Die Weltbevölkerung wächst, die Geldmenge explodiert und die Goldproduktion sinkt: Die klassischen Zyklen der Goldminenproduktion sind nicht mehr länger gültig. Das Goldfördermaximum wurde in 2001 erreicht. Innerhalb der nächsten 3 Jahre wird die Goldproduktion erneut zurückgehen und in den nächsten Jahrzehnten wird sie ebenfalls rückläufig sein. Wir betreten hier also gänzlich neue Gefilde

Dr. Thomas Chaize, Energy & Mining Newsletter, 28.06.2011

In 2010 stieg der Goldpreis, die weltweite Goldproduktion und das Investoreninteresse an Gold. Dies bereitet den anspruchsvollen Investoren durchaus Sorgen, da diese im Gegensatz zur Masse der Investoren gerne zu niedrigen Preisen kaufen. Die Frage, die sich stellt, ist, ob die Welt durch die aktuellen Produktionssteigerungen überfordert werden wird?

Die bedeutendsten goldproduzierenden Länder in 2010

China: Die chinesische Goldproduktion konnte nun bereits das 11. Jahr in Folge weiter zulegen. China ist in 2010 mit 345 Tonnen Gold das dritte Mal in der Geschichte der weltgrößte Produzent gewesen. Hier kommt auch noch hinzu, dass China ganz im Gegensatz zum allgemeinen Trend der goldproduzierenden Länder seine Goldförderung weiter ausweitet. Die Chinesen haben bereits verlautbart, dass sie damit rechnen, ihre Goldproduktion innerhalb der nächsten 3 Jahre auf über 400 Tonnen jährlich erhöhen zu können.

Australien: Australien ist der zweitgrößte Goldproduzent der Welt und förderte in 2010 insgesamt 255 Tonnen des gelben Metalls, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 15% bedeutet. Nichtsdestotrotz bleibt Australien immer noch rund 20% unter seinem Produktionsniveau des Jahres 1998.

USA: Die Goldproduktion in den Vereinigten Staaten ist bereits seit 1998 rückläufig und seitdem um 37% gefallen. Die geförderte Menge hat sich innerhalb der vergangenen 4 Jahre im Bereich von rund 230 Tonnen stabilisieren können.

Südafrika: Die Goldproduktion in Südafrika sinkt stetig. Bis 2006 war das Land der weltgrößte Goldproduzent, doch nachdem Südafrika über 100 Jahre praktisch eine Vormachtstellung inne hatte, kam es in 2007 nur noch auf Platz 2 und rutschte in 2010 weiter auf Rang 4 ab. Die Goldproduktion Südafrikas ist innerhalb der vergangenen 40 Jahre um 80% eingebrochen. In diesem Zusammenhang ist durchaus erwähnenswert, dass die chinesische Goldproduktion des Jahres 2010 gerade einmal ein Drittel der Jahresproduktion Südafrikas Ende der 60er Jahre ausmacht.

Russland: Die Goldproduktion der Russen hält sich weiter auf dem Niveau von rund 190 Tonnen.

Peru: Die Goldproduktion des lateinamerikanischen Landes erreichte im Jahre 2005 mit 208 Tonnen ihren Höhepunkt. In 2010 wurden nur noch 170 Tonnen Gold gefördert. Obwohl es in Peru insgesamt mehr als 300 Minen und Goldproduzenten gibt, kommt mehr als 50% des geförderten Goldes aus den zwei größten Minen des Landes, die sich in der Goldminenregion des Amazonas-Regenwalds befinden.

Indonesien: Das Land förderte in 2010 rund 120 Tonnen Gold, was seit dem Höhepunkt der Produktion im Jahre 2006 einen Rückgang um 27% darstellt. Die Hälfte allen geförderten Goldes kommt von einer einzigen Firma, deren Produktion in 2010 um 7% zurückging.

Kanada: Das nordamerikanische Land bleibt weiterhin weit unter seinem Förderniveau der Jahre 1941 (166 Tonnen Gold) und 1991 (177 Tonnen Gold). In 2010 lag die Goldproduktion bei gerade einmal 90 Tonnen.

Die kleineren goldproduzierenden Länder – wie Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Ghana, Kasachstan, Mali, Mexiko, Marokko, Usbekistan, Papua, Philippinen und Tansania – förderten in 2010 mehr als ein Drittel der weltweiten Goldproduktion. Im Jahre 1969 lag dieser Prozentsatz noch bei unter 10%.

Auf der Suche nach neuen Goldlagerstätten müssen die Minenbetreiber immer tiefer in feindliche Gebiete wie Wüsten, Regenwälder und Polargebiete vorstoßen, um so an die letzten Reste des Goldes zu kommen.

Die klassischen Zyklen der Goldproduktion sind nicht mehr länger gültig

In 2009 und 2010 erklärte ich, dass es zu einem vorübergehenden Anstieg der Goldproduktion kommen könne, was auf die mit dem Krisenjahr 2008 in Zusammenhang stehenden niedrigeren Produktionskosten zurückzuführen ist. Darüberhinaus wies ich auf den Höhepunkt der Goldproduktion im Jahre 2001 hin. Seit 2001 ist die weltweite Goldproduktion um rund 240 Tonnen zurückgegangen und beläuft sich aktuell auf insgesamt 2.500 Tonnen.

Die Frage, ob das hohe Niveau der Goldproduktion überhaupt aufrechterhalten werden kann, ist durchaus berechtigt. Im Jahre 1980 hatten wir eine ähnliche Situation vorliegen. Die Goldproduktion stieg, was dann zur Folge hatte, dass der Goldpreis während der nächsten 20 Jahre sank. Hierzu ist anzumerken:

1. Von 1970 bis 1980 war die weltweite Goldproduktion rückläufig und stagnierte, was zu einem höheren Goldpreis führte. Zuvor war der Goldpreis über Jahrzehnte hinweg viel zu niedrig gewesen, was die Goldminen dazu zwang, den Betrieb einzustellen, da die Produktionskosten über dem Verkaufspreis lagen.

Von 1980 bis 2001, also über einen Zeitraum von rund 20 Jahren, kam es zu einem Anstieg bei der Goldproduktion, was dann zu einem niedrigeren Goldpreis führte. Die Goldminen produzierten daraufhin immer größere Mengen, um den Preisrückgang von USD 850 pro Unze auf unter USD 250 pro Unze kompensieren zu können.

2. Von 2001 bis 2008 hatten wir einen Rückgang der Goldproduktion zu verzeichnen, während der Goldpreis zwischen 2008 und 2010 weiter anstieg. Die Goldproduktion ging während dieses Zeitraums um 340 Tonnen zurück, während sich der Goldpreis verdreifachte. Der Goldpreis war viel zu niedrig, als dass er Anreize für die Inbetriebnahme neuer Goldminen und Erkundungsprojekte geboten hätte.

Seit 2008 bewegen sich die Goldproduktion und der Goldpreis in ein und dieselbe Richtung. In einer derartigen Situation – also wenn es sich hierbei um einen „normalen“ Zyklus handeln würde – müsste man davon ausgehen, dass eine Überversorgung eintritt, was wiederum für einen Abwärtsdruck beim Goldpreis sorgt.

Der Goldpreisanstieg der vergangenen 10 Jahre würde normalerweise zu einer Überproduktion und somit zwangsläufig zu einem niedrigeren Preis führen. Die Goldminenfirmen, die gerade ihre neuen Goldminen in Betrieb genommen haben, würden auf eine derartige Entwicklung mit einer Ausweitung der Produktion und der Suche nach neuen Lagerstätten reagieren.

Aber seit 2001 sind die alten Zyklen hinfällig geworden, da Gold bereits sein Produktionshöhepunkt erreicht hat. Wir befinden uns nun in einer Art Superzyklus und betreten somit völlig neues Territorium.

In einigen goldproduzierenden Ländern kam es nach der Krise des Jahres 2008 vorübergehend zu einer leichten Stabilisierung der Produktionskosten. Aufgrund des leichten Rückgangs bzw. der Stabilisierung der Produktionskosten der Goldminenbetreiber bei gleichzeitig steigendem Goldpreis kam es zu einem vorübergehenden Anstieg bei der Goldproduktion.

Dies ist jedoch nur eine vorübergehende Erscheinung und stellt keine Veränderung des Trends dar. Strukturell hat sich überhaupt nichts geändert. Innerhalb der nächsten 1 bis 3 Jahre wird die weltweite Goldproduktion erneut zurückgehen, weil schlichtweg kein Land mehr in der Lage sein wird, über 1.000 Tonnen des gelben Metalls zu produzieren, so wie es Südafrika in den 60er Jahren gelang.

Goldproduktion in 2010, 2020 und 2030

Zwischen 1959 und 2010 ist die Goldproduktion um einen Faktor von 2,1 gestiegen. Zur selben Zeit stieg die Weltbevölkerung um einen Faktor von 2,2. Somit wurde in 2010 pro Kopf dieselbe Menge Gold gefördert wie im Jahre 1959.

Legt man das Verhältnis zwischen der weltweiten Goldproduktion und der Weltbevölkerung zugrunde, dann wurden in 2010 pro Kopf rund 0,36 Gramm Gold gefördert, was dem Durchschnitt der vergangenen 100 Jahre in Höhe von 0,37 Gramm sehr nahe kommt.

Nach einigen Schätzungen soll die Weltbevölkerung sich im Jahre 2020 auf 7,2 Milliarden Menschen belaufen und in 2030 eine Größe von 8,2 Milliarden Menschen erreichen. Das heißt, dass in 2020 eine jährliche Goldproduktion von 2.803 Tonnen und in 2030 von 3.034 Tonnen notwendig sein würde, um diesen Schnitt zu halten. In den nächsten 10 oder 20 Jahren wird es jedoch mit Sicherheit zu weiteren Rückgängen bei der Goldförderung kommen, da die Zahl der qualitativ hochwertigen Goldreserven immer weiter zurückgeht.

Es wird also eine Lücke zwischen dem Anstieg der Weltbevölkerung und dem Rückgang der Goldproduktion aufklaffen. Die Welt wird bei gleichzeitigem Anstieg der Weltbevölkerung und exponentiell zunehmender Geldmengenversorgung immer weniger Gold produzieren.

Zwischen 1959 und 2006, also während eines Zeitraums von gerade einmal 47 Jahren, verfünfundreissigfachte sich die US-Geldmenge M3. Seit 2006 weigert sich die US-Notenbank Federal Reserve der Öffentlichkeit mitzuteilen, wie viele Dollars gedruckt worden sind.

Wir erreichen also einen Punkt, wo das Wachstum der Weltbevölkerung und das exponentielle Wachstum der Geldmenge weiter anhalten, während das Wachstum der Goldproduktion ernsthaften Gefahren ausgesetzt ist…

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