Wenn Griechenland Bear Stearns ist, könnte Großbritannien zu Lehman Brothers werden
Steve Watson, Infowars.net, 11.05.2010
Führende Finanzanalysten und Ökonomen haben davor gewarnt, dass Großbritannien infolge der europäischen Rettung Griechenlands zusammenbrechen könnte und verglichen die Situation mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, der 2008 auf die Rettung von Bear Stearns folgte.
„Die große Frage, die ich mir selber stelle, ist, ob Griechenland Bear Stearns ist.“ so Anthony Fry, leitender Geschäftsführer bei Evercore Partners, gegenüber CNBC. „Wovor ich wirklich Angst habe ist, dass, wenn Griechenland Bear Stearns ist, Großbritannien Lehman Brothers ist.“ Fry war zuvor selbst für Lehman tätig.
Während andere Ökonomen dem nicht zustimmten und darauf hinwiesen, dass Großbritannien sein Geld auch weiterhin abwerten und drucken könne, ist Fry der Meinung, dass das riesige Staatsdefizit das Land einer ernsten Gefahr aussetzt.
„Ich kann nicht glauben, [dass Großbritannien] die Schwierigkeiten vermeiden kann. Die aktuellen Koalitionsgespräche sind so, als würde man über eine Geburtstagstorte streiten.“ so Fry, der sich auf die anhaltenden Koalitionsverhandlungen der Parteien infolge des undeutlichen Wahlausgangs von letzter Woche bezog. „Wenn sie geklärt haben, wie viel jeder vom Kuchen abbekommt, dann werden sie feststellen, dass sich keiner darum geschert hat, wer ihn bäckt. Meine große Angst ist, dass, nachdem [der britische Finanzminister] Alistair Darling sich weigerte die EU/IWF/EZB-Rettung des Anleihenmarkts der Eurozone zu unterstützen, die Eurozone daneben stehen und nichts tun wird, wenn Großbritannien in Schwierigkeiten gerät.“
Frys Warnung ist besonders passend, weil sie Kommentaren von Jean-Pierre Jouyet, dem Chef der französischen Finanzmarktaufsichtsbehörde, folgt, der heute andeutete, Großbritannien würde dafür abgestraft werden, dass sie es – trotz der Zusage von EUR 60 Milliarden an Geldern des britischen Steuerzahlers – ablehnten sich vollständig der eine Billion-USD-Rettung der Eurozone zu verschreiben.
Jouyet erklärte gegenüber dem Radiosender Europe 1: „Die Engländer werden angesichts der politischen Schwierigkeiten die sie haben mit Sicherheit ins Visier genommen. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Wenn man keine Solidarität mit der Eurozone zeigen möchte, dann wollen wir mal schauen, was mit Großbritannien passiert.“
Anthony Fry fügte hinzu, dass er von einer Stärkung des Euros durch Konsolidierung und Zentralisierung der Fiskalpolitik in Europa ausgeht, was auch Aussagen anderer führender Banker und Ökonomen vom gestrigen Tage entspricht.
„Gerede darüber, dass der Euro auseinanderbricht, ist Quatsch. Was wir bekommen werden, ist eine engere fiskalische Zusammenarbeit. Wenn Deutschland an Spanien Geld leiht, wird es strenge Maßnahmen bei den Ausgaben fordern.“ so Fry.