John Browne, Euro Pacific Capital, 26.06.2010
Die weltweite Finanzkrise läuft wie ein langsam voranschreitendes in hohem Maße vorhersehbares Theaterstück ab. In der aktuellen Szene sind die westlichen Regierungen zwischen den Ansprüchen der Empfänger staatlicher Leistungen und der Angst der Anleiheinvestoren gefangen, die fürchten, dass sie am Schluss auf der Rechnung sitzen bleiben werden. Während diese Krise auf ihren Höhepunkt zusteuert, stehen die Premierminister und Präsidenten vor dem Dilemma sich zwischen sozialen Unruhen und dem Bankrott entscheiden zu müssen. Dabei ist es jedoch so, dass der US-Anleihemarkt nicht ganz die Rolle spielt, die wir annahmen, was mit den Wirtschaften der Länder des Mittelmeerraumes zusammenhängt, die kurz davor stehen wie Dominosteine umzufallen.
Unser Argument war immer, dass die USA von ihrem Status der Reservewährung profitiert, der es ihr erlaubt untragbare Schulden über einen ungewöhnlich langen Zeitraum anzuhäufen ohne dabei umgehend die Auswirkungen der Inflation oder höherer Kosten bei der Kreditaufnahme fürchten zu müssen. Dieser trügerische Schein der Sicherheit könnte sich für uns am Ende jedoch als wirklich gigantischer Zusammenbruch herausstellen.
Es gibt neue Beweise, dass die Zeit für die US-Dollarzentristische Weltwährungsordnung abläuft. Tatsache ist, dass die Zentralbanken außerhalb der USA für die Welt nach der Ära des Dollars bereits diskrete Vorbereitungen treffen.
Zunächst wäre da die Zentralbank der Volksrepublik China zu nennen, die diese Woche entschied größere Schwankungen zwischen dem Yuan und dem US-Dollar zuzulassen. Das ist der erste Schritt in Richtung der Beendigung der Bindung des Yuan an den Dollar. Während die Motivation hinter diesem plötzlichen Strategiewechsel ein Rätsel bleibt, beschleicht mich der Verdacht, dass, wie von meinem Kollegen Neeraj Chaudhary letzte Woche erklärt wurde, die landesweiten Arbeiterstreiks in China einer der Hauptgründe hierfür waren.
Die FED reagierte auf die Kreditklemme in 2008, indem sie so viele US-Dollars druckte, dass die chinesische Zentralbank gezwungen war die chinesische Inflation in den zweistelligen Prozentbereich zu treiben um die Währungsbindung aufrecht zu erhalten. Unter den daraus resultierenden Härten mussten die chinesischen Arbeiter leiden, deren Gehälter stagnierten, während die Preise für alles andere von Milch bis hin zu Wohnungen zur selben Zeit in die Höhe schossen. Die diese Woche getroffene Entscheidung deutet darauf hin, dass es sich die Kommunistische Partei Chinas – ganz unabhängig von ihren eigenen politischen Motiven – nicht mehr länger leisten kann mit der Abwertung des US-Dollars Schritt zu halten. Das Ergebnis wird eine Verlagerung des Reichtums von Amerika nach China sein, die einen seit langem vorhergesagten Run auf den US-Dollar zur Folge haben könnte und gleichzeitig zu Investitionsmöglichkeiten in China führt.
Nur wenige Tage vor dieser Ankündigung der Chinesen rasselte der russische Präsident Dimitri Medwedew mit seinem monetären Säbel und erklärte der Presse seine Absicht die Welt in Richtung einer neuen Währungsordnung zu führen, die auf einem breit gefächerten Währungskorb beruhen würde. Seiner Behauptung wurde dadurch Bedeutung verliehen, dass die russische Zentralbank bereits mitgeteilt hatte erstmalig kanadische und australische Dollars zu ihren Währungsreserven hinzuzufügen. Analysten legen nahe, dass der Internationale Währungsfonds diesem Beispiel bald folgen könnte. Während sich Russland in einem Schwebezustand zwischen hoffnungsloser Kleptoktratie und einer aufsteigenden Ökonomie befindet, verfügt es über riesige Vorkommen natürlicher Ressourcen und hat in Europa sowie in Asien einen Fuß in der Tür. Mit anderen Worten wird Russland für China ein strategisch wichtiger Partner sein, wenn es versucht die Vorherrschaft des Dollars zu beseitigen.
Zu Europa ist zu sagen, dass sich die großen Mächte dort in Richtung einer Welt nach der Ära des Dollars bewegen, indem sie sich weigerten Obamas Forderungen folge zu leisten und auf Amerikas Schuldenbombe aufzuspringen. Die Vorschläge aus Washington kann man auch grob gesagt so ausdrücken: Unser Luftschiff brennt, also warum haltet ihr nicht eine Kerze unter eures, so dass wir gemeinsam abfackeln und abstürzen können. Es ist eine Tatsache, dass die Stärke des US-Dollars in weiten Teilen als Ergebnis der Euroschwäche anzusehen ist. Wie es von Andrew Schiff in unserem letzten Bericht besprochen wurde, haben die Schuldenprobleme der Wirtschaften an den Rändern der Eurozone zu einem falschen Vertrauen in den US-Dollar geführt. Wie Sie sich jedoch vorstellen können, hat Europa wichtigeres zu tun, als Amerikas Bauernopfer zu sein. Angeführt von einem immer verwegener agierenden Deutschland, haben sich die europäischen Länder intelligenterweise dafür entschieden sich nicht auf unseren Scheiterhaufen zu werfen, sondern in Erwartung des Aufstiegs der Chinesen den eigenen Laden in Ordnung zu bringen.
Über ein weiteres unheilvolles Zeichen für den US-Dollar wurde am Mittwoch von der Financial Times berichtet. Die ausländischen Zentralbanken, die auf den Märkten zwei Jahrzehnte lang als Nettoverkäufer von Gold agierten, sind nun zu Nettokäufern geworden. Mehr als die Hälfte der von der UBS befragten Beamten aus Zentralbanken erklärten, sie würden nicht davon ausgehen, dass der USD im Jahre 2035 noch die Weltreservewährung sei. Unter den vorhergesagten Währungen, die den Platz des US-Dollars einnehmen würden, waren asiatische Währungen sowie der Euro zu finden, wobei Gold jedoch– mit Abstand – als absoluter Favorit gehandelt wurde. Dies wird auch dadurch gestützt, dass die saudische Zentralbank am Montag einräumte ihren Goldbestand still und leise verdoppelt zu haben – ungefähr ein Jahr nachdem China bereits dasselbe Eingeständnis machte.
Es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass es sich hier um vereinzelte Vorkommnisse handelt oder dass der verdeckte Tausch von US-Dollar in Gold nicht weiter anhalten würde, ganz im Gegenteil. Es handelt sich hier vielmehr um eindeutige Beweise, dass ausländische Regierungen nach außen hin den Status Quo unterstützen, während sie sich heimlich still und leise auf die praktisch unausweichliche Dollarentwertung vorbereiten. Was Leute wie Paul Krugman für eine Rückkehr zu mittelalterlichen Formen der Wirtschaft halten mögen, ist in Wirklichkeit das Hereinbrechen der Zukunft.
Zu Friedenszeiten werden gestählte Truppen einen prahlerischen General wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum tolerieren; wenn jedoch die feindliche Artillerie mit entsprechender Schlagkraft das Feuer eröffnet, riskiert ein uneffektiver Führer schnell seine Degradierung. Die Zeitungen sind jetzt voll mit Hinweisen, dass die ausländischen Regierungen den Glauben an Washington und das Dollarreservesystem verloren haben. Es scheint mir nach einem Jahrhundert des Krieges, der Inflation und des Sozialismus mehr als natürlich, dass die nächsten hundert Jahre den Menschen gehören werden, welche die zeitlosen Werte einer harten Währung und fiskalischer Besonnenheit hochhalten. Unglücklicherweise gehören unsere politischen Entscheider nicht zu jenen Leuten.