Bei der Weltwirtschaft brauen sich unter der Oberfläche aktuell riesige Probleme zusammen

Michael Snyder, The Economic Collapse, 15.04.2015

Wussten Sie, dass die Zahl der börsengehandelten Unternehmen, die bankrottgehen, auf ein 5-Jahreshoch gestiegen ist? Und wussten Sie, dass die chinesischen Exporte derzeit massiv kollabieren und das chinesische Wirtschaftswachstum in 2014 das schwächste Wachstum der letzten 20 Jahre war?

Selbst wenn es derzeit den Anschein macht, als würde die Lage für die Weltwirtschaft gegenwärtig noch okay sein, hat das noch lange nicht zu bedeuten, dass sich unter der Oberfläche zurzeit keine massiven Probleme zusammenbrauen. Am Mittwoch freuten sich die Anleger noch darüber, dass die Aktien auf neue Hochs kletterten, doch die Meldungen, die zur Lage der Weltwirtschaft eingehen, sind praktisch allesamt schlecht gewesen.

Das Kreditrating für griechische Schulden wurde jetzt abermals abgesenkt, während sich der weltweite Handel richtig abschwächt, und viele der Finanzmarktentwicklungen, die wir kurz vor dem Crash von 2008 sahen, wiederholen sich jetzt wieder. All das erinnert mich an die Monate, die der Implosion von Lehman Brothers vorangingen. Die meisten Menschen hatten damals ein richtig gutes Gefühl, was die Gesamtsituation anbelangt, doch unter der Oberfläche brauten sich bereits enorme Probleme zusammen. Und dann stellten wir eines Tages fest, dass Lehman Brothers „plötzlich“ zusammengebrochen ist, und auf einmal war der Teufel los.

Würde sich die Wirtschaft tatsächlich aufhellen, so wie es uns seitens der Establishment-Medien erklärt wird, ja warum rufen dann so viele große Unternehmen die Pleite aus? Laut CNBC hat die Zahl der börsengehandelten Unternehmen, die den Bankrott ausrufen, jetzt ein 5-Jahreshoch erreicht:

„Die Zahl der Pleiten unter börsengehandelten US-Unternehmen ist auf das höchste 1.-Quartals-Niveau der letzten 5 Jahre gestiegen, so eine Reuters-Analyse, bei der die Daten von bankruptcompanynews.com herangezogen wurden.

Die einbrechenden Preise für Rohöl und andere Rohstoffe sind einer der wichtigsten Gründe für die Zunahme bei den Insolvenzanträgen, und die Bankrott-Experten sagen, dass eine aggressivere Einstellung bei den Kreditgebern einigen Firmen ebenfalls Probleme bereitet.“

Interessant ist, dass der Ölpreisrückgang als einer der Hauptgründe für diese Entwicklung angeführt wird.

Genau davor hatte ich bereits in dem Artikel „Jeder, der glaubt, dass ein einbrechender Ölpreis gut für die Wirtschaft ist, ist verrückt“ gewarnt. Sollte sich der Ölpreis nicht wieder richtig stark erholen, werden noch viel mehr Unternehmen in die Pleite abrutschen und noch viel mehr Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, und es werden noch viel mehr Unternehmenskredite notleidend werden.

Und natürlich hat dieser Ölpreiscrash nicht nur die USA getroffen. Auf dem ganzen Planeten werden die Aktivitäten derzeit aufgrund des schwachen Ölpreises zurückgefahren.

„In den brummenden Tagen des Rohstoff-Booms häuften die ölreichen Länder Milliarden von Dollars an Reserven an, die sie dann in US-Schulden und andere Wertpapiere investierten. Gelegentlich kauften sie sich auch symbolische Vorzeigeinvestments wie Wolkenkratzer in Manhattan, Luxuswohnungen in London oder den Fußballclub Paris Saint-Germain.

Jetzt, wo der Ölpreis um die Hälfte auf USD 50 pro Barrel gefallen ist, bauen Saudi-Arabien und andere rohstoffreiche Länder diese ´Petrodollar`-Reserven rasch ab. Einige Länder wie Angola verkonsumieren diese Rücklagen mit Rekordgeschwindigkeit, wodurch an den Weltmärkten eine Liquiditätsquelle verlorengeht.

Sollten Öl und andere Rohstoffpreise weiterhin schwach bleiben, wird dieser Trend bei zahlreichen Investments – von europäischen Staatsschulden bis hin zu US-Immobilien – zu einem weitflächigen Nachfragerückgang führen, da die produzierenden Länder darum bemüht sein werden, die Löcher in ihren Haushaltsbudgets zu stopfen.“

Aber es ist nicht nur Öl. Es scheint, dass wir uns gerade in eine Phase bewegen, wo sich die Entwicklung überall abschwächt. Der Finanzblog Zero Hedge fasste einige der schlechten Wirtschaftsmeldungen der letzten Wochen mit den Worten zusammen:

„Die Hypothekenabschlüsse brechen ein, der Empire Fed Index geht drastisch zurück und nun bricht auch noch die Industrieproduktion ein … Nachdem erwartet wurde, dass der US-Fertigungsindex gegenüber dem Vormonat um 0,3% zurückgehen würde, fiel das Ergebnis mit -0,6% doppelt so schlecht aus. Das ist der stärkste Rückgang seit August 2012 (und fast der stärkste seit Juni 2009). Es ist der vierte Rückgang in Folge.“

Wenn wir uns aktuell tatsächlich auf dem Weg in den nächsten Abschwung befinden, sind das wirklich schlechte Neuigkeiten, denn wir sind heute in einer viel schlechteren Verfassung, als es vor Ausbruch der letzten Rezession der Fall war.

Um das noch einmal zu veranschaulichen, möchte ich Ihnen im Folgenden ein paar Charts zeigen. Der nächste Chart stammt von der Federal Reserve Bank of St. Louis und zeigt, dass das mediane Einkommen der Mittelschicht in den USA inflationsbereinigt so niedrig ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr:

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Der nächste Chart zeigt, dass das mediane Nettovermögen der Mittelschicht inflationsbereinigt ebenfalls auf dem niedrigsten Stand der letzten Jahrzehnte notiert:

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Die Mittelschicht wird gerade systematisch vernichtet, und jetzt stehen wir auch noch am Rande einer weiteren großen Wirtschaftsabschwächung. Das kann die Mittelschicht nun wirklich nicht gebrauchen.

Und auch aus China kommen sehr beunruhigende Meldungen. 2014 war das Wirtschaftswachstum in China so schwach wie seit 20 Jahren nicht mehr, und die chinesischen Exportdaten brechen komplett ein:

„Chinas monatliche Handelsdaten zeigen, dass die Exporte im März gegenüber dem Vorjahr in Yuan um 14,6% fielen, während ein Anstieg von 8% erwartet wurde. Die Importe fielen unterdessen in Yuan um 12,3%, während die Prognostiker mit einem Rückgang von über 11% rechneten.“

Das ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass sich die Aktivität der Weltwirtschaft bedeutend abschwächt. Darüber hinaus fallen die chinesischen Eigenheimpriese derzeit schneller, als die US-Eigenheimpreise während der Kernschmelze bei den Subprime-Hypotheken einbrachen:

„Es scheint, als hätte sich die Lage von einem Tag auf den nächsten massiv verschlechtert. Das chinesische Statistikamt erklärte, dass der Durchschnittspreis für ein Haus in China im Februar gegenüber dem Vorjahr mit einer Rekordrate zurückging, obwohl man eigentlich auf eine moderate Erholung gehofft hatte.

Reuters meldete, dass der durchschnittliche Preis für ein Haus in Chinas 70 größten Städten im Februar im Jahresvergleich um 5,7% zurückging – das ist der 7. Rückgang in Folge, nachdem der Rückgang im Januar bereits bei 5,1% lag.“

Und in Europa verschlechtert sich die Lage ebenfalls zusehends. Diese Woche erfuhren wir, dass das Kreditrating für griechische Staatsschulden erneut abgesenkt wurde:

„Standard & Poor´s hat nun die Bonitätsnote für Griechenland von ´B-` auf ´CCC+` abgesenkt und die Schuldenpapiere mit einem negativen Ausblick versehen. S&P sagte, dass man die Schulden Griechenlands für „nicht nachhaltig“ erachtet. Das Unternehmen führte die Möglichkeit an, dass die Liquidität des Staats, der Banken und der Wirtschaft verschwinden könnte.“

Laut der Financial Times könnte Griechenland nun kurz vor der Ausrufung der Zahlungsunfähigkeit stehen:

„Griechenland bereitet sich jetzt auf den dramatischen Schritt vor, die Zahlungsunfähigkeit auszurufen, sollte es dem Land nicht gelingen, bis Ende April eine Einigung mit seinen internationalen Kreditgebern zu erzielen, so Menschen, die über die Gedankengänge der linksradikalen Regierung in Kenntnis gesetzt wurden.

Die griechische Regierung – der nun immer schneller die Gelder ausgehen, um die Gehälter für die Angestellten des öffentlichen Dienstes und die staatlichen Pensionen zu zahlen – hat sich dazu entschlossen, EUR 2,5 Milliarden, die im Mai und Juni an den Internationalen Währungsfonds gezahlt werden müssen, zurückzuhalten, sollte keine Vereinbarung erzielt werden.“

Ich hoffe, dass all jene, die jetzt aufgrund der Performance ihrer Aktienportfolien euphorisch sind, die Gewinne mitnehmen, solange sie noch Zeit dazu haben. Unter der Oberfläche der Weltwirtschaft brauen sich riesige Probleme zusammen, und es dürfte nicht allzu lange dauern, bis die Finanzmärkte die Schmerzen zu spüren bekommen.

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