Dan Norcini, Traderdan.com, 18.04.2015

Die Aktien gerieten am Freitag ins Taumeln, nachdem Griechenland abermals für Schlagzeilen sorgte. Griechenland ist zu einem richtig nervigen Land geworden, was die Märkte betrifft. Anscheinend kommen die Gespräche zwischen Griechenland und seinen Gläubigern gegenwärtig nicht voran, und das hat für Ängste gesorgt, dass das Land vielleicht nicht in der Lage sein wird, eine Staatspleite zu vermeiden, und wohlmöglich auch den Euro verlassen muss.

Die Rendite für 10-jährige griechische Staatsanleihen ist am Freitag auf 12,49% gestiegen – das ist ein 2-Jahreshoch. Der Zinssatz für 2-jährige griechische Staatsanleihen lag bei 26,28% – so hoch haben die Papiere mit dieser Fälligkeit noch nie notiert. Was uns der Markt mit einer solch drastisch umgekehrten Zinskurve sagen will, ist, dass es bei Griechenland ein zunehmendes Pleiterisiko gibt.

Um das Ganze etwas in Perspektive zu rücken: Die Rendite für 10-jährige deutsche Staatsanleihen ist jetzt auf ein Rekordtief von 0,047% gefallen. Die Rendite für japanische Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit fiel auf 0,305%.

Und als würde das nicht bereits ausreichen, hat China den Fonds-Managern nun erlaubt, Aktien zum Zwecke von Leerverkäufen zu verleihen. Die Trader haben nun Panik, dass es am Montagmorgen in Asien zu drastischen Kursrückgängen kommen wird.

Angesichts der Ängste im Hinblick auf Griechenland und der möglichen Abverkaufs-Welle in China haben die Aktientrader die Flucht ergriffen, da sie nicht erst abwarten wollen, was passiert, wenn der Handel nach dem Wochenende wieder losgeht.

Der Volatilitätsindex VIX ist aufgrund all der Spannungen, die derzeit in der Luft liegen, weiter gestiegen. Dadurch erhält Gold abermals eine gewisse Stützung und es scheint auch eine Tendenz zu geben, dass wieder vermehrt Gelder in US-Staatsanleihen zurückkehren, obwohl sie am Freitagmorgen noch aufgrund der jüngsten VPI-Daten gefallen waren. Der Verbraucherpreisindex wies ein klein wenig mehr Inflationspotenzial aus, als vom Markt antizipiert wurde.

Aktienmarkt ist unentschlossen

Es scheint, als wäre die überwiegende Mehrheit unserer Märkte in Seitwärtsmustern gefangen. Immer dann, wenn es so aussieht, als würde sich ein Ausbruch nach oben abzeichnen, scheitern sie und es geht wieder abwärts. Umgekehrt genauso: Wenn es bei einigen Märkten so aussieht, als würden sie nach unten hin wegbrechen, kommt es zur Umkehr und sie steigen wieder. Im Ergebnis hat das dafür gesorgt, dass die Trader, die versucht haben, basierend auf längerfristiger Einschätzungen Positionen aufzubauen, richtig durch die Mangel genommen worden sind.

Um zu überleben und Gewinne zu generieren, sind die Trader nun also gezwungen, wie Day-Trader zu agieren. Dabei werden die Positionen nur für kurze Phasen gehalten und man muss sehr schnell ein und aussteigen, um einmal auf die Long-Seite und dann wieder auf die Short-Seite zu setzen.

Und das gilt auch für den weit gefassten US-amerikanischen Aktienindex S&P 500. Wie anhand des Charts zu sehen ist, gab es im bisherigen Jahresverlauf ein ständiges Hin und Her mit dem Resultat, dass der Index seit Jahresanfang kaum vom Fleck gekommen ist. Viel Lärm um nichts.

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Die Trader erachten die Wirtschaftsdaten des ersten Quartals für nicht sonderlich berauschend und machen sich nun Sorgen darüber, dass die Gewinnzahlen für das erste Quartal enttäuschend ausfallen könnten. Während viele von ihnen damit rechnen, dass sich die Gewinne und das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und darüber hinaus wieder erholen werden, sind die Anleger gegenwärtig noch etwas skeptisch, was die kurzfristigen Entwicklungsmöglichkeiten der Aktien anbelangt. Das hat zu einigen sehr starken Auf und Abs geführt, bei denen sich bisher noch kein eindeutiger Trend abzeichnen konnte.

Das wird auch durch die Bollinger-Bänder und den Bandbreite-Indikator für den S&P 500 Index deutlich. Im bisherigen Jahresverlauf gab es nur eine ganz kurze Phase, wo es so aussah, als würde der S&P 500 abermals einen energischen Aufwärtsschub einleiten. Das war im Februar, als sich die Bollinger-Bänder weiteten, während der Aktienindex auf ein neues Allzeithoch stieg.

Seit diesem Zeitpunkt hat sich der Markt wieder beruhigt und war nicht in der Lage, abermals ein neues Hoch auszubilden. Die Stützung ist nach wie vor intakt und liegt beim unteren der beiden Bollinger-Bänder.

Solange wir keine neuen und konsistenten Verbesserungen bei den US-Wirtschaftsdaten sehen, scheint es, dass dieses Muster beim S&P 500 weiter anhalten wird. Unterdessen sorgen die Ängste bezüglich Griechenland, die Sorgen im Hinblick auf Chinas Deregulierung der Leerverkäufe und die Sorgen um die Gewinne von US-Unternehmen für Verkaufsdruck bei den Aktien, während die Bullen auf eine Aufhellung im weiteren Jahresverlauf setzen. Zurzeit haben weder die Bullen noch die Bären einen klaren Vorteil beim S&P 500 Index, obwohl der mittelfristige Trend zugunsten der Bullen ausschlägt.

Wenn wir uns den Wochenchart des S&P 500 Index anschauen, können wir sehen, dass wir es hier mit einem anscheinend unaufhaltsamen Aufwärtstrend zu tun haben, und das obwohl wir seit letzten Sommer ein bärisches Signal nach dem anderen erhalten haben. Das konnte die Bullen jedoch nicht davon abhalten, den Index weiter in die Höhe zu treiben. Beispielsweise zeigt der Relative-Stärke-Index (RSI) eine solche negative Abweichung – der Aktienindex bildet ein höheres Hoch aus, während der RSI-Indikator ein niedrigeres Hoch etabliert. Der RSI konnte sich über dem Niveau von 40 Punkten halten – das Niveau, das in der Regel nicht hält, wenn der Markt von bullisch zu bärisch kippt.

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Mit anderen Worten: Die Seitwärtsbewegung des RSI verrät uns, dass das Aufwärts-Momentum zwar zurückgeht, der Grundtenor des Markts aber nach wir vor bullisch ist.

Der S&P 500 Index müsste auf fast 1.800 Punkte fallen, bevor wir aus technischer Sicht sagen könnten, dass wir es mit irgendwelchen Hinweisen auf ein bedeutendes Hoch zu tun haben. Der Index könnte auf dieses Niveau fallen – was die Bullen sicherlich enttäuschen würde –, doch solange der RSI nicht unter 40 Punkte fällt, wäre eine solche Kursbewegung dennoch nichts weiter als eine kleine Korrektur im Rahmen eines anhaltenden, wenn auch quälend langsamen Bullenmarkts.

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