Joel Skousen, World Affairs Brief, 25.11.2011
Gegenwärtig mehren sich die Hinweise darauf, dass die USA beabsichtigen, das syrische Regime mithilfe von Militärgewalt zu bezwingen, genauso wie sie es in Libyen taten. Frankreich und die USA haben den Syrischen Nationalrat – dessen Name doch stark an den „Libyschen Übergangsrat“ der von Strippenziehern gestützten libyschen Rebellen erinnert – bereits anerkannt.
Die westlichen Mächte bereiten gerade alles vor, um die Vereinten Nationen anzurufen und eine „humanitäre Krise“ in Syrien zu verhindern – eine Krise, die von ihnen absichtsvoll provoziert wurde, indem sie einen harten Kern von Protestlern mit Waffen versorgten und diese Provokateure dann Angriffe gegen die syrische Polizei durchführen ließen.
Die USA befinden sich gerade mitten in der Planung und Vorbereitung, um eine Flugverbotszone über Syrien auszurufen, mit der sie dann den Beginn von Luftangriffen auf syrische Militärpositionen rechtfertigen werden. Auch hier läuft wieder alles nach dem libyschen Modell ab.
Der Iran verfügt über wesentlich mehr direkte Verbindungen zu Syrien und dem Libanon als zu Libyen, und man muss sich hier schon fragen, ob die anwachsenden Drohungen gegenüber Syrien nicht darauf abzielen, den Iran in den Konflikt mit hineinzuziehen, so dass endlich auch der bereits seit langem erwartete Angriff Israels auf den Iran gerechtfertigt werden kann.
Die Türkei hat sich auf Geheiß der USA gegen ihren früheren Verbündeten Syrien gewandt und wird dafür von den USA und der NATO Gegenleistungen erhalten, die uns bisher noch nicht bekannt sind.
Mit Sicherheit wird jede Menge Geld im Spiel sein, vielleicht verspricht man der Türkei aber auch den EU-Beitritt, um den sie sich in der Vergangenheit stets bemüht hat. Präsident Erdogan hat es der Syrischen Befreiungsarmee erlaubt, in Istanbul ein Büro zu eröffnen, und gewährt ihr über das Außenministerium Kontakt zu den türkischen Kommandeuren.
Ja selbst die Araber ziehen bei den Syrern nun die Daumenschrauben an. Reuters meldete:
„Die Arabische Liga gab Syrien einen Tag, um ein Protokoll zu unterzeichnen, das Beobachter im Land erlaubt, ansonsten würden dem Land aufgrund seines harten Vorgehens gegen Proteste Sanktionen drohen, darunter auch die Aussetzung von Flügen und die Aussetzung von Transaktionen mit der Zentralbank.“
Die Fristsetzung von nur einem Tag zeigt, dass sie eigentlich auf Sanktionen aus sind, die schließlich zu einer Militärinvasion führen würden.
Ein Autor von Boilingfrogpost.com wusste einige interessante Details darüber zu berichten, wie die Syrische Befreiungsarmee plant, die Protestbewegung in eine Invasion zu verwandeln:
„Oberst Riad al-Assad [der Führer der Syrischen Befreiungsarmee] war in der Türkei gewesen und hat dort in der US-Basis im türkischen Incirlik gemeinsam mit den USA und der NATO daran gearbeitet, genau das zu tun, was er so massiv bestreitet: US-Waffen nach Syrien zu schmuggeln, an einem psychologischen Krieg und einem Informationskrieg der USA innerhalb Syriens teilzunehmen, da die Protestler eher dazu neigen, ihm als Mittelsmann zu trauen, und dabei zu helfen, Geheimdienst- und Militäragenten über die Grenze zu bringen und sie bei ihren nächtlichen Luftlandungen zu unterstützen.
Das geheime US/NATO-Trainingslager auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im türkischen Incirlik begann im April und Mai 2011 damit, sich in Syrien eine Basis aus Dissidenten zu schaffen. Zu dem sich auf dem US-Stützunkt befindenden Operations-Hauptquartier stießen seitdem noch Oberst Riad al-Assad und andere hochrangige syrische Militär- und Geheimdienstvertreter hinzu.
Die allwöchentlichen Waffenschmuggeloperationen wurden wenigstens seit Mai mit voller Unterstützung der NATO durchgeführt. Zu dem Hauptquartier gehört eine Abteilung für Informationskriegsführung, von wo aus die USA und die NATO mithilfe eines Kerns syrischer Abtrünniger aus Geheimdienst und Militär an syrische Dissidenten gerichtete Informationen verbreiten.“
Wieder einmal geben die USA vor, nur Beobachter zu sein, während sie in Wirklichkeit aktiv am Sturz eines souveränen Staates arbeiten. Es liegt mir fern, hier das Regime von Baschar al-Assad zu verteidigen – vielmehr geht es mir ganz grundsätzlich um das Prinzip der Nichteinmischung, und zwar genau solange, wie keine Kriegserklärung erfolgt ist, die überdies einer guten Sache dienen muss.
Unterdessen haben die USA den Flugzeugträger USS George H. W. Bush in Richtung syrische Gewässer entsandt. Mit der Entsendung dieses Flugzeugträgers – er und seine Begleitschiffe sind die modernsten und neuesten Schiffe der US-Marine – werden mehrere Ziele verfolgt:
- 1. Es ist eine Gegenmaßnahme, da Russland als Zeichen des guten Willens gegenüber Syrien ebenfalls Kriegsschiffe entsandt hat.
- 2. Der Flugzeugträger soll die Kommando- und Kontrollzentrale einer künftigen „Flugverbotszone“ werden – einer „Flugverbotszone“, die genauso wie in Libyen Fahrzeuge am Boden zum Ziel haben wird und nicht nur Flugzeuge.
- 3. Es soll eine umfängliche elektronische Überwachung der Antikoalitionsstreitkräfte in Syrien und im Libanon sichergestellt werden.
Letzteres ist notwendig geworden, da im Libanon und in Syrien jüngst zwischen 12 und 21 CIA-Agenten (je nachdem, welcher Quelle man nun Glauben schenkt) von der Hisbollah aufgegriffen worden sein sollen. Associated Press meldete unter Berufung auf US-Beamte: „Die CIA-Operationen im Libanon haben schwere Rückschläge hinnehmen müssen, nachdem die Hisbollah eine Reihe von US-Agenten identifiziert und festgenommen hat.“
Noch ominöser scheint Einigen jedoch die Präsenz Russlands zu sein:
„Russland hat eine Marineflotte in die Region entsandt, zu der auch ein Lenkwaffenkreuzer, zwei Anti-U-Boot-Schiffe und 47 Kampfflugzeuge gehören. Die Flotte wird im syrischen Hafen von Tartus einlaufen, wo Russland eine Wartungsbasis unterhält. Im selben Hafen befinden sich auch iranische Schiffe …
In der Vergangenheit hatte der russische Präsident Vladimir Putin betont, dass Russland, sollte der Iran von einer ausländischen Macht angegriffen werden, reagieren würde. Die Verstärkung der russischen Marinepräsenz in der Region könnte durchaus als Versuch angesehen werden, Israel und wohlmöglich auch Amerika zu signalisieren, dass Russland zurückschlagen wird, sollte der Iran angegriffen werden.“
Die Russen erklären nun also, dass sie Syrien auf dieselbe Weise unterstützen wollen. Doch wenn die Geschichte uns irgendwie Hinweisgeber sein kann, dann wird Russland in Wirklichkeit weder Syrien noch dem Iran zu Hilfe eilen, genauso wenig wie Russland den Irak unterstützt hat, obwohl sie Saddam versprochen hatten, einen Angriff der USA nicht zuzulassen.
Ich bin ja bereits seit langem der Meinung, dass Russland über einen Langzeitplan verfügt, um die Voraussetzungen für einen Präventivangriff auf den Westen zu schaffen, und eines der entscheidenden Elemente dieses Plans ist es, es den USA zu erlauben, ihren Ruf als „weltgrößter Tyrann“ weiter aufzupolieren, so dass ein Angriff Chinas und Russlands am Ende gerechtfertigter erscheint.
Die US-amerikanischen Konservativen, die reflexhaft die Intervention in Libyen unterstützt haben und derartige Pläne nun auch im Hinblick auf Syrien unterstützen, sollten nicht vergessen, was in Libyen am Ende dabei herauskam. Patrick Cockburn berichtet, dass
„die Inhaftierung von 7.000 Menschen in Gefängnissen und Lagern durch die Anti-Gaddafi-Kräfte keineswegs überraschend kommt. Der Konflikt in Libyen hatte von Anfang an viel mehr von einem Bürgerkrieg unter Libyern, als es seitens der ausländischen Regierungen eingeräumt oder der ausländischen Medien berichtet wurde.
[Ich würde sagen, dass die US/NATO-Intervention Vorteil aus der Situation schlug und den Hass zwischen den Stämmen, der in Libyen bereits seit sehr langer Zeit existiert, kräftig anheizte.]
Die siegreiche Anti-Gaddafi-Miliz agiert nicht besonders barmherzig. Während der Kämpfe nahm das alte Regime oftmals Angehörige fest oder tötete sie, daher wollen sie sich nun rächen. Manchmal stammen sie von Stämmen und aus Städten, die ihren benachbarten Stämmen und Städten feindlich gesinnt sind. Auf Gaddafi-Unterstützer wird Jagd gemacht. Laut den Angaben einer Person sehen sich die Menschen in Sirte, der Heimatstadt Gaddafis, einer ´anhaltenden Terrorherrschaft` gegenüber.“
Was, eine anhaltende humanitäre Krise? Und wo bleiben die Deklarationen der Vereinten Nationen?