Paul Craig Roberts, 17.08.2010

Am 17.08.2010 berichtet Bloomberg über die Meldung der US-Regierung, dass die industrielle Produktion doppelt so stark gewachsen sei, wie vorhergesagt wurde, und um 1% zulegte. Bloomberg interpretierte dies so: „…zunehmende Geschäftsinvestitionen treiben die Zuwächse bei der Fertigung an, die zu 11% zur größten Wirtschaft der Welt beiträgt.“

Der Aktienmarkt stieg.

Schauen wir uns dies doch einmal durch die Brille von John Williams von Shadowstats an. Williams berichtete, dass „die Hauptursache eines 1%igen monatlichen Zuwachses bei der saisonal bereinigten Industrieproduktion“ die „verzerrten saisonalen Faktoren“ der „unregelmäßigen Muster in der US-Autoproduktion der letzten zwei Jahre“ seien. Die Industrieproduktion „sank saisonal nicht bereinigt um 1%“.

Hätten die Regierung und Bloomberg verkündet, dass die Industrieproduktion im Juli um 1% sank, wäre der Aktienmarkt dann am 17.08.2010 um 104 Punkte gestiegen?

Bemerkenswert ist auch, dass Bloomberg berichtete, wie die Fertigung für 11% der US-Wirtschaft verantwortlich ist. Ich kann mich noch erinnern, als der Fertigungsbereich 18% der US-Wirtschaft stellte. Der Rückgang um 39% begründet sich durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Denken Sie einmal darüber nach. Wall Street, die Anteilseigner und die Geschäftsführer der transnationalen Unternehmen haben Milliarden dabei gemacht 39% der US-Arbeitsplätze im Produktionsbereich ins Ausland zu verlagern um das Bruttosozialprodukt und die Beschäftigung in anderen Ländern wie China anzuheizen, während sie ihre frühere amerikanische Arbeiterschaft verarmten. Der US-Kongress und die Wirtschaftsfachleute haben das dann auch noch als „die Neue Wirtschaft“ beklatscht.

Die gekauften Ökonomen erklärten uns, dass „die Neue Wirtschaft“ uns alle reich machen würde. Die Finanzpresse erklärte dasselbe. Wir täten gut daran, so behaupteten sie, die „alten“ Branchen und Fertigungsbereiche loszuwerden, deren Weggang dann auch zur Zerstörung der Steuergrundlage zahlreicher amerikanischer Städte und Bundesstaaten sowie zur Vernichtung der Existenzgrundlage von Millionen Amerikanern führte.

Ein ganzes Jahrzehnt lang erhielten die gekauften Ökonomen die gesamte Aufmerksamkeit der Medien. Während sie logen, ging die US-Wirtschaft zu Grunde.

Zurück zum Statistikbetrug. Am 17.08.2010 berichtete das Zensusbüro einen kleinen Zuwachs bei den Baubeginnen von Wohnimmobilien. Noch mehr orchestrierte Hoffnung. Diese „Zuwächse“ waren in Wirklichkeit, wie John Williams berichtete, auf den Juni-Bericht zurückzuführen, bei dem „große Korrektoren nach unten“ vorgenommen wurden. Die berichteten „Zuwächse“ wären in Wirklichkeit „ein Rückgang gewesen“, wenn es die Korrektur der „Zuwächse“ vom Juni nicht gegeben hätte.

Also hat die Überschätzung des Monats Juni die Wohnungsbaubranche nicht nur im Juni gut aussehen lassen, sondern die nachträgliche nach unten korrigierte Zahl des Monats Juni lässt dann auch noch den Juli gut aussehen, weil die Baubeginne im Juli die korrigierte Zahl von Juni überstiegen. Dieselbe Manipulation wird wahrscheinlich auch im nächsten Monat stattfinden.

Wenn die Regierung Sie wegen Massenvernichtungswaffen im Irak, iranischen Atomwaffen und 9/11 anlügt, warum soll sie dann nicht auch über die Wirtschaft lügen?

Aktuell haben wir in Amerika einen Allzeitrekord von 40,8 Millionen Menschen, die Lebensmittelmarken erhalten. Das sind rund 14% der Bevölkerung. Die Regierung geht davon aus, dass der Anteil von Nahrungsmittelmarken abhängiger Amerikaner auf 43 Millionen ansteigen wird. Letzte Woche hat der Kongress dann die Zuschüsse für Nahrungsmittelmarken gekürzt. Dann sollen sie eben Kuchen essen!

Wo auch immer man hinschaut – Nahrungsmittelmarken, Zwangsvollstreckungen von Häusern, bankrotte US-Bundesstaaten, die anwachsende Arbeitslosigkeit – die Botschaft an die seit langem leidenden Amerikaner seitens „ihrer Regierung“ ist immer dieselbe: Dann geh eben Kuchen essen, während wir für Israel Kriege kämpfen, die den militärisch/sicherheitstechnischen Komplex reicher machen, und Bankster retten, deren Jahreseinkommen sich auf zig Millionen USD und mehr beläuft.

Es ist völlig unmöglich von der US-Regierung zu irgendeinem Thema die Wahrheit zu erfahren. Wenn Privatunternehmen die Buchhaltungsstandards der US-Regierung verwendeten, würden die Geschäftsführer strafrechtlich angeklagt, verurteilt und eingesperrt.

„Unsere Regierung“ hat sich Kriegen verschrieben um den militärisch/sicherheitstechnischen Komplex zu bereichern und die territoriale Ausdehnung Israels voranzutreiben – alles auf Kosten von Einsparungen beim staatlichen Pensionssystem (Social Security) und den staatlichen Krankenkassen (Medicare). Das Einzige, was den meisten Kongressmitgliedern am Herzen liegt, besonders den Republikanern, ist für sinnlose Kriege zu zahlen, indem man bei den staatlichen Pensionen und den staatlichen Krankenkassen Einsparungen vornimmt.

Wenn sich der Kongress doch einmal Sorgen über das Defizit macht, dann betrifft es gewöhnlich Social Security und Medicare – sogenannte „Ansprüche“, die ins Visier genommen wurden.

Man muss kein besonders helles Köpfchen sein um zu erkennen, dass Wall Street und die Regierung auf das erstaunliche US-Haushaltsdefizit nicht reagieren werden, indem sie die sinnlosen Kriege und die Rettungspakete für Multimillionäre stoppen, sondern indem sie bei den „Ansprüchen“ Einsparungen vornehmen.

Ich werde diese Kolumne mit der Arbeitslosigkeit schließen. „Unsere Regierung“ erklärt uns, dass die Arbeitslosenrate lediglich unter 10% liegen würde, eine Zahl, die jede andere US-Regierung nach der Großen Depression den Kopf gekostet hätte. Aber auch hier lügt „unsere Regierung“ wieder. Die berichtete Arbeitslosigkeit liegt nur deshalb unter 10%, weil die US-Regierung seit der korrupten Clinton-Administration nicht mehr länger die Amerikaner mitzählt, die über ein Jahr arbeitslos sind. Wenn ein Arbeitsloser ein Jahr und einen Tag arbeitslos ist, dann fällt er einfach aus der Arbeitslosenstatistik und wird nicht länger mitgezählt.

Vergleichen Sie diese Tatsache mit der Zahl, die man in der Finanzpresse liest. Aktuell liegt die Arbeitslosigkeit in den USA – legt man die Methodik des Jahres 1980 zu Grunde – bei rund 22%. Bei der offiziell berichteten Arbeitslosigkeit verheimlicht man also ganz einfach mehr als die Hälfte der Arbeitslosen.

Und in der New York Times hieß uns der US-Finanzminister Tim Geithner am 02.08.2010 in der „der Erholung“ willkommen.

Absolut erstaunlich.

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