Auf der “When Money Dies”-Konferenz von Casey Research und Sprott Asset Management sprach Louis James mit Eric Sprott, dem Gründer von Sprott Inc., über das Risiko, sein Geld auf der Bank zu lassen, und die Entwicklungsperspektiven von Edelmetallen und Minenaktien

Louis James, Casey Research, 19.10.2011

Louis James: Wenn Sie für die Menschen, die nicht an der Konferenz teilnehmen konnten, noch einmal kurz die Hauptgesprächsthemen wiederholen würden. Worauf haben Sie sich konzentriert und warum?

Eric: Für mich ist das entscheidende Thema – von dem ich glaube, dass die meisten Menschen es nicht begreifen oder sich nicht die Zeit nehmen, sich damit auseinanderzusetzen – die potenzielle Schwäche des Bankensystems.

Wir können ja beobachten, wie sich das zurzeit in Frankreich manifestiert, wo die [Bank-]Aktien allesamt zwischen 60% und 80% gefallen sind. Das sagt uns ja ganz eindeutig, dass es dort ein Risiko gibt und sie ihre Vermögenswerte, mit denen die Kredite abgesichert werden, nicht verkaufen können, während die Kredite abgezogen werden.

Wir haben bezüglich dieser Entwicklung bereits zahlreiche Hinweise beobachten können, weshalb ich schon seit langem der Auffassung bin, dass es sehr riskant ist. Das ist ja nicht erst seit diesem Jahr. Vor 10 Jahren hätte ich im Hinblick auf fremdkapitalfinanzierte Finanzinstitutionen in Zeiten einer Krise bereits dasselbe gesagt.

Es gibt dann einfach keine Vermögenswerte, die man abverkaufen könnte, weshalb die Gefahr, dass jemand einspringen und die Bank retten muss, sehr groß ist. Und das konnten wir ja auch in den vergangenen 10 Jahren beobachten. Oder dass die Banken unter Vormundschaft gestellt werden oder ähnliches geschehen muss, da die Geldabflüsse da sind und keine Vermögenswerte verkauft werden können. Das ist das entscheidende Risiko.

Louis: Glauben Sie, dass uns hier unmittelbar etwas bevorsteht?

Eric: Nun ja, zumindest stehen wir in gewissem Sinne ziemlich kurz davor. Europa ist eine Art von Pulverfass, es lässt sich also nur schwer sagen. Können sie mit einem Fonds aufwarten, der groß genug ist, um die Leute in dem Glauben zu lassen, dass das Bankensystem in Ordnung ist? Hier wurde eine Menge an Vertrauen zerstört.

Und natürlich wurde auch in den USA in 2008 eine Menge Vertrauen zerstört, als alle Bankaktien unter massiven Druck gerieten und damals gesagt wurde, dass das Bankensystem nur noch Stunden vor der Schließung stünde. Ich hoffe, die Leute vergessen das nicht, dass wir uns in einer Situation befinden, wo so etwas passieren kann.

Es ist ja zu keiner Zeit besser geworden, sondern wird Tag für Tag sogar noch schlimmer. Man muss sich der Tatsache gewahr sein, dass, wenn man Geld auf dem Bankkonto hat, man über ein riskantes Investment verfügt. Die meisten Menschen sehen das nicht so, ich sehe es aber definitiv so.

Louis: Geld auf der Bank. Das ist nicht mehr so gut, wie es früher einmal war … Und Ihre Antwort darauf ist, in physische Edelmetalle zu investieren. Wenn Sie hierzu vielleicht etwas sagen könnten.

Eric: Ich bin der Meinung, dass es nur sehr wenige Dinge gibt, die man in dieser Art von finanzieller und wirtschaftlicher Situation, wie wir sie heute haben, kaufen kann. Und wir haben ja bereits über die finanzielle und wirtschaftliche Situation gesprochen. Gehen wir nun in eine Rezession? Gehen wir in eine Depression? Wir will man eine solche Situation denn überleben?

Und das Alleroffensichtlichste, was heraussticht, ist, mit Edelmetallen in Zusammenhang stehende Investments zu besitzen, seien es nun physische Edelmetalle oder Gold- und Silberminenaktien.

Die Menschen könnten nun natürlich argumentieren, warum man nicht besser produktives Agrarland und solche Dinge besitzen sollte, also Dinge, die in einem Wirtschaftsumfeld, wie wir es haben, absolut notwendig sind. Für die Menschen ist es jedoch einfacher, in Gold und Silber zu investieren, was auch der Grund ist, warum ich dazu anrate.

Louis: In 2008 erlebten wir einen bedeutenden Rückschlag und jede Menge Angst. Glauben Sie, dass Gold damals eine Korrektur durchmachte, weil Panik auf den Straßen herrschte, oder ging Gold aufgrund dessen zurück, weil, wie Sie eingangs sagten, man nichts verkaufen konnte? Was ist der Vermögenswert, der sich verkaufen lässt? Die Leute haben Gold verkauft. Glauben Sie, dass das nun wieder passieren könnte? Könnte es sein, dass Gold und Silber im Preis sinken, obwohl sie eigentlich steigen müssten? Wird das kommen, oder ist das System hiervon bereits bereinigt worden? Wo stehen wir aktuell?

Eric: Das konnten wir ja bereits die ganze Zeit beobachten. Wir konnten es jüngst beim Silber- und Goldpreis beobachten, und ich glaube, dass die Mächtigen – die Zentralbanken und die Regierungen – auch weiterhin versuchen werden, die Menschen von den vorherrschenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu überzeugen. Ich gehe davon aus, dass sie regelmäßig aktiv in diese Märkte eingreifen, was heißt, dass sich aus Goldpreisanstiegen niemals direkte Zusammenhänge ableiten lassen.

Also meines Erachtens sind immer dann, wenn wir ein wenig näher an die ultimative Krise heransteuern, in Wirklichkeit Kräfte am Werk, die in der Lage sind, den Preis nach unten zu drücken. Und es wird ja auch gesagt, dass sich jüngst genau das wieder abgespielt hat. Ich absolut überzeugt davon, da die Situation Tag für Tag schlimmer wird, während der Goldpreis sinkt. Das macht überhaupt keinen Sinn …

Die eine ungewöhnliche Sache, die in 2008 geschah, war, dass der Silberpreis richtig zusammenbrach. Silber sank von USD 21 pro Unze bis in den Bereich von USD 9 pro Unze.

Wie Sie wissen, gibt es diesbezüglich immer noch laufende Gerichtsverfahren gegen verschiedene Unternehmen: JPMorgan und HSBC sollen an den Manipulationen zur Drückung des Silberpreises beteiligt gewesen sein. Ich würde davon ausgehen, dass, gäbe es eine ordentliche Untersuchung, sie zu dem Schluss kommen würden, dass dem so ist. Also wenn das nicht passiert wäre, dann hätte der Markt auch ganz anders reagiert.

Und obwohl die Preise für Minenaktien dramatisch einbrachen, stürmten sie innerhalb der darauffolgenden 15 Monate wieder nach oben, und auch Gold lag 2008 im Plus. Seitdem lag Gold jedes Jahr im Plus. An dem Grund, warum man Gold besitzen sollte, hat sich nichts geändert.

Also ich glaube nicht, nachdem wir das nun schon einmal erlebt haben, dass sich die Situation in Zukunft noch einmal genauso abspielen wird wie damals.

Es gibt neue Hinweise darauf, dass es mittlerweile zu Unterscheidungen im Markt kommt. Ich habe das Datum vergessen, aber ich meine, es war so um den 10. August herum, als der Dow Jones um 500 Punkte sank, während der UE Gold Index um 4% stieg. Wir hatten also eine Differenz von 900 Basispunkten zwischen den beiden und ich dachte mir: ´Oh meine Güte, dass ist ja wie ein Heureka-Moment, wo sich die Goldaktien von der Entwicklung des allgemeinen Aktienmarkts abkoppeln.`

Ein weiteres Beispiel konnten wir vergangenen Freitag beobachten, wo der Aktienmarkt rund 230 Punkte fiel, während der UE Gold Index stieg. Ja eigentlich sehen wir die ganze Zeit über immer weitere Bespiele hinzukommen, aus denen hervorgeht, dass die Menschen endlich begreifen, dass Goldaktien sich von gewöhnlichen Aktien unterscheiden.

Ich gehe also nicht davon aus, dass wir noch einmal dasselbe Gemetzel sehen werden – obwohl wir natürlich seitens der Papierverkäufer immer wieder Angriffe auf den Gold- und Silberpreis beobachten können. Die Papierverkäufer sind den echten Käufern, den physischen Käufern zahlenmäßig jedoch massiv unterlegen. Doch wenn man es aussitzt und sich die physischen Käufer durchsetzen, und es sieht so aus, als würden sie sich durchsetzen, dann wird alles wieder zur Norm zurückkehren.

Louis: Sie erklärten heute Morgen, dass das letzte Jahrzehnt von 2000 bis 2010 das von Gold gewesen sei, während das kommende Jahrzehnt das von Silber ist. Könnten Sie uns darüber bitte etwas erzählen … Wenn all diese Dinge passieren, sollte Gold doch trotzdem weiter steigen!

Eric: Aber ja, ich habe keinen Zweifel daran, dass Gold steigt. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich glaube schon, dass es steigt. Ich bin nur der Auffassung, dass Silber basierend auf all den Hinweisen bezüglich der enormen Silberkäufe mit Gold auf Augenhöhe liegt.

Die Menschen stecken fast so viele Dollars in Silber wie sie in Gold stecken, aber der Preis ist 50-mal niedriger, und das obwohl derselbe Geldbetrag hineinfließt und im Hinblick auf die Verfügbarkeit der Investments auf Dollarbasis vielleicht 20 Mal mehr Gold da ist als Silber – und dennoch fließt das Geld 1:1 dorthin.

Ja ich weiß, dass ist jetzt ein wenig mathematisch oder logisch gedacht, aber so kann das jedenfalls nicht weitergehen. Hier wird es noch richtig knallen, weshalb ich auch damit rechne, dass sich der Silberpreis im nächsten Jahrzehnt besser entwickeln wird.

Und dann gibt es noch etwas, worüber ich während meiner Rede nicht gesprochen habe, was die Leute aber im Hinterkopf behalten sollten: Ich glaube, dass sich der Markt auf Gold als aktuelle Reservewährung verständigt hat. Gold hat mit Abstand, und zwar mit gehörigem Abstand, alles andere ausgestochen, da kommt nichts auch nur vergleichsweise heran.

Und jetzt sprechen die Menschen darüber, die Währungen mit Gold zu decken. Nun ja, wenn man die Währungen mit Gold deckt, dann braucht man auch kleinere Geldeinheiten, das müsste dann Silber sein. Können Sie sich die physische Nachfrage nach Silber vorstellen, wenn wir Silber wieder als Währung einführen müssten?

Die Nachfrage wäre einfach nur unglaublich. Ich glaube, dass ist ein weiterer Makroaspekt, eine langfristige Sache, die nahelegt, dass wir in diesem Jahrzehnt endgültig den Zusammenbruch des Finanzsystems erleben könnten und sagen ´Wir gehen wieder zu einer Währung mit etwas Realem zurück`, bei der Silber dann auch einen Wert hätte.

Louis: Die Menschen sprechen über das Gold/Silber-Verhältnis und sagen, dass es nicht hinhauen würde, aber über die wirklichen Fakten wird nicht gesprochen. Sie hingegen schauen sich die realen Daten der Angebots-/Nachfrage-Situation an.

Eric: Es sind die Käufe. Ich meine, niemand zwingt diese Leute dazu, zu kaufen. Sie kaufen einfach. Und wenn die Leute weiterhin in einem Verhältnis von 1:1 kaufen wollen, wird der Preis nicht bei 1:50 stehen bleiben. Das geht überhaupt nicht.

Louis: Und was ist mit Aktien im Vergleich zum Besitz der Metalle? Es gib die Auffassung da draußen: ´Wow, wir haben nun diese ETFs [börsennotierte Rohstofffonds], vielleicht werden die [Minen-]Aktien dieses Mal nicht so laufen, dieses Mal wird der Markt anders sein; wenn die Leute einfach nur ETFs kaufen, das ist doch recht einfach`. Schließen Sie sich dem an, oder glauben Sie, dass Minenaktien diesen Dingen noch eine Hebelwirkung verleihen werden?

Eric: Aktuell bin ich im Lager derjenigen, die glauben, dass die Edelmetallaktien gegenwärtig so billig sind, dass sie die Edelmetalle ausstechen dürften. Genauso wie die Minenaktien auch im Vergleich zu anderen Branchen unglaublich billig sind, egal welchen Maßstab man anlegt

Während der Ausblick bei Gold und Silber auf steigende Preise hindeutet, deutet der Ausblick bei praktisch allen anderen Rohstoffe auf sinkende Preise hin – und trotzdem werden die Minenaktien immer noch mit einem sehr tiefen Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt. Die Umsatzstärke dieser Firmen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Edelmetallpreise bisher noch garnicht richtig zum Tragen gekommen, da es bei diesen Firmen noch nicht so viele Berichtsperioden zu diesen Preisen gab …

Also ich habe Gold verkauft, um mir damit Gold- und Silberminenaktien zu kaufen. Ich habe aber noch kein Silber verkauft, um mir Silberaktien zu kaufen, aber ich denke, dass sich die Edelmetallaktien nun gewissermaßen in einer besseren Situation befinden als zuvor, da der Markt noch garnicht eingepreist hat, dass Gold auf USD 1.600 oder USD 1.900 pro Unze gestiegen ist, so wie es jüngst der Fall war. Ich glaube, dass die Aktien nun über einen höheren Wert verfügen.

Louis: Ja gut, irgendwelche abschließenden Gedanken von Ihnen …

Eric: Was ich Ihren Zuhörern abschließend gerne mit auf den Weg geben würde, ist, dass ich der Meinung bin, dass hier gegenwärtig eine enorme Vermögensumverteilung im Gange ist. Diejenigen, die in den vergangenen 10 Jahren Gold und Silber besessen haben, profitierten von dieser enormen Performance im Vergleich zu anderen Vermögenswerten, und ich glaube, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird – zumindest solange, bis die Finanzkrise irgendwie gelöst wurde.

Und ich vermute, dass die Lösung nicht besonders schön aussehen wird. Man wird zu diesem Zeitpunkt in sicheren Investments sein wollen. Ich glaube also, dass wir auch weiterhin eine enorme Vermögensumverteilung in Richtung derer sehen werden, die in Edelmetalle investiert sind …

Das Thema der Konferenz ´Wenn Geld stirbt` passt sehr gut. Die meisten von uns sind ja der Meinung, dass die Geschichte bewiesen hat, dass Papiergeld am Ende immer den Wert null erreicht, und basierend auf den wirtschaftlichen Tatsachen würde ich sagen, dass es heutzutage noch viel mehr Grund gibt, das zu glauben, als es in der Geschichte zu irgendeinem Zeitpunkt der Fall gewesen ist.

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