Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 28.05.2015

Frage: „Angesichts der griechischen Staatspleite und des Ausscheidens Griechenlands aus dem Euro, was wird da mit den Schulden geschehen und mit was für einem Wechselkurs rechnen Sie für die Drachme? …“

Antwort: Es gibt zwei Arten, wie Staaten in der Vergangenheit die Pleite ausriefen – bisher habe ich noch nirgends beobachten können, dass es auf eine dritte Art getan wurde. Die dritte Art, die Staatspleite zu realisieren, ist die von uns vorgeschlagene Lösung. Wenn wir jedoch bei der Geschichte bleiben, dann ist es so, dass eine Nation entweder vollumfänglich gegenüber allen die Zahlungsunfähigkeit erklärt oder nur teilweise auf ausländische Schulden die Zahlungsunfähigkeit erklärt, was dann mit Behauptungen gerechtfertigt wird, dass die Ausländer das eigene Land ausgebeutet haben.

Ich weiß, dass dieses Thema nie an den Schulen gelehrt wurde. Ich glaube, dass das Teil unserer staatlichen „Konditionierung“ ist, damit wir den Staat als Heilsbringer erachten. Das wurde mir klar, als ich auf ein sehr seltenes Buch stieß – Herbert Hoovers Memoiren. Er wollte nicht, dass es so aussieht, als würde er von der Großen Depression profitieren, daher verlangte er von seinem Verleger, dass er keine Gewinne mit dem Buch macht. Das Resultat war dann, dass sie lediglich 500 Exemplare veröffentlichten. In einem antiquarischen Buchladen in London fiel mir eines dieser Bücher in die Hände. Als ich das Kapital über das Jahr 1931 las, brach alles, was ich in der Schule gelernt hatte, in sich zusammen. Mir wurde klar, dass man zeitgenössische Quellen zu Rate ziehen und sich die Wahrheit selber aneignen muss, anstatt das zu glauben, was uns als Propaganda gefüttert wird. Der Klassiker, der die Große Depression definierte, war „The Great Crash 1929“ von Galbraith. Mir wurde klar, dass es sich bei diesem Klassiker einfach bloß um Propaganda handelt – die Staaten, die 1931 in die Pleite abrutschten, finden darin überhaupt keine Erwähnung.

Die Ukraine blickt bereits auf ihre Schulden und plädiert nun für eine Nichtigerklärung der ausländischen Schulden, mit denen ihr Land ausgebeutet wurde. Dazu gehören auch Schulden gegenüber Russland, aber es wird auch andere Kreditgeber treffen. Die USA werden dann die neuen Schulden garantieren, um den Kreditaufnahmezyklus weiter am Leben zu halten.

Als ich in Polen war, erklärten mir die Menschen, dass sie dem Euro nicht beitreten wollen, da sie Angst haben, dass ihnen dasselbe wie Griechenland und Spanien widerfährt – cleverer Schachzug! Die Politiker wollen über die Welt herrschen und glauben, dass sie bloß irgendein Gesetz zu schreiben brauchen, um irgendwelche Sachen Wirklichkeit werden zu lassen. Damit liegen sie komplett daneben, aber leider gehen sie bei ihren dummen Maßnahmen auch über Leichen.

Es war Irrsinn, den Euro zu schaffen ohne gleichzeitig auch die Schulden der Euroländer zu vereinheitlichen, da die Schulden von den Banken als Geld und Bankreserven verwendet werden. Die Schulden Griechenlands wurden in Euro umgewandelt und danach stieg der Euro von USD 0,80 auf USD 1,60 – Griechenland musste dann also doppelt so viel zurückzahlen. Die neue griechische Regierung ist nun darauf aus, staatliche Vermögenswerte zu veräußern, um diese Schulden zu bedienen. Sie werden das gesamte Land verlieren, weil die Politiker nicht begreifen, was sie dem Land angetan haben.

Was den Wert der Drachme anbelangt, würde sie wieder eingeführt, ist es so, dass er allein davon abhängt, wie stark die Nation vorher noch ausgeplündert wird. Es ist eine völlig verrückte Phase, wo Rechtsanwälte, die vorgeben, Politiker zu sein, die Gesellschaft und die Zukunft ruinieren.

Das Mindeste, was Griechenland tun sollte, ist, auf die externen Schulden die Zahlungsunfähigkeit zu erklären. Sie versuchen derzeit auf Verlangen Brüssels, die Schulden zu bedienen, und das vernichtet ihre Zukunft. Letztlich wird der griechische Staat gezwungen sein, auf seinen ganzen Schulden die Zahlungsunfähigkeit zu erklären, und das wird zu Bürgerunruhen in Griechenland führen und böse enden. Sie müssen aufwachen, bevor es zu spät ist.

Was den Privatbürger angeht, ist es so, dass er US-Dollar horten sollte, nicht Euros. Ich bezweifle, dass die USA in der Lage sein werden, den US-Dollar (als Bargeld) abzuschaffen, aber die Europäische Zentralbank kann den Euro über Nacht abschaffen.

Die kommende bargeldlose Gesellschaft

Mit Zeitungsartikeln und Fernsehshows wird die Öffentlichkeit jetzt überall auf die bargeldlose Gesellschaft vorbereitet. Das ist eine Marketing-Kampagne und es könnte in der Tat genau das sein, worum es beim nächsten Umkehrpunkt des Economic Confidence Models (01.10.2015; 2015,75) geht. Ich bezweifle, dass die USA in der Lage sein werden, sich so leicht zu einer bargeldlosen Gesellschaft zu transformieren, wie es in Europa der Fall sein dürfte. Der US-Dollar wird weltweit genutzt und würde man das zirkulierende Geld einfach für nichtig erklären, brächte das enorme internationale Unruhen mit sich. Darüber hinaus befinden sich die USA nicht in einer Finanzkrise, wie es in Europa der Fall ist.

01In Europa haben wir andererseits ein völlig anderes Problem. Das Scheitern, die Schulden der Euroländer zu vereinheitlichen, hatte zur Folge, dass die Bankreserven der Eurobanken aus einem politisch-korrekten Mix bestehen und die Schulden aller Euroländer enthalten mussten. Anstatt das Problem zu lösen, haben die Politiker (bei denen es sich immer um Rechtsanwälte handelt) stattdessen mit neuen Gesetzen aufgewartet. Für sie besteht die logische Lösung in der Abschaffung des Bargelds, um die Banken vor einen panischen Ansturm der Bankkunden zu schützen, was zu einem Zusammenbruch Europas führen und Brüssel gleich mit in die Tiefe reißen würde.

Wir haben es hier also mit einer absichtsvollen Marketing-Kampagne zu tun. Ich weiß, wie solche PR-Maßnahmen funktionieren, Sie sollten dem Aufmerksamkeit zollen. Sie verkaufen der Bevölkerung hier eine Idee und das ist die Vorbereitungsmaßnahme für die unvermeidliche Durchführung. Und angesichts der Eile, die sie dabei an den Tag legen, scheint es so zu sein, als würden sie sich hier für unseren ECM-Umkehrpunkt am 01.10.2015 rüsten. Darüber hinaus ist es interessant, dass die deutsche Presse unseren Umkehrpunkt des Economic Confidence Models mit dem 17.10.2015 falsch angab. Ich war mir nicht sicher, warum sie das tun, aber vielleicht war das ja auch Absicht. Das ist alles sehr merkwürdig, denn wenn sie diesen finalen Schritt einleiten, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach plötzlich und über Nacht erfolgen. Sie würden es verkünden und jedem etwas Zeit geben, seine Papierwährung auf dem Bankkonto einzuzahlen.

Europäischen Lesern sei gesagt, dass sie ihre Gelder zum Horten in US-Dollars umtauschen können, und sie können auch in den USA Konten eröffnen, als Sicherheitsmaßnahme. Gold macht in diesem Zusammenhang Sinn, wenn man vor Ort hortet, aber es könnte sein, dass Gold seine Mobilität verloren hat.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner