Die Goldblase platzt…mit Sicherheit – wenn sie irgendwann einmal entstanden ist. Bis dahin wird der Goldpreis noch über viele Jahre hinweg weiter steigen

Frank Holmes, U. S. Global Investors, 22.08.2011

Golds 15%iger Preisanstieg der vergangenen 4 Wochen auf neue nominelle Rekordhöchststände hat dafür gesorgt, dass nun wieder zahlreiche Experten damit anfangen, von einer „Goldblase“ zu sprechen. Langfristig orientierte Goldbullen müssen sich das Gerede dieser Schwarzmaler bereits seit einem Goldpreis von USD 500 pro Unze anhören. Hätte man sich zum damaligen Zeitpunkt ihrem Gruppendenken angeschlossen, wären einem Zugewinne des gelben Metalls in Höhe von rund 270% entgangen.

Dies vorausgeschickt, sei hier angemerkt, dass bei Gold eigentlich eine Kurskorrektur ansteht. Es wäre überhaupt nicht verwunderlich, wenn der Goldpreis um 10% zurückgeht. In Wirklichkeit wäre es für die Märkte sogar von Vorteil, da dadurch die ganzen kurzfristig orientierten Spekulanten abgeschüttelt würden, während die langfristige Goldpreisentwicklung davon unberührt bliebe.

Vor 40 Jahren hat US-Präsident Richard Nixon das „Goldfenster geschlossen“. Das goldgedeckte globale Geldsystem, das im Jahre 1944 auf der Bretton Woods Konferenz ins Leben gerufen wurde, endete. Der US-Wirtschaft bescherte Nixon dadurch ein Jahrzehnt der Stagflation.

Zu jener Zeit hätte man für USD 1 noch 1/35 einer Unze Gold erhalten. Heute bekommt man für 1 USD rund 1/1.800 einer Unze Gold. Oder anders gesagt: Für einen US-Dollar bekommt man heutzutage nur noch so viel Gold, wie man im Jahre 1971 für 2 Cents bekam. Das bedeutet, dass die US-Verbraucher auf Goldbasis innerhalb der vergangenen 40 Jahre über 98% ihrer Kaufkraft verloren haben.

Der US-Dollar ist aber nicht der einzige Vermögenswert, den Gold innerhalb der letzten Jahrzehnte ausstechen konnte. Es gab auch Phasen, wo sich Gold im Wert besser entwickelte als der S&P 500. In der nachfolgenden Grafik wird die Kursentwicklung von physischem Gold mit der des Aktienindex S&P 500 während des Zeitraums 1971 bis 2011 verglichen.


Wie Sie sehen können, kam es nach Nixons Ankündigung der Schließung des Goldfensters umgehend zu einem Anstieg des Goldpreises. Diese Entwicklung erreichte dann im Jahre 1980 mit einem Goldpreis von USD 850 pro Unze ihren Höhepunkt.

Gold war während seines Preishochs im Jahre 1980 7,6-mal teurer als der S&P 500. In den darauffolgenden 20 Jahren ging der relative Wert von Gold gegenüber dem S&P 500 zurück. 1992 überholte der S&P 500 das gelbe Metall sogar. Im Jahre 1999 erreichte der Aktienindex gegenüber Gold seinen Höhepunkt und war 5,3-mal so wertvoll wie das gelbe Metall. Aktuell ist Gold rund 1,6-mal teurer als der S&P500.

Doch was führte während der Jahre 1980 bis 1999 zu dieser relativen Goldschwäche? Es war eine Veränderung der Regierungspolitik – derartige Veränderungen sind historisch gesehen immer ein Vorläufer für maßgebliche wirtschaftliche Veränderungen und werden von uns bei U.S. Global Investors daher grundsätzlich mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.

Um seinen relativen Wert gegenüber dem S&P 500 während der Jahre 1979 bis 1980 wieder zu erreichen, wo das gelbe Metall 7,6-mal wertvoller war als der Aktienindex, müsste der Goldpreis laut John Doody von Gold Stocks Analyst auf USD 10.000 pro Unze steigen. Obwohl dieses Szenario unwahrscheinlich ist, verdeutlicht es doch, dass all das Gerede über eine „Goldblase“ reiner Schwachsinn ist.

Ein Punkt, mit dem das Gerede über die „Goldblase“ ebenfalls leicht widerlegt werden kann, ist die Tatsache, dass die negativen Realzinsen mit Sicherheit noch eine ganze Weile weiter anhalten werden. Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass ein negativer Realzins – einer der maßgeblichen Triebkräfte angstbasierter Käufe – historisch gesehen, immer ein zauberhaftes Mittel gewesen ist, den Goldpreis weiter in die Höhe zu treiben.

Die magische Zahl für den Realzins ist 2%, also wenn man inflationsbereinigt mehr als 2% Gewinn bei einer US-Staatsanleihe einstreichen kann. Gemäß der uns vorliegenden Daten gibt es eine allgemeine Tendenz steigender Rohstoffpreise, wenn der Realzins unter 2% fällt.

Im historischen Rückblick lässt sich sagen, dass Gold und Silber immer dann gestiegen sind, wenn der Realzins auf unter 2% absank. Und umso stärker der Realzins einbricht, desto stärker fallen die Zugewinne bei Gold aus. Steigt der Realzins jedoch über 2%, fangen die Zugewinne bei Gold und Silber damit an, sich ins Negative zu verkehren.

In diesem Zusammenhang sollte auch noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass es hier um politische Strategien und nicht um politische Parteien geht, die für dieses Phänomen verantwortlich sind. Während der 90er Jahre, als US-Präsident Clinton im Amt war, hatten die USA einen ausgeglichenen Haushalt, während die Renditen für US-Staatsanleihen (3%) über der Inflationsrate (rund 2%) lagen. Für Investoren gab es daher kaum Anreize, in Rohstoffe wie Gold zu gehen, das zu jener Zeit bei USD 250 pro Unze vor sich hindümpelte.

Seit 2001 kommt es in den USA zur einer zunehmenden staatlichen Regulierung aller Lebensbereiche. Darüberhinaus haben wir negative Realzinsen, die Sozialhilfeprogramme und staatlichen Zuwendungsprogramme werden ausgeweitet, während die Haushaltsdefizite immer größer werden. Diese Entwicklungen haben das Wirtschaftssystem der USA ins Ungleichgewicht brachten. Dieses Ungleichgewicht zwischen fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen ist es, das den Goldpreis in der Landeswährung immer weiter in die Höhe treibt.

Die FED hält den Leitzins bereits seit 2008 nahe 0%, während sie ihre Bilanz während desselben Zeitraums auf USD 1,4 Billionen aufgeblähte. Fakt ist, dass das US-Haushaltsdefizit in Höhe von 11% des BIP und die Verschuldung der Bundesregierung in Höhe von fast 65% des BIP so hoch sind wie seit 1950 nicht mehr. Dies trug dazu bei, dass der Goldpreis auf USD 1.000, USD 1.500 und USD 1.800 pro Unze stieg.

Und das ist ja lediglich ein Aspekt der langfristigen Goldpreisentwicklung. Ein weiterer Punkt, mit dem sich das Gerede über die „Goldblase“ leicht widerlegen lässt, ist, dass wir aktuell in eine saisonale Phase des Goldmarkts eintreten, wo die Nachfrage immer am stärksten ist.

In der Vergangenheit neigte der Goldpreis dazu, im August seine Tiefststände zu erreichen, doch in jüngster Zeit dauerte die nachfragestarke Goldsaison bis in den Sommer an, was mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan zusammenhängt, der jedes Kalenderjahr um weitere 10 Tage nach vorne rückt. Dieses Jahr begann Ramadan am 1. August.

Das World Gold Council (WGC) bestätigte in seinem jüngsten Bericht zur weltweiten Goldnachfrage, dass sich die Asiaten weiterhin in starkem Umfang für Gold begeistern. Das WGC erklärte, dass die chinesischen und indischen Käufer auch künftig die „maßgeblichen Treiber“ der Goldnachfrage sein werden und aktuell für „52% der Nachfrage nach Barren und Münzen und 55% der Schmucknachfrage“ verantwortlich sind.

Die chinesische Goldnachfrage stieg um 25%, während die Goldnachfrage Indiens um 38% anzog. Das WGC erklärt dieses Wachstum mit „zunehmenden wirtschaftlichen Wohlstandsniveaus, hohen Inflationsniveaus und den bevorstehenden wichtigen Festivitäten, bei denen Gold gekauft wird.“

Doch China und Indien sind nicht die einzigen Schwellenmärkte, die sich für Gold begeistern. Vietnam, Indonesien, Südkorea und Thailand – die vom WGC als „VIST“-Länder bezeichnet werden –  sind ebenfalls wichtige goldverbrauchende Länder.

Wie Sie in der nachfolgenden WCG-Grafik sehen können, deutet vieles auf eine weiter steigende Goldnachfrage bei den VIST-Ländern hin, speziell im Schmuckbereich. Nachdem es in 2009 zu einem starken Nachfrageeinbruch gekommen war, stieg sie vergangenes Jahr wieder um 253 Tonnen an. Und obwohl die Schmucknachfrage der VIST-Länder in 2010 auf historische Tiefststände absank, legte die Investmentnachfrage während desselben Zeitraums dramatisch zu.


Genauso wie China und Indien verfügen auch Vietnam, Indonesien, Südkorea und Thailand über eine 2.000 Jahre Goldtradition. Gold ist aufs Engste mit der Kultur, Religion und Wirtschaft dieser Länder verknüpft. Und laut dem WCG ist die Schmucknachfrage und die Investmentnachfrage in diesen Regionen praktisch nicht auseinanderzuhalten:

„Bei der Nachfrage nach Gold als einem Vermögensspeicher oder Medium zum Sparen, einem glückverheißenden Geschenk oder einer Versicherung gegen unvorhergesehene Risiken, ist zu weiten Teilen unerheblich, in welcher Form es angeboten wird.“

Diese starke Goldbindung bedeutet, dass der steigende Goldpreis den Bürgern Vietnams, Indonesiens, Südkoreas und Thailands, deren Vermögen gerade weiter wächst, wenig Anlass zur Sorge gibt – Gold wird auch in Zukunft ganz oben auf ihrer Einkaufsliste stehen.

Irgendwann werden die Goldpreise mit Sicherheit wieder fallen. Sie sollten jedoch besser nicht davon ausgehen, dass dies in nächster Zeit passieren wird. Wir rechnen damit, dass sich Gold aufgrund der beiden Preistreiber – dem angstbasierten und dem Gold-affinen Handel – noch mehrere Jahre auf hohen Preisniveaus bewegen wird.

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