Steve Saville, The Speculative Investor, 27.10.2015

In zwei früheren Beiträgen mit dem Titel „Gold Is Not Money“ hatte ich ja bereits erklärt, warum es nicht richtig ist, Gold heutzutage als Geld zu betrachten. In einem weiteren Beitrag erklärte ich überdies, warum es falsch ist, Gold als eine ökonomische Konstante anzusehen. So etwas wie eine ökonomische Konstante gibt es überhaupt nicht.

Und es ist ganz sicher auch nicht richtig, Gold einfach bloß als irgendeinen Rohstoff zu erachten, denn wäre Gold bloß ein Rohstoff, wäre sein Preis gegenüber anderen Rohstoffpreisen zusammengebrochen, da die physischen Goldbestände im Vergleich zum jährlichen Goldverbrauch im kommerziellen/industriellen Bereich riesig sind. Stattdessen notiert der Goldpreis im Vergleich zum CRB-Rohstoffindex aktuell nahe seiner Allzeithochs.

Doch wenn Gold kein Geld, keine wirtschaftliche Konstante und nicht einfach nur ein Rohstoff ist, ja was ist es dann?

Ist Gold ein Spekulationsobjekt? Das ist Ansichtssache. Einige der Kommentatoren, die behaupten, Gold sei Geld, erklären uns ja, dass Gold kein Spekulationsobjekt sei – doch damit geben sie im Grunde nur ihre persönliche Meinung wieder. Wenn ich Gold beispielsweise mit dem Ziel kaufe, es in ein paar Monaten zu einem höheren Preis wieder zu veräußern, dann ist Gold für mich ein Spekulationsobjekt.

Ist Gold eine Versicherung? Gold kann eine Versicherung sein, aber viele Menschen, die Gold besitzen, halten es nicht als Versicherung. Gold ist mit Sicherheit keine inhärente Form von finanzieller oder monetärer Absicherung, aber es kann natürlich aus einem derartigen Grund gehalten werden.

Unter den Menschen, die glauben, dass Gold als Absicherung gehalten werden sollte, gibt es eine Gruppe, die der Auffassung ist, dass man Gold die ganze Zeit über zu diesem Zweck halten sollte, während eine andere Gruppe der Meinung ist, dass Gold nur dann zu diesem Zweck gehalten werden sollte, wenn die Gefahr eines monetären Zusammenbruchs sehr hoch ist.

Ich besitze beispielsweise auch Gold und bin mir auch darüber im Klaren, dass Gold als Absicherung gegen eine Finanzkatastrophe dienen kann. Dennoch halte ich derzeit kein Gold aus Gründen der Absicherung. Meines Erachtens gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinen vernünftigen Grund, warum man Gold aus Absicherungsgründen halten sollte, da es immer weit im Voraus Warnhinweise im Hinblick auf einen monetären Zusammenbruch gibt und solche Hinweise aktuell – zumindest was den US-Dollar anbelangt – nicht da sind. Das ist meine Meinung. Andere Leute haben dazu eine andere Meinung.

Ist Gold ein guter Kaufkraftspeicher? Das hängt vom Ausgangspunkt und dem Zeitfenster ab, welches wir betrachten. Gold hat seit September 2011 jede Menge an Kaufkraft verloren. Und von seinem Hoch von Januar 1980 bis zu seinem Tief im April 2001 hatte es auch über 90% an Kaufkraft verloren. Und obwohl es zwischen 2001 und 2011 eine riesige Goldrally gegeben hat, blickt der Anleger, der Gold auf dem Hoch von 1980 – also vor fast 36 Jahren – gekauft hat, immer noch auf einen Kaufkraftverlust von 50%.

Jemand, der von 1998 bis 2002 langfristig in Gold investiert und das Metall bis zum heutigen Tag gehalten hat, kann jedoch immer noch auf einen enormen Kaufkraftzugewinn blicken, und das obwohl der Goldpreis in den letzten vier Jahren massiv nachgegeben hat. So gesehen verhält sich das gelbe Metall also auch nicht anders als Firmen- oder Immobilieninvestments. Ganz gleich, über welche Qualität ein bestimmtes Investment verfügt – ist der Kaufpreis ausreichend hoch, wird es wahrscheinlich zu einem großen Kaufkraftverlust kommen.

Noch eine kleine Anmerkung dazu: Die hohe Bedeutung des Timings wird durch extrem langfristige Untersuchungen übertüncht. Im Besonderen sind damit Untersuchungen gemeint, bei denen die Goldpreisentwicklung über Jahrhunderte hinweg betrachtet wird. Diese legen nämlich oftmals eine Kaufkraftstabilität des Metalls nahe und übertünchen die Tatsache, dass Anleger, die Gold nahe seiner spekulativen Hochs gekauft haben, nachhaltige Verluste erlitten.

Ist Gold ein Finanzvermögenswert? Die Antwort lautet ja. Es ist sogar so, dass Gold als einer der liquidesten Finanzvermögenswerte auf dem Planeten erachtet wird – was auch der Grund dafür ist, warum einige der wichtigsten Clearinghäuser der Welt Gold als Sicherheit akzeptieren (gemeinsam mit anderen liquiden Finanzvermögenswerten wie US-Staatsanleihen). Und Gold ist nicht die Verbindlichkeit eines anderen, und das heißt, dass Gold nicht aufgrund irgendeines Zahlungsausfalls plötzlich wertlos werden kann. So gesehen ist Gold also sicherer als eine US-Staatsanleihe oder irgendein anderes Wertpapier.

Zusammenfassend können wir festhalten, dass es sich bei Gold vornehmlich um einen liquiden Finanzvermögenswert handelt, der aus spekulativen Gründen, als Kaufkraftspeicher, als Versicherung oder als Kreditsicherheit genutzt werden kann.

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