeit sehr beeindruckend – gemeint ist auch hier der Tageschart. Der HUI hat den gleitenden 100-Tagesschnitt ebenfalls durchbrochen, etwas, das zuletzt im September letzten Jahres der Fall war. Und der gleitende 50-Tagesschnitt bewegt sich unterdessen in die Höhe.

Schauen Sie sich hierzu bitte die starke Widerstandszone an, die über dem Markt bei dem Niveau von 200 Punkten verläuft. Das wird für die Bullen meines Erachtens ein sehr wichtiger Test werden.

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Wenn wir uns den HUI auf Wochenbasis anschauen, sehen wir, dass der Index den oberen Bereich der ersten Widerstandszone nun nach oben hin durchbrochen hat. Diese Widerstandszone reicht bis zu den Tiefs von Dezember 2013 und Oktober 2014 zurück. Sollte es dem HUI gelingen, dieses Preisniveau bis Ende dieser Woche halten zu können, besteht meines Erachtens eine gute Chance darauf, dass der HUI weiter nach oben klettert und eine Rally bis zu dem Bereich von 200 bis 210 Punkten hinlegt.

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Hierzu ist jedoch anzumerken, dass der RSI auf diesem längerfristigen Wochenchart nach wie vor anzeigt, dass sich der HUI zum jetzigen Zeitpunkt lediglich in einer Bärenmarktrally befindet, da der RSI immer noch weiter unter der Marke von 60 Punkten liegt (aktuell bei rund 52 Punkten). Wenn Sie sich den RSI anschauen, werden Sie feststellen, dass es ihm seit Oktober 2012 nicht mehr gelang, die Marke von 60 Punkten zu übersteigen!

Der MACD ist positiv, was die bullische Auffassung stützt, aber er notiert ebenfalls ziemlich niedrig, obwohl er zurzeit bullisch ist. Ich habe bei diesem Indikator einige gestrichelte orangefarbene Linien eingezeichnet, um Ihnen mal ein paar Beispiele dafür zu liefern, wie der MACD aussieht, wenn er wirklich bullische Notierungen erreicht.

Ich versuche den MACD und den RSI immer zusammen zu betrachten, um ein Gefühl für die Stärke einer Marktbewegung zu erhalten. Im September 2012 war der MACD sehr bullisch und der RSI konnte ebenfalls über die Marke von 60 Punkten bis auf 67 Punkte klettern, was die Aussicht darauf eröffnete, dass es eine richtige Bullenbewegung wird. Aber schauen Sie mal, wie schnell der RSI daraufhin wieder unter 60 Punkte gefallen ist. Und es dauerte dann auch nur ein paar Wochen, bis der MACD ein neues Verkaufssignal generierte. Im Anschluss daran setzte der Markt seine Einbrüche weiter fort.

Das ist auch der Grund dafür, warum man ein paar gute Indikatoren– und dabei habe ich den ADX/DMI-Indikator in diesem Chart noch nicht einmal zum Einsatz gebracht – und verschiedene horizontale Widerstands- und Stützungszonen nutzen sollte, um einen Markt zu analysieren.

Solange der RSI auf Wochenbasis nicht über 60 Punkten liegt, scheinen die aktuellen Anstiege beim HUI nichts weiter als eine abermalige Aufwärtsbewegung in einem anhaltenden Goldminen-Bärenmarkt zu sein. Kurzfristig gesehen (Tageschart) macht die Entwicklung des HUI einen vielversprechenden Eindruck, aber langfristig ist das (noch) nicht der Fall.

Noch eine abschließende Anmerkung: Einige meiner Leser halten immer noch eine sehr große Zahl an Edelmetallminenaktien in ihren Portfolien, die sie vor ein paar Jahren auf dem Hoch der Goldbugs-„Der Himmel stürzt ein!“-Hysterie gekauft haben. An ihrer Stelle würde ich den Wochenchart genau im Auge behalten, sollten sie darüber nachdenken, einen Teil dieser Ladung abzustoßen, um etwas von dem zu retten, was nach dem Finanzdesaster bei den Minenaktien übrig geblieben ist.

Beim jetzigen Momentum ist immer noch Luft nach oben. Behalten Sie das im Auge, denn sollten die Anstiege nachlassen und sich dieses Momentum wieder umkehren und abermals nach unten weisen, könnte dies eine Möglichkeit sein, einen Teil dieser Minenbestände zu veräußern und etwas Geld beiseite zu schaffen, um es in den nächsten paar Wochen und Monaten in einem anderen Sektor zu investieren. Versuchen Sie nicht, irgendwelche Vorhersagen zu machen – schauen Sie sich einfach nur aufmerksam die Preisentwicklung an und richten Sie Ihre Käufe und Verkäufe nach der Preisentwicklung des Charts aus.

Warum ich das Thema anspreche? Aufgrund der E-Mails, die ich in der Vergangenheit immer wieder erhalten habe, weiß ich, dass sehr viele meiner Leser auf die Propaganda der Perma-Goldbullen hereinfielen und sich daraufhin in Edelmetallminenaktien stürzten. Nun, wo sie dabei zusehen mussten, wie ihr Nettovermögen verheert wurde, weil sie auf diese Scharlatane hörten, sitzen sie immer noch auf großen Minenbeständen. Wenn der Markt diesen Menschen die Chance gibt, einen Teil dieser Verlusttitel zu einem besseren Preis zu veräußern und sie zur selben Zeit der Auffassung sind, dass sie bei Goldminentiteln übergewichtet sind, dann sollten sie die aktuelle Rally einfach ganz genau im Auge, da sich hier unter Umständen Möglichkeiten bieten könnten, einen Teil ihrer Titel zu veräußern.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie verblüfft ich war, als ich das erste Mal hörte, dass einige der armen Opfer dieser Gold-Promoter praktisch jede Aktien, die sie besaßen, verkauften und darauf warteten, dass „der Markt nun jeden Tag crashen könnte“, und ihre gesamten Gelder unterdessen in Minenaktien investierten! Das Resultat war natürlich absolut katastrophal. Ich kenne zum Beispiel zwei Fälle, wo aufgrund dieser Art von hochriskantem Mist zwei Ehen ruiniert wurden.

Die Lehre daraus ist hart und simpel: Wenn man sein wertvolles Kapital investiert oder damit tradet, sollte man nicht auf irgendwelche emotionalen oder angstbasierten Ideen hören. Stattdessen sollte man immer seine eigene Analyse durchführen und sich die Preischarts genau anschauen. Wenn man darauf hört, was der Markt einem sagt, wird man nie falsch liegen.

Genauso sollten Sie auch alles hinterfragen, was ich hier schreibe! Wie jeder andere Trader habe auch ich meine ganz eigenen Auffassungen davon, in welche Richtung sich der Markt nach meiner Einschätzung der Fundamentaldaten bewegen sollte. Und nun raten Sie mal – ich kann genauso daneben liegen! Wir alle können falsch liegen.

Darum bedarf es auch der Demut, wenn man tradet. Man muss sein Ego zurücknehmen können. Sich einzugestehen, dass man auf der falschen Seite eines Trades steht oder das falsche Investment hält, ist unglaublich schwierig, wenn man ein Problem mit seinem Ego hat. Wenn man falsch liegt, dann raus! Man kann immer wieder in den Markt einsteigen, wenn man zuvor nicht all sein Geld verloren hat, nur weil man sich nicht eingestehen wollte, dass der Markt die eigene Markterwartung nicht bestätigt hat.

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