Der Euro legt aktuell eine kleine Reaktionsrally hin – das langfristige Preisziel liegt aber nach wie vor bei USD 0,80

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 02.05.2015

Die Reaktionsrally beim Euro scheint nach Zeitplan zu verlaufen. Das Märztief von USD 1,0458 hielt während des Monats April und das legt wenigstens eine 2- bis 3-monatige Reaktionsrally nahe. Die Trading-Abteilungen der Banken ließen uns wissen, dass ihre Budgets heruntergefahren wurden. Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit darüber berichtet, dass wir vermuten, dass die Europäische Zentralbank die Banken hinter den Kulissen darum gebeten hat, den Abverkauf des Euros zu stoppen. Die Liquidität ist mittlerweile selbst an den Anleihemärkten versiegt, und das ist ein schlechtes Omen für den Herbst und eine Warnung, dass es nach dem nächsten Umkehrpunkt des Economic Confidence Models (01.10.2015) zu einer erhöhten Volatilität kommen könnte.

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Die bullischen Wochenumkehrmarken des Euros beginnen bei USD 1,1450 und USD 1,1535. Ein Wochenschlusskurs über diesem Bereich dürfte eine Rally auslösen, bei der es zu einem abermaligen Test der wichtigeren Widerstandslinien kommt, die im Bereich von USD 1,20 und darüber dann im Bereich von USD 1,25 – USD 1,26 liegen. Für den Mai haben wir auch einen bei USD 1,18 verlaufenden technischen Widerstand. Diejenigen, die planen, Euros in US-Dollars zu tauschen, sollten bis auf weiteres abwarten, da wir nun eine 10-Monatskorrektur komplettiert haben, bei der die Hauptstützung bei dem Niveau von USD 1,03 hielt.

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Ja, der Euro wird aller Vorausschau nach unter das Niveau von USD 0,80 fallen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies vor dem nächsten Umkehrpunkt am 01.10.2015 geschieht, sondern diese Entwicklung wird sich eher bis zum Jahr 2017 erstrecken. Diese Art von Gegenreaktion beim Euro, dürfte dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit kurzzeitig wieder eine positive Einstellung zum Euro bekommt.

Wir gehen immer noch davon aus, dass Juni der Monat ist, ab dem eine höhere Volatilität einsetzen müsste, und wir sollten hier im Kopf behalten, dass der Hauptumkehrpunkt des Euros nach wie vor der September ist, was im Einklang mit dem Economic Confidence Model steht (20.09 – 01.10). Es könnte sein, dass der August den höchsten Monatsschlusskurs im Rahmen dieses Reaktionshochs ausweisen wird.

Aus technischer Sicht ist der Euro im Intraday unter seine Aufwärtstrendlinie gefallen konnte sich aber auf Monatsbasis über seiner technischen Stützung halten. Der Euro liegt nach wie vor innerhalb seines Ausbruchskanals – es findet also alles innerhalb eines normalen Trading-Bereichs statt und es ist bisher nichts Ungewöhnliches geschehen.

Warum US-Aktien künftig massiv steigen könnten

Frage: „Ich habe Probleme damit, Ihre Prognose bezüglich des nächstens Abwärtsschwungs (der am 01.10.2015 beginnen soll) und Ihre Prognose zu einer potenziellen Verdopplung des Dow Jones (oder einem noch stärkeren Anstieg) miteinander in Einklang zu bringen. Ist es nicht so, dass Aktien historisch gesehen immer ein sehr guter Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung gewesen sind? Oder glauben Sie, dass es dieses Mal andere Triebkräfte geben wird, die den Abwärtsschwung anheizen und für eine Rally beim Dow (Kapitalzuflüsse) sorgen werden? Könnte es zu einer Situation kommen, wo die Aktien eine Rally hinlegen, während die Wirtschaft in eine Rezession abtaucht?“

Antwort: Aktien gehen zurück, wenn das Vertrauen gegenüber dem Privatsektor zurückgeht. Die Menschen stürmen dann in Staatsanleihen, das ist eine Phase, die wir als „Flucht in Richtung Qualität“ bezeichnen. Doch was passiert, wenn sich die Krise auf den Staat beschränkt? Die Gold-Promoter charakterisieren eine solche Phase als Hyperinflation – also als eine Zeit, wo Geld wertlos wird. Ich habe aber bereits ausgeführt, dass die US-Wirtschaft so etwas noch nie erlebt hat. Die US-Währung wird durch eine elektronische Währung ersetzt werden, noch bevor so etwas überhaupt stattfinden könnte.

Nichtsdestotrotz ist es so, dass sich die Flucht in Richtung Qualität umkehren wird, wenn das Vertrauen gegenüber dem Staat kollabiert. Die Menschen werden dann in den Privatsektor investieren und Staatsanleihen abstoßen, da sie den Zahlungsausfall wittern.

Zunächst dürfte die erste Kurzschlussreaktion aber darin bestehen, dass die Aktien fallen und die Menschen in Staatsanleihen stürmen, und dass obwohl diese Papiere negative Zinssätze ausweisen. Das dürfte die finale Spekulationsblase bei Staatsschulden schaffen, und dann wird sich das Ganze in Form einer Flash-Crash-Kursbewegung umkehren. Traditionell ist es so, dass die Menschen Anleihen kaufen und damit ein Vermögen verlieren. Andere werden ihre Aktien auf den Tiefs verkaufen und Short-Positionen aufbauen. Das wird einer verrückten Phase den Boden bereiten, die, wenn man sich die Jahrhunderte so anschaut, immer wieder mal stattfindet.

Derzeit warten wir auf die Bestätigung. Unser Computermodell wird uns dieses Signal geben und wir brauchen einfach nur mit den Märkten zu gehen. Es könnte schlimmer werden, als zu versuchen, einem 5-Jährigen Hustenmedizin zu verabreichen. Ja, es schmeckt entsetzlich, ist für die Heilung aber vonnöten. Die Mehrheit wird aufgrund ihrer vorgefassten Meinungen und ihrer Vorkonditionierung aber nicht in der Lage sein, diese Transformation mitzugehen. Viele Piloten, die mit Propellermaschinen flogen, konnten nie auf Jets umsteigen, weil dieser Übergang zu schnellerem Reisen auch schneller Reaktionszeiten nötig machte. Das ist die Art von Übergang, mit der wir konfrontiert sind. Wir müssen hier einfach alle Vorurteile abwerfen und mit den Märkten gehen. Wie heißt es so schön: The trend is your friend.

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