Natürlich stünde es auch mit historischen Entwicklungen im Einklang, dass Gold bis Ende dieses Jahres die Marke von USD 1.300 pro Unze übersteigt – aktuell ist das gelbe Metall aber genauso wie Silber und die Minentitel immer noch in einem gefährlichen Abwärtstrend gefangen, dessen Ende bisher noch nicht in Sicht zu sein scheint

Jordan Roy-Byrne, The Daily Gold, 14./15.01.2016

Die kurze Erholung des Edelmetallsektors kehrte sich jetzt wieder ziemlich abrupt um. Seit dem Intraday-Hoch vergangenen Donnerstag sind die Goldminenaktien (GDX und GDXJ) wieder um rund 13% zurückgegangen, während Gold, das zuvor noch bei USD 1.100 lag, auch schon wieder bei USD 1.080 pro Unze notiert.

Silber konnte sich unterdessen kaum erholen. Es verharrt nach wie vor unterhalb der Marke von USD 13,00 pro Unze. Und während Gold in zunehmendem Maße relative Stärke gegenüber Aktien zeigte, was an sich ein gutes Zeichen ist, war die Preisperformance von Silber jämmerlich und der plötzliche Preisumschwung bei den Goldminenaktien signalisiert, dass der Sektor auf dem Weg ist, in neue Tiefs vorzustoßen.

Beginnen wir mit Silber, einem Markt, über den ich in den letzten paar Artikeln nicht berichtet habe. Der untenstehende Tageschart enthält auch den gleitenden 50-Tagesschnit und die Netto-Short-Positionen (als prozentualen Anteil des Offenen Interesses). In den letzten zwei Monaten befand sich das weiße Metall in einer bärischen Konsolidierungsphase mit der Stützung bei USD 13,60 pro Unze und dem Widerstand bei USD 14,40 pro Unze. Die zahlreichen misslungenen Rückeroberungsversuche des Widerstandes bei USD 14,40 pro Unze und das jüngste Scheitern bei der nun fallenden 50-Tageslinie deuten darauf hin, dass sich das Metall jetzt in Richtung neuer Tiefs aufmachen könnte. Die nächsten Preisziele liegen bei USD 12,60 und USD 12 pro Unze – letzteres ist ein sehr starkes Fibonacci-Preisziel.

Der Mangel an extrem bärischer Stimmung am Silbermarkt ist auch ein sehr negatives Zeichen. Letzten Dienstag, als Silber bei USD 14 pro Unze aus dem Handel ging, lagen die spekulativen Netto-Positionen bei 17,2%. Das ist ziemlich hoch, wenn man bedenkt, dass sich das Metall aktuell in einem bärischen Trend befindet. Die spekulativen Netto-Positionen sind seit 2013 drei Mal auf 6% oder darunter gefallen. Es gibt also noch Raum für weitere Abverkäufe bei dem weißen Metall.

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Im Folgenden sehen Sie die Wochencharts für den GDXJ und den GDX. Schauen Sie sich bitte an, wie es den beiden Minenindizes letzte Woche nicht gelang, über ihre Widerstände zu steigen. Der GDXJ scheiterte dabei, seine Zugewinne bei über USD 20 zu halten, während der GDX dabei scheiterte, über die Marke von USD 15 zu steigen. Seit diesen gescheiterten Tests an den Widerständen sind die Minenindizes nun fast schon 10% gefallen und laufen Gefahr, in den kommenden Tagen weiter einzubrechen. Die Minen verfügen über das Potenzial auf USD 10,30 (GDX) und USD 13 (GDXJ) zu fallen.

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Die Implikationen, die von einer anhaltend schlechten Performance bei Silber und den Goldminentiteln ausgehen, könnten zweifacher Art sein: Zunächst einmal könnte es ein Hinweis darauf sein, dass Gold ein hohes Potenzial hat, bis auf seine bedeutende Stützungslinie im Bereich von USD 970 pro Unze zu fallen. Und zweitens ist es im Hinblick auf die Minenunternehmen so, dass ihre schlechte Preisentwicklung gemeinsam mit niedrigeren Edelmetallpreisen das Risiko von Unternehmenspleiten in diesem Sektor erhöht. Die Trader und Anleger sollten daher außerordentlich vorsichtig sein, wenn sie Anteile in diesem Sektor halten. Diejenigen, die auf steigende Preise spekulieren, sollten darüber nachdenken, ob es nicht Sinn macht, ihr Portfolio abzusichern, indem sie bei Silber oder den Minentiteln short gehen.

Die Zeit, diese Absicherungen wieder aufzulösen und hochqualitative Minenunternehmen einzusammeln, ist dann gekommen, wenn Gold extrem überverkauft ist und bei einer extrem bärischen Stimmung nahe einer bedeutenden Stützung notiert. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die drei letzten der vier bedeutenden Goldpreistiefs im Februar bzw. März verzeichnet wurden.

Wird Gold dieses Jahr noch auf USD 1.400 pro Unze steigen

Der Marktanalyst Jeff Gundlach sagt voraus, dass Gold dieses Jahr in der Spitze noch auf bis zu USD 1.400 pro Unze steigen könnte.

Ja ich stimme ihm zu – dennoch bin ich mir nicht sicher, ob Gold bereits sein finales Tief ausgebildet hat. Gold könnte durchaus noch unter die Marke von USD 1.000 pro Unze absinken und seine starke Stützung bei rund 970 pro Unze testen – vielleicht sogar seine Stützung auf Quartalsbasis im Bereich von USD 930 pro Unze.

Wird Gold eine starke Erholung einleiten, welche auch anderen historischen Erholungen entspricht, und wenn ja, wie stark könnte sie dann in 2016 ausfallen?

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Im obenstehenden Chart haben wir als Ausgangspunkt ein Wochentief von USD 970 pro Unze angenommen – was Gold noch Raum gibt, in den kommenden Wochen weiter zu fallen – und von dort aus dann die verschiedenen Erholungen der Vergangenheit eingetragen. Würde Gold dem Schnitt aus den Erholungen von 2008 und 1976 folgen, könnte es bis Jahresende dann auf über USD 1.300 steigen und fast an USD 1.400 pro Unze heranreichen. Die Geschichte legt nahe, dass das gelbe Metall mit Sicherheit eine Erholung von 30% hinlegen könnte, aber es wird unglaublich schwer werden, bis auf USD 1.400 pro Unze zu steigen, sollte es tatsächlich noch einmal unter USD 1.000 pro Unze fallen, wovon wir derzeit ausgehen.

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