Die EZB hält schätzungsweise EUR 440 Milliarden an wertlosen Giftmüllpapieren und dubiosen Staatsanleihen. Sollte Griechenland offiziell die Zahlungsunfähigkeit erklären, würde dies die Eigenkapitalreserven der Bank auslöschen. Für die Steuerzahler wird es jetzt richtig teuer
James Turk, FGMR.com, 14.06.2011
Die Solvenz der EZB wird aktuell aufgrund der brillanten Untersuchungen von „Open Europe“ in Frage gestellt. Diese unabhängige Denkfabrik geht davon aus, dass die „Europäische Union nun eine radikale Reform auf Grundlage wirtschaftlicher Liberalisierung, einer lockeren und flexibleren Struktur sowie größerer Transparenz und Verantwortlichkeit“ durchführen muss, damit die „überladenen Institutionen der Europäischen Union, die von den europäischen Bürgern geringgeschätzt werden,“ den „drängenden Herausforderungen des schwachen wirtschaftlichen Wachstums, des steigenden globalen Wettbewerbes, der Unsicherheit und einer heraufziehenden demographischen Krise“ gewachsen sind.
In einer Presseerklärung von Open Europe, die einen Bericht mit dem Titel „Auf Sand gebaut? – Die versteckten Kosten der Eurorettung“ vorstellt, werden verschiedene bedeutsame Punkte aufgeführt, die ich nachfolgend übernehmen werde. Meine eigenen Kommentare stehen in eckigen Klammern.
„Gleichzeitig zu den Multi-Milliarden-Interventionen des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union führte die Europäische Zentralbank ihre eigenen Rettungsoperationen durch, versorgte die insolventen Banken mit billigem Kredit und stützte die strauchelnden Eurozonen-Regierungen, obwohl sie damit gegen ihre eigenen Regeln verstößt. Letztendlich bürgen die Steuerzahler für die EZB, was bedeutet, dass es für den Steuerzahler versteckte – und wohlmöglich riesige – Kosten der Eurozonen-Krise gibt, die in den Büchern der EZB vergraben wurden.“ [Hervorhebungen hinzugefügt]
„Im Ergebnis sieht die Bilanz der EZB nun zunehmend anfälliger aus. Wir gehen davon aus, dass die EZB im Hinblick auf die strauchelnde Eurozonen-Ökonomien (den sogenannten PIIGS) Risiken in Höhe von rund EUR 444 Milliarden hält – einem Betrag der ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt von Finnland und Österreich zusammengenommen entspricht.
Obwohl nicht alle von diesen Vermögenswerten und Krediten ´schlecht` sind, könnten viele von ihnen zu bedeutenden Verlusten bei der EZB führen, sollte sich die Eurozonen-Krise weiter verschlimmern. Besonders kritisch ist, dass es den strauchelnden Banken insolventer Länder erlaubt wurde, ihre riskanten Wertpapiere aus ihren eigenen Bilanzen auf die der EZB zu übertragen, während sie dafür im Gegenzug EZB-Kredite erhielten. Bei vielen dieser Papiere ist eine Wertermittlung extrem schwer.“
[Höchstwahrscheinlich haben diese Wertpapiere einen wesentlich geringeren Wert, als den, der in der Bilanz der EZB ausgewiesen ist.]
„Alles in allem ist die EZB aktuell mit einem Faktor von rund 1:23 bis 1:24 gehebelt und hält gerade einmal EUR 82 Milliarden an Kapital und Reserven…Das bedeutet, sollten die von der EZB gehaltenen Vermögenswerte um gerade einmal 4,25% im Wert fallen, dass die gesamten Kapitalreserven aufgrund von Buchungsverlusten auf Kredite oder Staatsschulden ausgelöscht würden.“
[Die EZB ist viel zu stark fremdkapitalfinanziert, genauso wie die staatlichen Kreditnehmer, deren Interessen sie dient, indem sie sie rettet.]
„Heftige Verluste der EZB sind nicht mehr länger ein abstraktes Risiko, da Griechenland innerhalb der nächsten Jahre wahrscheinlich die Zahlungsunfähigkeit erklären muss, selbst wenn es ein neues Rettungspaket von der EU und dem IWF erhalten würde. Dies würde auch die griechischen Banken zu Fall bringen.“
[Hier ist Open Europe außerordentlich optimistisch, da durchaus die Möglichkeit besteht, dass der formelle Bankrott Griechenlands schon in „Monaten“, wenn nicht gar „Wochen“ eintritt. Griechenland hat ja bereits informell die Zahlungsunfähigkeit erklärt, da das Land nicht in der Lage ist – und wahrscheinlich auch nicht gewillt ist – seine Schulden zurückzuzahlen.]
„Wir gehen davon aus, dass in der Bilanz der EZB griechische Vermögenswerte in Höhe von rund EUR 190 Milliarden stehen [also mehr als das doppelte der Eigenkapitalbasis der EZB], um den griechischen Staat und die griechischen Banken zu stützen.
Sollte Griechenland die Hälfte seiner Schulden umstrukturieren – was notwendig wäre, um die Staatsverschuldung auf nachhaltige Niveaus abzusenken – würde die EZB aus griechischen Staatsanleihen und von griechischen Banken hinterlegten Sicherheiten Verluste in Höhe von EUR 44,5 Milliarden bis EUR 65,8 Milliarden einfahren. Dies entspräche zwischen 2,35% und 3,47% der von der EZB gehaltenen Vermögenswerte, was bedeutet, dass dies bereits fast die gesamte Eigenkapitalbasis der EZB auslöschen würde.“
[Noch einmal: Open Europe ist hier außerordentlich kulant, da davon ausgegangen wird, dass lediglich 50% der griechischen Schulden umstrukturiert würden. Am Ende sind jedoch alle Schulden gleich schlecht.]
„Durch einen Verlust dieser Größenordnung wäre die EZB zahlungsunfähig und müsste rekapitalisiert werden. Die EZB müsste dann mit dem Gelddrucken beginnen [Die EZB macht in Wirklichkeit nichts anderes, als Geld zu drucken. Sie müsste also noch mehr Geld drucken, als ohnehin bereits der Fall ist.], um die Verluste auszugleichen, oder die Regierungen der Eurozone zu bitten, dass über Nachschussaufforderungen gegenüber den nationalen Zentralbanken weitere Gelder bereitgestellt werden.“
[Diese Nachschussaufforderungen zum Zwecke der Eigenkapitalerhöhung könnten in Form von Eurobeträgen erfolgen. Die nationalen Zentralbanken müssten die Gelder dann am Kapitalmarkt aufnehmen oder drucken. Die EZB könnte die Gelder aber genauso gut in Form von Gold anfragen, da Gold ihr einzig echtes Kapital darstellt. Es ist jedoch unklar, ob die nationalen Zentralbanken – also die, die noch Gold besitzen – überhaupt bereit dazu wären, der EZB ihre verbliebenen Goldbestände teilweise oder vollständig zu transferieren.]
„Die erste Option würde Inflation zur Folge haben, was für Deutschland unakzeptabel ist [und für die anderen Menschen in der EU natürlich auch], während die zweite Option nichts weniger als ein weiteres vollumfängliches Rettungspaket wäre, wobei die Steuerzahler im Gegensatz zu den vorangegangenen Kreditgarantien zur Rettung der Eurozonen-Staaten dieses Mal eine Vorauszahlung leisten müssten.“
„Die Maßnahmen, die die EZB während der Finanzkrise ergriffen hat, lasten nicht nur schwer auf der Bilanz, sondern schaden auch ihrer Glaubwürdigkeit.“
[Die Glaubwürdigkeit der EZB ist bereits zu weiten Teilen zerstört worden. Dies geschah im Mai vergangenen Jahres, als sich die EZB dem Willen der Politiker beugte, die die EZB im Rahmen ihrer Bemühungen, die köchelnde Griechenland-Krise zu lösen, dazu zwangen, gegen ihre eigenen Regeln zu verstoßen und griechische Staatsanleihen aufzukaufen. Und die EZB hat diesen ruinösen Weg der Aufkäufe von Staatsanleihen überschuldeter Länder dann auch weiter fortgesetzt.]
Praktisch gesehen, ist die EZB pleite. Die Türen der EZB bleiben nur aus einem einzigen Grund weiter offen – und zwar, weil die Bank mit den altbekannten Buchhaltungstricks insolventer Banken arbeitet.
Die meisten Menschen bekommen überhaupt nicht mit, wenn eine Bank in die Zahlungsfähigkeit abrutscht, wenn diese die von ihr gehaltenen Wertpapiere nicht auf den realen Wert berichtigt und die Abschreibungen in ihren Büchern vornimmt. Die Bank und ihre Direktoren handeln somit völlig rücksichts- und verantwortungslos, da die Verluste der Wertpapiere bedeutend höher sind, als das Kapital der insolventen Bank.
Die Insolvenz wird erst dann augenscheinlich, wenn die Bank die Geschäfte einstellt – eine Wahrheit, die sich sehr gut an dem Zusammenbruch von Lehman Brothers beobachten ließ. Bei Lehman Brothers fing zu Beginn des Jahres 2008 alles damit an, dass ein paar Spekulanten auf fallende Kurse setzten und einige Bankkunden damit begannen, ihre Einlagen abzuziehen.
Der Markt wurde dann sukzessive der Tatsache gewahr, dass Lehman zahlungsunfähig ist, obwohl dies anhand der Bilanz überhaupt nicht ersichtlich war. Dies hatte dann zur Folge, dass der Aktienpreis von Lehman in eine Todesspirale geriet, während sich Erkenntnis, dass Lehman pleite ist, immer weiter verbreitete.
Der Bericht von Open Europe sorgt nun dafür, dass sich die Menschen die Bilanz der EZB und die zugänglichen Fakten genauer ansehen und sich die Frage stellen, ob die EZB nun pleite ist oder nicht. Die Implikationen für die Halter von Euros sind unheilvoll, genauso wie dies in 2008 für die Aktieneigner von Lehman Brothers der Fall gewesen ist.
Die vorgenannten Sachverhalte sollten nun jedoch nicht zu dem Trugschluss führen, dass die Probleme ausschließlich auf den Euroraum beschränkt sind. In einem diese Woche in der Zeitschrift Barron´s veröffentlichten Artikel über den Bericht von Open Europe heißt es:
„Die U.S. Federal Reserve trägt einen Verschuldungsgrad zur Schau, der doppelt so hoch ist wie der der EZB und bei über 1:50 liegt, doch sind die gehaltenen US-Staatsanleihen von höherer Qualität als die PIIGS-Schulden.“
Bei diesem Kommentar übergeht man jedoch einfach die Tatsache, dass US-Staatsanleihen nur 55% der von der US-Notenbank Federal Reserve gehaltenen Vermögenswerte ausmachen. Ein Großteil der von der FED gehaltenen Vermögenswerte ist Giftmüll oder illiquide. Darüberhinaus ist es bei den US-Staatsanleihen genauso unwahrscheinlich wie bei den Staatschulden anderer überschuldeter Länder auch, dass diese jemals wieder zurückgezahlt werden.
Es gibt somit nur eine logische Schlussfolgerung. Angesichts der Tatsache, dass die Rückzahlung der Schulden über die finanziellen Möglichkeiten der überschuldeten Kreditnehmer hinausgeht, wird ein bedeutender Teil des Schuldenüberhangs auf dem Planeten nie zurückgezahlt werden. Und da bedeutende Teile dieser Schulden zu den wichtigsten Vermögenswerten gehören, mit denen heutzutage die nationalen Währungen gedeckt werden, kommt es bei diesen Währungen natürlich auch zu einer Entwertung.
Bei dieser Geldentwertung verhält es sich genauso, wie bei den korrupten und autokratischen Königen und Herrschern vergangener Zeiten, über die wir in den Büchern zur Geldgeschichte lesen können. Sie betrogen ihre Bürger, indem sie den Münzen Blei oder andere unedle Metalle beimischten, um so den Gold- und Silbergehalt herabzusetzen.
Heutzutage begründet sich die Entwertung der Fiatwährungen jedoch durch die nicht rückzahlbaren Kredite überschuldeter Regierungen, die von korrupten und autokratischen Bürokraten und Politikern sowie ihren handzahmen Zentralbankern gesteuert werden. Diese Beobachtung unterstreicht eine Problematik, auf die ich in der Vergangenheit wiederholt hingewiesen habe, und zwar, dass die Zentralbanken ein barbarisches Relikt der Vergangenheit darstellen.