Dass Roosevelt das Gold des amerikanischen Volks stahl, weil er das Vertrauen in den US-Dollar wieder herstellen musste, ist ein Märchen. Die Motive hinter der Goldbeschlagnahme in den USA unterscheiden sich nicht von denen, die auch Lenin und Hitler dazu trieben, den Menschen das gelbe Metall aus den Händen zu reißen

James Turk, FGMR.com, 23.11.2011

Rund um die Gold-Konfiskation in Amerika, die 1933 vom US-Präsidenten Franklin Roosevelt (FDR) durchgeführt wurde, ranken sich eine Vielzahl weit verbreiteter Missverständnisse, wobei die meisten dieser Irrtümer dann auch noch dazu dienten, die schändlichen Machenschaften von FDR zu rechtfertigen. Mittlerweile haben sie sich sogar in moderne Mythen verwandelt.

Die vielleicht größte und hartnäckigste Legende ist, dass FDR das Gold beschlagnahmen musste, um damit den US-Dollar zu decken. Bis zur Konfiskation durch Roosevelt war festgelegt, dass ein US-Dollar 1,5 Gramm Feingold (das ist ein Goldpreis von USD 20,67 pro Unze) entspricht. Die Verfechter dieses weit verbreiteten Mythos ignorieren bei ihrer Argumentation einfachste mathematische Erwägungen.

Im Dezember 1932 beliefen sich die Goldreserven der USA auf 204,5 Millionen Unzen, womit sie leicht über den durchschnittlichen US-Goldreserven von Oktober 1929 bis Dezember 1932 (202,2 Millionen Unzen), also während der schlimmsten Phase der Großen Depression lagen.

Nach dem Wahlsieg von FDR im November 1932 kamen Gerüchte auf, dass Roosevelt nach Amtsantritt das Gold des amerikanischen Volks beschlagnahmen würde. Aufgrund dieser Gerüchte – die wohlmöglich von Insidern aus dem Weißen Haus kamen, die Kenntnis über diese Konfiskationspläne hatten – tauschten die US-Bürger ihre Dollars in Gold ein, was zu jener Zeit ja ohne Weiteres möglich war.

Ein Großteil dieses Goldes wurde dann exportiert oder einfach versteckt, was in Milton Friedmans Buch „Die Geldgeschichte der Vereinigten Staaten“ im Detail beschrieben wird.

Ein Ergebnis dieses Umtauschs von Papierdollars in physisches Gold war, dass die Goldreserven bis zum Amtsantritt von FDR im März 1933 auf 193,3 Millionen Unzen absanken. Nachdem die Konfiskation in Kraft trat, kamen diese Goldabflüsse zum Erliegen und die Goldreserven begannen aufgrund der landesweiten Beschlagnahme wieder zu steigen.

Im Januar 1934, als Roosevelt festlegte, dass ein US-Dollar nur noch 0,9 Gramm Feingold entspricht, erreichten die US-Goldreserven einen Stand von 195,1 Millionen Unzen. Der Dollar wurde also um 41% abgewertet, was bedeutete, dass man fortan USD 35 benötigte, um eine Unze Gold zu kaufen.

Und nun die Rechnung dazu: Bei 195,1 Millionen Unzen an US-Goldreserven im Januar 1934 zu einem Goldpreis von USD 35 pro Unze kommen wir auf eine Golddeckung des Dollars in Höhe von USD 6,83 Milliarden.

Gold war gegenüber dem US-Dollar auf einmal überbewertet, was sich daran ablesen lässt, dass es infolge der Abwertung des US-Dollars zu einem sprunghaften Anstieg der US-Goldreserven kam, die alleine im ersten Monat auf 212,5 Millionen Unzen in die Höhe schnellten. Der Dollar-Geldregen nahm für die Goldbesitzer aber kein Ende – stattdessen tauschten die Menschen immer mehr und mehr ihres überbewerteten Goldes gegen Dollars ein, was zur Folge hatte, dass die US-Goldreserven im August 1934 – also gerade einmal sechs Monate später – mit 227,9 Millionen Unzen auf ein neues Allzeithoch kletterten.

Angesichts dieser riesigen Steigerungsrate der US-Goldreserven wird deutlich, dass die Bewertung der US-amerikanischen Goldbestände mit USD 6,83 Milliarden hoch genug war, um das Vertrauen in den Dollar wiederherzustellen.

Nimmt man nun diese USD 6,83 Milliarden und dividiert sie durch 193,3 Millionen Unzen – also die Höhe der US-Goldreserven vor dem Zeitpunkt der Konfiskation – kann man durchaus zu dem Schluss gelangen, dass mit einer Dollarabwertung auf USD 35,33 pro Goldunze genau derselbe Golddeckungsbetrag erreicht worden wäre, der notwendig gewesen ist, um das Vertrauen in den US-Dollar wieder herzustellen, nur wäre dies halt ohne irgendwelche Konfiskationen vonstatten gegangen.

Entgegen all der Legenden, die sich um die Gold-Konfiskation ranken, ist es also völlig offenkundig, dass FDR das beschlagnahmte Gold in Wirklichkeit überhaupt nicht gebraucht hat, um das Vertrauen in den Dollar wieder herzustellen. Hätte man den Dollar einfach ein klein wenig stärker abgewertet, wäre das Ziel auch so erreicht worden.

Aber warum hat FDR dann das Gold beschlagnahmen lassen?

In unserem Buch „Der Zusammenbruch des Dollars“ liefern John Rubino und ich die Antwort darauf, wobei die Antwort nicht von uns selbst stammt, sondern sich in einer im Jahre 1966 von Alan Greenspan veröffentlichten Abhandlung mit dem Titel „Gold und wirtschaftliche Freiheit“ findet:

Wenn es keinen Goldstandard gibt, so gibt es auch keine Möglichkeit, seine Ersparnisse vor der Konfiszierung durch Inflation zu schützen. Es gibt keinen sicheren Wertspeicher. Gäbe es einen, müsste die Regierung diesen verbieten, so wie es bei Gold getan wurde.

Würde sich beispielsweise ein jeder dazu entschließen, all seine Bankeinlagen in Silber oder Kupfer oder irgendeine andere Ware umzutauschen, und im Anschluss daran nicht mehr bereit sein, Schecks als Zahlungsmittel für Waren zu akzeptieren, würden die Bankeinlagen ihre Kaufkraft verlieren und der seitens der Regierung geschaffene Bankenkredit wäre als Forderung auf Waren nichts weiter als ein wertloser Anspruch.

Die Aufgabe des Goldstandards machte es den Wohlfahrts-Etatisten möglich, das Bankensystem als ein Mittel zur unbegrenzten Kreditausdehnung zu nutzen …

Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaats verlangt es, dass es für die Halter von Vermögen keine Möglichkeit gibt, wie sie sich schützen können. Das ist das schäbige Geheimnis der Tiraden gegen Gold seitens der Wohlfahrts-Etatisten. Defizitäre Ausgaben sind nichts weiter als ein Plan, Vermögen zu konfiszieren. Und Gold steht diesem hinterhältigen Prozess im Wege. Es fungiert als Beschützer der Vermögenswerte. Hat man dies erst einmal verstanden, dann bereitet es einem auch keine Schwierigkeiten mehr, die Feindseligkeit der Etatisten gegenüber Gold zu begreifen.“

Meines Erachtens hat FDR das amerikanische Gold aus demselben Grund beschlagnahmt, der auch Lenin in Russland und Hitler in Deutschland zur Gold-Konfiskation veranlasste, nämlich um es dem Volk aus den Händen zu reißen. Dies kommt auch in der im Jahre 1948 von Howard Buffett, dem Vater der Wall-Street-Legende Warren Buffett gehaltenen Rede mit dem Titel „Die menschliche Freiheit basiert auf in Gold umtauschbarem Geld“ zum Ausdruck – eine ausgezeichnete Rede, die viele der mit der Gold-Beschlagnahme in Zusammenhang stehende Missverständnisse ausräumt.

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