Michael Snyder, The Economic Collapse, 03.06.2015

Fängt der Finanzzusammenbruch schon an, mit dem so Viele für die zweite Jahreshälfte 2015 rechnen? Viele sind ja der Auffassung gewesen, dass es zuerst zu einem Anleihe-Crash kommen wird, bevor der Aktienmarkt crasht, und das ist exakt das, was sich derzeit beobachten lässt.

Die Zinsen für 10-jährige deutsche Staatsanleihen sind seit Mitte April von 0,05% auf 0,89% in die Höhe geschnellt. Aber ein Großteil dieses Anstiegs fand diese Woche statt. Vor wenigen Tagen notierte der Zinssatz für die 10-jährige deutsche Staatsanleihe noch bei 0,54%. Und es ist nicht allein Deutschland – überall in Europa scheinen die Anleihezinsen zurzeit verrückt zu spielen. Es wird davon ausgegangen, dass das die weltweiten Anleger bisher über USD 500 Milliarden gekostet hat, und natürlich gibt es für die Anleihen noch wesentlich mehr Luft nach unten. Letztlich könnten sich die Verluste am Anleihemarkt auf mehre Billionen US-Dollars belaufen, noch bevor der Aktienmarkt kollabiert.

Sicher, der Normalbürger langweilt sich, wenn es um das Thema „Anleihezinsen“ geht, aber es ist wichtig, dass wir diese Dinge verstehen, denn es könnte durchaus sein, dass wir hier gerade auf die Anfänge der nächsten großen Finanzkrise blicken. Das Folgende stammt aus einem Artikel von Wolf Richter, worin er das beispiellose Gemetzel der letzten paar Tage beschreibt:

„Am Dienstag, also einen Tag vor der jüngsten EZB-Pressekonferenz, brachen die deutschen Staatsanleihen ein. Die Rendite für 10-jährige deutsche Staatsanleihen schoss von 0,54% auf 0,72%, was auf dem Chart im Grunde wie eine nach oben verlaufende Diagonale aussah. Innerhalb eines Tages erhöhte sich der Zinssatz also um über ein Drittel!

Da fragt man sich schon, welchen gut informierten Hedge-Fonds die EZB das Redeskript des EZB-Präsidenten Mario Draghi dieses Mal vorab zukommen lassen hat, das der Rest von uns erst am Mittwoch erhielt.

Am Mittwoch schoss die Rendite für die 10-jährige deutsche Staatsanleihe dann auf 0,89% – das ist der höchste Stand seit Oktober letzten Jahres. Von seinem Tief Mitte April in Höhe von 0,05% ist der Zinssatz in gerade einmal 7 Wochen auf 0,89% gestiegen! Die Anleihepreise sind im Gegenzug natürlich eingebrochen! Das ist in der Tat eine verheerende Schlappe.

Und andere Euro-Staatsanleihen mussten ähnliche Schlappen einstecken: Die Rendite für die 10-jährige spanische Staatsanleihe schoss von 1,05% im März auf aktuell 2,07%, und der Zinssatz für die 10-jährige italienische Staatsanleihe schoss von einem Tief im März von 1,03% auf aktuell 2,17%.“

Das bedeutet, dass den Zentralbanken aktuell die Kontrolle entgleitet.

Speziell die Europäische Zentralbank hatte ja mit allen Mitteln versucht, die Renditen unten zu halten – und nun findet das genaue Gegenteil statt.

Das sind sehr schlechte Meldungen für das globale Finanzsystem, das gegenwärtig von roten Zahlen nur so zu wimmeln scheint. Seit der letzten Finanzkrise hat sich unser Planet in die größte Schuldenorgie aller Zeiten gestürzt. Sollte wir nun tatsächlich in eine Phase steigender Zinsen eintreten, wird das für enorme Probleme sorgen. Und bedauerlicherweise ist es genau die Richtung, wo es hinzugehen scheint, so CNBC:

„Der wilde Ausbruch bei den deutschen Zinssätzen sorgt an den weltweiten Schuldenmärkten für ein Beben und beschert den Anlegern einen ersten Vorgeschmack auf die beunruhigende Zukunft für Anleihen in einer Welt hoher Zinssätze.

Diese drastische Kursbewegung hält auch für die institutionellen Anleiheinvestoren – die dieses Jahr ein Rekordniveau an neu begebenen Anleihen aufgekauft haben – eine Botschaft bereit und sorgt überdies erstmals in diesem Jahr dafür, dass die Gesamtgewinne im Sekundärmarkt in den negativen Bereich gerutscht sind.“

Also: Warum geschieht das alles?

Warum spielen die Anleihezinsen auf einmal verrückt?

Laut dem Wall Street Journal geben die europäischen Finanzregulierer dem quantitativen Lockerungsprogramm der EZB die Schuld daran:

„Der jüngste drastische Anstieg der Volatilität am Staatsanleihemarkt kann dem quantitativen Lockerungsprogramm der Europäischen Zentralbank angelastet werden, so eine hochrangige europäischen Finanzbehörde.

Die EIOPA, eine Institution, die für die Regulierung von Versicherern und Pensionen in der Europäischen Union verantwortlich ist, hat davor gewarnt, dass die Entscheidung der EZB, Milliarden Euros an Staatsanleihen zu kaufen, um die Wirtschaft so wiederzubeleben, dazu führte, dass der Markt volatiler geworden ist.“

Und das ist im Grunde auch genau das, wovon normalerweise auszugehen ist. Wenn die Zentralbanken damit beginnen, Geld aus dem Nichts zu schaffen, um es dann in die Märkte zu pumpen, ist es seitens der Anleger völlig vernünftig, eine höhere Rendite für ihre Investments zu verlangen. Das blieb aber aus, als die US-Notenbank quantitative Lockerungsmaßnahmen durchführte, also dachten sich die Europäer, dass sie vielleicht auch damit davon kommen könnten. Zum Leidwesen der Europäer fangen die Anleger nun aber damit an, diesen Betrug zu durchschauen.

Was passiert als nächstes?

Nun ja, die Zinsen für europäische Staatsanleihen dürften in den kommenden Wochen und Monaten weiter steigen. Das wird insbesondere dann der Fall sein, wenn die Griechenland-Krise weiter eskaliert. Und bedauerlicherweise scheint es so zu sein, als würde genau das passieren:

„Griechenland wird seine Rückzahlung am 05.06.2015 an den Internationalen Währungsfonds nicht leisten, sollte sich nicht bald eine Geld-gegen-Reformen-Vereinbarung mit den internationalen Geldgebern abzeichnen, so der Sprecher der Regierungspartei Syriza am Mittwoch.

Die Zahlung von EUR 300 Millionen ist die erste von vier Tranchen, die sich insgesamt auf EUR 1,6 Milliarden belaufen und von einem Land gezahlt werden müssen, das auf ausländische Finanzhilfen angewiesen ist, um sich über Wasser zu halten.

Griechenland hat Schulden in Höhe von rund EUR 320 Milliarden und rund 65% davon werden von den Eurozonen-Regierungen und dem IWF gehalten. Weitere 8,7% dieser Schulden hält die Europäische Zentralbank.

Am Dienstag hatten die Geldgeber Griechenlands die Rahmenbedingungen für eine Vereinbarung verfasst, um sie der linken Regierung in Athen vorzulegen. Es ist der Versuch, die seit vier Monaten anhaltenden Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen und die Hilfsgelder freizugeben, bevor dem Land das Geld ausgeht.

´Wenn bis Freitag oder Montag, ich weiß nicht genau bis wann, keine Aussicht darauf besteht, dass es zu einer Vereinbarung kommt, werden wir nicht zahlen`, so Nikos Filis gegenüber Mega TV.“

Fakt ist, dass es Meldungen gibt, wonach die EZB und die griechische Regierung zurzeit sogar schon darüber sprechen, dass Griechenland eine „parallele Inlandswährung“ einführt:

„Biagio Bossone und Marco Cattaneo schreiben unter Berufung auf verschiedene Medienberichte, dass die griechische Regierung und die EZB derzeit (für Griechenland) auch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, eine Inlands-Parallelwährung einzuführen, um damit die Staatsausgaben wie Gehälter für die öffentlichen Beschäftigten, Pensionen usw. zu zahlen. Das könnte in den kommenden Wochen passieren, da Griechenland mit einem Mangel an Euros konfrontiert ist. Eine neue Inlandswährung würde helfen, die Staatsbediensteten und Pensionäre zu bezahlen, während die zur Zahlung der Geldgeber notwendigen Euros freigemacht würden.“

Sollte Griechenland zahlungsunfähig werden und damit beginnen, eine andere Währung zu verwenden, würde der Euro im Wert einbrechen, während die Anleiherenditen überall auf dem europäischen Kontinent damit anfangen würde, durch die Decke zu schießen.

Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, die Entwicklungen in Griechenland im Blick zu haben.

Doch ungeachtet dessen, was sich in Griechenland abspielt, sieht es so aus, als würden wir nun in eine Phase eintreten, wo es weltweit höhere Zinsen geben wird. Und da USD 505 Billionen an Finanzderivaten direkt mit Zinsen in Zusammenhang stehen – also Zinsderivate sind –, könnte das zu finanziellen Verwerfungen führen, wie sie unser Planet noch nie zuvor gesehen hat.

Ich hatte ja unzählige Male davor gewarnt, dass 2008 nur der Auftakt war. Das Hauptereignis kommt erst noch, und es wird außerordentlich schmerzhaft werden.

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