Die westlichen Länder taumeln dem Finanz-Armageddon entgegen: Sparer und Anleger sollten sich genau überlegen, wie sie sich in den kommenden Wochen und Monaten vor den inflationären Machenschaften der Zentralbanker sowie weiteren Verwerfungen an den Finanzmärkten schützen
Propagandafront.de, 07.11.2011
Das anhaltende Schuldenchaos der Eurozone sorgt an den Edelmetallmärkten weiter für Aufwärtsdruck. Gold kletterte bereits zu Beginn dieser Woche mit USD 1.776,77 pro Feinunze auf ein neues 6-Wochenhoch und notierte somit gerade einmal 8% unter seinem im September erreichten Allzeithoch von USD 1.920,74 pro Unze. Silber kostet zurzeit rund USD 34,50 pro Unze und ist somit rund USD 1,00 von seinem jüngsten 6-Wochenhoch entfernt, das am 28.10.2011 mit USD 35,65 pro Unze erzielt wurde.
Die Aussichten im EU-Staatsschuldendebakel bleiben unterdessen düster und trüben sich zusehends ein. Italien, eine der größten Wirtschaften der Eurozone, rutscht aktuell immer stärker in die Staatsschuldenfalle ab. Die 5-jährige italienische Staatsanleihe verteuerte sich in den vergangenen zwei Wochen um 1% auf aktuell 6,6%.
Italien kann sich seine Staatsschulden angesichts derart hoher Zinssätze nicht leisten, und eine Ende dieser Zinsexplosion ist gegenwärtig nicht abzusehen, da die Marktteilnehmer ganz offenkundig zunehmend Vertrauen in die Maßnahmen der EU-Führer verlieren und nun auch für weite Teile der Öffentlichkeit immer augenscheinlicher wird, dass eine Lösung der EU-Schuldenkrise immer noch in weiter Ferne ist.
Darüber hinaus wurde bekannt, dass der Ministerpräsident Griechenlands, George Papandreou, zurücktreten wird. Griechenland bildet gerade eine Übergangsregierung und plant im Februar nächsten Jahres Neuwahlen.
Der renommierte Goldanalyst Julian Phillips beschrieb die Auswirkungen des anhaltenden Staatsschuldendebakels der Eurozonenländer auf den Goldpreis am Freitag mit den ironischen Worten:
„Welch eine Erleichterung, zu hören, dass das griechische Referendum vom Tisch ist! Alle weltweiten Finanzwerte steigen heute, auch die Edelmetallmärkte. Oh, höre ich da, dass die Gold- und Silbermärkte eigentlich fallen müssten? Gold- und Silberinvestoren sind sich im Klaren darüber, dass der Gold- und Silberpreis von einer ganzen Reihe globaler Faktoren abhängig ist, und die Krise der Eurozone ist nur ein kleiner Teil davon. Die grundlegenden Probleme des weltweiten Finanzsystems sind die wirkliche Ursache, genauso wie das Misstrauen der Menschen, wenn sich die Probleme zuspitzen.
Wir sollten nicht vergessen, dass es die Eurozonenkrise bereits vor den Meldungen über ein Referendum gegeben hat. Jetzt rückt Italien ins Zentrum. Die Senkung des Leitzinses in der Eurozone von 1,5% auf 1,25% … bestätigt nur, dass sich die Eurozone in einer Rezession befindet, was ihre Belastbarkeit gegenüber weiteren Schocks verringert …
Für den Goldpreis ist viel wichtiger, dass die Goldnachfrage in den weltweiten Schwellenländern unvermindert anhält. Ihnen ist die Vorstellung, das Finanzsystem sei in der Lage, finanzielle Sicherheit zu bieten, von jeher fremd gewesen, während sie immer davon ausgingen, dass Gold diese Funktion erfüllt. Dieser Trend bei den Edelmetallen ist nicht aufzuhalten. Keine Krise in den Industrieländern oder das Ausbleiben einer solchen kann diese Entwicklung stoppen. Die offenkundigen Defizite des Weltfinanzsystems der Industrieländer stützen diesen Trend sogar noch.“
Kurzum: Die hohen Edelmetallpreise sind vornehmlich auf die Gold- und Silbernachfrage Asiens zurückzuführen, während das Schuldendebakel der Industrieländer für zusätzliche Risikoaufschläge sorgt, da immer mehr Bürger das Vertrauen in die Fähigkeit der Politiker verlieren, die Lage unter Kontrolle zu bekommen.
Der Finanzmarktanalyst Martin A. Armstrong, der über Jahrzehnte hinweg Notenbanken und Staatsfonds beraten hat, geht davon aus, dass sich die westliche Welt auf direktem Wege ins Finanz-Armageddon befindet. In seinem neuesten Bericht mit dem Titel „Finanz-Armageddon“ heißt es dazu:
„Während sich beide Seiten gegenseitig anschreien, sei es nun in der Politik- oder Investmentwelt, scheitern sie dabei zu begreifen, dass das Problem nicht dadurch gelöst werden kann, darüber zu debattieren, was Geld ist oder wie es um die defizitären Ausgaben steht oder ob nun die Reichen oder die Armen Vergünstigungen bekommen sollen.
Wir haben es hier mit einer Staatsschuldenkrise zu tun, weshalb all die Themen, die gerade die Runde machen, völlig unerheblich sind. Das ist ein Problem, das nicht dadurch gelöst werden kann, indem man Gold zu Geld macht. Es kann auch nicht dadurch gelöst werden, indem man alles Vermögen beschlagnahmt oder die Steuern erhöht, genausowenig wie es sich dadurch lösen lässt, dass man alle Sozialausgaben streicht.
Egal was wir versuchen, die Sache ist bereits viel zu weit vorangeschritten. Wir haben den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, bereits überschritten. Wir stehen jetzt kurz vor einem vollständigen Zusammenbruch des westlichen Finanzsystems, der droht, alles zu destabilisieren und unsere Zukunft zu vernichten …
Unser Problem ist eine Staatsschuldenkrise auf allen Regierungsebenen – beim Bund, bei den Ländern und den Gemeinden – und zwar weltweit, was bedeutet, dass die Nationen keine Kontrolle mehr darüber haben. Es gibt nur zwei mögliche Lösungen: 1. Die Monetisierung der Schulden oder 2. Der Staatsbankrott. Eine andere Wahl gibt es nicht …
Einige reiben sich bereits die Hände und glauben, Gold würde auf über USD 10.000 pro Unze steigen, und denken, sie seien reich … Gold kann aber über einen längeren Zeitraum nicht unverhältnismäßig gegenüber allen anderen Dingen steigen. Gold ist zweifelsohne unterbewertet und holt gerade auf, aber während eines vollständigen Währungszusammenbruchs wird alles einer Neubewertung unterzogen. Inflation ist, wenn ein Sturm die Orangenernte vernichtet. Geldinflation ist aber etwas anderes: Es ist der Zusammenbruch der Kaufkraft des Geldes, der sich dann in jedem Bereich und nicht nur bei einem Rohstoff beobachten lässt.“
Armstrong rechnet für die kommenden Jahre mit einem bedeutenden Goldpreisanstieg und ist der Auffassung, dass das gelbe Metall aufgrund seiner intrinsischen Eigenschaften und seiner Mobilität eines der besten Vermögensspeicher darstellt.
Ein weiterer Aspekt, der für die Eurozone nichts Gutes verheißen lässt, ist die Tatsache, dass der neue EZB-Chef Mario Draghi ein ehemaliger Direktor von Goldman Sachs ist. Goldman Sachs gehört zu jenen internationalen Banken, die die Regierungen fortwährend dazu anhalten, die Geldschleusen zu öffnen, um alle Probleme mit neuen Schulden zu übertünchen. Beispielsweise veröffentlichte Jim O´Neill, der Geschäftsführer von Goldman Sachs Asset Management, jüngst einen Bericht zur Euro-Krise, in dem es hieß:
„Sollte Italien, das größte der sich in Schwierigkeiten befindenden Länder, als insolvent angesehen werden, würden die Banken die Staatsschuldenprobleme durch die Einstellung der Kreditversorgung europaweit auf die Realwirtschaft übertragen … Wenn Investoren glauben, dass sich ein Land potenziellen Solvenzproblemen gegenübersieht, werden sie von den Schulden des Landes zurückschrecken und eine wirkliche Solvenzkrise herbeiführen … Indem man solventen Regierungen eine glaubhafte unbegrenzte Stützung gewährt, kann die EZB dabei helfen, die Erwartungen des privaten Sektors zu festigen. Dies sollte dabei helfen, einen sich selbsterfüllenden Staatsbankrott zu vermeiden, die Finanzierungslast zu mindern und die Regierungen auf einen nachhaltigen Finanz- und Wachstumsweg zu schicken.“
Das ist das Einzige, was die Eliten können: Die Schuldenprobleme mit neuen Schulden bewerfen. Wie lange die EZB und die anderen westlichen Zentralbanken ihre Monetisierungsmaßnahmen aufrecht erhalten können, ist unklar. Im Hinblick auf die Eurozone und den neuen Chef der EZB kann man jedoch festhalten, dass
a) alle maßgeblichen deutschen Vertreter, die sich gegen eine Vergemeinschaftung der Schulden und die Monetisierung von Staatsschulden durch die EZB ausgesprochen haben, zurückgetreten sind. Horst Köhler, Axel Weber und Jürgen Stark widmen sich nun anderen Dingen.
b) Mario Draghi ein Italiener ist. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen scheint es eher unwahrscheinlich, dass Draghi die EZB-Käufe italienischer Staatsanleihen einstellen wird. Wieso sollte er sein Heimatland in so großer Not fallen lassen, wo er doch an den Hebeln der Druckerpresse sitzt! Dafür spricht auch, dass
c) Draghi ein Direktor bei Goldman Sachs war. Der Edelmetallexperte und Marktbeobachter Bob Chapman schrieb dazu in der letzten Ausgabe des International Forecaster: „Und nun sehen wir mit Mario Draghi, einem ehemaligen Goldman Sachs Direktor, auch noch den nächsten Illuministen an der Spitze der EZB. Was sagt Ihnen das? Es sagt Ihnen, dass er seine Anweisungen direkt von seinen Freunden an Wall Street erhält. Es steht außer Frage, dass Draghi der europäische Repräsentant von Goldman Sachs ist. Diese Ernennung ist ein Signal, wo die Reise für Europa hingeht, nämlich in dieselbe Richtung, in die sich auch die USA aufgemacht haben.“
Die offizielle Inflation der Eurozone liegt mittlerweile bereits bei einer Jahresrate von 3%. Bereits zu Anfang dieses Jahres, als die offizielle Inflation in Deutschland bei einer Jahresrate von 1,7% lag, kamen Forscher des Schweizer Forschungszentrums für Wirtschaftsstatistik Fribourg zu dem Schluss, dass die „gefühlte Inflation“ – also die Teuerung, die die Masse der Menschen betrifft – in Wirklichkeit dreimal so hoch war. Wir können also durchaus davon ausgehen, dass die Inflation für alltägliche Waren und Dienstleistungen bereits bei einer Jahresrate von rund 10% liegt.
Viele Edelmetallexperten sind sich dahingehend einig, dass Gold und Silber die einzigen Vermögenswerte darstellen, um seine Ersparnisse vor der Kaufkraftentwertung in Sicherheit zu bringen. Der Investor Jean-Marie Eveillard, der für die Verwaltung von Fonds-Geldern in Höhe von USD 50 Milliarden verantwortlich zeichnet, erklärte vergangene Woche im Gespräch mit Eric King:
„Ich glaube, dass langfristig bei Gold alles noch intakt ist. Einige Leute sagen ´Nach elf oder zwölf Jahren Bullenmarkt, sind wir da jetzt nicht in einer Blase?` Es spricht aber nichts dafür, dass ein Bullenmarkt nach zwölf Jahren vorbei sein muss. Schauen Sie nur auf den US-Staatsanleihemarkt, der ist 30 Jahre alt. Es gibt also keinen bestimmten Zeitraum, der nahelegen würde, dass ein Bullen- oder Bärenmarkt vorbei ist …
Was in bedeutendem Umfang für Gold spricht, ist, dass es ein Währungsersatz ist, weil alle Währungen suspekt geworden sind. Die Amerikaner drucken, die Europäische Zentralbank hat auch gedruckt und die Schweizer Nationalbank hat gedruckt, indem sie versuchte, den Schweizer Franken an den Euro zu koppeln. Auch die Japaner könnten drucken … Wenn sie mit dem Gelddrucken so weitermachen, werden sich die Investoren irgendwann fragen: ´Will ich 3% für eine 30-jährige Staatsanleihe eines Landes bekommen, dessen Zentralbank Geld druckt, als gäbe es kein Morgen mehr? Ist das nicht eine inflationäre Strategie?`“
Der Investmentexperte Michael Pento schrieb zu Beginn dieser Woche, dass der neue Chef an der Spitze der EZB seines Erachtens „ein ganz deutliches Kaufsignal für Gold“ aussendet:
„Im Rahmen ihrer Hauptmission, die Banken und die verschwenderischen Regierungen zu stützen, haben die Herren Bernanke und Draghi vergangene Woche durch ihre Maßnahmen unzweideutig veranschaulicht, dass sie sich nicht um die Mittelschicht ihrer Länder scheren. Mario Draghi, der am 1. November der Chef der Europäischen Zentralbank wurde, verschwendete keine Zeit, um zu zeigen, wie sehr er sich danach sehnt, die Kaufkraft des Euros zu vernichten.
Er hat den Leitzins von 1,5% auf 1,25% abgesenkt, gerade einmal drei Tage nachdem er das Amt von Jean-Claude Trichet übernommen hatte. Es stört ihn garnicht, dass die einzige Aufgabe der EZB darin besteht, die Inflation zu kontrollieren. Trotz der Tatsache, dass die 17 EU-Länder eine Inflationsrate von 3% haben, was weit über dem verkündeten Ziel der Zentralbank von 2% liegt, scheinen ihm seine Versprechen, die Inflation zu bekämpfen, völlig egal zu sein. Er druckt einfach noch mehr Euros und senkt die Leitzinsen…
Auf mich macht das ganz klar den Eindruck, als würden sich die Zentralbanker nur wenig um den Wert ihrer Währungen scheren, und sich stattdessen vielmehr auf das Wohlergehen des Bankensektors konzentrieren. Investoren täten gut daran, sich auf die Maßnahmen der Zentralbanker zu konzentrieren, anstatt auf ihre Beteuerungen. Und ihre Maßnahmen senden aktuell ein ganz deutliches Kaufsignal für Gold.“
Natürlich ist es einfacher, seine hart erarbeiteten Ersparnisse einfach auf einem Festgeldkonto zu halten, anstatt sie beispielsweise in physisches Gold und Silber zu investieren, da letzteres ja in der Tat mit Mehraufwand verbunden ist. Schlussendlich braucht sich angesichts der aktuellen Situation aber niemand darüber zu wundern, sollten die in Aussicht gestellten Zinsgewinne durch die Inflation aufgefressen werden oder sich die Kaufkraft gar in Luft auflösen. Es spricht viel dafür, dass die Zentralbanker ihre inflationäre Geldpolitik – mit der die Mittelschicht ausradiert wird – zum Wohle der Banker und Politiker weiter fortsetzen werden.