Zu viele Politiker-Versprechen und zu hohe Staatsausgaben – der finanzielle Untergang der westlichen Industrieländer ist vorprogrammiert. Ein Blick auf die jahrtausendealte Geldgeschichte zeigt, dass bisher noch jede Währung zusammengebrochen ist. Mit der Schaffung des internationalen Zentralbankwesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Geldentwertung dann richtig an Fahrt auf
Bob Adelmann, The New American, 01.12.2011
Jim Powell, ein führendes Mitglied des Cato Institute schrieb in der Zeitschrift Forbes, dass der Niedergang der reichen Staaten, die ihre Währungen entwerten, um ihre Rechnungen zu zahlen, eine unausweichliche wie auch vorhersagbare Entwicklung sei. Powell sagt, dass der Drang der Politiker, Versprechungen zu machen und Staatsausgaben zu tätigen, überwältigend ist:
„[Es ist] ein instinktiver Drang, Geld auszugeben, das sie nicht besitzen. Sie können sich einfach nicht beherrschen. Sie werden sich um alle möglichen Bemühungen herummogeln, die darauf abzielen, diesen Ausgaben Einhalt zu gebieten.“
Das Römische Reich verfügte über einen Goldstandard. Vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. förderte man Gold und prägte den Aureus. Zu Beginn enthielt der Aureus 10,9 Gramm Gold, was ungefähr einem Wert von 25 [Silber-]Denar oder der Arbeitsleistung eines Monats entsprach.
Und während sich das römische Imperium fortentwickelte, machte es immer mehr und mehr Versprechungen. Es sorgte für zahlreiche öffentliche Dienstleistungen. Beispielsweise gewährte es landwirtschaftliche Beihilfen und finanzierte die öffentliche Unterhaltung sowie einen riesigen Bürokratie- und Militärkomplex, was schon bald dazu führte, dass die Staatsausgaben die Steuereinnahmen überstiegen.
Um dieses Defizit auszugleichen, wurde der Aureus fortwährend entwertet. Im Jahre 50 v. Chr. enthielt der Aureus noch 9,09 Gramm Gold, im Jahre 46 v. Chr. waren es 8,18 Gramm, vom Jahre 60 bis zum Jahre 214 n. Chr. 6,55 Gramm, bis 292 5,45 Gramm, 312 waren es 4,54 Gramm und ab dem Jahre 367 dann 3,29 Gramm.
Papiergeld ließ sich schon leichter entwerten, wie die Chinesen herausfanden. Powell merkt dazu an, dass sieben verschiedene Dynastien Papiergeld ausgaben, um ihre Rechnungen zu zahlen, während jede einzelne dieser Dynastien unterging oder durch eine andere ersetzt wurde, die wiederum ihr eigenes Papiergeld ausgab.
Zwischen 1260 und 1390 vervielfachte sich die Geldmenge um das 3.200-fache, was zu einem Zusammenbruch der Song-Dynastie und der Yuan-Dynastie führte. Der Wert der Währung der Ming-Dynastie ging bis zum Jahre 1425 um 99% zurück. Ihr folgte die Qing-Dynastie, die gerade einmal elf Jahre brauchte, um ihre Währung vollständig zu vernichten. Man versuchte es dann noch einmal mit Papiergeld, was aber auch nur acht Jahre funktionierte.
Im Jahre 1299 enthielt der englische Penny 1,438 Milligramm Silber, aber bis 1526 wurde der Silbergehalt dann auf 687 Milligramm abgesenkt. Unter King Edward VI. ging der Silbergehalt dann auf 518 Milligramm zurück.
Powell betont jedoch, dass die schlimmste Geldentwertung nach der Gründung der Zentralbanken zu Beginn des 20. Jahrhunderts stattfand. Die Schaffung der Zentralbanken diente zwei Hauptzielen:
- Es den Regierungen zu erlauben, mehr Geld auszugeben, als sie über Steuern einnehmen oder als Kredite aufnehmen können.
- Das Bankenkartell zu schützen, wenn eines seiner Mitglieder vor der Pleite steht.
Die bekannteste außer Kontrolle geratene Inflation fand zwischen Juni 1921 und Juli 1924 in der Weimarer Republik statt. Die Hyperinflation in der Weimarer Republik wird oftmals auf die massiven Reparationsforderungen des Ersten Weltkriegs zurückgeführt, doch Powell kann sich diesem Meinungsbild nicht anschließen:
„Vor dem Krieg hatte Deutschland einen großen Wohlfahrtsstaat geschaffen, der während des Krieges massiv ausgeweitet wurde. Nach dem Krieg wurde dieser aber nicht zurückgefahren. Deutschland hatte schlussendlich Schwierigkeiten, das staatliche Rentensystem, das dem US-amerikanischen Rentensystem ähnelt, aufrecht zu halten.
Die deutsche Regierung finanzierte überdies für die Gesundheitsversorgung von Millionen von Menschen. Es gab staatliche Zuwendungsprogramme, mit denen 1,5 Millionen kriegsversehrte Veteranen versorgt wurden. Die deutsche Regierung rettete Gemeinden vor der Pleite. Sie erging sich in verschwenderischen Ausgabenprogrammen, um die Kunst zu fördern. Es gab staatliche Theater und Opernhäuser. Die im Staatsbesitz befindliche Bahn verlor Geld. Staatsbetriebe konnten noch nicht einmal genügend Geld erwirtschaften, um Margarine und Würstchen herzustellen.“
Das heutige Problem Griechenlands ist dasselbe, mit dem auch das damalige Deutschland zu kämpfen hatte: Ein völlig außer Kontrolle geratener Wohlfahrtsstaat. Den Gewerkschaftsarbeitern werden alljährlich 14 Monatsgehälter ausgezahlt, obwohl sie nur 12 Monate arbeiten, während fast jeder vierte Grieche für die Regierung tätig ist. Die Renten- und Krankenkassenleistungen wuchsen immer stärker an, während es in vielen Branchen möglich ist, bereits mit 50 Jahren in Frühpension zu gehen.
Argentinien ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Politiker-Versprechen und zu starke Ausgaben selbst die fortschrittlichsten und reichsten Länder vernichten. Von 1870 bis 1913 war das industrielle Wachstum Argentiniens sogar noch stärker als das der Vereinigten Staaten. Im Jahre 1913 erreichte das argentinische Bruttosozialprodukt 72% des US-amerikanischen Niveaus. Aber das war dann auch der Höhepunkt.
Im Jahre 1916 wurde ein neuer Präsident ins Amt gewählt, der die Radikale Partei anführte und „grundlegende Veränderungen“ versprach. Man führte ein staatliches Rentensystem und eine staatliche Pflicht-Krankenversicherung ein, während in Eigenheime für Einkommensschwache „investiert“ wurde.
Bis 1946, als Juan Peron gewählt wurde, war die Wirtschaftsleistung Argentiniens aufgrund des Wohlfahrtsstaats bereits bedeutend zurückgegangen und lag nur noch bei 50% des US-amerikanischen BSP. Perons Ausbau der Bürokratie, der Arbeitergewerkschaften und der sozialen Zuwendungsprogramme läuteten das Ende Argentiniens ein.
Das Land sah sich gezwungen, Kredite aufzunehmen und seine Währung mithilfe der Inflation zu entwerten, was im Jahre 1989 schließlich zu einer Hyperinflation führte. Die Staatspleite Argentiniens – das Land erklärte im Jahre 2002 die Zahlungsunfähigkeit auf USD 93 Milliarden – gilt auch heute noch als der größte Zahlungsausfall in der Geschichte.
Und selbst zum jetzigen Zeitpunkt ist Argentinien immer noch ein Schatten seines einstigen Selbst. Das argentinische BSP liegt im weltweiten Vergleich auf Rang 52. Im Jahre 1913 lagen die Argentinier auf Rang 2. Charles Scaliger, der zehn Jahre in Argentinien lebte, schreibt:
„Das gesamte argentinische Elend findet seine Ursache in der scheußlichen Politik, die vor Jahrzehnten durch Juan Peron und seine ´Sozialreformer` implementiert wurde. Für Peron hat es – genauso wie für Franklin D. Roosevelt – nie ein gesellschaftliches Problem gegeben, dass nicht mithilfe des kreativen Einsatzes staatlicher Macht (natürlich finanziert über Steuergelder [und Inflation]) hätte gelöst werden können.
Ein Großteil der sozialistischen Gesetzgebung, die er und seine Nachfolger einführten, verschlingt selbst heute noch die letzten Reste argentinischen Wohlstands und verwandelt das Land, das vor gerade einmal einem Jahrhundert über eine der stärksten Wirtschaften des Planeten verfügte, in einen hoffnungslosen Fall, der nun mit Zimbabwe und anderen Ländern darum wetteifert, auf der langen und traurigen Liste der Staaten ganz oben zu stehen, dessen Herrscher die Nation in die Pleite geprasst haben.“
Und was ist nun mit den reichen Vereinigten Staaten? Powell ist da pessimistisch und behauptet:
„… solange, wie sich Geld in der Schatulle findet, wird der politisch Druck, es auszugeben, überwältigend sein – und die zig Millionen Wähler, die von den staatlichen Zuwendungen profitieren … werden die mutigen Politiker, die darauf hinweisen, dass die Regierung es sich nicht mehr länger leisten kann, für alles zu zahlen, aller Vorausschau nach an den Pranger stellen.“
Im Rahmen des Staatsbankrotts ergibt sich die Möglichkeit, bei den Staatsausgaben einzuschreiten. Die Staatspleite wird augenblicklich und schmerzlich offenbar, wenn die Regierungszuwendungen verspätet überwiesen werden, es in den Lebensmittelläden zu allwöchentlichen Preiserhöhungen kommt und der Aktienmarkt einbricht. Nur dann, so Powell, sei es „wahrscheinlich, sich aus der festen Umklammerung der ausgabeorientierten Lobbyisten befreien und ernsthafte Reformen“ durchführen zu können.