Die Bomben-Kampagne der Nato hat einem extremistischen, obskuren und brutalen Rechtssystem den Weg frei gemacht
Paul Joseph Watson, Prisonplanet.com, 25.10.2011
Die Ankündigung von Mustafa Abdel Dschalil, dem Führers des Nationalen Übergangsrats, Libyen würde von nun an dem Gesetz der Scharia unterliegen, geht auf einen Befehl von Abdulhakim Belhadsch zurück. Belhadsch ist der einstige Al-Qaeda-Kommandeur der Terrororganisation LIFG, die im Irak und Afghanistan US-Soldaten getötet hat.
Am Samstag versprach Dschalil während einer Siegesrede, Gaddafis Polygamieverbot rückgängig zu machen und das Land unter islamischen Bankenrecht zu stellen: „In Zukunft wird die Scharia, das islamische Recht die Hauptquelle der Gesetze in Libyen sein.“
Die Scharia wird von Vielen als ein obskures und durch und durch brutales Rechtssystem erachtet, wo all jene, von denen angenommen wird, dass sie den Moralkodex der Scharia gebrochen haben (Ehebruch, Homosexualität, Raub usw.), mit härtesten Strafen wie Folter und Tötung rechnen müssen.
Darüber hinaus erstickt die Scharia die Meinungsfreiheit, da jedwede Kritik am Islam, dem Koran und dem Propheten Mohammed unter Strafe gestellt ist.
Doch obwohl Dschalil verkündete, dass man zum Scharia-Recht zurückkehren würde, wonach die Körper von Toten eigentlich unverzüglich bestattet werden müssten, wurde genau diese Gesetzgebung bereits gebrochen, da sich unzählige Menschen darum drängelten, die in einer Tiefkühlanlage aufbewahrten Leichname von Gaddafi und seinem Sohn Mutassim zu Gesicht zu bekommen.
Die Entscheidung, die Scharia einzuführen, geht aber nicht auf den Nationalen Übergangsrat zurück, sondern wurde vielmehr – wie die auf nachrichtendienstliche Informationen spezialisierte israelische Internetseite DEBKAfile meldete – vom früheren Al-Qaeda-Kommandeur Abdulhakim Belhadsch befohlen, dessen Islamistische Kampfgruppe Libyens (LIFG) nun dank der Hilfe der Bombenkampagne der NATO strategisch wichtige Bereiche des Landes kontrolliert:
„Allgemein geht man in Tripolis davon aus, dass der über die Hauptstadt herrschende Machthaber Abdulhakim Belhadsch, ehemaliges Mitglied von Al-Qaeda, sowie Ismail und Ali al-Sallabi, die Anführer der lybischen Muslimbruderschaft, dem Wunsch von Abdul Dschalil, eine große Siegesparade in Bengasi durchzuführen, nur deshalb entsprachen, weil er zustimmte, zu verkünden, dass das neue Libyen ein Scharia-Staat würde.
Doch nachdem die großen Feierlichkeiten vorbei sind, wird der Übergangsführer laut den Quellen von DEBKAfile kaum mehr als ein Grüßaugust sein. Bereits heute wird er in Bengasi von drei Machthabern im Zaum gehalten, die die größten Teile der Hauptstadt kontrollieren und ihm nicht erlaubten, den Sitz der Übergangsregierung nach Tripolis zu verlagern. Abdul Dschalil darf sich lediglich kurz blicken lassen, wenn er Besuch ausländischer Würdenträger empfängt.“
Die Auffassung, dass Belhadsch und seine Terroristen-Kämpfer die wirkliche Machtbasis in Libyen darstellen, steht mit früheren Berichten in Einklang, aus denen hervorgeht, dass Belhadsch alle Vorschläge, seine Macht an den Nationalen Übergangsrat abzutreten, beiseite wischte und sich stattdessen selbst zum „Kommandeur des Militärrats von Tripolis“ ernannte.
Wir berichteten bereits in der Vergangenheit darüber, dass Belhadsch der Frontmann der islamistischen Kampfgruppe Libyens ist, einer Organisation, die vom US-Außenministerium als terroristische Vereinigung eingestuft wird.
Die CIA griff Belhadsch 2003 in Malaysia auf und überstellte ihn nach Libyen, wo Oberst Gaddafi ihn einsperren ließ. Belhadsch ist ein bekennender Dschihadist, der in Afghanistan gemeinsam mit den Taliban gegen US-Soldaten kämpfte. Und vom libyschen Rebellenführer Abdulhakim al-Hasidi wurde ebenfalls eingeräumt, dass die LIFG-Kämpfer unter Belhadsch die zweitgrößte ausländische Kampfgruppe im Irak gewesen sind.
In einem US-Army West Point Bericht aus dem Jahre 2007 wurde darauf hingewiesen, dass die libysche Region Bengasi/Darna/Tobruk die Welthauptstadt für die Rekrutierung von Al-Qaeda-Mitgliedern und dschihadistischen Selbstmordattentätern ist.
In einem herausragenden Artikel mit dem Titel „Die libyschen CIA-Rebellen: Dieselben Terroristen, die auch US- und NATO-Truppen im Irak getötet haben.“ erörterte Webster Tarpley die Einzelheiten des West Point Berichts. In dem Bericht wird detailliert dargelegt, wie LIFG und Al-Qaeda eine „zunehmend kooperative Zusammenarbeit“ aufbauten.
Nachdem die LIFG wichtige Schlüsselbereiche des Landes unter Kontrolle gebracht hatte, kam es auch zur Verfolgung farbiger Libyer, die von Belhadschs Kämpfern und anderen libyschen Rebellengruppen sogar gefoltert und getötet wurden. Der DebkaFile-Bericht kommt zu dem Schluss:
„Eines der Hauptziele des Arabischen Frühlings, so wie er von den Vereinigten Staaten und der westlichen Allianz vorangetrieben wird, besteht darin, diese Diktaturen durch fundamentalistische muslimische Regime auszutauschen, deren Führer in den befreiten Ländern dann ziemlich unverhohlen die Scharia einführen.“
Während die Establishment-Medien die „Freiheit“ und die „Demokratie“ feiern, die durch den „Arabischen Frühling“ und den Nato-gestützten Regimewechsel nach Libyen und in andere Länder des Nahen Ostens gebracht worden sind, hat der Westen in Wirklichkeit absichtsvoll radikale Regime installiert, die wohlmöglich viel brutaler agieren werden als die Tyrannen, die sie nun ersetzen. Auch dürfte das Ganze für erhöhte Spannungen in der gesamten Region sorgen und den USA und Israel in Zukunft als Rechtfertigung für weitere Interventionen dienen.