Auf jeden Angriff der Koalition folgen sechs Vergeltungsanschläge, für jeden getöteten Aufständischen kommen 10 neue Kämpfer

Ron Paul, Ron Paul.com, 08.08.2010

Vergangene Woche veröffentlichte das National Bureau of Economic Research (NBER) einen Bericht über die Auswirkungen der zivilen Opfer in Afghanistan und im Irak und bestätigte, was Kritiker unser Auslandspolitik seit Jahren sagen. Die Tötung von Zivilisten, obwohl unbeabsichtigt, entfacht den Zorn anderer Zivilisten und treibt diese zur Vergeltung. Das sollte offensichtlich sein. Die Central Intelligence Agency (CIA) hat bereits vor langer Zeit das Konzept des Blowbacks, der unbeabsichtigten negativen Rückwirkungen, unserer Auslandspolitik bestätigt und analysiert.

Ich bin immer wieder überrascht, dass so Viele glauben, die Angriffe gegen unsere fremden und feindlichen Boden besetzenden Soldaten seien durch Hass gegen unser Regierungssystem im Inland oder durch die Religion der Angreifer motiviert. Tatsache ist, dass der meiste Zorn gegen uns eine Reaktion darauf ist mitanzusehen, wie die Mütter, Väter, Schwestern, Brüder und andere nahestehende Menschen durch eine ausländische Armee getötet werden. Unsere Absicht spielt dabei überhaupt keine Rolle, die Gewalt unseres Militarismus in fremden Ländern ist die Ursache für die Menschen vor Ort Vergeltung für die unschuldig Getöteten zu suchen. Man muss kein Muslim sein um so zu reagieren – dass ist einfach nur menschlich.

Unser Kampf in Afghanistan erinnert an den Kampf gegen die vielköpfige Hydra aus der griechischen Mythologie. Laut der sogenannten Aufständischen-Mathematik des früheren Generals Stanley McChrystal werden für jeden getöteten Aufständischen aufgrund der Kollateralschäden an den Zivilisten zehn neue Aufständische geschaffen. Jeder Angriff der Koalition führt zu sechs Vergeltungsschlägen gegen unsere Soldaten innerhalb der nächsten sechs Wochen, so der NBER-Bericht. Auf diese Vergeltungsschläge muss dann von unseren Soldaten reagiert werden, was zu noch mehr Angriffen führt und so setzt sich das dann fort. Gewalt erzeugt noch mehr Gewalt. Letztendlich werden immer mehr Afghanen den amerikanischen Soldaten feindlich gegenüberstehen und Vergeltung für den Tod ihnen Nahestehender suchen. Unterdessen schwächen wir uns selbst und bluten militärisch und wirtschaftlich aus.

Einige sagen, wenn wir abziehen, würde dies die Taliban stärken. Diejenigen, die diese Behauptung aufstellen, ignorieren jedoch die zahlreichen Gepflogenheiten unserer interventionistischen Auslandspolitik, die Gruppen wie die Taliban über die Jahre hinweg überhaupt erst stark gemacht hat. Ich habe bereits darauf hingewiesen, wie wir für sie als exzellente Rekrutierer fungieren, indem wir Zivilisten töten. Vergangene Woche wies ich darauf hin, wie unsere Auslandshilfe an Pakistan gezielt in die Taschen der Taliban geht. Und selbstverständlich ließen wir den Taliban auch in den 80er Jahren Hilfe und Ressourcen zukommen, als sie unsere strategischen Verbündeten gegen die Sowjetunion waren.

Beispielsweise wurden die Taliban von der CIA mit Stinger-Raketen ausgerüstet, die sie gegen die Sowjets einsetzen sollten und die verblüffende Ähnlichkeit mit den Raketen haben, die nun laut der WikiLeaks-Dokumente angeblich auf demselben Schlachtfeld gegen uns eingesetzt werden. Wie üblich haben unsere Freunde eine tolle Art sich gegen uns zu wenden. Manuel Noriega und Saddam Hussein sind dafür ebenfalls herausragende Beispiele. Dennoch scheint der Kongress niemals einzugestehen, dass die Rückschläge die Folgen unseres Interventionismus der Vergangenheit sind.

Unser Krieg gegen die Taliban läuft genauso gut wie unser Krieg gegen Drogen und unser Krieg gegen Armut oder irgendeiner der anderen Kriege der Regierung. Die Kriege der Regierung tendieren alle dazu mehr von dem zu schaffen, was sie behaupten zu vernichten. Das liefert ihnen wiederum die Ausflüchte sich nicht zurückzuziehen und zu keinem Ende zu kommen. Es ist schwer sich vorzustellen, dass auf diese Art irgendetwas gewonnen werden könnte. In Afghanistan haben wir genug Schaden angerichtet, am afghanischen Volk wie auch an uns selbst. Es ist Zeit die Situation neu zu bewerten. Es ist Zeit nach Hause zu kommen.

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