Nick Barisheff, BMG Bullion, Oktober 2011

Die jüngste Gold-Korrektur hat die Finanzkommentatoren wieder einmal dazu veranlasst, vor einer Blase zu warnen, genauso wie sie dies bereits seit dem Zeitpunkt tun, als das gelbe Metall erstmals über USD 400 pro Unze geklettert ist. Eine Blase endet gewöhnlich einen Tag nach dem Erreichen spekulativer Höchststände, aber nicht nach Korrekturen, wie wir sie in jüngster Zeit beobachten konnten oder wie wir sie im August sahen, als dem Rückgang in Höhe von USD 200 pro Unze die Fortsetzung des bereits seit über einem Jahrzehnt anhaltenden Goldpreisanstiegs folgte.

Dass Gold weiterhin die Sorgenwand empor klettert, während es von so Vielen als Blase bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit ein extrem positiver Indikator, da Finanzblasen erst nach einer überschwänglichen und euphorischen Phase zu platzen pflegen. Von dem Zeitpunkt, wo sich die Menschen tagein, tagaus in langen Schlangen anstellen, um Gold zu kaufen, wie dies in Toronto im Jahre 1980 der Fall gewesen ist, sind wir noch weit entfernt.

„Gold ist kein Finanzwert, den man mit Dot.com-Aktien oder Apartments in Miami vergleichen könnte, und es ist auch kein Rohstoff wie Schweinbäuche oder Rohöl. Es ist die ultimative Währung für den wahrhaft gerissenen Vermögensbesitzer in Zeiten substantieller und uneingeschränkter Kreditschaffung.“ – Fondsmanager Paul Brodsky

Die Vorwürfe der Schwarzmaler einfach beiseite zu wischen, ist jedoch niemals ausreichend, wenn man über Gold spricht. Gold wird auch in Zukunft der aggressivsten Propaganda ausgesetzt sein, die überhaupt irgendeiner Vermögensklasse zuteil wird, da das Metall für alle weltweiten Fiatwährungen eine direkte Gefahr darstellt. Und da dieses Mal keine der Papierwährungen goldgedeckt ist, handelt es sich hierbei in der Tat um eine echte Herausforderung.

Die Warnung vor einer Blasenbildung am Goldmarkt sowie die zahlreichen anderen Gründe, warum man kein Gold besitzen sollte, werden auch in Zukunft unvermindert vorgebracht werden, während Gold bis auf USD 10.000 pro Unze oder noch weiter steigt.

Sich mit unabhängigen Untersuchungen über die dem Anstieg des Goldpreises zu Grunde liegenden Ursachen auseinanderzusetzen, ist meines Erachtens die beste Methode, um die entsprechende Zuversicht zu erlangen, Gold zu kaufen und es solange zu halten, dass man sein Vermögen über die uns bevorstehenden turbulenten Jahre hinüberrettet.

Das ist auch die Grundprämisse meines bald erscheinenden Buchs „USD 10.000 Gold – Warum wir früher dort sein dürften, als Sie denken“. In diesem Artikel werden wir uns mit den wichtigsten Gründen auseinandersetzen, warum Gold sich in keiner Blase befindet und die nächsten Jahre weiter im Wert steigen wird.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man sich mit Gold auseinandersetzen kann. Die erste Methode ist der westliche Ansatz, wo Gold durch eine vom Fiatgeld geschliffene Linse betrachtet wird. Bei diesem Ansatz wird Gold als ein Vermögenswert erachtet, der wie jede andere Vermögensklasse oder jeder andere Rohstoff auch zum Zwecke von Währungsgewinnen gehandelt werden kann.

Die zweite Art, sich mit Gold auseinanderzusetzen, ist die Methode, die gegenwärtig auch bei den weltgrößten Goldkäufern Anwendung findet. Die Chinesen, Inder und die Menschen im Nahen Osten sehen Gold als ein Mittel des Vermögensschutzes an, das im Grunde wie Geld funktioniert. Diese zweite Gruppe wird schlussendlich auch dafür verantwortlich sein, dass sich der Goldpreis in einen fünfstelligen Preisbereich schraubt.

Viele dieser Menschen haben im Hinblick auf die Verheerungen, die eine Währungskrise beim Vermögen anrichten kann, unmittelbare Erfahrungen gemacht. Die aggressivsten Goldkäufer, die Chinesen, hatten zwischen 1947 und 1949 eine 4.000%ige Inflation durchmachen müssen.

Wäre Gold ein Rohstoff, würde es sich in der Tat einer Blase befinden. Gold ist aber kein Rohstoff. Gold fungiert seit über 3.000 Jahren als Geld, und das ist auch heute noch so. Und obwohl man diese Tatsache öffentlich nie einräumt, wird Gold bei allen Banken und Handelshäusern in den Währungsabteilungen gehandelt und von Zentralbanken gehalten.

Seit 2009 haben sich die weltweiten Zentralbanken in Nettogoldkäufer verwandelt. Der Pensionsfonds-Manager Shane McGuire argumentiert in seinem Buch „Hartgeld: Gold auf ein höheres Investmentniveau heben“, dass Gold und Silber in Wirklichkeit die neueste Anlageklasse sind und nicht die älteste, da sie bis vor 40 Jahren noch Geld waren. Viele Leser werden sich noch an die Zeit erinnern können, wo man in den Geschäften mit Silberdollars zum Nennwert bezahlte.

Um unsere Kunden von der papiergeldlastigen Denkweise zu befreien, ermutigen wir sie, lieber in Goldunzen zu denken als in Dollars – eine Aufgabe, die bedeutend einfacher ist, wenn man tatsächlich auch Gold besitzt. Wir ermutigen sie, Fragen zu stellen wie beispielsweise die Folgenden: „Wie stellt sich das Risiko eines Investments in Unzen dar?“ oder „Mit wie viel Unzen kann ich als Zugewinn rechnen?“

Diese Perspektive eröffnet dem Betrachter einen entscheidenden Einblick in die wahre Natur des Goldes, da man dadurch begreift, dass es nicht der Goldpreis ist, der steigt, sondern es vielmehr die Währungen sind, die gegenüber Gold im Wert fallen.

Im Lichte dessen können wir uns auch die Charakteristika des Goldpreisanstiegs anschauen, welche verdeutlichen, dass sich Gold nicht nur in keiner Blase befindet, sondern auch so gut feststeht (außer die gegenwärtige Geldpolitik erfährt eine dramatische Wende), dass das Metall auf USD 10.000 pro Unze oder noch höher klettert wird. Diese Charakteristika sind:

1. Der Verlust der Kaufkraft der weltweiten Währungen,
2. Die inflationären Auswirkungen der Geldschaffung,
3. Unumkehrbare Trends, die zum Goldpreisanstieg führen.

1. Der Kaufkraftverlust der weltweiten Währungen

Ein Warenkorb, der im Jahre 1800 USD 100 gekostet hätte, hätte im Jahre 1902 USD 102 gekostet. Während dieses Zeitraums war der Dollar an Gold gekoppelt. Heute würde derselbe Warenkorb über USD 4.000 kosten. Das ist es, was wir mit Kaufkraftverlust meinen.

Während des vergangenen Jahrzehnts haben der kanadische Dollar, der Euro und der japanische Yen gegenüber Gold mehr als 70% ihrer Kaufkraft eingebüßt. Der US-Dollar und das Britische Pfund verloren gegenüber Gold über 80% an Wert.

In der nächsten Grafik betrachten wir einen längeren Zeitraum. Der Chart zeigt, wie sich dieselben Währungen seit der Schließung des Goldfensters durch US-Präsident Nixon im Jahre 1971 entwickelt haben:

Doch was ist der Grund für diesen Kaufkraftverlust und wird er weiter anhalten? Währungen verlieren gegenüber Gold aus einem ganz simplen Grund an Kaufkraft: Die Geldmenge steigt schneller als die Goldmenge. Physisches Gold ist die Geldart, die sich von den Regierungen nicht künstlich vervielfachen lässt.

Seit 1980 sind die physischen Goldbestände jährlich im Schnitt um 3% gestiegen. In der nächsten Grafik sehen Sie eine Gegenüberstellung des jährlich hinzukommenden Goldes und der Rate der Geldschaffung. Es ist offenkundig, dass die Geldmenge mit einer wesentlich höheren Rate anwächst:

Eine weitere Möglichkeit, den Kaufkraftverlust zu veranschaulichen, besteht darin, sich die Menge an Unzen anzusehen, die während unterschiedlicher Perioden benötigt wurden, um sich ein Haus, ein Auto oder den Dow Jones zu kaufen.

Im Jahre 1971 kostete ein Durchschnittsauto 66 Unzen Gold; ein Durchschnittshaus kostete 703 Unzen Gold und der Dow Jones kostete 25 Unzen Gold. Heute bekommt man für 66 Unzen Gold fast schon vier Autos, während man sich mit 703 Unzen Gold zwei Häuser und mit gerade einmal 6,5 Unzen Gold den Dow Jones kaufen könnte:

2. Die inflationären Auswirkungen der Geldschaffung

In Webster´s Dictionary aus dem Jahre 1983 wird Inflation wie folgt beschrieben: „Inflation ist ein Anstieg der Menge des Geldes, der zu dem Fall seines Werts und einem Preisanstieg bei Waren und Dienstleistungen führt.“

Seit der Präsidentschaft von Bill Clinton hat sich der Verbraucherpreisindex (VPI) der US-Regierung von einem Indikator, der feste Vergleichsgrößen misst, in einen flexiblen Gradmesser des Lebensstandards verwandelt. Mithilfe diverser Machenschaften wie der „hedonistischen Regression“ und der „hedonistischen Substitution“ (wenn ein Steak zu teuer wird, wird es durch einen Hamburger ersetzt) gelang es, die reale Inflation massiv zu schönen.

Die Währungsentwertung [Währungsverunreinigung] – ein Begriff, der auf die Gepflogenheit der Römer zurückgeht, Gold- und Silbermünzen auszuhöhlen und mit unedlen Metallen zu füllen – führt direkt zu Inflation. Die paar Dutzend Hyperinflationen, die im Laufe der Menschheitsgeschichte stattfanden, wurden stets dadurch verursacht, dass die Regierungen versuchten, ein schwaches Wirtschaftswachstum durch die Geldschaffung zu kompensieren. Sie taten also genau das, was wir auch heute beobachten können.

Die nachfolgende Grafik zeigt, dass diese Geldschaffung in den USA bereits ins Exponentielle übergegangen ist:

Glücklicherweise gibt es mit John Williams von Shadowstats einen Ökonomen, der den ursprünglichen Warenkorb, den die Regierung zu Beginn der 90er Jahre für die Ermittlung der Inflation zu Grunde legte, auch heute noch weiterberechnet. Seine Daten zeigen, dass die Inflation in Wirklichkeit bedeutend höher ist, als öffentlich eingeräumt wird. Sein VPI liegt bei 12%, also acht Prozentpunkte höher als die „offiziell“ ausgewiesene Inflation.

Letztendlich werden wir alle der Wahrheit bezüglich der Inflation ins Auge sehen müssen, eine Wahrheit, über die sich jeder, der isst, mit dem Auto fährt oder seine Kinder auf die Hochschule schickt, schon heute im Klaren ist. Die nachfolgende Tabelle zeigt, wo der Goldpreis und der Silberpreis heute liegen müssten, wenn wir die VPI-Daten von Williams zu Grunde legen:

3. Unumkehrbare Trends, die zum Goldpreisanstieg führen

Neben den unumkehrbaren Trends gibt es auch noch zahlreiche umkehrbare und voneinander unabhängige Trends, die direkte Auswirkungen auf die Goldpreisentwicklung haben. Zu den bekanntesten Trends gehören die Zentralbankkäufe, die Goldkäufe der Chinesen und Inder, die Wegbewegung vom US-Dollar, das Goldfördermaximum und die Gold-Unterinvestition von Pensionsfonds.

Die Zentralbanken agierten praktisch zwei Jahrzehnte als Nettoverkäufer, und zwar bis 2009, von da an wurden sie wieder zu Nettokäufern. Wir können davon ausgehen, dass der aktuelle Trend ebenfalls zwei Jahrzehnte anhalten dürfte.

Während des Goldbullenmarkts Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war es der chinesischen Bevölkerung nicht erlaubt, Gold zu kaufen. Heute werden sie von ihrer Regierung sogar noch dazu ermutigt, Gold zu halten, ja man hat sogar einige bedeutende Neuerungen implementiert, um dieses Ziel weiter voranzutreiben.

Und die chinesische Regierung geht mit gutem Beispiel voran: Chinas Zentralbank erklärt öffentlich, dass sie ihre Goldreserven gerne von 1.100 Tonnen auf 6.000 Tonnen erhöhen würde. Inoffiziell wird die Zahl von 10.000 Tonnen genannt.

Es können kaum Zweifel daran bestehen, dass aktuell eine Flucht aus dem US-Dollar im Gange ist, da die weltweiten Regierungen immer mehr das Gefühl haben, den USA bliebe keine andere Wahl, als ihre Währung weiter zu entwerten, um die bestehenden Forderungen bedienen zu können.

Ebenso wie das Ölfördermaximum tritt auch das Goldfördermaximum dann auf, wenn es den Goldminen trotz steigender Preise nicht gelingt, die Produktion zu erhöhen oder neue Vorkommen zu entdecken. Seit dem Jahre 2005 ist die Goldproduktion gesunken, und in 2010 lag sie geringfügig höher. In dem jüngst veröffentlichten und umfassenden Standard Chartered Report heißt es dazu:

„Bei unserer Untersuchung von 375 weltweiten Goldminen und -projekten stellten wir fest, dass die Goldminenindustrie nach 10 Jahren des Bullenmarkts nur wenig getan hat, um die Produktion zu erhöhen. Bei unserem Hauptszenario liegt die jährliche Wachstumsrate (CAGR) bei der Goldproduktion innerhalb der nächsten 5 Jahre bei gerade einmal 3,6%.“

Und da die Pensionsfonds aktuell weniger als 1,5% ihres Vermögensbestands in Form von physischem Gold halten, werden sie keine andere Wahl haben, als ihre Positionen weiter auszubauen, während Gold auch in Zukunft alle anderen Vermögensklassen hinter sich lassen wird.

Diese Trends sind sehr bedeutsam – aber alle diese Trends können sich, so unwahrscheinlich dies auch sein mag, natürlich wieder ändern. Was sich jedoch nicht ändern kann, sind die „unumkehrbaren Trends“.

Diese unumkehrbaren Trends haben eine indirekte Auswirkung auf den Goldpreis: Sie sorgen für ein schwaches Wirtschaftswachstum, was bei den Regierungen die Notwendigkeit entstehen lässt, diese Entwicklung durch eine fortwährend anhaltende Geldschaffung zu kompensieren. Die bedeutendsten „unumkehrbaren Trends“ sind:

1. Die alternde Bevölkerung,
2. Auslagerung,
3. das Ölfördermaximum.

Der größte Bevölkerungsanteil der USA, die Baby-Boomer-Generation, beginnt gerade in Rente zu gehen, und diese Menschen leben länger, als die vorangegangene Generation. Die Nachfrage dieser Bevölkerungsgruppe, die zuvor das Wirtschaftswachstum befeuerte, wird sich in ihr Gegenteil verkehren. Sie werden ihren Lebensstil einschränken, ihre Ausgaben reduzieren, Investments auflösen und Gelder aus ihren Pensionsfonds sowie der staatlichen Renten- und Krankenkasse abziehen.

Das wird zu einer Absenkung des Bruttoinlandsprodukts und steigender Arbeitslosigkeit führen, während die Regierungseinnahmen sinken. Die entstehenden Haushaltsdefizite bedürfen dann einer noch stärkeren Geldschaffung, was einen Vertrauensverlust und eine weitere Geldentwertung und somit auch einen steigenden Goldpreis zur Folge hat.

Mit dem Aufkommen der Globalisierung und der Auslagerung haben die Politiker und multinationalen Konzerne den Geist aus der Flasche gelassen. Diese Maßnahmen führten in den westlichen Wirtschaften zu einer Verringerung der Produktionsbasis, was sich in Form einer systemisch hohen Arbeitslosigkeit, eines reduzierten BSP, höherer Regierungsdefizite und einer weiteren Währungsentwertung bemerkbar machen wird. Auch dies wird zu einem Anstieg des Goldpreises führen.

Im September 2010 berichtete eine militärische Denkfabrik, dass die deutsche Regierung das Ölfördermaximum ernst nehmen und sich entsprechend darauf vorbereiten würde. Zahlreiche weltweit durchgeführte Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass wir nun kurz vor dem Höhepunkt der Ölproduktion stehen würden, eine Entwicklung, die durch das Verbot der Ölförderung im Golf von Mexiko nur noch beschleunigt wird.

Dies wird zu einer Preisinflation bei Waren, einem verringerten BSP, höheren Handels- und Haushaltsdefiziten führen, was mit einer verstärkten Monetisierung einhergeht, die die Währungen weiter entwertet. Und auch hier wird die höhere Preisinflation gemeinsam mit einer stärkeren Währungsentwertung für einen höheren Goldpreis sorgen.

Genauso wie bei einem Kreisel, der sich entweder immer weiterdreht oder umkippt, muss auch unser modernes schuldenbasiertes Fiatgeldsystem fortwährend durch Wirtschaftswachstum angetrieben werden. Es erinnert auf beunruhigende Art an ein klassisches Schneeballsystem, wo ständig neue Kreditnehmer gebraucht werden, die neues Geld in Umlauf bringen, um damit dann die Zinsen der vorangegangenen Kredite zu tilgen.

Die größten Gefahren für das System sind eine Verringerung des Wachstums und Deflation. Und da die Zinssätze bereits nahe null liegen, verfügen die Zentralbanken nurmehr über ein Werkzeug, um die sich abschwächende Wirtschaft zu bekämpfen: Geldschaffung, also Inflation.

Diese unumkehrbaren Trends werden daher praktisch sicherstellen, dass Gold auch die kommenden Jahre weiter in Wert zulegen wird. Ja ich weiß, viele Leser sind immer noch unschlüssig, ob sie kaufen sollen, da sie das Gefühl haben, dass „der Zug bereits abgefahren ist“. Vielleicht hilft ja dieses chinesische Sprichwort weiter: „Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, ist vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit ist heute.“

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