Die größte unabhängige Pilotengewerkschaft der Welt lehnt Nacktkörperscanner aufgrund der Strahlenbelastung und der Verletzung der Privatsphäre ab. „Die Praxis der Flughafensicherheitsüberprüfungen ist außer Kontrolle geraten und trägt nicht zur Verbesserung der nationalen Sicherheit bei.“
Steve Watson, Prisonplanet.com, 09.11.2010
Die größte unabhängige Pilotengewerkschaft der Welt drängt ihre Mitglieder nun dazu die Körperscanner, die gegenwärtig an Flughäfen auf dem gesamten Planeten eingeführt werden, zu boykottieren, und beruft sich hierbei auf die Gefahren der umfangreichen schädlichen Strahlenbelastung während des Überprüfungsprozesses.
Der Präsident der Allied Pilots Association (APA), Kapitän Dave Bates, der insgesamt über 11.500 Piloten vertritt, von den zahlreiche für amerikanische Fluggesellschaften tätig sind, hat die Mitglieder dazu aufgefordert gegen die Nacktkörperscanner Widerstand zu leisten.
In einem Brief, der vergangene Woche in der Zeitschrift The Atlantic veröffentlicht wurde, brachte Bates die Besorgnisse der Gewerkschaft zum Ausdruck. In dem Schreiben werden die Mitglieder gebeten wachsam zu sein, da es „rückstrahlende Fortschrittliche Bildgebende Technologie gibt, die nun eingeführt wird, welche ionisierende Strahlung produziert, die schädlich für Ihre Gesundheit sein kann.“
Dieser Schritt folgt auf die Festnahme und das Flugverbot eines amerikanischen Piloten, der sich weigerte durch einen Scanner zu gehen.
Kapitän Bates empfiehlt den Piloten sich zu weigern durch die Scanner zu gehen und sich, wenn nötig, stattdessen für ein Abtasten durch die Mitarbeiter der US-amerikanischen Transportsicherheitsbehörde (TSA) zu entscheiden.
„Wir sind bereits bedeutend mehr Strahlung ausgesetzt, als die meisten anderen Berufe, und es gibt immer mehr Beweise einer daraus resultierenden überdurchschnittlichen Krebsrate.“ heißt es in dem Schreiben von Bates.
Vor wenigen Monaten warnten Wissenschaftler davor, die Maschinen würden ein mögliches Gesundheitsrisiko darstellen, und wiesen darauf hin, dass die von den Geräten abgegebene Strahlung gefährlich unterschätzt würde und zu einer erhöhten Rate bei Hautkrebs führen könne.
Trotz dieser Ängste sowie der krassen Verletzung der Persönlichkeitsrechte und der fortwährenden Lügen der Behörden bezüglich der wirklichen Leistungsfähigkeit der Geräte verkündete die Chefin der US-Heimatschutzbehörde vor kurzem Pläne das Ganzkörperscanner-Programm sogar noch weiter ausbauen zu wollen.
In den USA können Reisende die Nacktkörperscanner ablehnen und sich für ein Abtasten entscheiden. Diese Möglichkeit, sich einer Überprüfung durch den Nacktkörperscanner zu entziehen, wird von der TSA jedoch nicht von selbst angeboten, sondern muss von den Reisenden ausdrücklich gewünscht werden.
Ein kürzlich in der New York Times veröffentlichter Bericht beschreibt die erniedrigenden Folgen, sollten sich Flugreisende für dieses Recht entscheiden. In diesem Falle werden einzelne Personen von den TSA-Mitarbeitern herausgegriffen und vor den Augen aller anderen in der Schlange der Sicherheitskontrolle wartenden Menschen durchsucht, angerempelt und gegängelt.
Neue Abtastprozeduren, die vor kurzem bei der TSA eingeführt wurden, erlauben es den TSA-Mitarbeitern ihre Finger und die Handflächen zu nutzen, um die Brüste und die Genitalien abzutasten. Zuvor waren die Mitarbeiter angewiesen ihre Handrückenflächen gegen diese Bereiche zu drücken. Der Präsident der APA, Kapitän Bates, bestätigt nun, wie erniedrigend diese neuen Abtastkontrollen sind:
„Man kann es wirklich nicht bestreiten, dass das verbesserte Abtasten eine erniedrigende Erfahrung ist. Meiner Meinung nach ist es völlig unakzeptabel dieses Prozedere öffentlich an einem ausgebildeten Airline-Piloten in Uniform durchzuführen. Ich empfehle, dass alle Piloten darauf bestehen derartige Kontrollen in einem sichtgeschützten Bereich durchführen zu lassen, um ihre Privatsphäre und Würde zu schützen.“ so Bates in dem Schreiben.
Die neuen Abtasttechniken wurden sogar mit den Worten „Vorspiel“ beschrieben. Ein Sprecher der US-amerikanischen Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union (ACLU) nannte die neuen Sicherheitsmaßnahmen eine Entscheidung zwischen „einer faktischen Leibesvisitation“ und einer „Grapsch“[-Attacke].
„Von den Reisenden wird verlangt sich zu entscheiden, ´nackt` gescannt zu werden und sich der Strahlung auszusetzen oder sie bekommen das, was von den Menschen als eine massiv die Privatsphäre verletzende Handkontrolle ihres gesamten Körpers beschrieben wird.“ so Chris Ott, ein Sprecher der ACLU in Massachusetts.
Menschen, die aus Großbritannien ausreisen und nach Europa fliegen, haben überhaupt keine Wahl – sie werden gezwungen durch die Scanner zu gehen, wenn man es von ihnen verlangt, und haben keine Möglichkeit sich zu weigern, da ihnen das Besteigen des Fliegers ansonsten verboten wird. Diese Politik scheint sich nun auch langsam in den USA auszubreiten, angesichts der jüngsten Berichte eines Flughafenmitarbeiters aus El Paso im US-Bundesstaat Texas, der erklärte, dass mittlerweile jeder gezwungen würde die Nacktkörperscanner zu durchlaufen.
Die Datenschutzorganisation Big Brother Watch hat die Ratschläge der APA für ihre Piloten ausdrücklich unterstützt. Ihr Direktor, Alex Deane, erklärte dazu:
„Die Scanner sind gefährlich. Es gibt einen Grund dafür, warum eine Krankenschwester hinter einer Scheibe steht, wenn man im Krankenhaus ein Röntgenbild bekommt. Die Strahlung ist möglicherweise schädlich, sogar in geringen Dosen und angesichts der Regelmäßigkeit mit der häufig fliegende Personen dieser wohlmöglich krebserregenden Strahlung ausgesetzt sind.
Wenn Piloten nicht gescannt werden, warum sollten es dann Mitglieder der Öffentlichkeit tun? Diese Haltung seitens einer Berufsgruppe, der weltweit führenden Pilotenvereinigung, muss die Regierung aus ihrer absurden Haltung gegenüber den Scannern wachrütteln.“
Die US-amerikanische Transportsicherheitsbehörde verfügt über eine regelmäßig aktualisierte Liste, welche Flughäfen die Nacktkörperscanner einsetzen.
Vor wenigen Tagen analysierte der texanische Radiomoderator Alex Jones diese Thematik und sprach mit einer seiner Mitarbeiterinnen darüber, die den neuen TSA-Abtastprozeduren unterzogen wurde. Das Video ist bereits über 200.000-mal auf Youtube angesehen worden, nachdem eine der meistbesuchtesten Nachrichtenplattformen, The Drudge Report, das Video verlinkte:
Im Folgenden finden Sie den Brief des APA Präsidenten, Kapitän Bates, in voller Länge:
„Verehrte Piloten,
als Reaktion auf die zunehmenden Bedrohungen gegenüber der Zivilluftfahrt auf der ganzen Welt hat die Transportsicherheitsbehörde (TSA) in einigen Flughäfen mit der Verwendung von Körperscannern mit Fortschrittlicher Bildgebender Technologie (AIT) begonnen.
Während ich mir sicher bin, dass jeder von uns die Bedrohungen für unser Leben als sehr real anerkennt, ist die Praxis der Flughafensicherheitsüberprüfungen außer Kontrolle geraten und trägt nicht zur nationalen Sicherheit bei. Es ist schon lange Zeit her, als die Gesetzgeber notwendige Maßnahmen ergriffen hatten, um gewerbliche Piloten von Flughafensicherheitskontrollen auszunehmen, und ihnen einen gesonderten Zugang zum Sicherheitsbereich gewährten, indem die Piloten ihre Crew-Ausweise oder biometrische Identifikationsmittel verwendeten. Kürzlich wandte ich mich an den Verwaltungsleiter der TSA:
´Unsere Piloten sind hochmotivierte Partner bei den Bemühungen die Sicherheit unseres Landes zu schützen und viele von ihnen dienen auch als Federal Flight Deck Officers [speziell geschulte und bewaffnete Piloten]. Wir sind uns alle absolut im Klaren darüber, dass wir durchaus die letzte Verteidigungslinie gegen einen weiteren terroristischen Anschlag auf ein gewerbliches Flugzeug sein könnten. Anstatt uns als mögliche Bedrohungen anzusehen, sollten wir angemessen und entsprechend der Kompetenz und Verantwortung behandelt werden, die uns als professionellen Piloten innewohnt.`
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass es ´rückstrahlende` Geräte mit Fortschrittlicher Bildgebender Technologie gibt, die nun eingesetzt werden und ionisierende Strahlung produzieren, die schädlich für Ihre Gesundheit sein kann. Die Luftfahrtpiloten in den Vereinigten Staaten sind in ihrem Arbeitsumfeld bereits höheren Strahlendosen ausgesetzt als fast jede andere Gruppe von Arbeitern in den Vereinigten Staaten, auch mehr als den Mitarbeitern von Kernkraftwerken. Also erklärte ich in meinem jüngsten Schreiben an den Verwaltungsleiter der TSA:
´Wir sind jeden Arbeitstag Strahlung ausgesetzt. Beispielsweise kann ein Pilot bei einer typischen Atlantiküberquerung, während Sonneneruptionen auftreten, einer Strahlung ausgesetzt werden, die 100 Brust-Röntgenbildern pro Stunde entspricht. Von den Piloten zu verlangen durch die AIT-Geräte zu gehen, bedeutet eine zusätzliche Strahlenbelastung. Ich teile die Sorgen unserer Piloten bezüglich dieser zusätzlichen Strahlenbelastung und plane unseren Piloten zu empfehlen es zu unterlassen durch diese AIT-Geräte zu gehen. Wir sind bereits bedeutend mehr Strahlung ausgesetzt, als die meisten anderen Berufe, und es gibt immer mehr Beweise einer daraus resultierenden überdurchschnittlichen Krebsrate.`
Man kann mit Sicherheit sagen, dass die meisten in der APA-Führung meine Ansicht teilen und sich kein Pilot amerikanischer Luftfahrtgesellschaften der überflüssigen Verletzung der Privatsphäre und den möglichen Gesundheitsrisiken, die durch die AIT-Körperscanner verursacht werden, aussetzen sollte. Ich empfehle daher, dass die Piloten amerikanischer Luftfahrtgesellschaften die folgenden Richtlinien berücksichtigen:
Wenn vorhanden, für Crews bestimmte Anmeldeschlangen benutzen.
Höflich die Belastung durch AIT-Geräte ablehnen und nach alternativen Kontrollen verlangen.
Man kann es wirklich nicht bestreiten, dass das verbesserte Abtasten eine erniedrigende Erfahrung ist. Meiner Meinung nach ist es völlig unakzeptabel dieses Prozedere öffentlich an einem ausgebildeten Airline-Piloten in Uniform durchzuführen. Ich empfehle, dass alle Piloten darauf bestehen derartige Kontrollen in einem sichtgeschützten Bereich durchführen zu lassen, um ihre Privatsphäre und Würde zu schützen.
Wenn diese Kontrollen ihre Ankunft im Cockpit verzögern, sollten sie [bei der Überprüfung vor dem Start der Maschine] keine Abstriche machen, welche die Sicherheit des Fluges in Gefahr bringen. Angemessene berufliche Professionalität und Sicherheit haben immer Vorrang.
Bewahren Sie sich zu jeder Zeit Ihre Fassung und Professionalität und berücksichtigen Sie, dass sie wahrscheinlich gefilmt werden.
Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie mit wenig Höflichkeit, Respekt und Professionalität behandelt wurden, übermitteln Sie bitte einen Beobachtungsbericht an die APA. Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie die Uhrzeit, das Datum, den Sicherheitskontrollpunkt und den Namen des TSA-Angestellten, der die Kontrolle durchführte, mit angeben. Vermeiden Sie Konfrontationen.
Ihr APA-Aufsichtsratsgremium und die nationalen Vertreter werden diese Woche eine Telefonkonferenz durchführen, um diese Themen zu besprechen und möglicherweise weitere Richtlinien zu veröffentlichen.
Während ich nicht versprechen kann, dass es morgen zu Ergebnissen kommen wird, versichere ich, dass ich die APA-Ressourcen in den kommenden Tagen und Wochen einsetzen werden, um für die Piloten amerikanischer Luftfahrtgesellschaften einen direkten Zugang zum Sicherheitsbereich durchzusetzen. In der Zwischenzeit bin ich voller Zuversicht, dass Sie auch weiterhin die Ihnen übliche höchste Professionalität an den Tagen legen werden, während Sie sicher agieren und das Lufttransportsystem unseres Landes schützen.“