Die EU-Ökostalinisten haben ganze Arbeit geleistet, glaubt man dem jüngsten Eurobarometer: Die Mehrheit der 28.000 befragten in der EU lebenden Personen hält den Klimawandel für ein gravierenderes Problem als die Wirtschaftskrise und ist der Auffassung, dass die Bekämpfung des Klimawandels die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen würde

Rebecca Terrell, The New American, 10.10.2011

Europäer machen sich über den Klimawandel mehr Sorgen als über ihre finanzielle Situation, so eine Eurobarometer-Umfrage, die im Auftrag des Europäischen Programms für Klimaschutz (EU) erstellt wurde. Mehr als zwei Drittel der Öffentlichkeit glaubt, dass es sich beim Klimawandel um ein ernstes Problem handeln würde, während fast 80% aller Befragten erklärten, dass die Bekämpfung des Klimawandels die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen würde.

Im Rahmen der Erhebung wurden fast 27.000 Bürger aus den 27 Ländern der Europäischen Union befragt. Dabei fand man heraus, dass der Klimawandel für die meisten Europäer gleich nach Armut, Hunger und dem Mangel an Trinkwasser auf Rang 2 der schlimmsten Probleme rangiert, mit denen die Welt zurzeit konfrontiert ist.

Die weltweite Wirtschaftsrezession rangiert auf Rang 3. Darüberhinaus unterstützen 68% der Befragten die Idee, Menschen auf Basis ihres Energieverbrauchs zu besteuern.

Die EU-Politiker sind natürlich hellauf begeistert, da die Umfrageergebnisse besser ausfallen, als die einer ähnlichen in 2009 durchgeführten Erhebung. Connie Hedegaard, EU-Kommissarin für Klimaschutz, sagte:

„Die Tatsache, dass mehr als drei von vier Europäern eine Verbesserung der Energieeffizienz als eine Möglichkeit ansehen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, ist ein deutliches Signal an die europäischen Entscheidungsträger. Ich erachte diese Umfrage sehr stark als Ermutigung für uns in der Kommission, unseren Kampf für ehrgeizige und konkrete Klimaschutzmaßnahmen in Europa fortzusetzen.“

Hedegaard hatte die Umfrageergebnisse am Freitag vorgestellt, am selben Tag, wo die EU-Kommission auch ihren Jahresbericht über Treibhausgase veröffentlichte. In dem Bericht wird damit geprahlt, dass „die EU bei der Reduzierung der Emissionen erfolgreich war, die seit 1990 um 15,5% reduziert wurden, während die Wirtschaft während desselben Zeitraums um 41% zulegte.“

Die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UN/ECE) sieht das ein klein wenig anders. MMD Newswire meldete vergangene Woche, dass sich der ECE-Exekutivsekretär Ján Kubiš darüber beschwerte, dass Europa eine jener Regionen ist, die von dem, was er als die „Große Rezession“ bezeichnet, am Schwersten getroffen wurde.

Des Weiteren erklärte Kubiš, dass die CO2-Emissionen in den industrialisierten Regionen Europas innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte sogar noch angestiegen sind, während sie in den Entwicklungsländern zurückgingen. Kubiš fordert ein „neues Wachstumsmodell …das über einen hohen Entwicklungsgrad und einen leichten ökologischen Fußabdruck verfügen würde.“

Die Einschätzung der ECE zur wirtschaftlichen Situation in Europa dürfte auch hilfreich sein, um zu verstehen, warum die Gesetzgeber in Großbritannien ihren einstigen Enthusiasmus bei ihren Umweltschutzmaßnahmen zurzeit sukzessive zurückschrauben.

Einer der Führer der Konservativen, der Schatzkanzler George Osborne, erklärte vergangene Woche auf der Jahresversammlung seiner Partei: „Wir wissen nun, dass ein Jahrzehnt der Umweltschutzgesetze und Regulierungen bei den Energierechnungen der Haushalte und Firmen zu einem Berg an zusätzlichen Kosten geführt hat.“

Osborne befürwortet zwar immer noch eine internationale Vereinbarung zur Reduzierung der Treibhausgase, moniert jedoch, dass Großbritannien angesichts der Tatsache, dass das Land weniger als 2% der weltweiten Emissionen verursacht, einen viel zu hohen Beitrag leisten soll. „Wir werden den Planeten nicht retten, indem wir unser Land stilllegen“, so Osborne, weshalb die Reduzierung der Treibhausgasemissionen „nicht langsamer aber auch nicht schneller als bei unseren Nachbarländern in Europa“ erfolgen sollte.

Ja selbst Premierminister David Cameron – der versprach, seine „Regierung zur grünsten aller Zeiten“ zu machen – erwähnte die „ökologische Umgestaltung“ bei seiner Abschlussrede auf der Konferenz nur am Rande. Er ist sich offensichtlich im Klaren darüber, dass die roten Zahlen auf den Kontoauszügen seiner Wählerschaft von höherer Bedeutung sind, als seine Öko-Botschaft – nun wo der durchschnittliche britische Haushalt jährlich für Energiekosten von fast GBP 1.300 (mehr als USD 2.000) aufkommen muss.

Der Finanzberatungsdienstleister Money Expert führte dieses Jahr eine Befragung britischer Haushalte durch und kam zu dem Ergebnis, dass 69% der Auffassung sind, „dass die Regierung bezüglich der Themen bezahlbare Energie und ´Öko-Wende` nicht richtig liegt“. Ann Robinson, Chefin für Verbrauchspolitik bei uSwitch, warnt:

„Wir sind jetzt nur noch GBP 207 oder 14% davon entfernt, die Preisdecke zu erreichen, bis zu der sich die Konsumenten ihren [Strom]Verbrauch noch leisten können. Danach werden sie damit anfangen, ihren Verbrauch zu rationieren, so als würden sie in der Dritten Welt leben.“

Eine Untersuchung von uSwitch – ein Unternehmen, das Online-Preisvergleiche durchführt – kam zu dem Ergebnis, dass die meisten Briten die Emissionsreduzierungsziele der Regierung für ihre riesigen Energiekosten verantwortlich machen. Robinson sagt, dass die britischen Politiker aktuell noch Umweltschutzprojekte in Höhe von „GBP 200 Milliarden auf dem Einkaufszettel“ stehen haben. „Bedauerlicherweise“, fügt sie hinzu, „können die britischen Haushalte davon ausgehen, dafür dann die Rechnung zu zahlen.“

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