Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 01.04.2015

Frage: „Sie sagen, dass beim Einsetzen der Inflation offenkundig werden wird, dass die Dinge außer Kontrolle geraten sind und die Zentralbanken nichts dagegen unternehmen können. Wollen Sie damit sagen, dass die Inflation einsetzt, wenn die Zinssätze steigen!?

Ich glaube, die Zentralbanken erhöhen ja gerade deshalb die Zinsen, um die Inflation unter Kontrolle zu halten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie es selbst sind, die die Inflation dadurch anheizen! Wenn das richtig ist, wie kann dann ein Anstieg bei der Staatsverschuldung zu einem nennenswerten Anstieg der Inflation führen? Was ist mit dem Mangel an Liquidität und der geringen Geldumlaufgeschwindigkeit – den Gründen für die Deflation?“

Antwort: All diese Theorien zur Inflation sind aus verschiedenen Gründen falsch. Wir haben die Korrelationen zwischen der Geldmenge und der Inflation überprüft und festgestellt, dass es keinen direkten Zusammenhang gibt.

Schauen Sie sich nur die ersten 3 Programme der quantitativen Lockerung der US-Notenbank und das Ausbleiben der Inflation an. Gold ist ungeachtet all des Hypes um fast 50% gefallen. Entweder schauen wir der Wahrheit ins Auge oder wir sehen dabei zu, wie sich unser Vermögen in Luft auflöst.

Vertrauen ist das Entscheidende. Wenn die Mehrheit der Menschen glaubt, dass der Staat außer Kontrolle ist, haben wir den Punkt erreicht, wo sie in Panik geraten und in private Vermögenswerte flüchten werden. Das ist im Grunde derselbe Mechanismus, der auch bei einer Hyperinflation zu beobachten ist. Selbst während der Geldentwertung im alten Rom, sank die Geldmenge, weil die Menschen die älteren Prägungen horteten.

Und während sich diese Kontraktion immer stärker manifestiert, fängt der Staat an, durchzudrehen, da er sich nicht mehr in der Lage sieht, seine Ausgaben zu bestreiten, weshalb er gezwungen ist, die Geldentwertung weiter anzuheizen und immer mehr Geld zu schaffen, um das zu kompensieren, was aus dem Geldkreislauf verschwunden ist.

Das ist der Grund, warum US-Präsident Roosevelt Gold konfiszierte und dem Horten ein Ende setzte. Hunderte von Städten gaben damals aufgrund dieses Hortens ihr eigenes Geld aus. Das Horten erzeugt die Deflation. Die Geldmenge bricht dann drastisch ein.

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Also: Die ersten drei Runden quantitativer Lockerung durch die US-Notenbank haben keine Inflation hervorbringen können, weil die Kontraktion stärker war als die Geldmengenausweitung und der US-Dollar die Weltreservewährung ist und daher weltweit aufgesogen wurde, da die Schwellenmärkte nach 2007 USD 7 Billionen an Dollarschulden ausgaben.

Die Zinssätze werden steigen, wenn sich die Deflation wieder in Inflation verwandelt – und diese Trendumkehr wird durch das Vertrauen bestimmt werden. Was all den heutigen Theorien entgegensteht, ist die Tatsache, dass der Staat der größte Kreditnehmer im System ist. Und dann haben wir Länder, die den Pensionsfonds sogar per Gesetz vorschreiben, dass sie 80% ihrer verwalteten Gelder in Staatsanleihen halten müssen.

Wenn sie jetzt die Zinsen erhöhen, um die Inflation zu stoppen, wird dies in Wahrheit die Inflation anheizen, da die Nachfrage seitens des Staats steigt, und während diese Nachfrage steigt, bewegen sich die Menschen in die entgegengesetzte Richtung. Das ist der Punkt, wo es bei den privaten Vermögenswerten zu Inflation kommen wird.

Die Zentralbanken haben die Kontrolle verloren und sind überhaupt nicht dazu fähig, die Inflation zu stoppen. Hier in den USA heben sie die Zinsen an, um die Kapitalströme zu stoppen, die sie in den USA als Inflationsanstiege wahrnehmen werden. Dadurch werden sie die Inflation von Seiten der Staatsausgaben her noch mehr anheizen, doch unsere Hauptsorge sollte sein, dass sie zunächst drastische Steuererhöhungen durchführen werden. Sollte ein Demokrat die nächste Präsidentschaftswahl gewinnen, können Sie sich auf etwas gefasst machen. Dann werden Steuererhöhungen zur politischen Agenda, und selbst Republikaner wie Boehner werden dem dann zustimmen.

Der Anstieg der Staatsverschuldung wird monetisiert werden müssen – das heißt, die Staatsschulden werden dann von den Zentralbanken aufgekauft werden müssen, weil die Gebote ausbleiben. Das ist heute bereits sporadisch zu beobachten, auch in Deutschland. Darüber hinaus werden die Laufzeiten dieser Staatsanleihen sinken, was die Umlaufgeschwindigkeit dieser Schuldenpapiere erhöhen wird, bis sie an einem Punkt überhaupt nicht mehr in der Lage sein werden, langlaufende Staatsschulden zu verkaufen. Die privaten Vermögenswerte werden erst dann steigen, wenn die Menschen das Vertrauen in die fiskalischen Fähigkeiten des Staats verloren haben.

Und obwohl die meisten Menschen, die das hier gerade lesen, sagen werden, „Also bitte, wer glaubt heute noch an den Staat!“, ist die Antwort darauf: Die Mehrheit der Bevölkerung. Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut dem Staat immer noch. Wenn dem nicht mehr der Fall ist, wird die Geldumlaufgeschwindigkeit wieder anziehen, da die Menschen dann versuchen werden, private Vermögenswerte zu kaufen.

Und es sind nicht die Banken, die in einem solchen Umfeld über die Zinssätze entscheiden werden, sondern der freie Markt wird auf seine eigene Art reagieren. Die US-Notenbank kann einzig kurzlaufende Staatsschulden kontrollieren, und das auch nur bis zu einem gewissen Grad. Bei QE1 bis QE3 ging es ja darum, zu versuchen, langlaufende Staatsanleihen aufzukaufen usw. Das scheiterte und das Einzige, was damit erreicht wurde, war, die Schulden nun noch anfälliger gegenüber Zinsschwankungen zu machen. Die Lage wird jetzt also weit schneller eskalieren, als es zuvor der Fall war. Am Ende wird der Markt sogar die kurzlaufenden Zinssätze bestimmen, im Grunde wird es für diese Papiere dann keine Bieter mehr geben.

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